Es geht um wichtige Punkte: Sonntag Nordduell gegen Hamburg
Dahmke erwartet leidenschaftliches Duell
Mortensen erfolgreichster Neuzugang
Auf der Gegenseite verpflichtete der HSV ebenfalls zehn Akteure. Unter anderem holten sich die Elbstädter mit Piotr Grabarczyk einen Kreisläufer mit Champions-League-Erfahrung aus Kielce, der gemeinsam mit dem aus Zagreb gekommenen kroatischen Nationalspieler Ilija Brozovic ein neues, starkes Duo am Kreis bildet. Als Nachfolger von Torsten Jansen verpflichtete der HSV den Dänen Casper Ulrich Mortensen, der mit bisher 43 Treffern erfolgreichster Neuzugang des HSV ist hinter Hans Lindberg (85 Tore) und dem momentan angeschlagenen Adrian Pfahl (65) ist. Auf der Torwart-Position, auf der Johannes Bitter eine starke Saison spielt, holte man für Maxi Herrmann, der trotz seiner jungen Jahre seine Karriere beendete, Jens Vortmann von GWD Minden und Tom Wetzel aus Rostock. Wetzel laboriert allerdings momentan an einer muskulären Verletzung.
Nenadic kehrte zurück
Und auch im Rückraum hat sich eine Menge verändert: 2,02-Meter-Mann Drasko Nenadic kehrte aus Flensburg zurück nach Hamburg, um dem HSV mit seinen druckvollen Würfen zu helfen und gemeinsam mit Grabarczyk (zwei Meter) einen großen wie effektiven Innenblock zu bilden. Auf der Mitte zieht jetzt der dänische Nationalspieler Allan Damgaard (Team Tvis-Holstebro) die Fäden, während der Este Dener Jaanimaa, der aus Eisenach an die Elbe wechselte, mit seiner enormen Sprungkraft im rechten Rückraum für Druck sorgt und Adrian Pfahl entlasten soll.
Hamburg in der Erfolgsspur
Mit der neu zusammengestellten Mannschaft kehrten der HSV und Biegler, Trainer Nummer zehn (Martin Schwalb und Jens Häusler traten den Job je zweimal an) seit Aufnahme des Bundesliga-Spielbetriebes in Hamburg, in die Erfolgsspur zurück: Nach der einigermaßen überraschenden Auftakt-Niederlage beim Aufsteiger Leipzig verloren die Hamburger knapp gegen Flensburg (21:22), beim heimstarken SC Magdeburg (28:32) und zuletzt äußerst unglücklich in der Schluss-Sekunde gegen die Rhein-Neckar Löwen (28:29). Dafür holte man gegen Hannover nach großem Rückstand noch ein Unentschieden und gewann unter anderem bei THW-Bezwinger Frisch Auf Göppingen (25:24). Der Lohn: Der HSV kletterte zwischenzeitlich auf Platz vier und ist momentan als Tabellen-Sechster direkter Verfolger des Fünften THW.
Nur 5.500 Zuschauer im Schnitt
Allerdings: Die Zuschauer in Hamburg scheinen dies nicht zu honorieren. Nur 5.500 Fans zog es durchschnittlich in die 13.000-Mann-Arena am Volkspark - und das trotz der bereits absolvierten attraktiven Heimspiele gegen Flensburg und die Löwen. "Das scheint nicht nur ein Hamburger Problem zu sein", sagt HSV Urgestein Stefan Schröder, der seit zehn Jahren das HSV-Trikot trägt. "Zuschauerzahlen steigen mit dem Erfolg. Wenn der Erfolg nicht da ist, bleiben auch die Zuschauer weg. In Hamburg ist die Sportkonkurrenz so groß wie nie, und wenn dann noch negative Schlagzeilen dazukommen, wird es nicht einfacher. Aber wir wollen mit positiven Ergebnissen dagegen anarbeiten."
Zehn Spieler gingen
Die Hamburger haben sich intensiv auf diese Spielzeit vorbereitet. Neu-Trainer Michael Biegler, der den Posten an der Seitenlinie von Jens Häusler übernahm, versammelte seine Mannschaft so früh wie kein anderer Bundesligist um sich. Kein Wunder, hat der HSV Hamburg doch ein ganz neues Gesicht. Zehn Spieler verließen den Club vor dieser Spielzeit, darunter auch Torsten Jansen. Besonders schmerzhaft war für die Hansestädter der Abgang eines Trios: Petar Djordjic, Kentin Mahe und Henrik Toft Hansen gingen geschlossen zur SG Flensburg-Handewitt und kehrten damit den Abwanderungstrend von der nördlichen Förde an die Elbe um. Zuletzt bat auch noch der ehemalige Kieler Davor Dominikovic um Vertragsauflösung. Er schloss sich der HBW Balingen-Weilstetten an.
