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Sonntag in Weiß: Top-Spiel gegen die Füchse Berlin

Bundesliga

Sonntag in Weiß: Top-Spiel gegen die Füchse Berlin

14 Tage lang "pausierte" die Zebraherde, mischten zahlreiche THW-Spieler in ihren Nationalmannschaften in der EM-Qualifikation mit. Der Neustart in die DKB Handball-Bundesliga am Sonntag lässt allerdings keine Eingewöhnungs-Phase zu: Mit den Füchsen Berlin empfängt der Rekordmeister seinen direkten Verfolger im Kampf um den wichtigen Platz drei. Die Zebras bauen gegen den Tabellenvierten auf die "weiße Wand": Alle Fans in der ausverkauften Sparkassen-Arena sollen in Weiß erscheinen und ihre Mannschaft leidenschaftlich nach vorn treiben. Das Spiel um 15 Uhr wird nicht im Fernsehen gezeigt, Live-Bilder gibt es beim kostenpflichtigen Streaming-Portal DAZN, über Zwischenstände informiert der Live-Ticker auf der THW-Homepage.

Kampf um Platz drei

Das Spitzenspiel der stärksten Liga der Welt hat am Sonntag einen weiteren Zusatz im Namen: "Der Kampf um Platz drei"! Denn nach der kurzen Liga-Schwächephase des THW Kiel rund um die kraftraubenden Königsklassen-Spiele gegen Barcelona sitzen die Füchse den Zebras im Nacken. Bis auf einen Punkt haben sich die Hauptstädter an die Schwarz-Weißen herangearbeitet. "Unser Ziel ist, dass es am Sonntag wieder drei Punkte Abstand sind", sagt Nikola Bilyk. "Dieses Spiel zu gewinnen, wird eine sehr schwierige Angelegenheit. Aber wir wissen, worum es geht und werden bis zum Saisonende alles geben, um Platz drei zu verteidigen!" Denn wahrscheinlich wird nur dem Liga-Dritten die Möglichkeit eingeräumt werden, mit einem Upgrade der EHF im kommenden Jahr in der Champions League zu spielen.

Erfolgswelle mit wenigen Tälern

Die Füchse reisen mit breiter Brust an die Förde. Präsident Frank Steffel kündigte nach seiner Wiederwahl an, die "großen Drei" aus Kiel, Mannheim und Flensburg jetzt richtig attackieren zu wollen. "Wir wollen in den kommenden Jahren Deutscher Meister werden", kündigte Steffel das Understatement, das die Berliner lange Jahre auszeichnete, auf. Das Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr: Seit der etwas überraschenden Amtsübernahme von Routinier Velimir Petkovic, der im Dezember Erlingur Richardsson an der Seitenlinie der Füchse ablöste, schwimmen die Berliner auf einer Erfolgswelle mit nur wenigen Tälern. Höhepunkt der Euphorie war der 34:32-Erfolg gegen die SG Flensburg-Handewitt, durch den die Füchse die Mannheimer Löwen zum Tabellenführer machten. Der klare 34:27-Sieg gegen die TSV Hannover-Burgdorf war das achte Spiel in Folge ohne Niederlage für die Füchse, die mit nunmehr 44:12-Punkten direkter Verfolger des THW (45:11) sind. Bester Werfer im Team ist zurzeit der Serbe Petar Nenadic mit 152 Toren, gefolgt von Hans Lindberg (111). 

Füchse nahezu in Bestbesetzung

Erfolgreichster Torschütze der Berliner: Petar NenadicInternational haben die Füchse den erneuten Gewinn des EHF-Pokals im Visier. Am 20. Mai spielen die Hauptstädter im Final Four in Göppingen gegen Saint-Raphael Var Handball (Frankreich) - auch das erneute Erreichen des Finalturniers trug zur guten Stimmung an der Spree bei. "Die Kieler schlafen nicht gut und haben viel Respekt vor uns", heizte Trainer-Fuchs Velimir Petkovic unter der Woche die Stimmung vor dem Top-Spiel an. Am Sonntag kann Petkovic bis auf den verletzten Drago Vukovic seinen kompletten Kader inklusive der deutschen Nationalspieler Silvio Heinevetter, Paul Drux, Steffen Fäth und Fabian Wiede aufbieten. Bei den Kielern steht hinter dem Einsatz von Rene Toft Hansen (Schambeinentzündung) ein Fragezeichen, unklar ist zudem, ob Christian Zeitz seinen Muskelfaserriss rechtzeitig vor dem Top-Spiel auskuriert haben wird. 

Zebras bauen auf "weiße Wand"

Kapitän Domagoj Duvnjak bittet alle Fans des Rekordmeisters, am Sonntag in weißer Oberbekleidung in der Arena zu erscheinen: "Beim Barcelona-Spiel hatte ich Gänsehaut, als ich rund um das Spielfeld die 'weiße Wand' gesehen habe. Als ich erlebt habe, wie unsere Fans nach jeder gelungenen Aktion in der Abwehr und im Angriff aufsprangen und wie sie unser Team so stärker gemacht haben", sagt der momentan verletzte Kroate. "Genau diese Atmosphäre braucht unsere Mannschaft auch am Sonntag, das Spiel gegen die Füchse ist unglaublich wichtig", unterstreicht "Dule", der nach der Pressekonferenz zum Live-Interview in der Fan-Arena erwartet wird. Auf geht's, Kiel!

