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Es geht um wichtige Punkte: Sonntag Nordduell gegen Hamburg

Bundesliga

Es geht um wichtige Punkte: Sonntag Nordduell gegen Hamburg

Keine Pause für die "Zebras" nach dem kraftraubenden Königsklassen-Spiel gegen Paris Saint-Germain: Jetzt rückt wieder die DKB Handball-Bundesliga in den Fokus, in der es für die Kieler um wichtige Punkte geht. Am Sonntag ist der HSV Hamburg zu Gast in der ausverkauften Sparkassen-Arena. Der Anwurf für das Nord-Duell gegen den direkten Verfolger ist um 15 Uhr, Sport1 überträgt die Partie live. Ãœber Zwischenstände informiert der Liveticker auf der THW-Homepage. 

Dahmke erwartet leidenschaftliches Duell

Volle Konzentration auf Hamburg: Sofort nach dem Spiel gegen die Millionentruppe von PSG richteten die "Zebras" den Blick nach vorn auf die wichtige Partie am Sonntag gegen den wieder erstarkten HSV Hamburg. "Die Duelle mit Hamburg waren in der Vergangenheit stets brisant und von viel Leidenschaft geprägt", sagt Rune Dahmke. "Ich denke, so wird es auch am Sonntag wieder sein. Denn es geht für beide Seiten nicht nur um das Prestige - wenn wir noch eine Chance auf die Meisterschaft haben wollen, dann dürfen wir keine Punkte mehr hergeben." Dahmke hofft wie seine Teamkollegen auf eine ähnlich großartige Unterstützung der Fans wie gegen Paris: "Wir müssen ab sofort jedes Spiel als ein Endspiel betrachten. Lasst uns alle gemeinsam zur Aufholjagd starten!"

Mortensen erfolgreichster Neuzugang

Auf der Gegenseite verpflichtete der HSV ebenfalls zehn Akteure. Unter anderem holten sich die Elbstädter mit Piotr Grabarczyk einen Kreisläufer mit Champions-League-Erfahrung aus Kielce, der gemeinsam mit dem aus Zagreb gekommenen kroatischen Nationalspieler Ilija Brozovic ein neues, starkes Duo am Kreis bildet. Als Nachfolger von Torsten Jansen verpflichtete der HSV den Dänen Casper Ulrich Mortensen, der mit bisher 43 Treffern erfolgreichster Neuzugang des HSV ist hinter Hans Lindberg (85 Tore) und dem momentan angeschlagenen Adrian Pfahl (65) ist. Auf der Torwart-Position, auf der Johannes Bitter eine starke Saison spielt, holte man für Maxi Herrmann, der trotz seiner jungen Jahre seine Karriere beendete, Jens Vortmann von GWD Minden und Tom Wetzel aus Rostock. Wetzel laboriert allerdings momentan an einer muskulären Verletzung. 

Nenadic kehrte zurück

Und auch im Rückraum hat sich eine Menge verändert: 2,02-Meter-Mann Drasko Nenadic kehrte aus Flensburg zurück nach Hamburg, um dem HSV mit seinen druckvollen Würfen zu helfen und gemeinsam mit Grabarczyk (zwei Meter) einen großen wie effektiven Innenblock zu bilden. Auf der Mitte zieht jetzt der dänische Nationalspieler Allan Damgaard (Team Tvis-Holstebro) die Fäden, während der Este Dener Jaanimaa, der aus Eisenach an die Elbe wechselte, mit seiner enormen Sprungkraft im rechten Rückraum für Druck sorgt und Adrian Pfahl entlasten soll.

