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Von Kiel-Holtenau direkt nach Weißrussland

Champions League

Von Kiel-Holtenau direkt nach Weißrussland

Insgesamt 6.671 Kilometer wird der deutsche Rekordmeister THW Kiel im Oktober im Flugzeug oder dem Mannschaftsbus zurücklegen. Acht Spiele stehen in 23 Tagen auf dem Programm der Handballer, gleich zwei von ihnen absolvieren sie Ende dieser Woche innerhalb von nur 45 Stunden: Am Donnerstagabend spielt der THW Kiel ein Champion-League-Vorrundenspiel im weißrussischen Brest, am Sonnabendnachmittag steht das Bundesliga-Spitzenspiel bei den Füchsen Berlin auf dem Programm.

Da Brest im Linienverkehr nur über Umwege erreichbar gewesen wäre, reist der THW-Tross mit einer Chartermaschine direkt vom Flughafen Kiel-Holtenau nach Weißrussland. Um die Reisestrapazen angesichts dieser Doppelbelastung so gering wie möglich zu halten, hat man sich beim THW Kiel entschieden, für den Flug nach Brest ein Flugzeug zu chartern: Am Mittwochvormittag heben die „Zebras“ mit einer „Dornier 328“ vom Kieler Flughafen Holtenau ab, rund zweieinhalb Stunden später werden sie direkt in Brest landen. Die Alternative dazu wäre ein Flug von Hamburg nach Warschau oder Minsk mit anschließendem mehrstündigen Bustransfer nach Brest gewesen. „Wir freuen uns, dass wir von Kiel direkt fliegen können. Unsere Spieler bekommen durch die kurze Anreise mehr Zeit, um sich auf das wichtige Spiel zu konzentrieren“, sagt THW-Geschäftsstellenleiterin Sabine Holdorf-Schust. Nach dem Spiel geht es dann direkt von Brest aus nach Berlin. „Das Zeitfenster für diese beiden Spiele ist sehr eng, deswegen wollen wir unseren Spielern eine angesichts der Umstände optimale Vorbereitung ermöglichen. Und das ging eben nur mit einem Charterflug.“

Kieler Nachrichten: Terminstress ohne Aussicht auf Besserung

Kiel. Morgen Abend (19.30 Uhr MEZ/Sky) beim weißrussischen Meister HC Brest in der Champions League zu Gast, am Sonnabend (16.15 Uhr) in der Bundesliga bei den Füchsen Berlin – wie schafft der Handballmeister THW Kiel das? Und muss das sein? Wie geht das: Die Zebras fliegen heute um 11.30 Uhr ab Kiel-Holtenau mit einer Chartermaschine nach Brest. Der THW-Tross umfasst 20 Personen, außerdem sind drei Sky-Mitarbeiter dabei. Ursprünglich hatte der THW den Charterflug aus Kostengründen abgelehnt, doch anders, so Geschäftsstellen-Leiterin Sabine Holdorf-Schust, sei diese Reise gar nicht darstellbar gewesen. Der Flughafen in Brest wird von Linienmaschinen nicht direkt angeflogen, stundenlange Busfahrten aus und nach Warschau oder Minsk wären die Folge gewesen: „Das können wir der Mannschaft nicht zumuten.“ Zudem habe sie letztlich ein Angebot erhalten, das deutlich unter den zunächst veranschlagten 40000 Euro liege. Der THW fliegt unmittelbar nach dem dritten Gruppenspiel in der Champions League nach Berlin-Schönefeld, im Hotel wird er nicht vor zwei Uhr morgens erwartet. Warum muss das sein: Der Fernsehsender Sky, der die Champions League erstmals überträgt, wünscht sich verbindliche Anwurfzeiten am Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. Zeitgleich, das versteht sich, sollen die drei deutschen Klubs nicht antreten. Die SG Flensburg-Handewitt spielt heute zu Hause gegen Wisla Plock, Kiel hätte gegen Brest Heimrecht gehabt, doch wegen der Baltic Horse Show fehlte die Halle – der dreimalige Champion musste mit dem Qualifikanten tauschen. Ein Termin-Tausch mit der SG war unmöglich, weil am Freitag Jan Delay in der Flens-Arena auftritt. „Ein Tag reicht nicht, um diese aufwändige Produktion aufzubauen“, sagte Betriebsleiter Michael Wiese. „Wir müssen unmittelbar nach dem Abpfiff des SG-Spiels beginnen, Boden und Banden abzubauen.“Der Titelverteidiger hatte dem THW seine Mithilfe angeboten, doch letztlich waren ihm die Hände gebunden. „Es gibt für die Bundesligisten, die in der Champions League starten, in der ganzen Saison keinen einzigen Ausweichtermin mehr“, sagte SG-Manager Dierk Schmäschke vor dem dritten Heimspiel innerhalb von acht Tagen. „Das ist für die Mannschaft nicht gut, aber auch die Zuschauer werden müde.“ Die angespannte Situation sei durch die Aufstockung der Liga auf 19 Vereine weiter verschärft worden, so Schmäschke. „Wir Handballer haben einfach viel zu viele Termine. Und keine eigenen Hallen.“ Weil auch die Berliner in ihrem Fuchsbau nur zu Gast sind, konnten sie den Liga-Gipfel nicht auf Sonntag verlegen. Dann tritt der Comedian Bülent Ceylan in der Max-Schmeling-Halle auf. Die Folge: Zwei Spiele innerhalb von knapp 46 Stunden und rund 1700 Flugkilometer in den Beinen – derartig gebeutelt droht dem THW die dritte Niederlage in der Liga. (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.10.2014)