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Wichtiger Sieg: THW Kiel gewinnt spannende Achterbahnfahrt gegen Melsungen

Bundesliga

Wichtiger Sieg: THW Kiel gewinnt spannende Achterbahnfahrt gegen Melsungen

Die MT Melsungen zählt zu den THW-Lieblingsgegnern in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Die Bilanz vor dem neuerlichen Duell am Sonntagnachmittag sprach eine klare Sprache: Aus bisher 34 Spielen gegen die Nordhessen sammelten die Zebras 30 Siege, mussten sich nur viermal geschlagen geben. In der mit 9881 Zuschauern nahezu ausverkauften Wunderino Arena fügten die Zebras jetzt den 27:25 (12:10)-Erfolg und Sieg Nummer 31 hinzu. Allerdings: Nach der deutlichen 12:6-Führung im ersten Durchgang wurde ausgerechnet am 1. Mai ein harter Tag der Arbeit für die Zebras, der Spieler und die lautstarke Kulisse mit auf eine wilde Achterbahnfahrt nahm.

Wilde Kieler Entschlossenheit siegt

Fünf Treffer: Steffen Weinhold machte ein starkes Spiel

Der THW verlor nach der 12:6-Führung in der 27. Minute ein wenig den Fokus, kassierte einen 0:4-Lauf und rettete sich mit 12:10 in die Pause. Später liefen die Zebras sogar mehrfach einer knappen Führung der Gäste hinterher. Dabei beklagt die Mannschaft von Trainer Roberto Garcia Parrondo im Moment Verletzungspech, musste gegen den THW auf fünf Spieler verzichten, spielte sich dennoch "in der zweiten Halbzeit fast in einen Rausch", wie MT-Haupttorschütze Julius Kühn (acht Tore) analysierte. "Am Ende fehlte dann wohl doch die Kraft." Oder es siegte die wilde Entschlossenheit von THW-Stars wie Domagoj Duvnjak, Steffen Weinhold oder Niclas Ekberg, die in der wichtigen Schlussphase das Heft in die Hand nahmen und auch wichtige Treffer erzielten. Hinzu kamen erneut die Hände von Niklas Landin, in den entscheidenden Minuten war Kiels Torhüter wieder da, als er gebraucht wurde. Die 9881 Zuschauer honorierten das Aufbäumen ihrer Mannschaft mit großem Jubel, wurden selbst zum stimmgewaltigen Rückhalt, als das Team die Unterstützung seiner Fans so dringend benötigte. Mit dem Erfolg, der ohne den leicht angeschlagenen Rückraumschützen Sander Sagosen zustande kommen musste, festigte das Team von Trainer Filip Jicha zugleich Tabellenrang zwei, der die Teilnahme an der EHF Champions League garantiert. Beste Kieler Torschützen war Niclas Ekberg, der siebenmal ins Schwarze traf, Steffen Weinhold trug sich fünfmal in die Torschützenliste ein.

Melsunger 4:0-Lauf macht Partie wieder spannend

Sven Ehrig überwand Silvio Heinevetter mit einem sehenswerten Heber

Hendrik Pekeler und Steffen Weinhold sorgten für die schnelle Kieler 2:0-Führung, Kühn brachte Melsungen heran, doch die Kieler setzten sich Stück für Stück von den Hessen ab. Das 7:6, das der ehemalige THW-Rechtsaußen Tobias Reichmann in der 17. Minute per Siebenmeter für die MT erzielte, wuchs in den folgenden zehn Minuten per Kieler 5:0-Lauf bis zur 27. Minute in einen komfortablen 12:6-Vorsprung aus. Sven Ehrig, Miha Zarabec, Magnus Landin, Harald Reinkind und Steffen Weinhold waren die Torschützen. Als dann der Melsunger mit der Trikotnummer 41, der 41-jährige Linkshänder Alexander Petersson bei seinem letzten Spiel in der Wunderino Arena, mit dem 12:7 die MT-Antwort und einem 4:0-Lauf bis zur Pause einläutete, wars der bis dato so souveräne Kieler Auftritt auf einmal doch noch zu einer spannenden Geschichte geworden. 

