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45 starke Minuten reichten nicht: THW unterliegt in Veszprem

Champions League

45 starke Minuten reichten nicht: THW unterliegt in Veszprem

45 Minuten lang lieferten die Zebras in Veszprem eine starke, leidenschaftliche und erfolgreiche Vorstellung ab. Dann verließen sie im dritten Auswärts-Spitzenspiel innerhalb von sechs Tagen die Kräfte. Am Ende gewann Telekom Veszprem gegen den THW Kiel mit 41:33 (19:19), setzte sich dabei nach einer engen 28:27-Führung in der 46. Minute in der Schlussphase noch deutlich vom Rekordmeister ab. Vor allem Petar Nenadic (10) und Andreas Nilsson (7) waren dann für die müder werdende Kieler Defensive nicht mehr zu stoppen. Bester Torschütze der Zebras war Niclas Ekberg mit 7/2 Treffern. 

Corrales und Blagotinsek wieder dabei

Die Gastgeber fuhren gegen den THW Kiel ihre komplette Weltklasse auf: Im Vergleich zum Hinspiel in Kiel konnte Veszprems Trainer David Davis wieder auf die sich damals noch in Quarantäne befindlichen Rodrigo Corrales (Tor) und Kreisläufer Blaz Blagotinsek setzen. Ein Welt- und Europameister fehlte hingegen: Jorge Maqueda konnte für das Topspiel der Königsklasse nicht berücksichtigt werden, da er sich weiterhin in der verlängerten, sechswöchigen ungarischen Quarantäne befand.

Irre Tempohatz

Fünf Treffer allein vor der Pause: Niclas Ekberg

Beide Mannschaften lieferten sich in der lauten Veszprem-Arena, in der Fan-Gesänge und Anfeuerungen vom Band eingespielt wurden, von Beginn an eine wahre Tempohatz. In dieser hatte der THW Kiel die Nase bis zur fünften Minute die Nase leicht vorn, dann erzielte der im ersten Durchgang starke Borozan die erste Veszprem-Führung. Doch die Zebras ließen sich nicht von ihrem Weg abbringen, antworteten zumeist schnell auf die wütenden Veszpremer Angriff: So wie Patrick Wiencek, der nach einem Sagosen-Anspiel in Unterzal das 7:7 erzielte. Oder wie Niclas Ekberg, der zwei starke Paraden von Dario Quenstedt in das 9:9 ummünzte (14.) - 18 Treffer in 14 Minuten: Ein Weltklasse-Tempo, bei dem beide Abwehrreihen sich selten auszeichnen konnten.

38 Treffer zur Pause

Vier Treffer und viele Assists: Sander Sagosen

So sollte es weitergehen. Wie bei Pavel Horaks 11:11 Sekunden nach Marguc' erneuter Führung, wie bei Zarabec Führungstreffer nach Nenadic-Fehlwurf. Und als Quenstedt, der für den angeschlagenen Niklas Landin 60 Minuten das Tor hütete, dann immer häufiger das Stoppschild gegen frei vor ihm auftauchende Ungarn hochhielt, egalisierten de Zebras weitere Zwei-Tore-Führungen der Gastgeber. Und doch schien es, als ob Veszprem mit einem Vorsprung in die Kabine gehen könnte: Borozan zum Fünften - 19:17 (28.). Doch da hatten die Roten die Rechung ohne die leidenschftlich kämpfenden Zebras gemacht: Der starke Antreiber Domagoj Duvnjak traf zum 18:19, Quenstedt hielt gegen Fathy Omar, und kurz vor der Sirene verwandelte Rune Dahmke einen Monster-Dreher Marke "Tor des Jahres" zum Ausgleich.

Kiel geht in Führung

Petar Nenadic war kaum zu stoppen

Auch nach der Pause zeigten die Kieler ihre Zähne - und einen angesichts der Belastungen unglaublichen Willen: Duvnjak tankte sich zur THW-Führung durch, Quenstedt hielt gegen Marguc, und Sagosen markierte das 21:19. Eine Zwei-Tore-Führung, die die Schwarz-Weißen wild verteidigten. Durch Duvnjak (24:22), Reinkind (25:23), später noch einmal durch Duvnjak. Doch in den kommenden Minuten sollte sich das Blatt wenden: Während sich bei Veszprem Corrales immer mehr in den Mittelpunkt spielte, fehlten THW-Trainer Filip Jicha die Wechsel-Alternativen. Nilsson tankte sich am Kreis durch, Nenadic war nicht mehr aufzuhalten. Die Folge: Nach dem 27:28-Anschluss durch einen Winkel-Wurf von Sagosen zogen die Gastgeber durch einen 3:0-Lauf davon.

Veszprem zieht davon

Am Ende hatten die Zebras das Nachsehen

Und Veszprem setzte jetzt Nadelstiche, sicherte sich Abpraller, stellte eine starke Defensive und hatte in Corrales jetzt einen mitentscheidenden Mann. Tor um Tor zogen die Gastgeber davon, raubten den Kielern damit die Kraft zur Aufholjagd. Ein 7:1-Lauf 37:29 brachte die endgültige Entscheidung zugunsten der Ungarn, die in der Schlussphase dank zahlreicher Gegenstößte sogar noch einen deutlichen Sieg einfahren konnten. Mahé erzielte den 40. Treffer, das zweitschönste Tor des Tages nach Dahmkes Dreher markierte allerdings sein Positionskollege Magnus Landin: Der Däne traf per Kempa zum zwischenzeitlichen 31:39. 

