fbpx

KN: Der Traum von Köln

Champions League

KN: Der Traum von Köln

Kiel/Skopje. In Kiel habe man, sagt Joan Cañellas, "nur selten Spaß". Er muss es wissen. Der frisch gebackene spanische Europameister war von 2014 bis 2016 ein Zebra, spielt jetzt für den Top-Klub Vardar Skopje. Am Sonntag (17 Uhr, Sparkassen-Arena, siehe Vorbericht) empfängt der THW Kiel im Viertelfinal-Hinspiel der Handball-Champions-League den mazedonischen Titelverteidiger. Spaß haben sollen dabei nur die Zebras und die "weiße Wand" der Fans in ihrem Rücken.

Viertelfinale, Teil eins

Niemand wollte sich am Donnerstagabend im Erfolg sonnen. Dabei gab das 25:20 nebst zwischenzeitlicher Zehn-Tore-Führung gegen die Füchse Berlin allerhand Anlass dazu. Die Abwehr um "Speerspitze" Domagoj Duvnjak: Weltklasse! Niklas Landin zwischen den Pfosten: phänomenal! Und die Zebraherde in ihrer Gesamtheit: breit aufgestellt mit viel Verantwortung auf vielen starken Schultern. Dennoch, Spielmacher Miha Zarabec entgegnete der Frage nach dem Sieg aufgeblähte Backen und eine abwehrende Handbewegung: "Ja, das war okay. Aber Sonntag, Sonntag kommt es drauf an." So sehen es auch seine Teamkollegen. "Wir brauchen ein gutes Hinspiel. Vardar hat den Vorteil, im Rückspiel zu Hause zu spielen, spielt seit Jahren super Handball, aber wir haben gezeigt, dass wir das auch können", sagt Kapitän Duvnjak. "Skopje hat eine Weltklasse-Mannschaft. Wir hoffen, dass wir gewinnen und uns vielleicht ein kleines Polster erarbeiten können", ergänzt Linksaußen Emil Frend Öfors. Für Nikola Bilyk ist der Titelverteidiger sogar "noch stärker als in der vergangenen Saison, weil sie länger zusammenspielen".

Kein Wunder, dass auch THW-Trainer Alfred Gislason die eigenen Fans beschwört: "Ich hoffe auf eine extrem gute Kulisse. Vardar ist in dieser Saison die beste Mannschaft in der Champions League. Da muss alles passen." Alles passen in Hin- und Rückspiel im Hexenkessel von Skopje, um nach der letzten Teilnahme 2016 wieder das Final Four der Königsklasse in Köln (26./27. Mai) zu erreichen. Die Zebras und ihre Fans als eine Einheit - das hatte schon beim Achtelfinale gegen Szeged in beeindruckender Manier harmoniert. Doch Skopje ist ein anderes Kaliber, hat in dieser Champions-League-Saison nur zweimal verloren (28:29 in Barcelona, 26:27 in Nantes), die Vorrunden-Gruppe A gewonnen, das Achtelfinale übersprungen, jüngst die supranationale, südosteuropäische Seha-Liga durch ein 26:24 im Finale gegen RK Zagreb gewonnen.

In Mazedonien ist Vardar derzeit sowieso das Maß aller Dinge (elfmal Meister, zwölfmal Pokalsieger, viermal Seha-Sieger), tritt in Europa allerdings mit einem echten Starensemble auf. "Die Abwehr ist überragend, Sterbik im Tor dahinter auch. Luka Cindric spielt im Angriff eine überragende Rolle", hat Alfred Gislason beobachtet. Allein Altmeister Arpad Sterbik im Tor und Ilija Abutovic in der Deckung flößen Furcht ein, kassierten im Schnitt weniger als 25 Tore pro Spiel - Spitzenwert in dieser Saison. 2,15-Meter-Lette Dainis Kristopans hat im halbrechten Rückraum den Weggang von Alex Dujshebaev (Kielce) vergessen gemacht. In der Deckung spielen die Mazedonier zwei verschiedene, giftige 5:1-Varianten mit entweder dem Russen Timur Dibirov oder Ex-Zebra Joan Cañellas (Gislason: "Er spielt fast nur noch Deckung") in vorgezogener Stellung. Und auch Kreisläufer Rogerio Ferreira habe sich seit seinem Weggang aus Kiel "super entwickelt" (Gislason). Im THW-Ensemble steht neben den Verletzten Rune Dahmke und René Toft Hansen (Schambeinentzündung) nur hinter dem Einsatz von Linksaußen Raul Santos (Adduktorenprobleme) ein Fragezeichen.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 21.04.2018, Foto: Sascha Klahn)