Ruck geht durch Kieler Mannschaft

Hendrik Pekeler traf zweimal und holte etliche Siebenmeter heraus

Domagoj Pavlovic traf gleich nach dem Wechsel zum 12:11, die Partie war plötzlich völlig offen. Melsungen witterte Morgenluft und hatte nun in Kühn einen Schützen, der den THW Kiel in Bedrängnis brachte. Die Zebras reagierten, aber hatten Probleme, die Partie wieder in den Griff zu bekommen. In der 40. Minute verpassten die Gäste gleich zweimal die erste Führung in dieser Partie, die dann wenig später durch jeweils Kühn zum 16:17 und zum 17:18 doch noch gelang. Außenseiter Melsungen agierte plötzlich auf Augenhöhe, blieb bis zum 21:20 durch Reichmann vorn und hatte sogar die Chance, sich weiter abzusetzen. Doch jetzt ging durch die Kieler Mannschaft merklich ein Ruck, angetrieben von Domagoj Duvnjak stemmten sich alle Spieler sich gegen eine drohende Niederlage. In der Abwehr, meistens offensiv ausgerichtet mit Duvnjak als störende Speerspitze, wurde jetzt um jeden Ball gekämpft, frenetisch angetrieben von den Rängen, auf denen jedes Stoppfoul und jede gelungene Aktion gefeiert wurde. Vorne setzte Trainer Jicha auf sieben Feldspieler, und hatte damit einmal mehr Erfolg. Nach Reichmanns 21:20-Führung übernahmen die Hausherren das Kommando in den eigenen vier Wänden.

Zebras drehen die Partie

Zwei Riesen-Landin-Paraden in der Schlussphase wickelten den Sieg in trockene Tücher

Und das auch dank der Routiniers: Steffen Weinhold erwischte hellwach einen Abpraller nach Duvnjak-Wurf, traf zum 21:21, Niclas Ekberg beförderte den Ball in der 50. Minute per Konter ins leere MT-Tor, und als Dario Quenstedt, zwischenzeitlich kurz für Landin zwischen die Pfosten gerückt, den Wurf von Kai Häfner entschärfte, stellte Harald Reinkind mit seinem Hammer zum 23:21 wieder eine Zwei-Tore-Differenz her. Steffen Weinholds sehenswertes Solo führte zum 24:22 (53.), und als Niklas Landin gegen Michael Allendorf parierte (55.), veredelte Hendrik Pekeler die Glanzparade seines Torhüters nach Zuspiel von Weinhold mit einem fantastischen Dreher zum 26:23. Landins Glanztat drei Minuten vor dem Schlusspfiff gegen Reichmann wickelte den Kieler Sieg dann endgültig in trockene Tücher, Weinhold schnürte ihn mit seinem Tor zum 27:24 aus halblinker Position ein.

Weiter geht's in Leipzig

THW-Trainer Filip Jicha lässt am Montag individuell trainieren, am Dienstag starten die Zebras dann mit der Vorbereitung auf das nächste schwere Spiel in der "stärksten Liga der Welt": Am Donnerstag sind sie in der stimmungsvollen Leipziger Arena gefordert, wo es um zwei weitere wichtige Zähler im spannenden Triell um Platz zwei in der LIQUI MOLY HBL geht. Anwurf der Partie beim SC DHfK Leipzig ist um 19:05 Uhr, Sky überträgt live. Das nächste Heimspiel der Kieler ist das Viertelfinal-Rückspiel in der EHF Champions League gegen Paris Saint-Germain am Donnerstag, 19. Mai (20:45 Uhr), für das der Ticketverkauf in der THW-FANWELT und online unter www.thw-tickets.de bereits auf Hochtouren läuft. Doch weiter geht's in Leipzig, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

LIQUI MOLY HBL, 28. Spieltag: THW KIEL - MT Melsungen : 27:25 (12:10) 

THW Kiel: N. Landin (1.-44., 55.-60., 8 Paraden), Quenstedt (44.-55., 1 Parade); Ehrig (1), Duvnjak (3), Sagosen (n.e.), Reinkind (3), M. Landin (2/1), Weinhold (5), Wiencek, Ekberg (7/3), Ciudad (n.e.), Dahmke (1), Zarabec (3), Horak, Bilyk, Pekeler (2); Trainer: Jicha
MT Melsungen: Heinevetter (1.-55., 9/2 Paraden), Simic (55.-60., 1 Parade); Maric, Kühn (8), Reichmann (4/3), Kunkel, Drosten, Arnarsson (1), Allendorf (3), Hörr, Kalarash (1), Häfner (2), Petersson (2), Fuchs (1/1), Pavlovic (3), Kuntscher; Trainer: Parrondo

