Eine mit Spannung erwartete Premiere: Donnerstag ist der THW Kiel in Kolstad zu Gast
Am Donnerstag steht für den THW Kiel eine mit Spannung erwartete Premiere auf dem Spielplan: In der Machineseeker EHF Champions League treffen die Kieler erstmals auf das neue norwegische Millionenprojekt Kolstad Handball - und damit auch auf das ehemalige Zebra Sander Sagosen. "Wir freuen uns alle, ihn wiederzusehen", sagt THW-Torhüter Tomas Mrkva stellvertretend für seine Zebra-Kollegen, "aber in diesen 60 Minuten ist er unser Gegner. Und den wollen wir schlagen." Gespielt wird im neuen, 2020 errichteten Schmuckkästchen "Trondheim Spektrum", das zum Spiel gegen den THW Kiel mit 8600 Zuschauern ausverkauft sein wird. Anwurf ist am Donnerstag um 18:45 Uhr, DAZN und Dyn übertragen live. UZ
Star-Truppe rund um Sagosen
"Uns erwartet ein schweres Auswärtsspiel in Norwegen", weiß Mrkva, "wir wissen alle, dass Kolstad eine starke Truppe zusammen hat. Wir müssen dort unsere Stärken auf die Platte bringen, um die Möglichkeit auf Punkte zu haben." Mit dem Geld eines Sponsors aus dem Lebensmitteleinzelhandel haben die Norweger um den 28-jährigen Sagosen innerhalb kürzester Zeit eine Star-Truppe aufgebaut. Das Transfergebaren der Norweger sorgte dabei in den vergangenen zwei Jahren für viel Unruhe - vor allen Dingen bei Clubs in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Denn das vom ehemaligen norwegischen Nationaltrainer Christian Berge trainierte Kolstad holte vor allen Dingen die norwegischen Nationalspieler zurück in die Heimat: Aus Kiel kam Sagosen, aus Flensburg zog es Magnus Röd und Göran Sögard wieder nach Norwegen. Ein Jahr zuvor hatte man sich den ehemaligen Flensburger Torbjörn Bergerud von GOG geholt. Der SC Magdeburg verlor Kreisläufer Magnus Gullerud an Kolstad, Kielce den isländischen Rechtsaußen Sigvaldi Gudjonsson, aktuell mit 26 Treffern erfolgreichster Königsklassen-Torschütze der Norweger.
Heile Welt bekam früh erste Risse
Das Konstrukt, binnen kürzester Zeit aus dem Boden gestampft, soll spätestens 2026 zum ersten Mal und in den nächsten fünf Jahren insgesamt gleich zweimal die EHF Champions League gewinnen. Das zumindest gaben Clubvertreter im Zuge des Sagosen-Transfers zu Protokoll. Doch die heile Welt in Trondheim bekam früh erste Risse: Pikanterweise kurz nach dem Erhalten einer Wild Card für die Machineseeker EHF Champions League wurden finanzielle Probleme beim amtierenden norwegischen Meister bekannt. Alle Angestellten des Clubs, und damit auch die mit hohen Gehältern gelockten Stars, mussten auf bis zu 30 Prozent ihres Salärs verzichten. Ein Umstand, der im europäischen Handball für großen Unmut sorgte: "Erst nach der Zuteilung einer Wildcard hat Kolstad seine wirtschaftliche Situation offenbart. Das ist im höchsten Maße unseriös", sagte beispielsweise HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann den "Kieler Nachrichten". Doch den von ihm geforderten Ausschluss aus der Königsklasse gab es nicht: Die EHF untersuchte den Fall, doch Kolstad durfte die Wild Card behalten.
Sportlich durchwachsener Start
Dafür verloren die Norweger kurz vor dem Saisonstart ihren Spielmacher Janus Samarason: Der Isländer, ein Jahr zuvor aus Göppingen nach Kolstad gewechselt, stimmte dem Gehaltsverzicht nicht zu und wechselte kurzerhand zurück nach Deutschland zum SC Magdeburg. Gerüchtweise sollen weitere Spieler vor dem Absprung stehen - das ambitionierte Millionenprojekt steckt kurz nach dem verheißungsvollen Start bereits in einer Krise. Und das anfangs nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sportlich: In der heimischen Liga gab’s zum Auftakt ein Unentschieden gegen Arendal, kurz darauf eine 30:36-Niederlage bei IL Runar. Und in der Machineseeker EHF Champions League gab es eben nicht nur den überzeugenden Sieg bei Eurofarm Pelister und die knappe Heim-Niederlage gegen Kielce, sondern eben auch ein krachendes 20:31 in Zagreb. "Wir haben eine schlechte Phase hinter uns", blickte Sander Sagosen bei handball-world.news zurück auf die turbulenten ersten Saisonwochen bei seinem neuen Club. "In solch schwierigen Phasen muss man einfach noch ein bisschen mehr arbeiten und investieren, um wieder auf einen guten Weg zu kommen. Und das sind wir jetzt wieder."
Kolstad ist zurück in der Spur
In der Tat, fuhr Kolstad Handball zuletzt doch wichtige Siege ein: In der Eliteserien gab es einen 32:27-Erfolg im Prestigeduell beim letztjährigen Königsklassen-Teilnehmer Elverum Handball sowie ein 36:25 über TIF Viking, was Platz zwei hinter dem Tabellenführer Drammen HK festigte. Und in der Königsklasse triumphierten die Norweger vor Wochenfrist mit einem beeindruckenden 34:27-Erfolg über Pick Szeged, der das Team von Christian Berge an Kielce vorbei auf Rang vier vorrücken ließ. "Kolstad hat eine wirklich gute Mannschaft. Wir müssen auf einem Top-Niveau spielen, um dieses Team zu schlagen", sagt THW-Rückraumspieler Eric Johansson, der vor seinem Wechsel nach Kiel selbst in Norwegen für Elverum spielte. "Wir haben in der Champions League bisher gut gespielt, das wollen wir am Donnerstag fortsetzen."
Infos zum Spiel
Die Kieler reisen am Mittwoch von Kiel aus nach Trondheim, wo am Abend in der clubeigenen-Arena von Kolstad Handball das Abschlusstraining stattfinden wird. Am Donnerstag geht es dann im "Trondheim Spektrum", gelegen auf einer vom Fluss "Nidelva" umgebenen Halbinsel, rund: Die isländischen Referees Jonas Eliasson und Anton Palsson pfeifen die Begegnung des 5. Spieltags in der Machineseeker EHF Champions League um 18:45 Uhr an. Live zu sehen sein wird das Spiel, das vom Franzosen Denis Reibel als EHF-Delegierter begleitet wird, bei DAZN und Dyn . Weiter geht’s in Trondheim, Kiel!
Fotos: Sascha Klahn / Kolstad Handball