KN: Filip Jicha freut sich auf das Duell mit dem THW Kiel
Barcelona will zum neunten Mal auf Europas Handballthron
"Egal, ob man müde oder angeschlagen ist - in so einem Spiel will man einfach mitmachen", sagt Jicha. "Da messen sich die Besten, und ich erwarte, dass alle brennen." Wie der THW steckt auch Barcelona in einem Umbruch. Keeper Danijel Saric zog es nach Katar, Daniel Sarmiento und Eduardo Gurbindo wechselten nach Frankreich, Marko Kopljar zum Gruppengegner Veszprem, Gudjon Valur Sigurdsson zu den Rhein-Neckar Löwen. Neu dabei sind Rückkehrer Valero Rivera (Nantes), der beim ersten Königsklassen-Spiel in Plock mit sieben Treffern einen gelungenen Wiedereinstand feierte, Torhüter Boris Ristovski (Löwen), Joan Saubich (Aix-En-Provence) sowie Dika Mem (Tremblay), Lasse Andersson (Kolding) und Timothey N’Guessan (Chambery). "Mem und Andersson sind Riesentalente, von denen wir in Zukunft noch viel hören werden", ist sich Jicha sicher. "In vielen Vereinen kommen gerade junge Spieler auf ganz hohem Niveau nach, bei uns wie auch beim THW. Ich freue mich, dabei zu sein und auch mit 35 Jahren noch dagegenzuhalten. Es ist schön, das zu beobachten." Beobachten muss Jicha nach wie vor mehr als ihm wirklich lieb ist. Das Knie macht immer noch Probleme, mehr als zehn Jahre Handball auf höchstem Niveau haben Spuren am Körper des Tschechen hinterlassen. "Ich tue alles, was ich kann, um fit zu werden. Es geht sehr langsam voran", erklärt er. "Aber das muss man respektieren, und man darf auch nicht jammern - ich hatte eine tolle Karriere, die mir sehr viel gegeben hat. Jetzt versuche ich einfach, der Mannschaft so gut es geht zu helfen." Auch wenn er in Katalonien nicht der Führungsspieler ist, der er beim THW war. "60 Minuten durchspielen, Tor um Tor werfen, das geht nicht mehr", sagt Jicha. Auch in der spanischen Liga nicht, die bei weitem nicht so stark und belastend ist wie die Bundesliga. "Ich kann mit meinem Körper sehr gut nachvollziehen, wie groß die Belastung für die deutschen Spitzenklubs ist", sagt er. In Barcelona fühlt er sich wohl, auch wenn nach einem Jahr vieles noch neu ist. "Ich gehe weiter fleißig zur Schule, um besser Spanisch zu lernen - auch wenn mir das deutlich schwerer fällt als damals in Deutschland, als ich jünger war", sagt der 35-Jährige. "Es ist eine Riesen-Erfahrung, hier zu sein." Die Stadt, der Klub: eine Lehrstunde für das weitere Leben, erklärt Jicha. Ein neues Kapitel, aber auch Vergleichbares zum THW: "Die Tradition, die Historie, der Anspruch und das Vermögen, über lange Zeit oben mitzuspielen und Leistung zu zeigen - das verbindet beide Vereine", sagt Jicha. "Man muss sich ja nur mal die Bilanz gegeneinander anschauen: 21 Spiele und je zehn Siege. Auch das spricht für die Einmaligkeit der Klubs." Einer der beiden wird am Sonnabend in der Gesamtstatistik wieder in Führung gehen. Oder gibt es am Ende das zweite Unentschieden? "Es wird auf jeden Fall ein sehr enges Spiel", meint Jicha. "Um zu gewinnen, müssen wir genau das tun, was auf der anderen Seite auch der THW machen muss, um uns zu schlagen: Eine gute Abwehr mit einem starken Torhüter ist die Basis." Während der THW Kiel am vergangenen Sonntag Paris Saint-Germain zu Gast hatte, musste Barca beim polnischen Vizemeister Wisla Plock ran, die Katalanen siegten mit 28:23. "Das war ein schweres Spiel, wir lagen sehr lange zurück. Diese Gruppe ist so stark, man darf auch nicht glauben, dass man die Punkte aus Schaffhausen, Plock und Silkeborg einfach so mitnimmt", sagt Jicha. "Von den anderen vier Teams brauchen wir gar nicht zu sprechen." Barcelona, Flensburg, Paris, Veszprem, Kiel - "das ist der Wahnsinn." Und so wird es heute Abend das nächste Gigantenduell geben. "Es wird auch nicht groß taktiert werden, beide Mannschaften kennen sich sehr gut", sagt Jicha mit großer Vorfreude. "Das wird ein harter Kampf, und das sollte auch so sein." (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 01.10.2016, Foto: Archiv/Sascha Klahn)