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EM 2018: Deutschland verliert gegen Dänemark

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EM 2018: Deutschland verliert gegen Dänemark

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der Europameisterschaft in Kroatien ihre erste Niederlage kassiert: Gegen den Olympiasieger Dänemark zeigte der Titelverteidiger sein bisher bestes Turnierspiel und hatte den Favoriten am Rand einer Niederlage. Am Ende machte die DHB-Auswahl in fünf torlosen Minuten nach dem 17:16 (44.) und in der Endphase den berühmten einen Fehler zuviel und belohnte sich damit nicht für eine couragierte Leistung. Dänemark gewann in einer dramatischen Schlussminute mit etwas Glück 26:25 (8:9). Eine starke Partie machten die Kieler "Bad Boys": Der nachnominierte Rune Dahmke spielte mehr als 40 Minuten und erzielte vier Treffer aus fünf Versuchen, Steffen Weinhold war mit fünf Treffer nach Julius Kühn (6) zweitbester deutscher Werfer, Patrick Wiencek traf drei Mal, und Andreas Wolff gewann das THW-interne Torwartduell gegen Niklas Landin mit 11:9 Paraden. Rene Toft Hansen war einmal erfolgreich und machte eine Riesen-Partie als Chef einer starken dänischen Defensive. Für Deutschland geht es im abschließenden Hauptrunden-Spiel am Mittwoch (20:30 Uhr, live im ZDF und beim Public Viewing im Handballbahnhof) gegen Spanien um die letzte Chance auf den Halbfinal-Einzug.

Höchste "Zebra"-Dichte der EM

Niklas Landin hielt anfangs neun Minuten seinen Kasten sauber

Europameister gegen Olympiasieger - der Klassiker des europäischen Handballs. Und noch aus einem anderen Grund ein gang besonderes Aufeinandertreffen: Deutschland gegen Dänemark war auch die Partie mit der höchsten "Zebra"-Dichte bei der Europameisterschaft in Kroatien. Nach der kurzfristigen Nominierung von Rune Dahmke gingen auf deutscher Seite mit Torhüter Andreas Wolff, Kreisläufer Patrick Wiencek und Linkshänder Steffen Weinhold gleich vier Spieler des THW Kiel an den Start, für Dänemark liefen Torhüter Niklas Landin und Kreisläufer Rene Toft Hansen sowie Linksaußen Magnus Landin, Bruder von Niklas und ab dem Sommer ein "Zebra", auf. Beide Teams hatten ihr erstes Hauptrunden-Spiel gewonnen und thronten vor dem Anpfiff der Begegnung mit jeweils vier Punkten an der Tabellenspitze. Für Spannung war also nicht nur im kroatischen Varazdin gesorgt, auch im gut besuchten Kieler "Handballbahnhof" war beim Public Viewing vor der Großbildleinwand schon vor dem Anpfiff ordentlich Stimmung.

Landin hält seinen Kasten sauber

Harte Duelle lieferten sich Patrick Wiencek und Mikkel Hansen

Ausgerechnet Landin sorgte dann dafür, dass die deutsche Mannschaft nicht richtig in die Partie fand: Satte neun Minuten hielt der Kieler Däne seinen Kasten sauber, parierte dabei unter anderem einen Siebenmeter von Gensheimer. Auf der anderen Seite errichtete die deutsche Hintermannschaft aber ein Bollwerk, an dem die dänischen Angreifer um Superstar Mikkel Hansen zumeist einfach abprallte. Als Gensheimer dann nach 9:07 Minuten den Torbann brach, und Kühn 24 Sekunden später nach einem Steal per Gegenstoß ausglich, war die DHB-Auswahl in der Partie. Auch, weil Wolff sich hinter der Beton-Abwehr steigerte, und auch, weil vorn Steffen Weinhold ein steter Unruheherd für die gleichfalls starke dänische Defensive blieb. Tore blieben aber Mangelware - die Abwehrreihen und Torhüter bestimmten die Partie. Umso wichtiger, dass Rasmus Lauge und Landin in Überzahl das leere Tore verfehlten, und dass die deutsche Mannschaft dadurch beim 7:6 durch Weinhold (25.) erstmals in Führung gehen konnte. Nach Damgaards Ausgleich bauten die "Bad Boys", die erstmals bei diesem Turnier ihr "böses" Gesicht zeigten, durch Kühn und Häfner den Vorsprung sogar auf 9:7 aus. Leider verpasste Rune Dahmke, der nach 20 Minuten Gensheimer dauerhaft ersetzte, nach Mortensens 8:9 (30.) mit seinem finalen Wurf an Landin scheiterte.

