Spielbericht Eulen auswärts
Die "Zebras" sind mit einem souveränen Auswärtserfolg aus der Länderspiel-Pause gekommen. Beim Tabellenletzten Eulen Ludwigshafen fuhr der THW Kiel am Sonntagmittag einen nie gefährdeten 25:21 (15:7)-Sieg ein. Allerdings verpassten es die Kieler in der Schlussphase, einen noch höheren Erfolg mit nach Hause zu nehmen: Mit einem 7:2-Lauf sorgten die Gastgeber in den letzten acht Minuten für Ergebniskosmetik. Den Grundstein zu den zwei wichtigen Punkten in der DKB Handball-Bundesliga hatten die "Zebras" bereits in der ersten Hälfte gelegt, als sie mit einer extrem starken Defensive den "Eulen" frühzeitig die Grenzen aufzeigten. Bester THW-Torschütze war Marko Vujin (5/4), für die Ludwigshafener traf Denni Djozic 8/6 Mal.
Bärenstarke Defensive
Lukas Nilsson glänzte als Torschütze und Anspieler
14 Tage hatte die Zebraherde nicht mehr gemeinsam auf dem Feld gestanden. Wohl auch wegen dieser langen Pause hatte Christian Dissinger, der einst sein Bundesliga-Debüt mit Ludwigshafen in der Kieler Sparkassen-Arena gefeiert hatte, für die Rückkehr in seine Heimat gefordert, der THW müsse von Beginn an wach sein. Seine Teamkollegen hielten sich an diese Marschroute: Vor allem die Kieler Defensive war von Beginn an hellwach. Die offensive 3-2-1-Deckung mit Domagoj Duvnjak auf der Spitze und einem starken Niklas Landin zwischen den Pfosten stellte die Gastgeber nahezu den kompletten ersten Durchgang hindurch vor unlösbare Herausforderungen. Nur vier Gegentore kassierte der THW Kiel in der ersten Hälfte aus dem Spiel heraus, mit den drei Siebenmeter-Toren von Denni Djozic blieben die Kieler zur Pause deutlich unter der magischen Zehn-Gegentore-Marke. Allerdings: Im Angriff fehlte den Zebras anfangs ein wenig der Rhythmus. Technische Fehler, Paraden von Nationaltorhüter Hanemann - offensiv lief es zunächst nicht ganz rund.
Früh durchgewechselt
Niklas Landin war in der ersten Hälfte ein großer Rückhalt
Dennoch hatten die "Zebras" die Partie von Beginn an im Griff, zogen nach Ausgleich von Djozic, dem einzigen der gesamten Begegnung, durch schöne Spielzüge über Außen oder kompromisslose Abschlüsse des starken Lukas Nilsson auf 5:1 davon (10.). Noch einmal schlugen die Eulen zurück, verkürzten auf 3:5. Doch Unruhe kam deswegen bei den Kielern nicht auf. Nilsson bediente Steffen Weinhold zum 3:6, Nilsson spielte Patrick Wiencek mustergültig zum 3:7 an, Duvnjak klaute hinten den Ball, und Santos schloss den Gegenstoß zum 9:3 ab. Wieder hatte der THW Kiel sieben Minuten lang kein Gegentor kassiert - und so baute der THW seine Führung Stück für Stück aus. Zudem konnte Alfred Gislason angesichts der großen Aufgaben in den kommenden Wochen schnell mit dem Verteilen der Lasten beginnen. Rund um die 20. Minute herum kamen Miha Zarabec, Dissinger, Emil Frend Öfors und Marko Vujin in die Partie.
Vorentscheidung zur Pause
Dem Kieler Spiel tat dies keinen Abbruch. Dissinger führte sich mit dem 10:4 ein, Zarabec überwand den 1,98 Meter großen Junioren-Nationaltorwart Hanemann mit einem Heber zum 11:5, Vujin traf über Außen zum 13:6. Dann blockte die Kieler Abwehr einen Eulen-Wurfversuch, Niclas Ekberg verwandelte sicher zum 14:6 - und legte kurz darauf nach: Duvnjak hatte einmal mehr reaktionsschnell einen Ball abgefangen und schickte den schwedischen Rechtsaußen zum 15:6 auf die Reise. Mit dem insgesamt siebten Treffer seiner Mannschaft verkürzte Schmidt dann mit der Halbzeit-Sirene noch auf 7:15 - trotzdem war natürlich eine Vorentscheidung gefallen.
