Heimpremiere 2015: Sonntag ist Skopje zu Gast
"Sonntag zählt nur der Sieg"
Metalurg letztes Jahr Viertelfinal-Gegner
Schwerer Stand: Lino Cervar.Mit der Einstellung seiner Mannschaft auf den Gegner per Videostudium wird sich Gislason allerdings in diesem Fall schwer tun. In der vergangenen Königsklassen-Saison war die Partie ein entscheidendes Duell. Zwischen dem THW Kiel und HC Metalurg Skopje ging es in Hin- und Rückspiel um die Teilnahme am "VELUX EHF Final4" in Köln. Der THW Kiel schaffte es damals, den Heimnimbus von Metalurg, die nur ein weiteres Spiel vor den eigenen Fans verloren, mit dem 31:21-Erfolg im Hinspiel zu brechen. Das Rückspiel war dann nur eine 34:26-Formsache. Seitdem hat sich allerdings vieles verändert: Auf Kieler Seite stehen neue Akteure, die längst nicht mehr aus Kiel wegzudenken sind. Und auch bei den Gästen hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan: Sie reisen heute mit einem neuen Gesicht an die Förde. Denn Metalurg Skopje erlebt in dieser Saison ein personelles Erdbeben nach dem anderen.
Ausstehende Gehälter und Spielerrevolte
Eine angebliche Spielerrevolte, ausstehende Gehälter, abwandernde Spieler und sportliche Misserfolge: Beim mazedonischen Meister HC Metalurg Skopje geht es in dieser Saison drunter und drüber. Die Achtelfinal-Teilnahme ist für den letztjährigen Viertelfinalisten in weite Ferne gerückt. Obwohl Vereinsinhaber Minco Jordanov als einer der reichsten Männer Mazedoniens gilt, berichteten Medien über offenbar seit Monaten ausstehende Gehälter. Hinzu kamen laut Medienberichten atmosphärische Störungen zwischen der Mannschaft und Trainer Lino Cervar, die in einer "Spielerrevolte" gipfeln sollten.
Stanic nach Bietigheim - weitere Spieler folgen
Kurz nach der "Revolte" gab der Verein die Auflösung des Vertrags von Torhüter Darko Stanic bekannt. Der Routinier wechselte zur SG BBM Bietigheim in die Bundesliga und wird ab der kommenden Saison im Tor der Rhein-Neckar Löwen stehen. Ende November ging dann auch der serbische Torhüter Miroslav Kocic, der im Hinspiel gegen den THW noch sechs Paraden in seiner Statistik vorzuweisen hatte. Zudem verließ mit Vladan Lippovina eines der hoffnungsvollsten Rückraumtalente des Balkans Metalurg: Der Linkshänder unterschrieb bei der HSG Wetzlar.
Ausverkauf geht weiter
Doch damit nicht genug: Auch Vuko Borozan zog es nach Deutschland. Der 20-jährige Montenegriner unterschrieb beim TuS N-Lübbecke einen Vertrag bis zum Juni 2017. Und der "Ausverkauf" geht auch im neuen Jahr weiter: So blieb Spielmacher Renato Vugrinec nach der Weltmeisterschaft gleich in Katar und spielt dort bis zum Saisonende für Lekwiya. Linksaußen Dejan Manaskov folgte Lippovina nach Wetzlar, und Filip Mirkulovski ging nach Hannover. Pavel Atman wird mit Veszprem in Verbindung gebracht und löste seinen Vertrag auf. Weitere Stars des mazedonischen Meisters sollen mit Bundesligisten und französischen Erstligisten in Verbindung stehen. Es scheint, als ob Metalurg vor einer der größten Herausforderungen der Vereinsgeschichte steht - und das nicht nur auf sportlicher Ebene...