Nach 7600 Kilometern Samstag in Kiel gegen die Eulen

Nach dem Spiel machten sich die Kieler direkt wieder auf den Heimweg: Mit dem Bus ca 70 Minuten nach Györ, von dort aus mit dem Flugzeug zurück nach Kiel Holtenau. Gegen 1 Uhr sollen die Kieler dort planmäßig landen - das Ende einer sechstägigen, rund 7600 Kilometer langen Tour durch Europa mit drei schweren Auswärtsspielen in Barcelona, Göppingen und Veszprem. Dementsprechend froh sind die Zebras, dass sie jetzt endlich wieder in der Wunderino Arena antreten dürfen: Am Samstag empfangen sie um 20:45 Uhr Die Eulen Ludwigshafen zum Bundesliga-Duell, Sky überträgt live. Zu Gast beim Heimspiel-TV, das um 19:45 Uhr auf Sendung geht, wird Wolfgang "Wolle" Schwenke sein, ehemaliges Zebra und heute Geschäftsführer des Fußball-Zweitligisten Holstein Kiel. Die Partie live verfolgen kann man auch wieder im kostenlosen Audio-Livestream von RADIO BOB! mit Maschine unter www.radiobob.de/thw-kiel. Weiter geht's zu Hause, Kiel! 

Fotos: Telekom Veszprem / David Vörös

EHF Champions League, 9. Spieltag: Telekom Veszprem - THW Kiel: 41:33 (19:19)

Telekom Veszprem: Cupara (1.-30, 5 Paraden), Corrales (31.-60., 11 Paraden); Manaskov, Fathy Omar (6/2), Moraes, Tönnesen, Nilsson (8), Markussen, Ligetvari, Marguc (4), Lauge (1), Strlek (1), Blagotinsek, Nenadic (10), Mahe (5), Borozan (7); Trainer: Davis
THW Kiel: Landin (n.e.), Quenstedt (1.-60., 11 Paraden); Ehrig, Duvnjak (6), Sagosen (4), Reinkind (3), M. Landin (1), Sunnefeldt, Weinhold (5), Wiencek (2), Ekberg (7/2), Dahmke (1), Zarabec (1), Horak (1), Pekeler (2); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Matija Gubica / Boris Milosevic (CRO)
Zeitstrafen: Veszprem: 3 (Blagotinsek (12.), Mahé (45.), Ligetvari (56.) / THW: 4 (Pekeler (11.), 2x Sagosen (16., 40.), Wiencek (52.))
Siebenmeter: Veszprem: 2/2 / THW: 2/2
Spielfilm: 0:1, 2:3 (3.), 4:3 (5.), 6:5, 7:7 (12.), 9:7, 9:9 (14.), 11:10, 11:12 (17.), 14:12 (19.), 15:13, 15:15 (25.), 17:15 (26.), 18:16, 19:17 (28.), 19:19;
19:21 (32.), 21:23, 23:25 (37.), 25:25 (38.), 25:26, 28:26 (44.), 28:27, 30:27 (46.), 30:28, 33:28 (49.), 33:29, 37:29 (54.), 37:30, 39:33 (55.), 41:33.
Zuschauer: keine (Veszprem-Arena, Veszprem (HUN)

Stimmen zum Spiel

THW-Trainer Filip Jicha: Wir haben 45 Minuten sehr gut gespielt. Aber man hat schon in der ersten Halbzeit gesehen, dass wir nicht so frisch auf den Beinen waren. Das dritte Spiel innerhalb so kurzer Zeit gegen unglaublich starke Gegner hat Spuren hinterlassen. In der zweiten Halbzeit haben wir zudem kaum einen Ball halten können. Niklas Landin hat die Reise nach den Belastungen der vergangenen Wochen leicht verletzt angetreten. Wenn man dann noch sieht, wie dezimiert wir am Ende waren, hat man dann wenig Chancen in Veszprem. Die Niederlage ist bitter, aber die in den letzten 15 Minuten ar nichts mehr drin für uns.

THW-Kapitän Patrick Wiencek: Wir haben 45 Minuten lang gut mitgehtalten, hatten aber irgendwie keinen Zugriff in der Abwehr, waren oft einen Schritt zu spät. Am Ende hat sich das gerecht, als wir noch müder wurden. Wir kamen dann einfach nicht mehr so an den Mann ran, wie wir uns das vorgenommen hatten. Am Ende hat uns dann auch vorne ein bisschen die Kraft gefehlt, da haben wir dann zu viele Fehler gemacht und Veszprem zu Gegenstößen eingeladen. Im Moment ist da eine große Enttäuschung, wir wollten dieses Spiel gewinnen. Aber wir haben ja noch einige Spiele, die wir besser bestreiten können. Deshalb müssen wir jetzt mehr nach vorn als zurück schauen.