Kieler Überlegenheit
Sebastian Firnhaber erzielte ein Tor, Marko Vujin traf fünf Mal
Während sich die Kieler nach dem Wechsel auf ihre 6-0-Linie zurückzogen und Andreas Wolff für Landin ins Tor kam, setzten die Gastgeber den Zebras nun ihrerseits mit einer offensiven 5-1-Deckung gegen den Mittelmann zu. Trotzdem änderte sich wenig an der Überlegenheit des THW Kiel, auch wenn Hanemann gegen Ekberg und Wiencek weitere Paraden auf seinem Habenkonto verbuchte. Weinhold traf zum 17:9, Zarabec bediente Wiencek zum 18:9, und auch Sebastian Firnhaber, der nach 38 Minuten kam, profitierte von einem Pass des slowenischen Mittelmanns: "Flamme" traf in seiner ersten Offensiv-Aktion zum 19:10. Es wurde hektisch in der Friedrich-Ebert-Halle, mit einer gelben Karte für den heftig protestierenden Eulen-Coach Benjamin Matschke schafften es die "Zebras" clever, eine Zwei-Minuten-Strafe gegen Duvnjak "runterzuspielen" - Vujin erhöhte vom Siebenmeterstrich auf 20:10.
THW verwaltet Sieg
Doch die Konzentration ließ bei den "Zebras" nach, was sich unter anderem auch in zwei dicht aufeinanderfolgenden Zeitstrafen für Rahmel und Weinhold äußerte. Oder in Fehlpässen und Würfen, die das Tor der Eulen verfehlten. Nach Vujins Siebenmeter zum 23:14 (52.) schalteten die Kieler auf "Sieg verwalten", produzierten Fehler in Reihe, ließen vor dem gegnerischen Kasten die Kaltschnäuzigkeit der ersten 45 Minuten vermissen und kassierten so Tor um Tor. Die wacker kämpfenden Rot-Weißen nutzten die Schwächephase des bis dato starken THW, um ihren Fans noch einiges zu bieten. Mit einem 7:2-Lauf betrieben sie erfolgreich Ergebniskosmetik, konnten die verdienten zwei Punkte für die "Zebras" aber zu keinem Zeitpunkt noch in Gefahr bringen.
Donnerstag Füchse, Sonntag Vardar
Direkt nach der Partie in Ludwigshafen ging es für die "Zebraherde" mit der Bahn zurück in heimische Gefilde. Denn die kommenden zwei Wochen haben es richtig in sich: Der Sieg bei den Eulen war der Auftakt von fünf Spielen in 15 Tagen, in denen es um alles oder nichts geht. Bereits am Donnerstag reisen die Füchse Berlin nach Kiel. Die Partie gegen die Hauptstädter, die sich am Sonntag mit einem 33:19-Erfolg gegen Göppingen richtig warm schossen, ist das erste von noch sechs Liga-Endspielen der "Zebras" um die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb. Am Sonntag folgt dann die nächste Highlight-Partie: Im Viertelfinal-Hinspiel der VELUX EHF Champions League wollen die Schwarz-Weiße mit ihren Fans den Traum von Köln am Leben halten. Dabei stellt sich ihnen der Titelverteidiger HC Vardar in den Weg. Für dieses Spiel gibt es noch "Weiße Wand"-Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen und im THW-Online-Ticketshop. Weiter geht's, Kiel!
Statistik, 28. Spieltag, 15.04.18: Die Eulen Ludwigshafen - THW Kiel: 21:25 (7:15)
Die Eulen Ludwigshafen: Klier (n.e.), Hanemann (1.-60., 11 Paraden); Stüber, Hruscak, Dietrich (3), Scholz, Harder (1), Feld (1), Falk (1), Durak, Bührer (1), Djozic (8/6), Dippe, Valiullin (3), Schmidt (2); Trainer: Matschke
THW Kiel: Landin (1.-30., 7/1 Paraden), Wolff (31.-60., 4 Paraden); Duvnjak (1), Firnhaber (1), Weinhold (3), Dissinger (2), Wiencek (4), Ekberg (3), Frend Öfors (1), Rahmel, Zarabec (1), Vujin (5/4), Bilyk, Nilsson (2), Santos (2); Trainer: Gislason
Schiedsrichter: Julian Köppl / Denis Regner
Strafzeiten: Eulen: 1 (Dietrich (8.)) / THW: 4 (Duvnjak (40.), Rahmel (45.), Weinhold (46.), Wiencek (58.))
