KN: Wer hat noch ein Ass im Ärmel?

Bundesliga

KN: Wer hat noch ein Ass im Ärmel?

Kiel/Flensburg. Der eine sagt: "Mehr kann Handball nicht bieten." Und: "Es muss kribbeln." Die Rede ist von Maik Machulla, Trainer des Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt. Der 40-Jährige steht vor seinem dritten Nordderby gegen den THW Kiel, der am Sonntag (15 Uhr) in der Flens-Arena gastiert. Der andere blickt bereits auf 36 Nordduelle zurück, gab sich am Freitag gelassen, schöpft aus einem ungeahnten Erfahrungsschatz und weiß auch: Kleinigkeiten können entscheiden, ein taktischer Kniff hier, ein Überraschungseffekt da. "Die Mannschaften kennen sich einfach sehr gut. Trotzdem ist jedes Derby etwas Neues", sagt THW-Chefcoach Alfred Gislason.

96. Derby

95-mal schrieb das Aufeinandertreffen zwischen THW und SG Derbygeschichte. Jahrelang lieferten sich Gislason und der damalige SG-Coach Ljubomir Vranjes taktisch anspruchsvolle Gefechte von der Trainerbank aus. Beispielsweise im diesjährigen Pokalfinale, als der Isländer überraschend Linksaußen Rune Dahmke in der Rückraum-Mitte aufbot. Doch Überraschungen und kleine Dramen waren auch vorher stets sicher, wenn die schleswig-holsteinischen Rivalen die Klingen kreuzten. Unvergessen das Hinspiel im Champions-League-Finale 2007, als Christian Zeitz als Spielmacher für den verletzten Stefan Lövgren einspringen musste und die Zebras später den ersten Königsklassen-Titel holten. "Routine kommt sicher nie auf", sagt Machulla, der um den taktischen Anspruch dieser Paarung - nach zwei Spielen in der Champions League bereits die dritte in dieser Saison - weiß: "Gegen Kiel müssen wir immer auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, dürfen uns aber auch nicht zu sehr den Kopf zerbrechen. Wer weiß? Vielleicht spielt Alfred ja am Sonntag 30 Minuten lang 'Sieben gegen Sechs'. Alles kann man im Vorwege gar nicht abdecken."

Gislason lässt sich naturgemäß vor dem Anpfiff nicht in die Karten schauen, freut sich allerdings, mit Kapitän Domagoj Duvnjak ("Bei ihm läuft es von Tag zu Tag besser") und Steffen Weinhold ("Er ist wieder voll gesund") seine wichtigsten Leitwölfe wieder an Bord zu haben, auch wenn der 58-Jährige warnt: "Dass Dule und Steffen wieder dabei sind, ist gut für uns, aber auch gefährlich, denn die anderen dürfen jetzt nicht abschalten." Für Nikola Bilyk (Teilriss der Außenbänder) kommt ein Einsatz indes noch zu früh.

Auf einen kompletten Kader kann auch Maik Machulla nicht zurückgreifen. Hinter dem Einsatz der beiden angeschlagenen Kreisläufer Henrik Toft Hansen und Jacob Heinl stand am Freitag noch ein Fragezeichen. Jim Gottfridsson kehrt nach überstandenem Syndesmoseriss zurück. Der Tabellenführer SG (25:5 Punkte) empfängt den Tabellensiebten THW (19:11), doch abgeschrieben hat Machulla die Zebras noch lange nicht: "Den THW darf man nie abschreiben. Mit elf Minuspunkten kann man in dieser Saison, wo alles so eng ist, Meister werden. Aber wir würden den Abstand am Sonntag gern vergrößern." Die Kampfansage lässt Gislason an sich abprallen. "Maik hat Recht, mit elf Minuspunkten kann man Meister werden, das glaube ich schon. Aber wir haben auch noch schwere Spiele vor uns. Wir gucken erst einmal nur auf uns und auf Platz drei." Das letzte Bundesliga-Duell in Flensburg entschied die SG in einer hitzigen Schlussphase mit 30:29 für sich. Die damaligen Schiedsrichter Lars Geipel und Marcus Helbig pfeifen auch Sonntag.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 09.12.2017, Foto: saschaklahn.com)