fbpx

Zebras holen sich nach spannender Partie beim Bergischen HC die ersten Auswärtspunkte

Bundesliga

Zebras holen sich nach spannender Partie beim Bergischen HC die ersten Auswärtspunkte

24 Siege aus 24 Spielen lautete die bisherige überzeugende THW-Bilanz gegen den Bergischen HC, am Sonntagabend wollten die Zebras in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga den 25. Triumph gegen die Westdeutschen unter Dach und Fach bringen. Das Vorhaben ging auf, aber es entwickelte sich in der mit 4000 Zuschauern komplett ausverkauften Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf ein Handball-Krimi allererste Güte. Das Ende der 60 Minuten Hochspannung sah dann in den Zebras verdiente Sieger, die sich nach dem 29:25 (16:12) noch lange bei ihren Fans für die Unterstützung bedankten und Autogramme schrieben. 

Kieler hatten die Partie lange Zeit im Griff

Die Kieler hatten lange Zeit souverän gespielt und die Partie mit sicherer Führung unter Kontrolle. Mitte der zweiten Halbzeit aber scheiterten sie serienweise an Latte, Pfosten oder dem überragenden BHC-Schlussmann Christopher Rudek - aber auch an vielen zumindest fragwürdigen Pfiffen der Unparteiischen, die über 60 Minuten nicht zu einer einheitlichen Linie fanden. So lagen die Zebras in der 47. Minute plötzlich mit 21:22 zurück, drehten dann aber die Partie mit einer überragenden Abwehrleistung und viel Routine.  setzten sich schließlich mit 29:25 (16:12) Toren durch. Bester Kieler Torschütze und überragender Spieler der Begegnung war Kreisläufer Hendrik Pekeler, der achtmal ins Tor der Bergischen traf. "Wir hatten die Partie lange Zeit im Griff, dann sah es so aus, als würden wir noch das Spiel aus der Hand geben", analysierte Pekeler. "Vier Tore Vorsprung in der ersten Halbzeit waren einfach zu wenig für unsere gute Leistung zu Beginn."

Starker Beginn dank Tomas Mrkva

Die ersten Minuten der Partie standen klar im Zeichen von THW-Torhüter Tomas Mrkva. An ehemaliger Wirkungsstelle brachte der Tscheche die Angreifer der Bergischen mit Glanzparaden am Stück zur Verzweiflung, brachte stets irgendeinen Körperteil an den Ball. So schaffte er die Grundlage für die schnelle 6:2-Führung für die Zebras bis zur zehnten Spielminute: Petter Överby netzte zum 1:0 ein, Eric Johansson und Pekeler waren je zweimal erfolgreich, Elias Ellefsen á Skipagötu steuerte den Treffer zum 5:2 bei. Mads Andersen und Ladefoget brachten die Gastgeber bis zur 18. Minute wieder auf 6:7 heran, Yannick Fraatz, in der vergangenen Saison THW-Aushilfe auf Rechtsaußen, hatte sogar den Ausgleich in seinen Händen, vergab aber mit einem technischen Fehler.

Vier-Tore-Führung zur Pause

So spielten sich die Zebras wieder frei. Ekberg verwandelte einen Strafwurf zum 8:6, erhöhte wenig später mit sehenswertem "Einläufer" nach Karl-Wallinius-Anspiel zum 9:7, per Tempogegenstoß traf Pekeler zum 10:7. Als Ekberg das überragende Anspiel von Steffen Weinhold in der 23. zur Kieler 12:8-Führung einnetzte, schienen die Zebras davonzueilen. Doch die Bergischen kämpften sich zurück, erzielten in der 28. Minute durch Kreisläufer Ladefoged den 12:13-Anschluss. Und der THW? Antwortete mit Gelassenheit und spielerischer Klasse. Nikola Bilyk war nach glänzender Einzelleistung mit Drehung um die eigene Achse erfolgreich, Steffen Weinhold traf aufmerksam ins leere BHC-Tor, und die letzten Sekunden der ersten Halbzeit standen erneut im Zeichen von Mrkva. Kiels Schlussmann parierte den Strafwurf von Arnesson, Sven Ehrig markierte im Gegenzug das Tor zum 16:12, und mit dem Halbzeitpfiff war Mrkva erneut zur Stelle, vereitelte den Wurf des frei vor ihm auftauchenden Tim Nothdurft. 

