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37:28 gegen Leipzig: Ekberg-Gala zum Heim-Abschied des Kieler Rekordtorschützen

Bundesliga

37:28 gegen Leipzig: Ekberg-Gala zum Heim-Abschied des Kieler Rekordtorschützen

Letztes Saison-Heimspiel, Revanchegelüste für die in Leipzig erlittene Hinspiel-Niederlage in er LIQUI MOLY Handball-Bundesliga und wehmütige Momente bei der Abschieds-Zeremonie für insgesamt sieben Zebras, die den THW Kiel verlassen werden. 10201 Fans in der Wunderino Arena erlebten am Mittwochabend beim vor allem in der zweiten Halbzeit überzeugend herausgespielten 37:28 (15:16)-Triumph über SC DHfK Leipzig einen großartigen Handballabend, der von einem besonderen Zebra überstrahlt wurde: Niclas Ekberg verabschiedete sich mit einer Elf-Tore-Gala aus seinem Heim-Trikot.

Ekberg führt die Zebras aufs Feld und dann zum Sieg

Schon früh war klar, dass dies ein besonderer Abend vor allen Dingen für und mit Niclas Ekberg werden würde: Die Zebras hatten entschieden, den Schweden zum ersten Mal überhaupt die Mannschaft beim Einlauf aufs Feld führen zu lassen. Eine Ehrerbietung aller in Schwarz-Weiß, die den THW-Rekordtorschützen noch einmal zur Höchstleistung anstachelte. Bei seinem finalen Auftritt im THW-Trikot vor den heimischen Fans sprühte Ekberg vor Spielfreude, klaute Bälle, fabrizierte Traumanspiele und verwandelte sicher. Mit elf Toren war er wie so häufig erfolgreichster Kieler Schütze. 

Auszeit zum Feiern der scheidenden Zebras

Der 35-jährige THW-Rekordtorjäger erzielte bei seinem 618. Spiel für die Zebras sein letztes Pflichtspieltor in der Wunderino Arena drei Minuten vor dem Abpfiff, machte dann rasant Platz für den ebenfalls scheidenden Sven Ehrig. Dem "Kieler Jung" legte Eric Johansson den Ball zum 37. und letzten THW-Tor auf. Zuvor hatte Trainer Filip Jicha für einen emotionalen Höhepunkt der Partie gesorgt: Er nahm 71 Sekunden vor dem Ende eine Auszeit, damit Mannschaft und Fans die scheidenden Ehrig, Ekberg und Steffen Weinhold noch einmal feiern konnten. Zuvor waren die Zebras auf Wiedergutmachungstour nach dem Gummersbach-Debakel drei Tage zuvor. Sie gingen mit Willen und Energie in die Partie, haderten aber vor allen Dingen im ersten Durchgang mit ihrer noch zu hohen Fehlerquote.

Kieler starten mit Kempa-Tor

So konnten die Gäste dem THW Kiel eine Halbzeit lang Paroli bieten, mussten sich dann aber dem Sieges- und Wiedergutmachungswillen sowie der Kieler Tempohatz beugen, bei der Elias Ellefsen á Skipagötu mit acht Treffern einen riesigen Anteil hatte. Auch Eric Johansson war erneut in Torlaune: Der schwedische Rückraumspieler erzielte sieben Treffer und war auch gleich sehenswert am THW-Start beteiligt: Das Team von Trainer Filip Jicha startete mit viel Elan, Tempo und Spielwitz, Johansson sprang nach Anspiel von á Skipagötu in den Leipziger Kreis, vollendete per Kempa-Trick zum 1:0 für seine Zebras. Ein Auftakt nach Maß, doch Binder konterte zum Ausgleich. Ekberg verwandelte einen Siebenmeter rotzfrech per Heber zur erneuten THW-Führung. Auf den folgenden 2:3-Rückstand antworteten die Kieler mit einem 3:0-Lauf: Johansson, Magnus Landin und á Skipagötu waren die Schützen, veredelten zugleich zwei Glanzparaden von Tomas Mrkva, dem Jicha zunächst den Vorzug vor Samir Bellahcene gab. 

Leipzig führt zur Pause

Johansson drückte der Kieler Offensive zunächst weiter seinen Stempel auf, glänzte mit Anspielen, war außerdem als Torschütze präsent. Der junge Schwede netzte beim 8:7 in der 15. Minute mit einem frechen Dreher zum vierten Mal ein, war auch Vorlagengeber für den Treffer von Hendrik Pekeler, der zum 9:7 traf - ebenfalls per Dreher. Danach schlichen sich allerdings Fehler ins Kieler Angriffsspiel, die Leipzig mit schnellen Kontern bestrafte. Der DHfK-4:0-Lauf von der 19. Bis zur 24. Minute bescherte den Gästen die 12:10-Führung. Kapitän Domagoj Duvnjak glich nach 25 Minuten zwar zum 12:12 aus, doch Leipzig blieb der erwartet starke Kontrahent. Die Sachsen hatten vor allem in Witzke und Semper ihre überragenden Kräfte. Sie hielten den Gegner bis zum Pausenpfiff sogar noch ein Stückweit über Augenhöhe. Semper erzielte kurz vor der Halbzeit die 16:14-Führung, Duvnjak verkürzte nach einem Ballklau mit abschließendem Tempogegenstoß immerhin noch auf 15:16.

