Am Ende souverän: THW Kiel gewinnt in Coburg
Der THW Kiel hat nach nur einer gemeinsamen Trainingseinheit einen letztlich souveränen Neustart in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga vollzogen: Beim Aufsteiger HSC 2000 Coburg taten sich die Zebras allerdings in der Anfangsphase schwer, am Ende gewannen sie die Partie trotzdem deutlich mit 37:32 (19:15). Bester Torschütze im ersten Spiel nach der Olympia-Qualifikation mit den Nationalmannschaften war Sander Sagosen, der neun Treffer erzielte.
THW ohne Weltmeister in Oberfranken
Die Zebras flogen am Mittag von Kiel nach Oberfranken. Nicht mit im Flieger waren neben dem Langzeitverletzten Nikola Bilyk und Rechtsaußen Sven Ehrig (Adduktorenprobleme) auch die beiden Weltmeister Niklas und Magnus Landin. Der dänische Handballverband hatte den THW Kiel am Dienstag über einen positiven Covid19-Test bei einem Nationalspieler im Anschluss an die Länderspiel-Woche informiert. Der Handball-Rekordmeister hatte daraufhin entschieden, vorsorglich die beiden Dänen bis auf Weiteres von der Mannschaft, mit der sie nach ihrer Rückkehr aus Dänemark noch nicht in Kontakt waren, zu isolieren. Mit an Bord der Chartermaschine ging hingegen U23-Co-Trainer Bevan Calvert: Der Australier, der bereits zu Saisonbeginn für den verletzten Ehrig eingesprungen war, rückte erneut in den Kader.
Holpriger Start
Mit der offensiven Abwehr kam die Souveränität
Der Start in der modernen Arena geriet für die Zebras etwas holprig. Abstimmungsprobleme prägten die ersten Minuten in Schwarz-Weiß, die trotzdem bis zum 4:3 durch einen Wiencek-Treffer nach feinem Sagosen-Anspiel in Führung lagen. Dann aber mehrten sich die Fehler, und die Gastgeber nutzten dies vor allem durch ihre "Tormaschine" Florian Billek gnadenlos aus: Über 6:4 zogen sie bis zur 10. Minute auf 8:5 davon, nach dem 9:6 stelle Jicha daraufhin die Abwehr um. Fortan sollte Domagoj Duvnjak auf der Spitze der 3-2-1-Abwehr für die nötige Unruhe im Coburger Aufbauspiel sorgen. Und das tat die offensive Defensive dann auch gehörig. Fünf Minuten benötigten die Kieler, um das 8:10 durch Duvnjak, Rune Dahmke und das Norwegen-Duo Harald Reinkind/Sagosen auf 12:10 zu drehen.
Vier-Tore-Führung zur Pause
Hielt unter anderem zwei Siebenmeter: Dario Quenstedt
Und urplötzlich lief der THW-Express. Auch, weil sich Dario Quenstedt zum echten Rückhalt steigerte, Bälle von Außen und vom Kreis entschärfte. Und weil die Deckung aufmerksamer als zu Beginn auf die Anspiel-Versuche der Coburger reagierte. Immer wieder zwangen die Zebras die Gastgeber ins drohende Zeitspiel, und die machten zunehmend mehr Fehler. Nach Schröders 11:12-Anschluss (21.) ging es ganz schnell: Reinkind, Sagosen nach eigenem Steal, wieder Reinkind, Duvnjak und erneut Sagosen stellten das Resultat auf 17:12, HSC-Trainer Alois Mraz, wie Filip Jicha in Pilsen geboren, zog bereits zum zweiten Mal die grüne Karte. Bis zur Pause sollten seine Mannen aber nur noch ein wenig Ergebniskorrektur betreiben können, weil Quenstedt gleich zwei Siebenmeter hielt. Mit einem 19:15 für den THW Kiel wurden die Seiten gewechselt.
THW sorgt schnell für klare Verhältnisse
Traf vier Mal: Harald Reinkind
Nach Wiederanpfiff ging dann alles ganz schnell - zu schnell für den Aufsteiger, der trotzdem weiter wacker kämpfte: Jetzt war es Patrick Wiencek, der aus allen Lagen traf. Drei Tore des Kieler Kreisläufers und ein Duvnjak-Treffer zwangen Mraz bereits in der 35. Minute zur dritten und letzten Auszeit - da führte der THW Kiel mit 23:16 und hatte die Partie entgültig im Griff. Trotzdem konnten sich die Kieler nie zurücklehnen, hatten aber immer die passenden Antworten auf Coburger Vorstöße parat: So traf Dahmke mit feinem Heber zum 27:21, tankte sich Oskar Sunnefeldt zum 29:23 durch, traf Malte Voigt doppelt zum 31:24 (46.) und Horak nach Schneller Mitte zum 32:26. Nach Niclas Ekbergs 35:29 (54.) war die Begegnung entschieden, und nun kamen sowohl die Youngster Philip Saggau und Philipp Wäger als auch Routinier und "Comebacker" Calvert zu ihrem Einsatz. Der Australier belohnte sich mit seinem Treffer zum 37:31 selbst, am Ende feierten die Kieler zwei wichtige Punkte und einen gelungenen Neustart nach der Olympia-Qualifikationswoche.