Kieler Traum-Tore zum Start in die zweite Halbzeit

"Wir haben uns einfach nicht belohnt", ärgerte sich der BHC-Linksaußen nach 30 Minuten, "und Tomas Mrkva hat prima gehalten, war nicht zu überwinden." Mit einem Kracher unter die Torlatte läutete THW-Rückraum-Ass Johansson die zweite Hälfte ein, traf zum 17:12 für die Zebras, Ladefoged und Morante verkürzten zwar schnell auf 14:17, doch die Kieler schockten den BHC-Anhang mit einem Traumtor: Elias Ellefsen á Skipagötu "zauberte" ein Rückhand-Anspiel an den Kreis, Pekeler bedankte sich und vollendete mit frechem Dreher zum 18:14. Sehenswert dann auch das Solo von "Skippy" zum 20:16 in der 37. Minute, Hendrik Pekeler war wenig später erneut zur Stelle, verwandelte zum 21:17. Dann aber gefror dem THW-Anhang das Blut in den Adern. Die Zebras hatten plötzlich Ladehemmung, trafen Latte und Pfosten oder scheiterten wieder und wieder an Rudek. Die Folge: Die Gastgeber nutzten ihre Chancen, als Neuzugang Krecic per Doppelschlag traf, lagen die Bergischen in der 47. Minute erstmals in Front. Der BHC führte mit 22:21, die "Löwen" und ihre Fans verwandelten die Düsseldorfer Arena in einen Hexenkessel.

THW geht "All in" und gewinnt alles

THW-Trainer Filip Jicha reagierte, nahm nach dem 0:5-Lauf eine Auszeit und seine Führungsspieler in die Verantwortung. Taktisch gingen die Zebras "All in", agierten auch gegen den siebten Feldspieler der Bergischen mit einer offensiven 3-2-1-Deckung. Mit Erfolg: Ekberg blieb an der Siebenmeterlinie nach Foul an Överby eiskalt, Pekeler traf nach weitem Zuspiel von Domagoj Duvnjak zum 23:22. Doch Ladefoget konterte zum 23:23. Das Spiel stand auf des Messers Schneide, aber die Kieler entschieden es für sich: Der in der 43. Minute ins Tor beorderte Europameister Samir Bellahcene bedankte sich für das Vertrauen mit einer ganzen Serie artistischer Paraden. Unter anderem hielt er in der 56. Minute beim Stand von 25:24 den Strafwurf von Arnesson - ausgleichende Gerechtigkeit, hätte die Szene zuvor doch niemals mit einem Siebenmeter für die Hausherren enden dürfen. Und dann ging alles ganz schnell - zu schnell für den BHC: Die Zebras zimmerten einen unüberwindlichen Abwehrverband, hatten in Ekberg und Duvnjak zudem aufmerksame Ballklauer in ihren Reihen. Die Bergischen, nach einer Zeitstrafe in Unterzahl, nahmen Rudek aus dem Tor. Die Folge: Rune Dahmke, Ekberg und Duvnjak trafen nach Torwartparaden und Ballgewinnen nacheinander ins leere Tor der "Löwen", den Schlusspunkt setzte schließlich Hendrik Pekeler zum 29:25 - der THW hatte wichtige Zähler errungen.