Hamburg in der Erfolgsspur

Mit der neu zusammengestellten Mannschaft kehrten der HSV und Biegler, Trainer Nummer zehn (Martin Schwalb und Jens Häusler traten den Job je zweimal an) seit Aufnahme des Bundesliga-Spielbetriebes in Hamburg, in die Erfolgsspur zurück: Nach der einigermaßen überraschenden Auftakt-Niederlage beim Aufsteiger Leipzig verloren die Hamburger knapp gegen Flensburg (21:22), beim heimstarken SC Magdeburg (28:32) und zuletzt äußerst unglücklich in der Schluss-Sekunde gegen die Rhein-Neckar Löwen (28:29). Dafür holte man gegen Hannover nach großem Rückstand noch ein Unentschieden und gewann unter anderem bei THW-Bezwinger Frisch Auf Göppingen (25:24). Der Lohn: Der HSV kletterte zwischenzeitlich auf Platz vier und ist momentan als Tabellen-Sechster direkter Verfolger des Fünften THW. 

Nur 5.500 Zuschauer im Schnitt

Allerdings: Die Zuschauer in Hamburg scheinen dies nicht zu honorieren. Nur 5.500 Fans zog es durchschnittlich in die 13.000-Mann-Arena am Volkspark - und das trotz der bereits absolvierten attraktiven Heimspiele gegen Flensburg und die Löwen. "Das scheint nicht nur ein Hamburger Problem zu sein", sagt HSV Urgestein Stefan Schröder, der seit zehn Jahren das HSV-Trikot trägt. "Zuschauerzahlen steigen mit dem Erfolg. Wenn der Erfolg nicht da ist, bleiben auch die Zuschauer weg. In Hamburg ist die Sportkonkurrenz so groß wie nie, und wenn dann noch negative Schlagzeilen dazukommen, wird es nicht einfacher. Aber wir wollen mit positiven Ergebnissen dagegen anarbeiten."

Zehn Spieler gingen

Die Hamburger haben sich intensiv auf diese Spielzeit vorbereitet. Neu-Trainer Michael Biegler, der den Posten an der Seitenlinie von Jens Häusler übernahm, versammelte seine Mannschaft so früh wie kein anderer Bundesligist um sich. Kein Wunder, hat der HSV Hamburg doch ein ganz neues Gesicht. Zehn Spieler verließen den Club vor dieser Spielzeit, darunter auch Torsten Jansen. Besonders schmerzhaft war für die Hansestädter der Abgang eines Trios: Petar Djordjic, Kentin Mahe und Henrik Toft Hansen gingen geschlossen zur SG Flensburg-Handewitt und kehrten damit den Abwanderungstrend von der nördlichen Förde an die Elbe um. Zuletzt bat auch noch der ehemalige Kieler Davor Dominikovic um Vertragsauflösung. Er schloss sich der HBW Balingen-Weilstetten an. 

Sonderstand im Foyer

Die Tabellen-Konstellation vor dem 27. Nord-Duell mit dem HSV verspricht erneut ein packendes Spiel. HSV-Trainer Michael Biegler versucht den Druck von seiner Truppe zu nehmen: "Kiel ist das leichteste Spiel. Da kann man nur gewinnen", sagte er in einem Interview. Das wollen die Kieler natürlich verhindern und hoffen dabei auf die Unterstützung ihrer Fans in der seit Wochen ausverkauften Sparkassen-Arena, in der Robert Schulze und Tobias Tönnies die Partie um 15 Uhr anpfeifen werden. Zuvor können sich Fans des Rekordmeisters im Foyer an einem Fanartikel-Sonderstand mit Handball-Artikeln zum Aktionspreis eindecken. In der Fan-Arena beim "Ball.Point" wird Rechtsaußen Christian Sprenger nach der Pressekonferenz zum Interview erwartet.

19 THW-Siege bisher

Die Partie am Sonntag ist das insgesamt 31. Spiel beider Teams gegeneinander. In der Bundesliga siegte der THW bisher 19 Mal (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv), vier mal gab es ein Unentschieden. In der Sparkassen-Arena gelang den Hamburgern ein Sieg, dieser liegt aber schon mehr als acht Jahre zurück. Diese Serie wolle man ausbauen, sagt Kapitän Rene Toft Hansen: "Mit unseren Fans im Rücken wollen wir die zwei Punkte holen!" Auf geht's, Kiel!

