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Top-Spiel mit unklaren Vorzeichen: THW Kiel am Samstag zu Gast beim Deutschen Meister in Berlin

Bundesliga

Top-Spiel mit unklaren Vorzeichen: THW Kiel am Samstag zu Gast beim Deutschen Meister in Berlin

Der deutsche Pokalsieger reist zum Deutschen Meister: Der THW Kiel steht am Samstag bei den Füchsen Berlin vor einer der schwierigsten Auswärtsaufgaben in der DAIKIN Handball-Bundesliga. Denn seit mehr als vier Jahren warten die Zebras mittlerweile auf einen Erfolg in der Hauptstadt. Die Vorzeichen vor der mit Spannung erwarteten Begegnung am Samstag sind allerdings unklar: Der THW Kiel hat aktuell mit großen Verletzungs- und Krankheitssorgen zu kämpfen, und auch die Gastgeber treten nicht in Bestbesetzung an. Die Partie am Top-Spiel-Samstag, an dem im Anschluss noch Flensburg auf Magdeburg trifft und damit alle vier erstplatzierten Teams ins direkte Duell gehen, ist ausverkauft. "Wir sind gut drauf und haben in Berlin nichts zu verlieren", sagt THW-Nationalspieler Lukas Zerbe. "Auch wenn es wie gegen jeden Gegner in der stärksten Liga der Welt nur um zwei wichtige Punkte geht: Es ist ein großes Spiel, das merkt man auch an der Medienresonanz." In der Tat: Der Handball-Streamingsender Dyn und auch die ARD Sportschau (Free-TV) übertragen live aus der Max-Schmeling-Halle.   

Personallage ist Rechnung mit vielen Unbekannten

Für THW-Trainer Filip Jicha ist auch das Spiel in Berlin eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Denn die Personallage bei den Zebras ist weiterhin sehr angespannt: "Ich hoffe, dass von denen, die zuletzt gefehlt haben, der ein oder andere noch zurückkommt und sich nicht noch weitere Spieler abmelden", sagt Jicha, der hinzufügt: "Wir sind in einer eher unglücklichen Phase, in der neben Verletzungen auch Magen-Darm-Infekte wie zuletzt bei Leon Nowottny und Eric Johansson dazukommen. Da verliert man schnell vier, fünf Kilo in einer Woche." Neben Johansson fehlten am Dienstag in Bern auch Magnus Landin (Adduktorenbeschwerden) und der angeschlagene Nikola Bilyk. Neuzugang Gonzalo Perez de Vargas absolviert sein Rückkehr-Programm nach seinem Kreuzbandriss, Petter Överby konnte nach vierwöchiger Verletzungspause in der Schweiz immerhin ein paar Minuten der Mannschaft helfen. Mit gleich fünf jungen Spielern, die im Nachwuchsbereich des THW Kiel ausgebildet wurden, hatten die Zebras in der EHF European League einen 35:27-Erfolg gefeiert.

"Haben nichts zu verlieren"

Sicher fehlen werden am Samstag die beiden Langzeitverletzten Emil Madsen und Hendrik Pekeler. "Beide würden uns besser machen", so Jicha. "Verletzungen gehören dazu, die Frage ist dann nur, wie groß und breit der Kader ist. Aus dieser Situation wollen wir das Bestmögliche herausholen. Die Jungs, die da sind, stehen zusammen, bringen viel Energie ein." Die Füchse, lobt der Kieler Trainer, hätten sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert. "Für diese starke Arbeit haben sie sich im vergangenen Jahr mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft belohnt. In der vergangenen Saison hatten wir gegen Berlin keine Chance." Tatsächlich wartet der THW Kiel seit dem 9. Mai 2021 auf einen doppelten Punktgewinn an der Spree, seit dem 19. November 2023 selbst zu Hause auf ein Erfolgserlebnis gegen die Füchse (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv). "Berlin als Meister muss seine Heimspiele gewinnen, um wieder um Platz eins mitzuspielen", erklärt Filip Jicha, und fügt hinzu: "Wir haben nichts zu verlieren, wollen mit Energie frech spielen und den unbedingten Willen zeigen, sich mit dem Meister messen zu wollen."