Dänische Schiedsrichter
Noch Tickets erhältlich
KN: Ausverkauf formt neuen Gegner
Kiel. Rechnungen mit einer oder zwei Unbekannten lassen sich für geübte Mathematiker durchaus routiniert lösen. Darüber hinaus wird es schwierig. Der THW Kiel muss für sein Champions-League-Heimspiel morgen (19.30 Uhr) gegen RK Metalurg Skopje in die Sphären höchster Mathematikkunst eindringen, um das Aufstellungsrätsel des mazedonischen Meisters zu lösen. Aus dem Team des Hinspiels sind bei Skopje gerade einmal vier Akteure geblieben, der THW trifft also in der Sparkassen-Arena auf zwölf Unbekannte. Die Gegneranalyse zur Vorbereitung auf das vorletzte Gruppenspiel in der Champions-League-Vorrunde erwies sich für den THW als nahezu unmöglich. Videomaterial von Skopje hat derzeit gerade einmal eine Halbwertszeit von wenigen Tagen. Seit einem dreiviertel Jahr gärt es beim Traditionsverein aus der mazedonischen Hauptstadt. Spielergehälter wurden nicht mehr bezahlt, ein Großteil des Kaders trat zwischenzeitlich wegen des Führungsstils von Trainer Lino Cervar in den Streik. In der Winterpause brachen dann die Dämme und es begann der Ausverkauf. Scharenweise verließen die Stammspieler das Team – viele mit unbekanntem Ziel. Filip Mirkulovski (TSV Hannover-Burgdorf) und Dejan Manaskov (HSG Wetzlar) zog es in die Bundesliga. Als letzter Führungsspieler verblieb zunächst noch Renato Vugrinec. Er führte das neugebildete Team, das sich vorrangig aus Spielern aus der vereinseigenen Akademie zusammensetzt, zuletzt in der supranationalen SEHA-Liga zu einem überraschenden Remis gegen den serbischen Meister RK Vojvodina. Doch inzwischen hat auch Vugrinec das Skopje-Trikot ausgezogen. Die Gründe für den Niedergang des Vereins liegen begründet in der Person von Klubeigner Minco Jordanov. Der als "King of Steel" bekannte 70-Jährige führt ein großes Firmengeflecht und wird zu den reichsten Männern auf dem Balkan gezählt. RK Metalurg regiert er in Alleinherrschaft, war zu stolz auch andere Sponsoren einsteigen zu lassen. Als Geschäftsmodell taugte das nicht, und Probleme in den Jordanov-Unternehmen rissen den Klub in die Krise. Nun gilt es, das persönliche Spielzeug des Klub-Patron wieder aufzubauen. Ungeachtet der Probleme hat der Verein auf dem Balkan immer noch einen klangvollen Namen. So heuerten in den vergangenen Tagen der 22-jährige Kroate Marko Buvinic für den rechten Rückraum und der ehemalige mazedonische Nationalspieler Radoslav Stojanovic (36 Jahre) für den linken Rückraum bei Metalurg an. Gemeinsam mit dem talentierten Rechtsaußen Darko Djukic sollen sie das Team führen. An Selbstbewusstsein mangelt es den Mazedoniern indes nicht. Der 18-jährige Rückraumspieler Filip Taleski kündigte jedenfalls einen großen Kampf an: "Kiel ist klarer Favorit, aber das heißt nicht, dass wir das Spiel schon vorher aufgeben. Wir wollen ein engagiertes und organisiertes Spiel aufziehen und Europa zeigen, dass Metalurg beherzte Kämpfer und die Qualität hat, um den Verein in die europäische Elite zurückzuführen." Zumindest mit dieser Einstellung hat THW-Trainer Alfred Gislason schon vorher rechnen können: "Metalurg hat viele talentierte und hungrige Spieler in seinen Reihen und war mit einem riesigen Kader in die Saison gestartet", so Gislason. Für die Zuschauer ergibt sich aber die Chance auf eine torreiche Partie. Beim Neustart der Bundesliga legten die Zebras mit 41 Toren in Melsungen jedenfalls schon mal ein gehöriges Tempo vor. Nur einmal waren sie in dieser Saison noch torhungriger: Beim 42:27-Sieg im Champions-League-Hinspiel in Skopje. (Von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 14.02.2015)