Samstag gegen Wetzlar
Samstag kommt die HSG Wetzlar nach Kiel
Die Kieler reisten direkt nach der Partie zurück in die Landeshauptstadt - bis Ende April warten ausschließlich "englische Wochen" auf die Zebras, die fortan im Samstag-Mittwoch-Samstag-Rhythmus unterwegs sein werden. Am kommenden Sonnabend erwarten sie in der Wunderino Arena die HSG Wetzlar zum spannenden Duell um Liga-Punkte. Gegen die Mittelhessen hatte der THW Kiel in der Hinrunde beim 22:31 (siehe Spielbericht) einen rabenschwarzen Tag erlebt und seine bisher einzige Niederlage in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga kassiert. In der Vorsaison triumphierte die HSG auch in Kiel. "Wir haben einiges wiedergutzumachen", sagt THW-Kapitän Patrick Wiencek. "Auch deshalb werden wir am Samstag alles geben. Diese zwei Punkte sind enorm wichtig für uns." Anwurf ist um 20:30 Uhr, um 19:30 Uhr geht das Heimspiel-TV mit Moderator Ulf Kahmke auf Sendung, ab 20:30 Uhr überträgt unter www.radiobob.de/thw-kiel der Medienpartner Radio BOB! die Partie live im Audio-Stream. Nach der Partie kann man auf der Facebook-Seite des THW Kiel zudem die Pressekonferenz und die ausführliche star-Spielanalyse mit einem der THW-Stars sehen. Natürlich überträgt auch Sky live - weiter geht's zu Hause, Kiel!
Fotos: Svenja Stache
LIQUI MOLY HBL, 21. Spieltag: HSC 2000 Coburg - THW Kiel: 32:37 (15:19)
HSC 2000 Coburg: Kulhanek (1.-36., 7 Paraden), Poltrum (36.-60., 5 Paraden), Dreyer; Sproß (5), Kelm (1), Kassing, Nenadic, Billek (9), Mustafik, Zettermann (4), Varvne (2), Kurch, Zeman (7), Grozdanic (2/2), Schröder (2), Neuhold; Trainer: Mraz
THW Kiel: Saggau (54.-60., keine Parade), Quenstedt (1.-54., 10/2 Paraden); Duvnjak (3), Sagosen (9), Reinkind (4), Sunnefeldt (1), Weinhold (1), Wiencek (5), Ekberg (5/1), Dahmke (3), Zarabec, Wäger, Calvert (1), Voigt (2), Horak (1), Pekeler (2); Trainer: Jicha
Schiedsrichter: Thomas Kern / Thorsten Kuschel
Zeitstrafen: Coburg: 2 (Nenadic (14.), Zeman (24.)) / THW: 2 (Dahmke (30.), Pekeler 51.))
Siebenmeter: Coburg: 4/2 (Quenstedt hält Grozdanic (29.), Billek (30.)) / THW: 1/1
Spielfilm: 1:0, 1:2 (4.), 3:4 (6.), 6:4 (7.), 8:5 (20.), 9:6, 9:8 (14.), 10:8, 10:12 (19.), 12:14, 12:17 (24.), 14:17 (26.), 15:18 (27.), 15:19;
16:19, 16:23 (35.), 18:25, 19:26, 21:26 (40.), 23:28, 23:30 (49.), 24:31 (46.), 26:33 (50.), 28:33 (52.), 30:35 (54.), 32:37.
Zuschauer: keine (huk-Coburg-Arena)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Es war sicherlich kein schönes Spiel von uns. Wichtig war, dass wir die Punkte gewonnen haben. Wir müssen jetzt wieder zusammenkommen, ein paar Trainingseinheiten absolvieren, um uns auf die kommenden Wochen vorbereiten zu können. Dass es heute schwer sein würde, haben alle geahnt. Nach der Olympia-Qualifikation laufen die Prozesse bei den Spielern im Kopf, einige waren erfolgreich unterwegs, andere nicht. Alle haben drei Partien absolviert, einige sogar vier in kurzer Zeit. Deswegen war uns nur wichtig, heute mit einem Sieg nach Hause fahren zu können.
Coburgs Trainer Alois Mraz: Wir hatten einen deutlich besseren Start als in der letzten Partie, das war unser Ziel, und das haben wir gut gemacht. Irgendwann ist der THW Kiel dann ins Laufen gekommen, aber so ist das eben bei einer Top-Mannschaft. In der zweiten Halbzeit hatte ich zwischendruch das Gefühl, dass wir die Kieler ein wenig ärgern konnte - insgesamt war das ein guter Auftritt von uns..
THW-Torhüter Dario Quenstedt: Ich fand das Spiel sehr anstegend, Es war ja kein Start-Ziel-Sieg, wir haben die Anfangsphase verschlafen und sind erst nach 15 Minuten richtig ins Spiel gekommen. Dann haben wir in der Deckung besser gearbeitet, so konnte ich dann auch ein paar Bälle mehr halten. Wir haben dann mit vier, fünf Toren geführt - und die Partie nicht mehr aus der Hand gegeben.