Sonderstand im Foyer
19 THW-Siege bisher
KN: In Kiel nichts zu verlieren
Kiel. Nach dem großen Kampf gegen Paris erwartet der THW Kiel am Sonntag (15 Uhr) den HSV Hamburg in der Sparkassen-Arena. Der einstige Meisterschaftsrivale stürzte im Sommer 2014 in eine tiefe Krise – und befindet sich nun wieder auf dem aufsteigenden Ast. Das Team aus der Hansestadt hat in Kiel nichts zu verlieren. Pokalsieger 2010, deutscher Meister 2011, Champions-League-Sieger 2013. Der HSV stellte zu Beginn der Dekade eine der weltbesten Handballmannschaften. Zwei Jahre nach dem größten Triumph der Vereinsgeschichte ist wenig davon übrig, Weltklassespieler wie Domagoj Duvnjak, Joan Canellas oder Blazenko Lackovic kehrten dem Klub den Rücken, als der Lizenzentzug so gut wie besiegelt war. Erst im letzten Moment sicherten die Hamburger das Überleben, einige Urgesteine blieben ihrem HSV treu. Darunter auch Johannes Bitter, seit 2007 großer Rückhalt im blau-weißen Tor. "Das war eine schwierige Zeit", sagt der 33-Jährige. Und schickt eine Kampfansage gleich hinterher. "Wir wollen langfristig wieder dahinkommen, wo wir waren." Nach dem großen Bruch im vergangenen Jahr folgte beim HSV ein weiterer in diesem Sommer. Zehn Spieler gingen, zehn neue kamen. Der neue Kader scheint sich nach der Bundesliga-Auftaktniederlage in Leipzig aber eingespielt zu haben. "Die Mannschaft hat sich mittlerweile gefunden", sagt Bitter. "Und wir bauen darauf, dass sich die Qualität noch weiter erhöht, vor allem bei den jungen Spielern." Einer dieser Youngster ist der Pole Maciej Majdzinski. Der 19-jährige Rückraumspieler gilt als größtes Talent des Landes und soll sich neben Rückkehrer Drasko Nenadic weiterentwickeln. Auch die anderen Neuzugänge, darunter der Este Dener Jaanimaa aus Eisenach im rechten Rückraum und der Däne Casper Mortensen auf Linksaußen, schlugen ein. Der HSV gewann vier der letzten fünf Spiele, verlor nur äußerst unglücklich gegen die Rhein-Neckar Löwen. In der Tabelle bedeutet das 15:9 Punkte und Rang sieben, mehr als das Soll. "Wir wollen am Ende der Saison ein ausgeglichenes Punktekonto haben", erklärt Bitter. "Der HSV hat einen Monat vor allen anderen angefangen zu trainieren, hat jetzt eine konstant gut spielende Mannschaft", sagt auch THW-Trainer Alfred Gislason. „Das wird ein schweres Spiel, wir dürfen am Sonntag den Start nicht so verschlafen wie gegen PSG, vor allem im Angriff.“ Am Donnerstag ließen sich die Zebras gegen Paris in den ersten 30 Minuten durch viele Fehler und Tempogegenstöße der Franzosen den Zahn ziehen. Die Gefahr sieht HSV-Keeper Bitter nun auf sein Team zukommen. "Sie dürfen uns nicht auf dem falschen Fuß erwischen, und wir müssen uns etwas einfallen lassen, um nicht überrannt zu werden", sagt er und fügt lachend den Masterplan hinzu. "Ich habe gehört, man muss gegen den THW nur viele Bälle halten, um zu gewinnen", sagt er in Anspielung auf die Leistung von PSG-Torhüter Thierry Omeyer am Donnerstag. Klar hat Titi stark gehalten, aber wir waren auch selbst Schuld, weil wir hektisch und kopflos die Würfe genommen haben", sagt Gislason. Joan Canellas, selbst ein Jahr beim HSV unter Vertrag, will die Leistung aus der zweiten Halbzeit gegen Paris mitnehmen: "Ich freue mich auf das Spiel gegen meinen alten Verein. Wir müssen wieder so kämpfen, um die zwei Punkte zu behalten." (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 14.11.2015)