Eric Johanssons zwölf Treffer können verdiente Niederlage gegen die Löwen nicht verhindern

Bundesliga

Eric Johanssons zwölf Treffer können verdiente Niederlage gegen die Löwen nicht verhindern

Mit einer schwachen Angriffsleistung enttäuschte der THW Kiel am Donnerstagabend in der Wunderino Arena seine rund 10000 Fans, unterlag in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga gegen die Rhein-Neckar-Löwen verdient mit 26:30 (10:12). Da half es auch nicht, dass der schwedische Rückraumspieler Eric Johansson ein herausragendes Spiel machte: Zwölf Treffer erzielte der 23-Jährige, so viel wie noch nie in einer Partie für den THW Kiel. Allerdings sollte Johansson auch der einzige offensive Lichtblick in einer zu harmlos auftretenden Kieler Mannschaft sein, die zudem Löwen-Torhüter Mikael Appelgren schon früh zum überragenden Mann der Partie machte. 18 Bälle hielt der Schwede und wurde als Matchwinner nach dem Schlusspfiff von seinen Teamkollegen zurecht gefeiert.

Magnus Landin ist zurück

Die insgesamt vierte Kieler Heim-Niederlage in der laufenden Spielzeit konnte Eric Johansson allein nicht verhindern konnte. Filip Jicha war maßlos enttäuscht von seiner Mannschaft. "In den zweiten 30 Minuten war für die Löwen nahezu jeder Wurf gegen uns ein Treffer. Wenn ich die überragende Leistung und das Engagement meiner Mannschaft vor einigen Tagen gegen Montpellier mit der von heute vergleiche, bin ich einfach nur enttäuscht und auch ein wenig wütend." Dabei hatte Jicha nach langer Zeit endlich wieder sein komplettes Personal dabei. Nach überstandenem Handbruch kehrte Linksaußen Magnus Landin ins Team zurück, machte im zweiten Durchgang erste Gehversuche und feierte mit drei Toren eine vielversprechende Rückkehr. 

Überragender Appelgren

Die ersten 30 Minuten standen vor allem im Zeichen beider Torhüter. Tomas Mrkva avancierte zum starken Rückhalt der Kieler Abwehr, glänzte auch mit einem gehaltenen Siebenmeter gegen Ex-Zebra Tobias Reichmann. Auf der anderen Seite wurde Mikael Appelgren gar zum Alptraum für die Kieler Angreifer: Der Schwede hielt bis zum Pausenpfiff elf Bälle auf, oft im Duell eins gegen eins. Im zweiten Abschnitt stand er kurz vor der Auswechslung, fand aber ab der 45. Minute zu seiner guten Form zurück, wurde so zum Matchwinner für sein Team. Schon zu Beginn liefen die Zebras deshalb lange Zeit einer knappen Führung der Mannheimer hinterher: 0:2 hieß es nach vier Minuten, Kirkelökke und Moré hatten für die Gäste, die ihr Heil in einer extremen Tempoverschleppung im Angriff suchten und fanden, getroffen.

Kieler kämpfen sich ins Spiel

Mit einem frechen Dreher sorgte Niclas Ekberg für den Anschluss, Johansson glich zum 2:2 aus. Die Kieler spielten jetzt gut nach vorn, erspielten sich auch klarste Chancen. Doch Rune Dahmke, Patrick Wiencek und Elias Ellefsen á Skipagötu scheiterten freistehend am überragenden Gäste-Schlussmann. Kirkelökke und Moré bestraften die Nachlässigkeiten im Kieler Angriff mit ihren Treffern zum 4:2. Die Zebras antworteten mit einem sehenswerten 3:0-Lauf. Johansson traf zweimal aus dem Rückraum, á Skipagötu war mit einem Tempogegenstoß in der 14. Minute zum 5:4 und der ersten THW-Führung zur Stelle. Mit einem Schlagwurf glich Juri Knorr wenig später aus, Jannik Kohlbacher brachte die Löwen erneut in Front. Für die letzte Kieler Führung sorgten dann Petter Överby, der ein Anspiel von Karl Wallinius im Tor der Gäste unterbrachte, und Patrick Wiencek zum 8:7 (21.)