Schiedsrichter: Martin Thöne / Marijo Zupanovic
Zeitstrafen: THW: 1 (Bilyk (22.)) / MT: 1 (Reichmann (8.))
Siebenmeter: THW: 6/4 (Heinevetter hält Ekberg (8.), M. Landin (29.)) / MT: 4/4
Spielfilm: 2:0 (2.), 3:2 (5.), 5:2, 5:4 (9.), 7:4 (11.), 7:6 (18.), 12:6 (27.), 12:10;
12:11 (31.), 15:13, 15:15 (37.), 16:17 (42.), 20:21 (48.), 23:21 (51.),24:23 (55.), 26:23 (56.), 27:24 (59.), 27:25.
Zuschauer: 9881 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo: Glückwunsch an den THW Kiel zum Sieg, es war ein großartiges Spiel, und der THW Kiel hat sich die Punkte geholt. Wir haben ein gutes Spiel gemacht, und Kiel vor Probleme gestellt. Am Ende waren sie aber besser als wir. Ich bin sehr zufrieden mit unserer Leistung. Das ist der Weg, den wir gehen müssen. Glücklich bin ich auch, dass sich niemand weiteres verletzt hat. Danke an meine Mannschaft für diese 60 Minuten großartigen Kampf.

THW-Trainer Filip Jicha: Die Glückwünsche nehmen wir gerne an. Das war heute unser viertes Spiel innerhalb von acht Tagen. Ich bin sehr froh für die und stolz auf meine Jungs, dass wir das Spiel gewonnen haben. Sander konnte heute nicht mitwirken, er hatte eine kleine Verletzung aus dem Wetzlar-Spiel mitgebracht. Deswegen war es im Angriff noch ein bisschen schwieriger für uns, aber die Jungs haben Verantwortung übernommen und das gut hinbekommen. Wir haben gut angefangen und hatten das Spiel im Griff, nach dem 12:6 hatten wir einige unglückliche Szenen, die Melsungen zurück in die Spur gebracht haben. In der zweiten Halbzeit war es ein Riesen-Kampf, in dem Melsungen von uns alles abverlangt hat. Das war ein tolles, spannendes Spiel. Morgen ist individuelles Training, Dienstag beginnen wir die Vorbereitung auf das Spiel in Leipzig am Donnerstag.

THW-Kapitän Domagoj Duvnjak:
Wir haben eigentlich eine gute erste Halbzeit gespielt, aber mein Gefühl war, dass wir mit sechs, sieben Toren zur Pause hätten führen müssen. Melsungen hat sich zurückgekämpft, und am Ende wurde es so noch ein stressiges Spiel für uns. Riesen-Respekt vor den Melsungern, die trotz ihrer Verletzungssorgen wirklich gut gespielt haben. Trotzdem haben wir gewonnen, und wir sind glücklich darüber. Aktuell spielen wir sehr häufig, unsere Kraft ist ein bisschen leer, aber wir freuen, wenn wir gewinnen. Als die MT geführt hat, war nur in meinem Kopf, dass wir dieses Spiel gewinnen.

MT-Toptorschütze Julius Kühn: Wir hatten im Sieben-gegen-Sechs nicht den Zugriff auf die Kieler, obwohl sie aus dem Rückraum werfen mussten, was wir eigentlich so gewollt haben. Aber da kommt dann die individuelle Klasse der Kieler zum Tragen, wenn ein Duvnjak die Dinger reinmacht, Weinhold macht ein, zwei wichtige Tore. Aber wir müssen uns heute nicht sehr viel vorwerfen lassen, haben das eigentlich ganz gut gemacht. Wir haben mit acht Leuten durchgespielt, gerade Mitte der ersten Halbzeit hat sich das Schwinden der Kräfte durch einige Unkonzentriertheiten bemerkbar gemacht. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann geschafft, uns in einen kleinen Rausch zu spielen. Da verdrängt man dann die Müdigkeit.