KN: In Kiel nichts zu verlieren

Kiel. Nach dem großen Kampf gegen Paris erwartet der THW Kiel am Sonntag (15 Uhr) den HSV Hamburg in der Sparkassen-Arena. Der einstige Meisterschaftsrivale stürzte im Sommer 2014 in eine tiefe Krise – und befindet sich nun wieder auf dem aufsteigenden Ast. Das Team aus der Hansestadt hat in Kiel nichts zu verlieren. Pokalsieger 2010, deutscher Meister 2011, Champions-League-Sieger 2013. Der HSV stellte zu Beginn der Dekade eine der weltbesten Handballmannschaften. Zwei Jahre nach dem größten Triumph der Vereinsgeschichte ist wenig davon übrig, Weltklassespieler wie Domagoj Duvnjak, Joan Canellas oder Blazenko Lackovic kehrten dem Klub den Rücken, als der Lizenzentzug so gut wie besiegelt war. Erst im letzten Moment sicherten die Hamburger das Überleben, einige Urgesteine blieben ihrem HSV treu. Darunter auch Johannes Bitter, seit 2007 großer Rückhalt im blau-weißen Tor. "Das war eine schwierige Zeit", sagt der 33-Jährige. Und schickt eine Kampfansage gleich hinterher. "Wir wollen langfristig wieder dahinkommen, wo wir waren." Nach dem großen Bruch im vergangenen Jahr folgte beim HSV ein weiterer in diesem Sommer. Zehn Spieler gingen, zehn neue kamen. Der neue Kader scheint sich nach der Bundesliga-Auftaktniederlage in Leipzig aber eingespielt zu haben. "Die Mannschaft hat sich mittlerweile gefunden", sagt Bitter. "Und wir bauen darauf, dass sich die Qualität noch weiter erhöht, vor allem bei den jungen Spielern." Einer dieser Youngster ist der Pole Maciej Majdzinski. Der 19-jährige Rückraumspieler gilt als größtes Talent des Landes und soll sich neben Rückkehrer Drasko Nenadic weiterentwickeln. Auch die anderen Neuzugänge, darunter der Este Dener Jaanimaa aus Eisenach im rechten Rückraum und der Däne Casper Mortensen auf Linksaußen, schlugen ein. Der HSV gewann vier der letzten fünf Spiele, verlor nur äußerst unglücklich gegen die Rhein-Neckar Löwen. In der Tabelle bedeutet das 15:9 Punkte und Rang sieben, mehr als das Soll. "Wir wollen am Ende der Saison ein ausgeglichenes Punktekonto haben", erklärt Bitter. "Der HSV hat einen Monat vor allen anderen angefangen zu trainieren, hat jetzt eine konstant gut spielende Mannschaft", sagt auch THW-Trainer Alfred Gislason. „Das wird ein schweres Spiel, wir dürfen am Sonntag den Start nicht so verschlafen wie gegen PSG, vor allem im Angriff.“ Am Donnerstag ließen sich die Zebras gegen Paris in den ersten 30 Minuten durch viele Fehler und Tempogegenstöße der Franzosen den Zahn ziehen. Die Gefahr sieht HSV-Keeper Bitter nun auf sein Team zukommen. "Sie dürfen uns nicht auf dem falschen Fuß erwischen, und wir müssen uns etwas einfallen lassen, um nicht überrannt zu werden", sagt er und fügt lachend den Masterplan hinzu. "Ich habe gehört, man muss gegen den THW nur viele Bälle halten, um zu gewinnen", sagt er in Anspielung auf die Leistung von PSG-Torhüter Thierry Omeyer am Donnerstag. Klar hat Titi stark gehalten, aber wir waren auch selbst Schuld, weil wir hektisch und kopflos die Würfe genommen haben", sagt Gislason. Joan Canellas, selbst ein Jahr beim HSV unter Vertrag, will die Leistung aus der zweiten Halbzeit gegen Paris mitnehmen: "Ich freue mich auf das Spiel gegen meinen alten Verein. Wir müssen wieder so kämpfen, um die zwei Punkte zu behalten." (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 14.11.2015)