Letztes Auswärtsspiel: Mittwoch muss der THW in Eisenach ran
130 Minuten Handball in 21 Stunden
"Für Eisenach ist es das Spiel des Jahres"
Wiederabstieg droht
Die Chance des ThSV auf den Klassenerhalt ist indes nur von theoretischer Natur: Vier Punkte und 55 Tore Rückstand haben die Eisenacher, deren Kader wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorgestellt hatten, auf das rettende Ufer. Wie schon vor zwei Jahren droht dem Aufsteiger der direkte Wiederabstieg. Den verhindern konnte auch Gennadij Chalepo nicht: Im März hatte er den Trainerposten von Velimir Petkovic übernommen. Zu diesem Zeitpunkt standen die Thüringer bereits mit dem Rücken zur Wand, gewannen aber auch unter Chalepo nur noch eine Partie. "Der Punktestand bei meinem Amtsantritt und das hammerharte Restprogramm ließen nur eine ganz minimale Chance", zog Chalepo jetzt Bilanz: "In den Wochen danach hätte wirklich alles passen, alles klappen müssen. Das war leider nicht der Fall. Das ist die nüchterne Realität."
Sorgenkind Abwehr
Beschwerliche Rückreise
Die "Zebras" wollen am Mittwoch unterdessen einmal mehr in dieser kraftraubenden Spielzeit der Müdigkeit trotzen. Und das, obwohl die Rückreise aus Köln alles andere als optimal verlief: Weil ein Mann den Sicherheitscheck umgangen hatte, wurde der Flughafen Köln/Bonn, in dem die Kieler auf den Abflug warteten, vollständig geräumt. Um überhaupt noch nach Kiel zu kommen, wurde kurzerhand umgeplant und die Reise in einem Bus fortgesetzt. Dabei vergingen allerdings Stunden, die den "Zebras" zur Regeneration nach dem harten Champions-League-Wochenende fehlen werden.
Sport1 überträgt live
KN: Müdigkeit und Enttäuschung trotzen
Kiel. Nur drei Tage nach dem Champions-League-Final-Four, diesen zwei physisch und psychisch aufreibenden Spielen innerhalb von 21 Stunden, muss der THW Kiel wieder in der Bundesliga ran. Da heißt es: Enttäuschung hinten anstellen, Müdigkeit abschütteln, den Kopf freibekommen. Leicht gesagt - auch angesichts der Tatsache, dass sogar der Rückweg aus Köln nicht optimal verlief. Irgendwie exemplarisch für diese Saison. Weil ein Mann den Sicherheitscheck umgangen hatte, wurde der komplette Flughafen Köln-Bonn geräumt (wir berichteten). Also sattelten die Zebras um, fuhren mit dem Bus nach Kiel, mit Sack und Pack, Kind und Kegel - aber ohne funktionierende Klimaanlage. Regeneration sieht anders aus. Am Montagabend kam der Tross in Kiel an, am Dienstag stand das Abschlusstraining auf dem Programm, heute Abend das Nachholspiel in Eisenach, das wegen des Final-Four-Einzugs des THW vom Wochenende auf Mittwoch verlegt worden war. Immerhin bleibt den Zebras die fünfstündige Bustour nach Thüringen durch den von Red Bull gecharterten Direktflug Hohn - Eisenach erspart. Dort erwartet den THW ein so gut wie abgestiegener und personell angeschlagener Gegner, der es dem Rekordmeister dennoch nicht leicht machen wird. Zum ersten Mal seit mehr als zwölf Jahren überträgt das Fernsehen ein Handball-Bundesligaspiel live vom Fuß der Wartburg. Es ist das letzte Heimspiel für den ThSV, der danach seine Abgänge und gleichzeitig sich selbst von seinem Publikum gebührend verabschieden will. Das Licht in Liga eins geht wieder aus – vier Punkte und mehr als 50 Tore Rückstand auf den TVB Stuttgart halten Eisenach nur noch rein rechnerisch in der Klasse. Dennoch: "Wir sind alle müde, und für Eisenach ist es das Spiel des Jahres", sagt Domagoj Duvnjak. Der THW geht am Stock, braucht aber noch einen, besser zwei Punkte, um den dritten Tabellenplatz zu sichern und so die Hoffnung auf eine Champions-League-Teilnahme in der kommenden Saison aufrechtzuerhalten. Eine Wildcard für die Königsklasse bekommt - wenn überhaupt - nur der Bundesliga-Dritte. Nach zwei Unentschieden und zwei Niederlagen will der THW außerdem endlich den ersten Bundesliga-Auswärtssieg im Kalenderjahr 2016 und die wettbewerbsübergreifende Serie von fünf Niederlagen am Stück beenden. Auf dem Papier ist das Spiel in Eisenach trotz allem eine klare Angelegenheit. Die Thüringer konnten im gesamten Saisonverlauf nie überzeugen, stellen mit 940 Gegentoren die schlechteste Defensive und mit 751 Toren auch den schwächsten Angriff. Daran konnte auch der Trainerwechsel von Velimir Petkovic auf Gennadij Chalepo im März nichts ändern. Der Mannschaft fehlte schlicht die Qualität für den Klassenerhalt, hinzu kamen vor allem im Endspurt personelle Probleme. Auch gegen den THW stehen hinter den Einsätzen von Nicolai Hansen, Marcel Schliedermann, Borut Mackovsek, Nick Heinemann und Azat Valiullin Fragezeichen. Zeit und Gelegenheit, dem Nachwuchs eine Chance zu geben. Hannes Iffert und Jonas Richardt, beide 19, sollen Spielpraxis sammeln. Damit es in der kommenden Saison wie schon 2014/15 mit dem direkten Wiederaufstieg klappt. Der THW reist mit demselben Personal, das auch in Köln auflief, zum letzten Auswärtsspiel der Saison. Ein letztes Mal Reisestrapazen, ehe die Saison mit dem letzten Bundesligaspiel gegen den TVB Stuttgart am Sonntag zu Ende geht. Danach (ab 16.30 Uhr) wird es trotz titelloser Spielzeit eine Abschlussfeier auf dem Europaplatz geben. 2Unsere Fans haben uns durch eine schwierige Saison getragen, jetzt wollen wir uns für die großartige Unterstützung bei ihnen bedanken", sagte THW-Kapitän René Toft Hansen. (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 01.06.2016)