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Sieg wie Niederlage Spielbericht Vardar auswärts

Champions League

Sieg wie Niederlage Spielbericht Vardar auswärts

120 Minuten gekämpft, 120 Minuten alles gegeben, 120 Minuten dem Titelverteidiger alles abverlangt, 120 Minuten mit heißem Herz gespielt - am Ende aber reichte es für die dezimierte Zebraherde nicht zum ganz großen Wurf. Im Hexenkessel des HC Vardar in Skopje ließ sich der THW Kiel nicht von der unglaublichen Kulisse beeindrucken, kämpfte sich immer wieder zurück in die Partie und hatte trotz der 28:29-Niederlage im Hinspiel alle Möglichkeiten, sich den Traum vom "VELUX EHF Final4" in Köln noch zu erfüllen. Am Ende wurde es aber ein ganz bitterer Abend in der Hauptstadt Mazedoniens: Nach dem 28:27 (13:13)-Erfolg beim HC Vardar fehlte den Kielern in der Gesamtabrechnung nach 120 Minuten neben einer Portion Glück ein einziges Tor zum Weiterkommen. So mussten sich die "Zebras" aufgrund der Auswärts-Tore-Regelung aber aus der Königsklasse verabschieden - und tat dies mit hoch erhobenenm Haupt.

Traumstart im Hexenkessel

Mit nur einem Linkshänder im Rückraum und der körperlichen Belastung vom Bundesliga-Spiel in Leipzig am Donnerstagabend waren de "Zebras" nur mit 14 zum Teil angeschlagenen Spielern nach Skopje gereist. Die mazedonische Hauptstadt empfing die Kieler mit sommerlichen Temperaturen nahe der 30-Grad-Marke. In der Jane-Sandanski-Arena war diese allerdings schon weit vor dem Anpfiff überschritten: 5.500 Fans sorgten für echte Hexenkessel-Atmosphäre, in der die "Zebras" aber beeindruckten: Nach fünf Minuten und zwei Glanztaten von Niklas Landin führten die Gäste von der Förde mit 3:0, ehe der nicht zu stoppende Borozan die Fans des Titelverteidigers erstmals jubeln ließ. Urplötzlich riss der Faden beim THW Kiel - auch, weil Canellas' "Schritte" vor dem 2:3 übersehen und Patrick Wiencek ein korrektes Tor abgepfiffen wurde. Aber auch, weil sich die Zebras das Leben mit Fehlern und unvorbereiteten Würfen auf Arpad Sterbiks Tor das Leben selbst schwer machten. 

Remis zur Pause

Gegenstoß um Gegenstoß rollte - und so kam der HC Vadar in die Partie, zog mit einem 8:2-Lauf auf 8:5 und im weiteren Verlauf auf 10:7 (16.) davon. Eine erste richtig kritische Phase für die Kieler, die jedoch mit einem in der ersten Hälfte überragenden Miha Zarabec zurückschlugen: Der wendige Mittelmann tankte sich in Unterzahl zum 8:10 durch, drosch den Ball dann unter die Latte zum 9:10. Dann bediente Niclas Ekberg Ole Rahmel, der mit einem Traum-Tor zum 10:10 ausglich. Doch Vardar ließ sich kaum locken - Borozan netzte zur erneuten Führung ein, die Shishkarev nach einer weiteren Sterbik-Parade auf 12:10 ausbaute. Marko Vujin verkürzte mit einem Hammer, doch Maqueda stellte den alten Abstand mit einem "Spaziergang" durch die THW-Defensive wieder her. Inzwischen hatte Andreas Wolff den nach starkem Beginn glücklosen Landin im Tor abgelöst - und der Nationalkeeper verhinderte gleich mit zwei gehaltenen Siebenmetern größeres Ungemach. Es lief für die "Zebras": Vujin und Wiencek glichen vor dem Wechsel noch zum 13:13 aus.

Vardar zieht weg - THW kontert

Nach dem Wechsel war es Lukas Nilsson, der den THW zunächst in der Spur hielt: Grandios, wie der junge Schwede bei drohendem Zeitspiel zum 14:14 traf, stark wie er den Ball zum 15:15 in die Maschen wuchtete. Allerdings: In Überzahl setzte sich Rogerio Ferreira durch, Ekberg - inzwischen für Vujin auf Halbrechts eingesetzt - scheiterte mit einem Siebenmeter an Sterbik, was erneut Ferreira mit dem 17:15 bestrafte. Die Waagschalte in diesem intensiven Ringen neigte sich wieder zugunsten der Gastgeber, die durch Borozan sogar auf drei Tore wegzogen. Aber der THW reagierte erneut stark: Zarabec stoppte den Vardar-Lauf und fand kurz darauf Wiencek, der zum 17:18 einnetzte. Ärgerlich wurde es dann nach einer Landin-Parade: Shishkarev ließ sich im Kampf um den Abpraller theatralisch fallen, worüber sich Ole Rahmel zu Recht echauffierte. Das Schiedsrichter-Gespann entschied zum Entsetzen der KIeler Bank auf Ballbesitz für die Gastgeber und schickte sowohl Rahmel als auch den mazedonischen Außen für zwei Minuten auf die Bank.