KN: Viele Füchse und ein alter Hase

Berlin. Frank Steffel nimmt seit Dienstag kein Blatt mehr vor den Mund. Da wurde der 51-jährige Bundestagsabgeordnete (CDU) für zwei weitere Jahre als Präsident des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin wiedergewählt und sagte anschließend: "Die Schlagdistanz zu den großen Drei aus Kiel, Flensburg und Mannheim ist geringer geworden, und wir wollen angreifen. Nach den letzten Jahren, in denen wir den deutschen Pokal, den Europapokal und zweimal den Weltpokal gewonnen haben, wollen wir in den kommenden Jahren deutscher Meister werden." Ähnliche Worte hatte Velimir Petkovic im Dezember bei seiner Antrittsrede in der Hauptstadt gewählt und für viel Aufsehen gesorgt. Am Dienstag sagte der 60-Jährige gegenüber unserer Zeitung: "Eine Champions League ohne den THW Kiel ist für mich nicht vorstellbar. Wir haben jetzt die Chance auf eine Sensation." Was wie ein Widerspruch klingt, ist Bundesliga-Realität. Nicht nur für Petkovic gehören die Kieler Zebras längst zum Inventar der Königsklasse. Doch auf Platz drei, der für eine "Wild Card" durch den europäischen Handballverband EHF berechtigen würde, spürt der THW (45:11 Punkte) die Berliner (44:12) vor dem Spitzenspiel am Sonntag (15 Uhr, Sparkassen-Arena) im Nacken. "Kiel hat Druck", sagt Petkovic, den Füchse-Manager Bob Hanning nach der Demission von Erlingur Richardsson Mitte Dezember völlig überraschend als Nachfolger präsentiert und mit einem Vertrag bis Sommer 2018 ausgestattet hatte. Wer Hanning kennt, weiß, dass der Faktor Zufall bei seinen Personalentscheidungen selten eine Rolle spielt, und so wurde schnell klar, welche Mission Petkovic, der "Felix Magath des Handballs", in Berlin verfolgen soll. Der "alte Hase", der in Wetzlar (1998-2004), Göppingen (2004-2013) und Eisenach (2014-2016) arbeitete und mit Frisch Auf zweimal den EHF-Cup gewann (2011 und 2012), soll einerseits Talente wie Kevin Struck (20) und Christoph Reißky (21) zu gestandenen Erstliga-Größen formen und andererseits schwierige Charaktere wie Torjäger Petar Nenadic oder Torhüter Silvio Heinevetter disziplinieren, den Weltpokalsieger auf die nächste Stufe hieven. Die nächste Stufe? Als der Trainerfuchs im Dezember übernahm, waren die Füchse Bundesliga-Vierter - und sind es noch immer. "Die Mannschaft ist fleißig, die Arbeit macht mir große Freude. Aber in dieser Stadt musst du dir große Ziele stecken. Und das sind Titel." Noch immer freut sich "Petko" über die unverhoffte Familienzusammenführung mit seinen Zwillingen Nicola und Ivan (31), die in Berlin studiert haben und dort mittlerweile als Arzt und Anwalt arbeiten. Aus dem Grund hatte sich der Handballfanatiker vor einigen Jahren bereits eine Wohnung in Schöneberg gekauft. Lange bevor der "völlig überraschende" Anruf von Bob Hanning kam und Petkovic das Traineramt an der Spree übernahm. Vor dem Duell mit Kiel gibt sich der 60-Jährige aufgeräumt. Schön sei es gewesen, nach der Nationalmannschaftspause alle Spieler ohne Blessuren wieder im Training begrüßen zu dürfen. Auch der schwedische Rechtsaußen Mattias Zachrisson (Mandel-OP) ist wieder an Bord, so dass weiterhin nur Drago Vukovic (Saison-Aus nach Schulter-OP) ausfallen wird. Vor ein paar Jahren, sagt Velimir Petkovic, habe er sich nicht vorstellen können, plötzlich mit der Familie in Berlin zusammen zu sein. Im Grunde sei es doch wie mit der Bundesliga: "Eine Champions League ohne den THW ist kaum vorstellbar. Aber ganz plötzlich haben wir jetzt die Chance, die Überraschung zu schaffen und Kiel zu überholen." Da lacht der Trainerfuchs, der ein alter Hase ist und schon so viel gesehen hat. "Kiel ist natürlich Favorit. Es wird verdammt schwer. Aber wir haben unsere Ziele." Und seit Dienstag nimmt bei den Füchsen niemand mehr ein Blatt vor den Mund. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 11.05.2017)

32. Duell beider Teams

Geleitet wird das brisante 32. Bundesliga-Duell beider Mannschaften (siehe Gegnerstatistik im THW-Archiv) vom erfahrenen Unparteiischen-Gespann Andreas und Marcus Pritschow. Der Anpfiff in der seit Monaten ausverkauften Sparkassen-Arena ertönt um 15 Uhr, der kostenpflichtige Online-Streaming-Dienst DAZN überträgt live aus Kiel, zeitnahe kostenlose Informationen liefert der Live-Ticker auf der THW-Homepage.