Beide Teams mit mehr Tempo

Fünf Tore: Steffen Weinhold

Nach den torarmen ersten 30 Minuten drückten beide Mannschaft mit Wiederanpfiff aufs Gaspedal. Nach 34 Sekunden erzielte Mikkel Hansen seinen ersten Treffer in dieser Partie, Wolff parierte kurz darauf gegen Lauge, und Weinhold brachte die deutsche Mannschaft nach 32:30 Minuten wieder in Führung. Das blieb sie auch, weil die Kieler nun richtig aufdrehten: Dahmke, der nach intensiven Trainingseinheiten in Kiel auch für die DHB-Auswahl richtig aufdrehte, machte das 11:10 (35.), Wiencek traf zum 13:12 und 14:13 (37.). Als Kühn dann das 15:13 nachlegte, jubelte man nicht nur in Varazdin, sondern auch im Kieler Handballbahnhof lautstark. Aber die Dänen, in Person des insgesamt neunfachen Torschützens Lindberg, ließen sich nicht abschütteln, glichen wieder aus. Nach Kühns 17:16 folgte dann ein erster Bruch im bis dato guten deutschen Spiel: Lindberg glich erneut aus, Weinhold bekam zweimal ein vermeintliches Stürmerfoul gepfiffen, und Olsen brachte die Dänen zum ersten Mal nach dem 6:5 (21.) wieder in Führung (49.). Jetzt stieg der Druck auf die DHB-Auswahl, zumal Lauge beim 20:18 sogar noch erhöhte. Die linke Abwehrseite der Deutschen entwickelte sich in dieser Phase zur Achillesferse, die Olsen und Lindberg zu nutzen wusste, Und dann war da noch Mikkel Hansen, der ausgerechnet in der entscheidenden Phase die Lücke im deutschen Mittelblock fand, zum 22:20 und nach Dahmkes Anschluss zum 24:21 traf (56.).  

Dramatische Schlussphase

Gratulation unter Zebras: Rene Toft Hansen, Rune Dahmke, Niklas Landin und Andreas Wolff

Fünf Minuten vor dem Ende hatte sich die Waagschale doch noch in Richtung des Olympiasiegers geneigt. Der Europameister kämpfte aber weiter verbissen um jeden Ball, kam durch Fäth und Dahmkes unfassbare Hecht-Parade nach Olsens Wurf aufs verwaiste Tor wieder heran, Andreas Wolff zeigte sich nach einer erneuten Parade treffsicher und verwandelte zum 23:24. Doch erneut machte Lindberg einen dicken Strich durch die Punkte-Rechnung der DHB-Auswahl, netzte zum 25:23 und 26:23 ein. 80 Sekunden vor dem Schlusspfiff schien die Partie endgültig entschieden. Und doch wurde es noch einmal dramatisch: Wiencek netzte zum 24:26 ein, Dahmke traf nach Wolff-Parade zum 25:26. 13 Sekunden waren da noch zu spielen, und Mikkel Hansen verlor gegen die offensive Deckung der Deutschen die Übersicht, leistete sich einen technischen Fehler, gab den Ball aber erst fünf Meter vom Ort des Geschehens wieder frei. Statt einer Zeitstrafe für Hansen wurde nur auf Freiwurf entschieden, und die Uhr lief herunter. Ein bitteres Ende nach einer ganz starken Partie der deutschen Mannschaft, die nun am Mittwoch unbedingt einen Sieg gegen Spanien braucht, um noch eine vage Hoffnung auf das Halbfinale zu haben. Anwurf der Neuauflage des Endspiels 2016 ist um 20:30 Uhr, das ZDF überträgt live. Beim Public Viewing im Handballbahnhof wird THW-Trainer Alfred Gislason vor der Partie zum Talk erwartet.

Statistik, EM, Hauptrunde: Deutschland - Dänemark: 25:26 (9:8)

Deutschland: Heinevetter (Berlin, 0 Paraden), Wolff (Kiel, 11 Paraden/1 Tor) - Gensheimer (Paris/1), Lemke (Melsungen), Wiencek (Kiel/3), Reichmann (Melsungen/1/1), Pekeler (Rhein-Neckar Löwen), Weinhold (Kiel/5), Weber (Leipzig), Fäth (Berlin/2), Groetzki (Rhein-Neckar Löwen/n.e.), Häfner (Hannover/2), Dahmke (Kiel/4), R Kühn (Melsungen/6), Kohlbacher (Wetzlar), Drux (Berlin),
Dänemark: Dänemark: N. Landin (9/1 Paraden), Green (0 Paraden) - Lindberg (9/4), Hansen (5), Olsen (3), Mortensen (3), Lauge (2), Damgaard (2), R. Toft Hansen (1), H. Toft Hansen (1), M. Landin, Svan, Mollgaard, Mensah, Balling, Zachariassen.

Schiedsrichter: Gubica/Milosevic (Kroatien)
Zeitstrafen: Deutschland: 3 (Gensheimer, Weinhold, Kühn) / Dänemark: 1 (Mensah)
Siebenmeter: Deutschland: 2/1 (Landin hält Gensheimer)/ Dänemark: 4/4
Zuschauer: 3.112 in Varazdin