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Fünf Tore vor gegen den Favoriten: THW besiegt Barcelona

Champions League

Fünf Tore vor gegen den Favoriten: THW besiegt Barcelona

Der THW Kiel hat im Viertelfinale der "VELUX EHF Champions League" vorgelegt: Vor 10.285 begeisterten Zuschauern im ausverkauften Hexenkessel Sparkassen-Arena besiegten leidenschaftliche "Zebras" den Favoriten und Titelverteidiger FC Barcelona am Sonntagabend mit 29:24 (16:12). Überragender Akteur auf Kieler Seite war Dominik Klein: Der Linksaußen erzielte in seinem letzten "echten" Königsklassen-Heimspiel im THW-Trikot neun Tore, sieben davon in der ersten Hälfte. Aus einer entschlossen auftretenden schwarz-weißen "Herde" ragte auch Niklas Landin heraus: Der Torhüter entschärfte 19 Würfe der Katalanen.

THW mobilisiert alle Kräfte

Der THW und seine Fans hatten sich für diesen letzten Königsklassen-Abend der Saison in der Sparkassen-Arena etwas vorgenommen - das war bereits beim Warmmachen zu sehen und zu spüren. THW-Trainer Alfred Gislason beorderte Patrick Wiencek, etwas mehr als sechs Monate nach seinem Kreuzbandriss, und den ebenfalls erst kürzlich genesenen Steffen Weinhold auf die Platte, nach Niclas Ekbergs Ausfall biss Christian Sprenger trotz seiner Knieprobleme auf die Zähne, und die Fans gaben von Beginn an Vollgas - so wie Klein: Der Linksaußen spielte wie aufgedreht, pushte immer wieder seine Teamkameraden und das Publikum. Klein traf aus dem Rückraum zum 1:0, Ilija Brozovic legte nach: Ein Traumstart der "Zebras" in diese Partie.

Holz verhindert noch besseren Start

Mit etwas mehr Glück hätte der Start sogar noch besser verlaufen können: Doch sowohl Sprenger als auch Domagoj Duvnjak und Marko Vujin scheiterten in der Anfangsphase am Pfosten oder der Latte. Die Gäste hatten indes mehr Glück: Immer wieder landeten Abpraller bei ihnen, und beim 3:3 (8.) startete die Partie neu - und wie: Gudjon Valur Sigurdsson spielte einen Pass ins Aus, Duvnjak bediente Klein quer über das Spielfeld, und der jagte den Ball zum 4:3 ins Netz. Kurz darauf parierte Niklas Landin, Duvnjak ging Eins-gegen-Eins und traf zum 5:3 (9.). Weil dann das Schiedsrichtergespann einen Duvnjak-Treffer wegen eines angeblichen Stürmerfouls zurückpfiff, kam Barca wieder zum Ausgleich - dieses Mal traf der Ex-Kieler Wael Jallouz.  

Sieben Klein-Treffer vor der Pause

Doch diese Partie, dieser "Kampf der Titanen", sollte noch viel mehr Fahrt aufnehmen. Auch, weil die Kieler Abwehr mit einem unglaublichen Patrick Wiencek und dem starken Landin den Titelverteidiger vor große Aufgaben stellte. Der THW nahm den Kampf an, fightete leidenschaftlich um jeden Ball - und hatte einen Klein, der im Angriff aus jeder Position traf. Der einen Abpraller per Kempa zum 9:7 verwandelte (18.), der nach Sigurdssons Kempa-Heber zum 10:10 aus ganz spitzen Winkel zum 12:11 traf und dann die stärkste Kieler Phase der ersten Hälfte selbst einläutete: Klein klaute hinten den Ball, ging vorne Eins-gegen-Eins und traf zum 13:11, Landin hielt einen Siebenmeter und kurz darauf einen Gegenstoß von Lazarov, Klein traf im Gegenstoß zum 14:11.