Füchse auch in der Champions League erfolgreich

Ein Handballtorwart im roten Trikot springt mit ausgestreckten Armen, um einen Schuss abzuwehren, während ein Spieler im grünen Trikot springt, um den Ball in Richtung Tor zu werfen; im Hintergrund sind andere Spieler und Zuschauer zu sehen.Dessen Kader hatten wir ausführlich bereits im Vorbericht zum Super Cup vorgestellt. Seitdem hat sich bei den Berlinern allerdings auch eine Menge getan. Einem Erdbeben glich die Entlassung von Sportvorstand Stefan Kretzschmar und Meister-Trainer Jaron Siewert Anfang September, deren Rollen nun in Personalunion vom ehemaligen Flensburger Trainer Nikolej Krickau ausgefüllt werden. Die Unruhe, die aus dieser zumindest für Außenstehende überraschenden Entscheidung entstand, hat sich mittlerweile ein wenig gelegt. Die Füchse sind nach den im direkten Nachgang zur Neubesetzung des Trainerpostens kassierten Niederlagen gegen Magdeburg (32:39) und in Gummersbach (29:34) wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Ein Rückschlag war allerdings vor der Nationalmannschaftswoche das 38:39 gegen den HSV Hamburg, sodass die Berliner mit sechs Minuspunkten aktuell auf Rang vier direkt hinter dem THW Kiel (vier Minuspunkte) rangieren. Ihre wahre Stärke stellen die Hauptstädter aber auch regelmäßig in der EHF Champions League unter Beweis, in der die Füchse unter anderem in Veszprem, Kielce und Nantes gewannen und zu Hause Aalborg Handbold aus der Max-Schmeling-Halle jagten. Der Lohn der Mühen: Platz eins in der Vorrunden-Gruppe A der Königsklasse.  

Überragender Mathias Gidsel

Ein Handballspieler in einem grün-weißen Trikot springt zum Wurf, als zwei Verteidiger des THW Kiel ihn herausfordern, während eines intensiven Spiels der Handball-Bundesliga Saison 2025/2026 gegen die Füchse Berlin, mit einer unscharfen Zuschauermenge im Hintergrund.Bei den Zebras und Viktor Szilagyi, Geschäftsführer des THW Kiel, steigt beinahe minütlich die Vorfreude auf das Spiel am Samstag: "Berlin ist aktuell eine der besten Mannschaften Europas und amtierender deutscher Meister. Das ist eine Riesen-Aufgabe für unsere Mannschaft, auf die wir uns sehr freuen." Das unterstreicht Lukas Zerbe: "Berlin ist mehr als Mathias Gidsel, auch wenn er viel für seine Nebenleute arbeitet. Die Füchse kommen durchs starke Kollektiv. Aber wir müssen uns nicht verstecken. Wir haben Qualität, wollen aber in der Abwehr noch stabiler stehen." Darauf wird es aller Wahrscheinlichkeit nach auch am Samstag ankommen, sind die Füchse doch nach Flensburg die offensivstärkste Mannschaft der Liga - vor dem THW Kiel: Im Schnitt erzielen die Berliner 35 Tore pro Partie. Allein 100 der bisher 385 Treffer entfielen auf Welthandballer Mathias Gidsel. Dieser führt mit 46 Torvorlagen auch die Liste der Assists beim deutschen Meister an, was seine herausragende Form und seinen Status als weltbester Handballer nur noch unterstreicht.    

Verletzungssorgen auch beim Meister

Zwei männliche Handballspieler in Aktion auf einem Spielfeld; einer in einem schwarz-weiß gestreiften Trikot springt mit dem Ball, während ein Spieler in einem grünen Trikot den Ball aggressiv abwehrt, während im Hintergrund eine Menschenmenge zusieht.Neben Gidsel und Lasse Andersson, mit 54 Toren zweiterfolgreichster Werfer, steht Berlin auch für eine harte Abwehr um Max Darj und Mijajlo Marsenic. Hinter der kompromisslosen Deckung steht mit Dejan Milosavljev einer der besten Torhüter der Liga, der jüngst beim 38:22-Erfolg im Pokal gegen Eisenach 19 Paraden zeigte. "Eine Machtdemonstration", schrieben die Füchse danach auf ihrer Homepage. Und das, obwohl auch die Berliner mit Verletzungssorgen an den Start gehen: Rechtsaußen Leo Prantner wurde an der Schulter operiert, Kreisläufer Lukas Herburger plagen massive Rückenprobleme, Mittelmann Nils Lichtlein zog sich eine Verletzung an den Adduktoren und Rückraum-Linkshänder Fabian Wieder einen Kreuzbandriss zu. 

 Schulze/Tönnies pfeifen Spitzenduell

Für beide Mannschaften ist es das erste Wiedersehen nach dem Super Cup in München. Bei dem hatten die Füchse Berlin die erste Halbzeit dominiert, dann drehte der THW Kiel auf, ehe der Deutsche Meister aus der Hauptstadt doch noch den Ausgleich nach 60 Minuten schaffte und letztlich im Siebenmeterwerfen triumphierte (siehe Spielbericht). Samstag stehen nicht nur die gleichen gegnerischen Teams wie in München auf dem Platz, sondern auch das Schiedsrichter-Gespann: Geleitet wird das Top-Spiel des zwölften Spieltags in der DAIKIN Handball-Bundesliga wie schon das Spiel um den Super Cup von Robert Schulze und Tobias Tönnies. Rund 200 Kieler Fans werden ihre Mannschaft in die Hauptstadt begleiten, und auch der mobile Fanshop des THW Kiel ist in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle zugegen. Für alle, die es nicht nach Berlin schaffen, gibt es das komplette TV-Programm: Neben dem Handball-Streamingsender Dyn ist auch die ARD Sportschau vor Ort und überträgt das Duell des Deutschen Meisters mit dem DHB-Pokalsieger live im (Free-TV). Weiter geht's in Berlin, Kiel!