KN: HBL-Präsident Uwe Schwenker übers Final Four
"Der einfachste Titel ist der Pokal"
Kieler Nachrichten: Herr Schwenker, wie groß ist Ihre Vorfreude auf das Final Four im DHB-Pokal am kommenden Wochenende?
Groß, denn erstens ist es die 25. Auflage - ein Jubiläum. Da ist es auch angemessen, dass die drei Top-Klubs der Bundesliga - der THW Kiel, die SG Flensburg-Handewitt und die Rhein-Neckar Löwen - mit von der Partie sind. Hinzu kommt mit dem SC DHfK Leipzig eine Mannschaft, die in den ersten zwei Jahren in der Bundesliga für positive Schlagzeilen gesorgt hat. Ich freue mich drauf - das wird wie immer ein tolles Wochenende.
Nach dem ersten Jahr in Frankfurt am Main ist es bereits das 24. Finalturnier in Hamburg. Die HBL hat den Vertrag mit dem Betreiber der Barclaycard Arena um fünf Jahre bis 2022 verlängert. Was macht den Standort Hamburg aus?
Das ganze Paket stimmt: die Halle, die Stadt, für die Fans ist Hamburg eine Reise wert. Es wird viel geboten. Es war keine Frage, dass wir mit Hamburg verlängern.
Was bedeutet es für Sie als Kieler persönlich, dass der THW Kiel nach drei Jahren Abstinenz wieder in Hamburg dabei ist?
Ich freue mich, dass die drei Top-Klubs vor Ort sind. Das verspricht hochklassigen Sport, das verspricht Spannung - obwohl das auch in den vergangenen Jahren gegeben war. Die beiden Halbfinals mit Verlängerung im Vorjahr oder das Finale 2015, das erst im Siebenmeterwerfen entschieden wurde, sind ja kaum zu toppen.
Gehen wir noch einmal einen Schritt zurück: Die Erstrunden-Final-Four-Turniere stehen bei fast allen Vereinen in der Kritik und konnten die Erwartungen mit teilweise nur dreistelligen Zuschauerzahlen nicht erfüllen. Zweitligisten traten als Ausrichter zurück, Drittligisten klagten über Chancenlosigkeit und entgangene Heimspiele, die Top-Klubs der Bundesliga müssen im Vergleich zum alten Modus ein zusätzliches Spiel absolvieren ...
Es gibt eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des Deutschen Handballbundes (DHB), der HBL und der Landesverbände, die sich mit dem Modus beschäftigt. Der wird in der kommenden Saison noch unverändert bleiben. Aber es gibt Überlegungen, den Modus wieder zu ändern. Der Modus ist auf dem Prüfstand: Mehr Termine als jetzt sollen es aber auf jeden Fall nicht werden, und das Final Four in Hamburg ist ebenfalls unstrittig. Eine Überlegung ist, dass die "Kleinen" in der Ersten Runde wieder die Möglichkeit bekommen, einen attraktiven Bundesligisten zu empfangen - so wie es früher war. Dann könnte es ein vorgeschaltetes "Final Four" zu einem späteren Zeitpunkt im Wettbewerb geben. Aber es ist noch nichts entschieden.
Was ließe sich am Final Four in Hamburg noch verbessern?
Im Rahmenprogramm lässt sich immer etwas verbessern. Aber das Wochenende wird super angenommen, war zuletzt immer ausverkauft und wird auch in diesem Jahr wieder mit mehr als 25 000 Zuschauern ausverkauft sein. Unser Prinzip ist: Der Sport soll im Mittelpunkt stehen. Natürlich könnte es beim Drumherum noch mehr geben, ähnlich wie beim Champions-League-Final-Four in Köln. Aber das kostet Geld, ginge zu Lasten der Klubs. Aber für die Fans im Umlauf der Halle könnte man noch mehr machen.
Was erwarten Sie sportlich von Debütant Leipzig oder vom THW Kiel?
Leipzig ist der krasse Außenseiter. Wenn alles normal läuft, sollte der THW ins Finale kommen. Im zweiten Halbfinale zwischen Flensburg und den Löwen ist für mich alles offen.
Dem THW Kiel droht die zweite titellose Saison in Folge...
Der einfachste Titel, den der THW in dieser Saison holen kann, ist der Pokal an diesem Wochenende. Leipzig ist der vermeintlich leichteste Halbfinalgegner, und die Zebras spielen das erste Halbfinale am Sonnabend, würden unter Umständen etwas geschonter ins Finale am Sonntag gehen. Es geht immer um Nuancen. Man hat gemerkt, dass beim THW ordentlich Druck auf dem Kessel war zuletzt. Insofern ist die größte Chance auf einen Titel der Pokal. Mit dem Weiterkommen gegen die Löwen in der Champions League und einem möglichen Pokalsieg hätte der THW innerhalb von zehn Tagen vieles zum Guten gewendet. Das Pokal-Wochenende könnte für den THW der Schlüssel zum Endspurt in der Saison sein, den Druck nehmen. Dann ist dem THW auch gegen Barcelona einiges zuzutrauen. Barcelona ist keine Übermannschaft.
Im Juli enden Ihre ersten drei Jahre als HBL-Präsident. Wie fällt Ihr Resümee aus, und wie geht es danach weiter?
Größte Schwierigkeit ist immer die Symbiose aus Ehrenamt und Hauptamt. Da haben wir einen guten Brückenschlag hinbekommen, haben konzentriert gearbeitet. Ich habe ein gutes Präsidium, die HBL als Dienstleister für die Klubs hat sich gefunden, hat den TV-Vertrag auf den Weg gebracht, die Finanzen konsolidiert, die Zusammenarbeit mit dem DHB intensiviert, wovon besonders die Nationalmannschaft profitiert hat. Insgesamt ist der Eindruck, glaube ich, besser als in früheren Zeiten. Das gesamte Präsidium steht auf jeden Fall im Juli zur Wiederwahl.
Welche Pläne haben Sie für Ihre zweite Amtszeit?
Wir haben jetzt den TV-Vertrag mit Sky und der ARD geschlossen, der mit Inhalten gefüllt werden muss. Das ist das größte Projekt. Da müssen wir als Liga in das Produkt, in die Infrastruktur investieren. Da sprechen wir beispielsweise von Hallenstandards: Es kann ja nicht sein, dass am Sonntag auf Sky die Handball-Bundesliga-Konferenz läuft, und in der einen Halle ist ein blauer, in der anderen ein gelber oder schwarzer Boden - das sind Bilder, die so nicht gehen. Aber dieser Prozess muss sanft angeschoben werden. Wir haben begonnen, daran zu arbeiten. Auch bei der Frauen-WM 2017 und der Männer-WM 2019 in Deutschland und Dänemark wird die Liga mit eingebunden sein. Ich sitze als Liga-Vertreter auch im WM-Organisationskomitee 2019.
(Das Interview führte Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 06.04.2017, Foto: Archiv/Sascha Klahn)