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Mittwoch in Montpellier: Erstes von zwei Endspielen im Viertelfinale der Königsklasse

Champions League

Mittwoch in Montpellier: Erstes von zwei Endspielen im Viertelfinale der Königsklasse

Spiele des Jahres voraus: Wenn man am Mittwoch um 20:45 Uhr in Montpellier der Anpfiff zum Viertelfinal-Hinspiel in der Machineseeker EHF Champions League ertönt, ist alles andere nur noch Königsklassen-Geschichte. Es ist K.o.-Zeit, und die kommenden 120 Minuten mit dem Rückspiel in Kiel am 2. Mai (jetzt noch Tickets sichern!) werden die spannendsten der Saison. "In Montpellier kommt eine emotional und physisch brutale Herausforderung auf uns zu", weiß THW-Trainer Filip Jicha um die Qualitäten des französischen Vizemeisters Montpellier HB und die Hexenkessel-Atmosphäre in der engen, kleinen FDI Arena. "Montpellier und die französischen Fans werden uns mit Wucht begegnen. Wir müssen dagegenhalten - wie zuletzt beim Unentschieden in Berlin. Das war eine gute Vorbereitung für Mittwoch." Dyn und DAZN übertragen live.

Kieler nehmen Selbstbewusstsein mit in das Viertelfinale

Am Sonntagabend um 22 Uhr war die Auswärtstour zu den Füchsen Berlin Geschichte, als der Mannschaftsbus auf das Gelände des Trainingszentrums rollte. Spätestens ab diesem Moment galt die Konzentration der Zebras nur noch der kommenden Herkulesaufgabe. "Wir nehmen aus der Begegnung in Berlin eine Menge Selbstvertrauen mit nach Montpellier", sagte Rückraumspieler Steffen Weinhold, und fügte an: "Und die Gewissheit, dass es sich lohnt, um jeden Ball zu kämpfen." Auch Jicha, der seine Mannschaft nach dem Kieler Fehlstart in der Max-Schmeling-Halle mit einer emotionalen Auszeit-Ansprache wachgerüttelt hatte, nahm viel Positives mit zurück aus der Hauptstadt: "Wir können in Montpellier gewinnen, wenn wir unser Potenzial abrufen und eine ähnliche Leistung wie in Berlin abliefern." Viel Zeit zum Wundenlecken,  Wäschewaschen und Kofferpacken bleibt den Zebras nicht, denn nach einem gemeinsamen Training am Montag geht es bereits Dienstagfrüh wieder weiter. Dann startet der Flieger ins 1600 Kilometer entfernte Montpellier, wo am Abend dann das Abschlusstraining für das so wichtige Viertelfinal-Hinspiel stattfindet.  

Montpellier vermasselte Barca den Gruppensieg

Star der Franzosen: Valentin Porte

Montpellier HB, mit bisher zwei Titeln in der Machineseeker EHF Champions League einziger Königsklassen-Sieger Frankreichs, hat in dieser Spielzeit schon mehrfach für Aufsehen gesorgt. So jagte man unter anderem GOG mit einem 36:25 und den FC Porto mit 35:24 aus der Halle, unterlag dem SC Magdeburg zweimal nach einem Riesen-Kampf nur knapp. Der größte Coup des französischen Vizemeisters: Am letzten Vorrunden-Spieltag gewann der kommende THW-Gegner beim FC Barcelona mit 37:34, vermasselte den Katalanen damit den Gruppensieg und ließ MHB auf Platz vier vorrücken. Mit diesem Erfolg stellte die Mannschaft einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis, dass sie gegen jeden Gegner zu herausragenden Leistungen fähig ist. Und das nicht nur in eigener Halle, sondern eben auch auswärts - wie zuletzt im Achtelfinale, als man mit einem 27:27-Remis in der ausverkauften, riesigen Zagreb-Arena den Grundstein für den Viertelfinal-Einzug legte, den man eine Woche später mit einem 30:24-Erfolg gegen den kroatischen Rekordmeister perfekt machte. 

Canayer seit 30 Jahren an Montpelliers Seitenlinie

Montpelliers Trainer-Legende: Patrice Canayer

Der Viertelfinal-Einzug ist auch ein neuerlicher Erfolg für Patrice Canayer: 1994 kam er aus Paris nach Montpellier und begründete den kometenhaften Aufstieg der Franzosen, für die er nun in der 30. Saison an der Seitenlinie steht. Der Trainer führte seine Mannschaft nicht nur zu den zwei Königsklassen-Triumphen, sondern auch zu 14 Meistertiteln und 13 Pokalsiegen. Am Ende dieser Spielzeit ist nun aber Schluss: Canayer beendet seine MHB-Karriere, das Viertelfinal-Hinspiel gegen den THW Kiel ist seine letzte Königsklassen-Partie vor heimischem Publikum. Vor seinem Abschied hat er aber wieder einmal den Weggang einiger Leistungsträger  kompensieren können. Mehr noch: Die größten Stärken der Franzosen sind ihre Ausgeglichenheit im breiten Kader und die Geschlossenheit, mit der sie die Lücken, die die Abschiede von Hugo Descat (ging nach Veszprem) und Julien Bos (inzwischen in Nantes) hinterließen, nahtlos füllten.