Verdiente Mannheimer Pausenführung

Die Zebras mühten sich in der Folge, packten in der Abwehr auf schnellen Beinen zu. Außerdem stand Mrkva den Löwen oft erfolgreich im Weg, kam auf acht Paraden bis zum Pausenpfiff. Vorne aber ließen die Zebras weiterhin zu viele Chancen ungenutzt. Appelgrend verhinderte die erneute Kieler Führung durch Weinhold, Appelgren verhinderte gegen Överby den Ausgleich zum 9:9, Appelgren entschärfte Bilyks Wurf. Die Folge: Patrick Groetzki brachte Mannheim nach 28 Minuten auf 11:9 nach vorne, Reichmann erzielte per Siebenmeter den 12:10-Pausenstand für die Gäste. Eine verdiente Führung, weil die THW-Wurfquote erschreckend schwach ausfiel.

Reichmann sieht Rot

Ex-Zebra Reichmann stand auch zu Beginn des zweiten Abschnitts im Mittelpunkt, allerdings negativ. Bei einem Wurfversuch von Rune Dahmke stoppte der Ex-Kieler seinen ehemaligen Mitspieler unsanft. Nach Videobeweis entschieden die Schiedsrichter auf Rot. Reichmann musste das Parkett nach 32 Minuten verlassen, entschuldigte sich bei Dahmke. Und die Kieler? Als Landin in der 35. Minute zum 13:14 traf, jubelten die Fans, glaubten fest an eine Wende.

Kieler Hoffnungen auf eine Wende im Keim erstickt

Doch die Löwen schlugen zurück, zogen mit einem 3:0-Lauf auf 17:13 davon. Besonders bitter:  Hendrik Pekeler wurde im Angriff äußerst unsanft gegen einen Gegenspieler gestoßen, schied kurz darauf mit Schmerzen am Kopf aus und erlebte das Ende des Spiels nicht mehr mit, weil er sich zur ärztlichen Behandlung in die Kabine begab. Immerhin durfte sich Kiels Anhang aber über Eric Johansson freuen. Der junge Schwede stemmte sich mit allen Kräften gegen die drohende Niederlage, brachte seine Zebras mit krachenden Würfen auf 16:18 heran. Patrick Wiencek verkürzte nach glänzendem Zuspiel von Harald Reinkind wenig später auf 17:18. Die erneute Hoffnungen auf eine Wende wurden dann aber von der Kieler Harmlosigkeit im Angriff, Appelgrens Formsteigerung und vier Treffer in Folge von Ahouansou zunichte gemacht. 

Löwen schrauben den Deckel drauf

Moré traf nach 46 Minuten zum 23:18, Lindenchrone erhöhte in der 52. Minute auf 25:19. Dieser 6:1-Lauf der Gäste bedeutete letztlich die Vorentscheidung. Die Kieler setzten in den letzten Minuten auf eine offensive Abwehr, störten die Gäste schon am Mittelkreis. Aber spätestens nach dem gelungenen Sololauf von Juri Knorr in der 58. Minute mit seinem Tor zum 29:24 war die Entscheidung gefallen, stand der überraschende aber gleichsam hochverdiente Löwen-Sieg über die Zebras fest.   

Themenspieltag am Montag gegen Göppingen

Nachdem sechs Wochen lang die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga nicht zu Gast in Kiel war, lässt nun die nächste Heimpartie nicht lange auf sich warten. Bereits am kommenden Pfingstmontag treffen die Zebras im vorletzten Heimspiel der Saison auf Frisch Auf! Göppingen. Das Duell gegen den unberechenbaren Altmeister wird um 19 Uhr angepfiffen, für die Begegnung gibt es noch Eintrittskarten bei CITTI, in der THW-FANWELT und online unter www.thw-tickets.de. Die THW-FANWELT wird am Montag ab 16 Uhr geöffnet haben. Dort gibt es auch das farbige Sondertrikot, in dem die Kieler die Partie gegen Frisch Auf! bestreiten werden. Grund ist der Themenspieltag "För de Küste", der rund um die 60 Handball-Minuten mit viel Programm zum Thema Küsten- und Meeresschutz aufwartet. Die Arena öffnet bereits zwei Stunden vor Anpfiff, damit genug Zeit bleibt, sich über das "För de Küste"-Projekt und die Partner zu informieren. Weiter geht’s gegen Göppingen, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, 30. Spieltag: THW Kiel – Rhein-Neckar Löwen 26:30 (10:12)

