KN: Emil Frend Öfors Keine Zeit für Eifersucht

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KN: Emil Frend Öfors Keine Zeit für Eifersucht

Herzogenaurach. Er ist (bisher) die Last-Minute-Verpflichtung des THW Kiel. Und auf einmal schwitzt Emil Frend Öfors im Trainingslager des Handball-Rekordmeisters im fränkischen Herzogenaurach, steckt mittendrin im Kulturschock des plötzlichen Karrieresprunges. "In English, please!", sagt der 22-Jährige ganz höflich, weil es so kurz nach seinem Transfer in die Bundesliga mit dem Deutschen noch nicht ganz so gut klappt. Ein verschmitztes Grinsen begleitet die Frage, und dieser in Kiel so geliebten skandinavischen Freundlichkeit kann sowieso niemand eine Bitte ausschlagen.

Emil Frend Öfors darf endlich für seinen Lieblingsklub THW Kiel spielen

Aber wer ist eigentlich Emil Frend Öfors? Ein unbeschriebens Blatt? "Ich glaube, dass ich bis zur Weltmeisterschaft im Januar unsichtbar für die Bundesliga war. Dann hat man mich vielleicht etwas besser gesehen", sagt der Schwede. Und ob. Der Linksaußen bekam den Vorzug vor dem großen Jonas Källman (36), schied mit den Schweden erst im Viertelfinale gegen den späteren Weltmeister Frankreich aus, bringt es mittlerweile auf zwölf Länderspiele. Und dann kam plötzlich der Anruf aus Kiel, alles ging ganz schnell. "So ganz habe ich es noch nicht begriffen. Eines kann ich aber schon sagen: Eine so harte Vorbereitung habe ich noch nicht erlebt. Jetzt schaue ich einfach, was kommt, dann will ich mich zu Hause einrichten."

In der Nähe der Universität, im Rücken des Kieler "Stinkviertels" hat der gebürtige Stockholmer, der zuletzt bei Alingsås HK spielte, eine Bleibe gefunden. Im September zieht Freundin Josefine mit ein, die sich vielleicht auch erst einmal schütteln musste, ob es hier um Traum oder Wirklichkeit geht. Denn schließlich hatte ihr Emil im März in der 25 000-Einwohner-Stadt in der südschwedischen Provinz Västergötland seinen Job als Bauingenieur angetreten. Man brauche doch, sagt Frend Öfors mit schwedischer Coolness, ein "zweites Bein, auf dem man steht". Vorerst will der Hobby-Angler ("Auf Flüssen und Seen, am liebsten Zander, Barsch und Hecht") auf beiden kräftigen Beinen an der Förde seine Fußstapfen hinterlassen. Erst einmal nur ausgestattet mit einem Einjahresvertrag, aber deswegen nicht mit weniger Enthusiasmus. "Heart and soul", sagt Frend Öfors, und betont es so, als wolle er am liebsten dazu mit dem Fuß auf den Boden stampfen: "Ich werde in diesem Jahr mein Herz und meine Seele dem THW widmen und will diese Zeit genießen."

So wie Staffan Olsson damals, eines seiner Vorbilder, mit dessen Sohn Henrik er gemeinsam in seinem Heimatverein IFK Tumba HK in der Jugend spielte. Da sei, gibt der Linksaußen zu, der sich als "Ersatz" für den verletzten Raul Santos die Position künftig mit Rune Dahmke teilen wird, der THW schon ein anderes Kaliber. "Darum habe ich Respekt, besonders vor der Geschichte des Klubs, aber keine Angst vor der Aufgabe." Egal, ob mit der Angelrute oder auf dem Handballfeld - Frend Öfors ist eher schnörkellos, ruht in sich, ist kein Trickwurf-Artist auf dem linken Flügel. "Nein, nein", sagt er lachend. "Der Ball muss rein, Punkt."

In Alingsås ließ man den 1,93-Meter-Mann nur schweren Herzens gehen. "Emil hinterlässt im Verein große Spuren und hat bewiesen, was für ein feiner Handballer er ist. Wir sind richtig stolz", sagt AHK-Klubchef Christer Mårtensson. Und für Frend Öfors selbst hat endlich die Eifersucht ein Ende. Mit Josefine hat die allerdings nichts zu tun. Vielmehr mit Niclas Ekberg und U 21-Kollege Lukas Nilsson. Die beiden Mitspieler aus dem Team der Tre Kronor durften nämlich schon länger das schwarz-weiße Trikot seines Lieblingsklubs tragen. "Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen eifersüchtig auf die beiden war." Nach dem Trainingslager will Frend Öfors "möglichst schnell Fortschritte in der Sprachschule machen“. Bis dahin heißt es: „In English, please!"

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.08.2017, Foto: Sascha Klahn)