Hektik im Spiel

Das hatte Konsequenzen: Für ein Allerwelts-Foul bekam auch Sebastian Firnhaber eine Zeitstrafe aufgebrummt, zudem durfte Cindric von der Siebenmeter-Linie zum 19:17 treffen. Jetzt war Hektik in der Partie - und die tat den Schwarz-Weißen nicht gut. Dibirov spritzte in einen Nilsson-Pass und vollendete zum 20:17, kurz darauf wurde ein Stürmerfoul gegen Nilsson gepfiffen, obwohl dieser weit vor dem Kontakt mit dem Abwehrspieler den Ball bereits auf Emil Frend Öfors gepasst hatte: Wieder bedankte sich Dibirov. Beim 17:21 drohten den "Zebras" die Felle davon zu schwimmen, Gislason reagierte mit einer Auszeit und orderte die Manndeckung von Cindric durch Duvnjak an. Mit Erfolg: Ohne ihren "Kopf" machte Vardar Fehler, Wiencek, Nilsson und Duvnjak per Gegenstoß brachten den THW Kiel innerhalb von 90 Sekunden wieder heran. Genauso schnell war Vardar aber auch wieder auf 23:20 davongezogen - 14 Minuten vor dem Ende standen die Kieler mit dem Rücken zur Wand.

Alptraum-Ende: Ein Tor fehlt

Doch die Kieler kämpften, wollten unbedingt dranbleiben. Das gelang: Landin gelangen einige wichtige Paraden, Ekberg und Wiencek verkürzten auf 24:25, Vujin später ber Siebenmeter auf 25:26. Sechs Minuten vor Ultimo wurde es richtig dramatisch - weil dem THW Kiel einfach nicht der Ausgleich gelingen wollte. Doch die "Zebras" steckten nicht auf, kämpften um jeden Ball, ackerten trotz aller Müdigkeit bis zum Umfallen. Aber Sterbik hielt gegen den freien Ole Rahmel, was Kristopans zum 27:25 nutzte (57.). Die Vorentscheidung - mitnichten! Wiencek traf zum 26:27, Landin parierte gegen Cindric, und 41 Sekunden vor dem Ende schaffte Bilyk endlich den Ausgleich. Doch zu spät: Mit einer offenen Manndeckung zwangen die Kieler Vardar zwar ins Zeitspiel, was Niclas Ekberg mit dem Gegenstoß zum 28:27 veredelte, doch dieser Treffer kam zu spät: Die letzten sieben Sekunden spielten die Gastgeber herunter und konnten es sogar verkraften, das dem letzten Cupic-Tor die Anerkennung versagt blieb: Während die Gastgeber jubelten, verabschiedeten sich die "Zebras" hoch erhobenem Hauptes aus der Königsklasse. Sie hatten allen Unbillen getrotzt, das Leipzig-Spiel und die verletzten Leistungsträger weggesteckt, alles aus sich herausgeholt und auch im Spielverlauf nie aufgesteckt. Am Ende fehlte wie so oft in dieser Spielzeit eine Portion Glück - und eben dieses eine, verflixte Tor. 

Statistik: VELUX EHF Champions League, Viertelfinal-Rückspiel: HC Vardar - THW Kiel: 27:28 (13:13)

HC Vardar: Sterbik (1.-60., 16/1 Paraden), Milic (n.e.); Stoilov, Kristopans (4), Ferreira (3), Maqueda (1), Karacic, Abutovic, Canellas (2), Cindric (5/3), Cupic (1/1), Dibirov (3), Shishkarev (2), Borozan (6), Vojvodic, Marsenic; Trainer: Gonzales Gutierrez

THW Kiel: Landin (1.-17., 36.-60., 8 Paraden), Wolff (17.-36. und 2 Siebenmeter, 2/2 Paraden); Duvnjak (1), Firnhaber, Dissinger, Wiencek (5), Ekberg (5), Frend Öfors (2), Rahmel (1), Zarabec (5), Vujin (3/1), Bilyk (3), Nilsson (3), Santos; Trainer: Gislason

Schiedsrichter: Vaclav Horacek / Jiri Novotny (CZE)
Zeitstrafen: Vardar: 4 (Abutovic (27.), Borozan (32.), Shishkarev (39.), Ferreira (44.)) / THW: 5 (2x Rahmel (11., 39.), Wiencek (16.), Frend Öfors (29.), Firnhaber (39.))
Siebenmeter: Vardar: 6/4 (Wolff hält 2x Cupic (29., 30.)) / THW: 2/1 (Sterbik hält Ekberg (34.))
Spielfilm: 0:3 (5.), 4:3 (9.), 5:5 (10.), 8:5 (12.), 9:6, 10:7 (16.), 10:10 (21.), 12:10, 13:11 (24.), 13:13;
14:13 (31.), 15:15 (33.), 18:15 (36.), 18:17 (38.), 21:17 (42.), 21:20 (45.), 23:20 (46.), 24:21, 25:22 (52.), 25:24 (52.), 27:25 (57.), 27:28 (60.).
Zuschauer: 6.500 (ausverkauft) (Jane-Sandanski-Arena, Skopje (MKD))

Stimmen zum Spiel:

THW-Kapitän Domagoj Duvnjak: Ich bin richtig traurig, aber auch richtig stolz. Wir haben als Mannschaft ein überragendes Spiel gemacht, leider hat es aber nicht gereicht. Die Fehler, die wir gemacht haben, tun jetzt richtig weh.

THW-Regisseur Miha Zarabec: Wir hatten heute einfach nicht genug Glück. Wir haben alles gegeben und mit 120 Prozent gespielt, doch leider war das nicht genug. Am Ende war dann vielleicht der Fehler im Hinspiel, dieses blöde Missverständnis zum 28:29, entscheidend.