THW Kiel: Mrkva (1.-46., 8/1 Paraden), Bellahcene (46.-60., 1 Parade); Duvnjak, Reinkind, Landin (3), Øverby (3), Weinhold (1), Wiencek (3), Ekberg (3/2), Johansson (12), Dahmke, Gurbindo, Wallinius, Bilyk, Pekeler, á Skipagötu (1); Trainer: Jicha
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (1.-60., 18/1 Paraden), Späth (n.e.), Birlehm (n.e.); Kirkelökke (2), Jacobsen, Móré, Knorr (5/2), Ahouansou (4), Holst Jensen, Davidsson, Groetzki (2), Forsell Schefvert (1), Reichmann (2), Gislason (2), Lindenchrone (3), Kohlbacher (5); Trainer: Hinze

Schiedsrichter: Fabian Baumgart / Philipp Dinges
Siebenmeter: THW: 3/2 (Appelgren hält Ekberg (51.)) / RNL: 5/4 (Mrkva hält Reichmann (12.))
Zeitstrafen: THW: 3 (Wallinius (21.), Duvnjak (24.), á Skipagötu (36.)) / RNL: 1 (Lindenchrone (7.))
Rote Karte: Reichmann (RNL, grobes Foulspiel (33.))
Spielfilm: 1. Hz.: 0:2 (3.), 2:2, 2:4 (10.), 5:4 (14.), 5:6, 7:6, 8:7 (21.), 8:10 (25.), 9:11 (29.), 10:12.
2. Hz.: 11:12, 13:14 (34.), 13:17 (37.), 14:18 (38.), 17:18 (41.), 18:19, 18:23 (46.), 19:25 (51.), 21:25 (53.), 23:26 (56.), 23:28 (57.), 26:30.
Zuschauer: 10200 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Glückwunsch an Sebastian und die Rhein-Neckar Löwen zu zwei völlig verdienten Punkten. In mir brodelt es, ich bin enttäuscht und wütend. Weil wir nicht bereit waren, weil wir in der ersten Halbzeit und in der entscheidenden Phase der zweiten Halbzeit eine unterirdische Wurfquote hatten. Wir haben einfach so wild aufs Tor geworfen, obwohl wir wussten, dass dort mit Mikael Appelgren Weltklasse zwischen den Pfosten steht. Mit 38 Prozent Wurfeffektivität kannst du nichts gewinnen – nirgends. Dass wir zur Pause nur mit zwei Toren hinten lagen, war ein Geschenk für unsere Abwehrarbeit. Dann haben wir in der zweiten Halbzeit nur noch eine Parade. Ich habe heute in meiner gesamten Mannschaft nur einen wirklichen Mann gesehen – und das war Eric Johansson. Ich bin traurig und wütend, dass wir uns so etwas vor unseren Fans erlaubt haben.

Löwen-Trainer Sebastian Hinze: Ich bin natürlich glücklich und sehr zufrieden. Wir haben es heute geschafft, das Tempo zu bestimmen. Das war nicht schön anzusehen, aber punktuell haben wir Konter gesetzt. Wir hatten heute zehn technische Fehler, es aber geschafft, dass der THW Kiel diese nicht direkt bestrafen konnte. Noch dazu hatten wir eine überragende Wurfquote, weil die Jungs cool geblieben sind. Dadurch hatten wir das Momentum auf unserer Seite. Appelgren hat immer dann, wenn es wieder eng hätte werden können, einen freien Ball weggenommen. Und Ahouansou kommt rein und macht diese Tore. Wir hatten heute dreimal den letzten Pass und haben alle dreimal getroffen. Auch in der Abwehr haben wir das gut gelöst, haben eng verschoben und die zweite Welle und die Schnelle Mitte des THW Kiel unterbunden. Deshalb war der Sieg heute nicht unverdient.