Zwei Neuzugänge an der Spitze der Torjägerliste

Neuzugang Hugo Monte dos Santos

Star der Mannschaft ist der 33-jährige Rückraumspieler Valentin Porte: Der Olympiasieger, Doppel-Welt- und Doppel-Europameister spielt seit 2016 für MHB und erzielte im bisherigen Wettbewerb 38 Treffer und bildet mit dem Halblinken Hugo Monte dos Santos (67) eine der gefährlichsten Rückraumachsen der Königsklasse. Der 21-jährige Halblinke Monte dos Santos wechselte vom Esporte Club Pinheiros aus seiner Heimat Brasilien in die Mittelmeer-Metropole, und ist mit meinem weiteren Neuzugang Top-Torschütze seiner Mannschaft: Rechtsaußen Sebastian Karlsson kam vor dieser Saison von IK Sävehof und erzielte bisher ebenfalls 67 Treffer. Neuzugang Nummer drei kam bereits im März 2023 aus Deutschland: Von der HSG Nordhorn-Lingen holte man als Descat-Ersatz den Spanier Jaime Fernandez. Ein erfahrener Mann, der jetzt mit dem schwedischen Nationalspieler Lucas Pellas, bisher 54 Mal erfolgreich, ein torgefährliches Duo auf der Linksaußen-Bahn bildet. 

Bellahcene freut sich auf die Rückkehr in seine Geburtsstadt

Kein Wunder, dass Montpellier HB eine der stärksten Offensiven der Machineseeker EHF Champions League hat. Bisher traf das Team 468 Mal in die gegnerischen Maschen, aber auch die Defensive hat es in sich: Traditionell spielt Montpellier eine extrem harte Abwehr, hinter der mit Charles Bolzinger und Remi Desbonnet zwei von insgesamt fünf aktuellen Europameistern bei MHB im Tor stehen. Ein Bollwerk, an dem sich auch Zagreb im Achtelfinal-Rückspiel die Zähne ausbiss und gegen das in 16 Partien insgesamt nur viermal mehr als 30 Tore erzielt wurden. "Montpellier hat eine kampfstarke Mannschaft, die einen sehr schnellen Handball spielt", weiß THW-Torhüter Samir Bellahcene. Der Europameister wurde in Montpellier geboren und machte seine ersten Karriereschritte im Trikot von Montpellier Handball. "Sie machen den Ball schnell, gehen mit viel Tempo auf die Abwehr. Das ist die größte Stärke von MHB." Für ihn ist die Rückkehr in seine Geburtsstadt ein besonderer Moment: "Ich habe eine große Reise gemacht, und jetzt spiele ich für meinen Traumverein THW Kiel. Meine Familie und meine Freunde werden in der Halle sein und uns unterstützen - alle natürlich im THW-Trikot."

Montpellier kommt mit viel Tempo

Ein Zebras, das Montpellier ebenfalls sehr gut kennt, ist Karl Wallinius. Der 25-jährige Schwede spielte vor seinem Wechsel nach Kiel für MHB. "Uns erwartet in Montpellier eine Menge Druck. Von den Fans und von Montpelliers Mannschaft, die aktuell richtig gut spielt", ist der Schwede noch immer gut informiert über seine ehemalige Mannschaft. "Um in Montpellier zu bestehen, müssen wir eine richtig gute Abwehr stellen. MHB spielt eine fantastische erste und zweite Welle, da müssen wir gegenhalten." Auch Rune Dahmke, der in Berlin von einer überstandenen Grippe geschwächt als Alleinunterhalter auf Linksaußen unterwegs war, hat den kommenden Gegner analysiert: "Montpellier hat viele eher kleinere, dafür aber sehr agile Spieler, die ein enormes Tempo reinbringen. Dazu die guten Rückraumschützen, eine gut abgestimmte Defensive und die beiden Nationaltürhüter.  Das ist eine richtig starke Mannschaft, uns erwarten zwei richtig schwere Spiele." 

Infos rund ums Spiel

Das erste von zwei wird am Mittwoch um 20:45 Uhr von den beiden slowenischen Unparteiischen Bojan Lah und David Sok in der FDI-Arena angepfiffen. Montpellier hat sich offenbar bewusst gegen einen Umzug in die mehr als 8000 Zuschauern Platz bietende "Arena du Sud" entschieden, weil die Atmosphäre in der kleineren, engen, 1977 gebauten Heim-Halle wesentlich dichter und hitziger ist. "In der kleinen Arena ist eine ganz besondere Stimmung", so Bellahcene. "Die Fans werden uns ordentlich einheizen. Es ist nicht leicht, dort zu bestehen." Wie sich die Zebras im Viertelfinal-Hinspiel der Machineseeker EHF Champions League schlagen, kann man in Deutschland bei den Streamingdiensten  Dyn und DAZN verfolgen, die das Spiel live übertragen. Die EHF schickt zum packenden Duell zweier Champions-League-Sieger gleich zwei Delegierte: Das Kampfgericht besetzen der Tscheche Jiri Konecny und der Italiener Marco Tosi Brandi. Auf geht's ins Viertelfinale der Königsklasse! Auf geht's nach Montpellier, Kiel!