EM 2018: Deutschland mit Kantersieg zum Auftakt
Der Titelverteidiger hat einen Traumstart in die Handball-Europameisterschaft in Kroatien hingelegt: Am Samstagabend feierte die deutsche Nationalmannschaft einen 32:19 (17:9)-Erfolg - und damit erstmals seit zehn Jahren einen Sieg zum Einstieg in die "EHF Euro". Bester Akteur auf Seiten der "Bad Boys", die mit acht amtierenden Europameistern an den Start gegangen waren, war der Kieler Torhüter Andreas Wolff: Wolff parierte 46 Prozent aller Würfe und hatte damit großen Anteil am entspannten Abend für Bundestrainer Christian Prokop. Bester Torschütze war Kapitän Uwe Gensheimer, dem neun Treffer gelangen. Mit einem weiteren Sieg am Montag (18.15 Uhr/ live im Kieler Handballbahnhof und in der ARD) gegen den WM-Dritten Slowenien würde die DHB-Auswahl vorzeitig die Hauptrunde erreichen.
Weinhold mit dem Premieren-Tor
Abwehrchef mit Traumtor: Patrick Wiencek
Die deutsche Mannschaft startete mit drei Kielern in der Anfangsformation: Prokop hatte sowohl Andreas Wolff als auch Patrick Wiencek und Steffen Weinhold auf das Feld beordert. Nach 2:46 Minuten erzielte Weinhold den ersten DHB-Treffer der Mission "Titelverteidigung". Doch obwohl die deutsche Mannschaft drückend überlegen schien, konnte sie sich in den ersten zehn Minuten nicht absetzen. Das sollte sich allerdings zügig ändern: Elf Minuten lang kassierte die deutsche Mannschaft keinen Gegentreffer mehr, weil zum einen die deutsche Deckung gut eingestellt auf den Gegner war, und zum anderen Wolff bereits jetzt richtig aufdrehte. Reihenweise entschärfte er die Würfe der montenegrinischen Angreifer, wurde erst wieder in der 22. Minute durch Simovic bezwungen. Zuvor hatten Weinhold, dreimal Gensheimer, Kühn, Wiencek mit einem Traumtor, Häfner, Drux und Reichmann das Resultat mit einem 9:0-Lauf auf 13:3 gestellt - und die mehreren hundert deutschen Fans unter den 8.000 in der nicht ausverkauften Arena Zagreb in Feierlaune versetzt. Allerdings hatte Turnier-Debütant Janke zu diesem Zeitpunkt bereits seine zweite Zwei-Minuten-Strafe kassiert, weswegen Prokop früh zum Umbauen seiner Abwehr gezwungen war. In der Folge kamen die Montenegriner zwar einigermaßen ins Spiel, doch die deutsche Mannschaft hatte zumeist eine passende Antwort parat, sodass der Vorsprung auch beim 17:9 zur Pause noch stattlich war.
Zweithöchster deutscher Sieg der EM-Geschichte
Drei Tore zum Auftakt: Steffen Weinhold
Der zweite Durchgang startete wieder mit einem Weinhold-Treffer - besonders lautstark auch im Kieler Hauptbahnhof gefeiert, wo sich traditionell wieder einige hundert Fans zur Unterstützung der "Bad Boys" vor der Großbildleinwand versammelt hatten. Die Partie verflachte danach allerdings ein wenig, weil beide Seiten mit der Fehlerhäufigkeit zu kämpfen hatten. Als erstes erholt hatte sich davon die DHB-Auswahl, die durch Kühn, einen Kohlbacher-Doppelschlag und Häfner von 20:12 auf 24:12 davonzog - nach 42 Minuten glaubten selbst die größten Pessimisten an einen ganz souveränen Erfolg des deutschen Teams zum Auftakt. Auch, weil Philipp Weber eine starke Begegnung auf der Mitte zeigte und auch, weil Deutschland im Angesicht des sicheren Sieges nicht aufhörte, mit vollem Einsatz zu spielen: Rechtsaußen Patrick Groetzki rettete mit einem Hechtsprung spektakulär, als Wolff sein Tor zugunsten eines weiteren Feldspielers verlassen hatte. Eine Schrecksekunde aus Kieler Sicht gab es aber auch in dieser Partie: Wolff, nach der Begegnung zum "Man of the Match" gewählt, wechselte sich zehn Minuten vor dem Ende selbst aus und verbrachte die Schlussminuten mit einem dicken Eispaket auf dem rechten Knöchel. Kraft zum Feiern hatte er trotzdem, so riss Wolff beide Arme in die Höhe, als sein Kieler Teamkollege Patrick Wiencek das 30. deutsche Tor erzielte (54.). Fäth und der siebenfache Torschütze Montenegros, Lipovina, stellten den Endstand her. Mit dem zweithöchsten Erfolg der deutschen EM-Geschichte unterstrichen die "Bad Boys" ihre Ambitionen auf die Medaillenränge.
Statistik, EM, 1. Spieltag: Deutschland - Montenegro: 32:19 (17:9)
Deutschland: Wolff (Kiel, 12/1 Paraden), Heinevetter (Berlin, 3 Paraden); Gensheimer (Paris/9/5), Drux (Berlin/5), Weber (Leipzig/3), Kühn (Melsungen/3), Weinhold (Kiel/3), Kohlbacher (Wetzlar/3), Häfner (Hannover/2), Wiencek (Kiel/2), Reichmann (Melsungen/1), Fäth (Berlin/1), Pekeler (Rhein-Neckar Löwen), Groetzki (Rhein-Neckar Löwen), Janke (Leipzig), Roscheck (Leipzig)
Montenegro: Mijatovic (5 Paraden), Mijuskovic (4 Paraden); Lipovina (7), Bozovic (4), Andjelic (2), Simovic (1), Lasica (1), S. Vujovic (1), Markovic (1), Sevaljevic (1/1), M. Vujovic (1/1)
Schiedsrichter: Pichon/Reveret (Frankreich)
Zeitstrafen: Deutschland: 8 (2x Weinhold, Roscheck, Weber, 3x Jahnke, Kohlbacher); Montenegro: 4 (Larzovic, Markovic, Sevaljevic, Lasica).
Rote Karte: Janke (nach dritter Zeitstrafe (60.))
Siebenmeter: Deutschland: 6/5 (Mijatovic hält Gensheimer); Montenegro: 3/2 (Wolff hält Sevaljevic).
Zuschauer: 8000 in Zagreb