Siebenmeter: Eulen: 7/6 (Landin hält Djozic (4.)) / THW: 4/4
Spielfilm: 0:1, 1:1 (2.), 1:5 (10.), 3:5 (12.), 3:9 (19.), 5:10 (22.), 5:12 (25.), 6:12, 6:15 (28.), 7:15;
8:15, 9:16 (34.), 10:18 (38.), 10:20 (43.), 11:21, 13:21 (49.), 14:23 (52.),19:23 (58.), 19:24 (59.), 20:25, 21:25.
Zuschauer: 2.250 (ausverkauft) (Friedrich-Ebert-Halle, Ludwigshafen)
Stimmen zum Spiel:
THW-Rückraumspieler Christian Dissinger: Das Spiel war heute eine Pflichtaufgabe, und die haben wir erfüllt. Es war anfangs hart, in die Partie zu kommen. Mit einer richtig guten 3-2-1-Deckung konnten wir dann wegziehen, sie war der Grundstein zum Erfolg, obwohl Hanemann im Eulen-Tor uns das Leben richtig schwer gemacht hat. Dann ist die Partie so dahin geplätschert. Wir haben vier extrem wichtige Spiele vor der Brust, trotzdem müssen wir den Anspruch haben, solch ein Spiel mit 15 Toren Unterschied nach Hause zu bringen. Aber unsere letzten zehn Minuten waren unter aller Sau. Wir haben unkonzentriert gespielt und unseren Fokus verloren - das darf uns nicht mehr passieren. Wir wollen die sechs ausstehenden Spiele gewinnen, alles andere interessiert uns nicht. Die Qualifikation für den EHF-Pokal ist ein realistisches Ziel, wenn wir unsere ausstehenden Partien alle gewinnen.
Eulen-Torhüter Stefan Hanemann: 60 Minuten gegen den THW Kiel zu spielen, war einfach überwältigend.
THW-Trainer Alfred Gislason in den Kieler Nachrichten: Wir wollten hier unbedingt so einen Start vermeiden wie letztes Jahr im Pokal, das haben wir geschafft. Wir haben eine sehr gute 3:2:1 gespielt, insgesamt war die erste Halbzeit sehr gut. In den letzten Minuten waren wir nicht konzentriert genug. Aber ich bin zufrieden, dass wir nach den Länderspielen gut gespielt und gewonnen haben.
Eulen-Trainer Benjamin Matschke in den Kieler Nachrichten: Domagoj Duvnjak war überragend auf der Spitze der 3:2:1-Deckung, wir hatten riesige Probleme, Zweikämpfe zu gewinnen und den Ball am Leben zu halten. Unsere 5:1-Deckung war gut. Und dass Stefan Hanemann "aus der kalten Hose" so ein Spiel gegen den THW macht - ganz stark.
THW-Spielmacher Miha Zarabec in den Kieler Nachrichten: Die letzten zehn Minuten waren richtig schlecht. In den Köpfen war das Spiel schon gewonnen - so etwas dürfen wir uns nicht erlauben. Wir haben viele Fehler gemacht, gegen Berlin muss das anders sein. Und wir müssen wieder mehr Bewegung in den Angriff bekommen.
Eulen-Linksaußen Denni Djozic in den Kieler Nachrichten: Wir sind ohne Druck in dieses Spiel gegangen, aber man hat einfach einen Klassenunterschied gesehen. Wir hatten Probleme in der ersten Halbzeit, der THW hat uns mit seiner individuellen Stärke ausgespielt. Für uns war es wichtig, dass wir in der zweiten Halbzeit ordentlich gespielt haben, um Selbstvertrauen für die nächsten Spiele zu tanken.