Zebras haben Königsklassen-Auftakt vor der Brust

Am Mittwoch starten die Kieler auch in das Königsklassen-Jahr 2024 – und wie! Für sie geht es nach einer Trainingseinheit am Montag in Düsseldorf direkt weiter nach Polen. Über Warschau reisen sie dann ins gut zwei Busstunden entfernte Kielce, wo eine der stärksten Mannschaften Europas auf den THW Kiel wartet. Der polnische Top-Club warf sich am Samstagnachmittag mit einem 39:28-Erfolg bei Azoty Pulawy warm für die Partie gegen die Zebras, die am Mittwoch um 20:45 Uhr angepfiffen wird. Dyn und DAZN übertragen live. Das nächste Heimspiel der Kieler findet am kommenden Sonntag statt: Um 16:30 Uhr ist der TVB Stuttgart zu Gast, Tickets gibt’s unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT. Weiter geht’s in Kielce, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: afi-Fotodesign

LIQUI MOLY HBL, 21. Spieltag: Bergischer HC - THW Kiel 25:29 (12:16)

Bergischer HC: Rudeck (31.-60., 8 Paraden), Johannesson (1.-30., 6 Paraden); Persson, Nothdurft (4), Krekic (2), M’Bengue, Ladefoged (5), Andersen (2), Fraatz (2), Babak, Schmitz, Arnesson (4/3), Morante (3), Stutzke (2), Santos, Gunnarsson; Trainer: Naji
THW Kiel: Mrkva (1.-43., 8/1 Paraden), Bellahcene (43.-60., 4/1 Paraden); Ehrig (1), Duvnjak (1), Reinkind, Landin, Øverby (1), Weinhold (3), Wiencek, Ekberg (5/2), Johansson (3), Dahmke (1), Wallinius (1), Bilyk (2), Pekeler (8), á Skipagøtu (3); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Jukian Fedtke / Niels Wienrich
Siebenmeter: BHC: 5/3 (Mrkva hält Arnesson (30.), Bellahcene hält Arnesson (56.)) / THW: 2/2
Zeitstrafen: BHC: 3 (2x Stutzke (22., 28.), Nothdurft (57.)) / THW: 3 (Weinhold (11.), Wiencek (18.), Landin (29.))
Spielfilm: 0:1, 2:2 (4.), 2:6 (9.), 3:7 (15.), 6:7 (18.), 7:8, 7:10 (21.), 8:12 (23.), 10:12 (24.), 12:13 (27), 12:16;
2. Hz.: 12:17, 14:17 (34.), 14:19 (36.), 16:19, 17:21 (40.), 22:21 (47.),22:23 (49.), 23:25 (55.), 24:25 (55.), 24:28 (59.), 25:29.
Zuschauer: 4068 (ausverkauft) (Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Es war ein sehr intensives Spiel, genauso hatten wir es erwartet. Es ist nie einfach hier, weil es sehr körperbetont ist. Wenn man hier gewinnt, sind es nichts weniger als zwei sehr hart erkämpfte Punkte. Ich freue mich für meine Jungs, dass sie sich belohnen konnten. Und ich freue mich, dass heute auch die jüngeren Spieler ihren Anteil am Erfolg hatten Wir hatten das Spiel lange Zeit fest in unseren Händen, bis auf die Phase mit dem 0:5-Negativlauf in der zweiten Halbzeit. Da mussten wir von Außen beruhigen und sortieren. Wir haben einen langen Weg begonnen, der mit harter Arbeit gesäumt ist. Der lang und steinig ist. 

BHC-Trainer Jamal Naji: Ich finde nicht, dass der THW Kiel das Spiel unter Kontrolle hatte. Wir hatten in der Effizienz der "Expected goals" in der ersten Halbzeit unsere Probleme, sonst wären wir zur Pause schon vorn gewesen. Uns haben am Ende vier Minuten gefehlt, und wir hatten gegen die 3-2-1 der Kieler unerwartet viele Probleme. Gegen den THW Kiel sind die technsichen Fehler in der Schlusphase natürlich zuviel, die spielen das dann abgezockt zu Ende.