Rückspiel am Sonnabend

Das Ende eines unglaublich intensiven Königsklassen-Abends, mit einem begeisternden THW Kiel, der dem Favoriten die Stirn bot und dafür weit nach dem Schlusspfiff noch von den Fans gefeiert wurde. Beide Mannschaften haben jetzt eine knappe Woche Zeit, sich auf die Entscheidung im Rückspiel vorzubereiten. Dieses wird am Sonnabend um 18:30 Uhr im altehrwürdigen Palau Blaugrana angepfiffen, Sky überträgt auch die zweite Partie des Klassikers live. Die "Zebras" werden am Freitag mit einem hauchdünnen Fünf-Tore-Vorsprung in die Mittelmeer-Metropole reisen, begleitet werden sie von rund 200 schwarz-weißen Fans. Es stehen weitere 60 Minuten Vollgas an - es ist erst Halbzeit beim Kampf um Köln: Auf geht's, THW! 

Vier Tore vorn

 Längst hielt es keinen der Fans mehr auf den Sitzen, 122 Dezibel zeigte die Geräuschpegel-Messung in der Auszeit von Xavier Pascual an. Duvnjak traf zum 15:11, und als Jaanimaa nach Filip Jichas Gegenstoßtor drei Sekunden vor der Pause den Ball zum 16:12-Halbzeitstand ins Netz jagte, wurden die Kieler mit stehenden Ovationen in die Kabine verabschiedet - nach dem ersten Viertel des Klassikers lagen die "Zebras" völlig verdient mit vier Toren vorn. 

Canellas sorgt für Durchschlagskraft

Doch diese Partie war noch längst nicht entschieden - das wussten Fans wie Spieler des THW Kiel. Barcelona untermauerte das, kam deutlich besser aus der Kabine, machte mit einer offensiven Deckung Druck und hatte in Perez de Vargas einen ebenfalls starken Rückhalt. Der Vorsprung schmolz dahin, auch wenn die "Zebras" weiterhin alles in die Waagschale warfen. Beim 17:18 durch Lazarov waren die Katalanen wieder dran, Alfred Gislason reagierte mit einer Auszeit. Jetzt sollte die offensive Deckung Barcelona stoppen - im Angriff sorgte Canellas für Durchschlagskraft. Der Spanier traf zum 21:18, dem Duvnjak nach einem von Landin festgehaltenen Wurf Lazarovs das 22:18 folgen ließ. Dann wurde Klein beim Wurf gefoult - statt eines Siebenmeters gab es aber den Gegenstoß durch Nöddesbo. Der Kieler Sturmlauf war gestoppt, die Fünf-Tore-Führung sollte (noch) nicht fallen.

Fünf-Tore-Sieg

Wenig später war es dann soweit: Erst nagelte Vujin den Ball um die Abwehr herum zum 23:19 in die Maschen, dann hielt Landin, und Duvnjak tat es Vujin nach: Mit rund 100 km/h ließ er das 24:19 folgen (49.). Die Fans riss es von den Sitzen, Pascual nahm wieder eine Auszeit. Nach Morros' Anschluss bediente Jaanimaa Dominik Klein mit einem Pass vom eigenen Kreis, und der Linksaußen traf aus neun Metern und hart bedrängt zum 25:20 (51.) - wenn es noch einer Lautstärken-Steigerung bedurft hätte, wäre dieser Treffer allein der richtige Anlass gewesen. Doch der Hexenkessel brodelte eh schon auf Höchsttemperatur... Mit einem Doppelschlag sorgte Canellas für die erste Sechs-Tore-Führung des THW (54.), doch diese sollte nicht halten: Weil Barca ebenfalls um jeden Zentimeter kämpfte und in Überzahl noch durch zwei Lazarov-Treffer anschließen konnte. Igor Anic war es dann, der von der Bank aufs Tor zusprintete, einen Traumpass von Vujin direkt in den Lauf bekam und zum umjubelten 29:24-Endstand verwandelte.