Ab der 40. brechen bei Leipzig alle Dämme

Leipzigs Luca Witzke eröffnete den Torreigen der zweiten Hälfte, erzielte die 17:15-Führung. Doch die Kieler kämpften sich zurück, ließen sich selbst von zwei Glanzparaden des Leipziger Torhüters Säveras nicht aus dem Konzept bringen. Per Tempogegenstoß vollendete Ekberg zum 16:17, á Skipagötu erzielte den Ausgleich, schlüpfte fortan in die Rolle des großartigen Spielmachers und Torschützen. Bis zur 39. Minute hielten die Gäste mit, stemmten sich lange erfolgreich gegen das Kieler Tempospiel, dann brachen ab der 40. Minute alle Dämme.

Bellahcene nagelt seinen Kasten zu

Beteiligt an der glänzenden THW-Schlussphase war auch Samir Bellahcene, der in der 39. Minute von Filip Jicha ins Rennen geschickt wurde, zum starken Rückhalt der Kieler Abwehr avancierte und die Fans auf den Rängen zu Begeisterungsstürmen hinriss. Der Franzose nagelte seinen Kasten teilweise zu. Seine Mitspieler dankten mit Toren am Fließband: Ekberg erzielte seine Tore Nummer neun und zehn per Siebenmeter und schlitzohrigem Einläufer, nach 49 Minuten hatten die Zebras ihre Nasen mit 27:23 vorn. Kurz darauf kam auch Steffen Weinholds großer Moment: Der Routinier, der ebenfalls zum letzten Mal im THW-Trikot in Kiel auf dem Feld stand und gemeinsam mit Niclas Ekberg am 16. August seinen Abschied feiern wird, schnappte sich in der Abwehr den Ball, sprintete übers Feld und traf zum 28:23. Und die Zebras fanden jetzt alle Spaß am Tore werfen und jubeln: Petter Överby, Niclas Ekberg, Eric Johansson, der letzte Kieler 3:0-Lauf zum 36:27. Dann kam Ehrig. Es war ein Spaß, den Zebras zuzuschauen, der Sieg war unter Dach und Fach!

Sonntag letztes Auswärtsspiel in Melsungen 

Am kommenden Sonntag endet die Saison 2023/2024 in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga für den THW Kiel mit dem Auswärtsspiel bei der MT Melsungen. In Kassel erwartet die Kieler eine bärenstarke Mannschaft, die das Hinspiel in der Wunderino Arena mit 35:30 gewann und in der Rothenbachhalle in dieser Spielzeit erst am vergangenen Spieltag mit dem 21:23 gegen Wetzlar die erste Heimn-Niederlage kassierte. Die Zebras wollen sich indes in Hessen am Sonntag ab 16:30 Uhr (live bei Dyn) mit einer guten Leistung bereit machen für den Saisonhöhepunkt am darauffolgenden Samstag, wenn wenn sie im Halbfinale des TruckScout24 EHF Final4 2024 auf den FC Barcelona treffen. Weiter geht’s in Melsungen, Kiel!

LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, 33. Spieltag: THW Kiel – SC DHfK Leipzig 37:28 (15:16)

THW Kiel: Mrkva (1.-39., 8/1 Paraden), Bellahcene (39.-60., 6 Paraden); Ehrig (1), Duvnjak (2), Reinkind, Landin (1), Øverby (2), Weinhold (1), Wiencek, Ekberg (11/4), Johansson (7), Dahmke (1), Wallinius (n.e.), Bilyk (1), Pekeler (2), á Skipagötu (8); Trainer: Jicha
SC DHfK Leipzig: Saeveras (1.-60., 10 Paraden), Guretzky (1 Siebenmeter, keine Parade); Runarsson (1), Ernst (1), Witzke (5), Krzikalla, Binder (3), Klima (3), Mamic, Peter (3), Preuss (1), Sunnefeldt, Gebala, Matthes, Semper (7), Kristjansson (4/1); Trainer: Sigtryggsson

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies
Siebenmeter: THW: 4/4 / Leipzig: 2/1 (Mrkva hält Kristjansson, der den Nachwurf verwandelt (4.))
Zeitstrafen: THW: 0 / Leipzig: 0
Spielfilm: 1:0, 2:1, 2:3 (4.), 5:3 (7.), 5:6, 7:7 (14.), 9:7 (17.), 10:8, 10:12 (23.), 12:12, 12:14 (27.), 14:16 (29.), 15:16;
2. Hz.: 15:17, 17:17 (32.), 20:19 (36.), 22:22 (39.), 25:23 (46.), 29:23 (50.), 31:24 (52.), 33:26 (54.), 33:27, 37:27 (60.), 37:28.
Zuschauer: 10201 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Wir haben uns heute nicht aus der Ruhe bringen lassen, einfach weiter gemacht und die Rückschläge verkraftet. Eki hat sich mit einer brutalen Leistung von seinen Fans in Kiel verabschiedet, sich richtig hochgeschraubt. Ich habe schon viele Verabschiedungen mitgemacht, und mit zwei von denen, die heute ihr letztes Heimspiel hatten, habe ich selbst noch gespielt. Das ist etwas Besonderes. Deshalb ist es auch gut, dass wir nun die Abschiede und das letzte Heimspiel hinter uns haben. Jetzt starten wir als Underdog die Mission, alle Großen an einem magischen Ort zu überraschen.

Patrick Wiencek: Wir wollten nach Gummersbach eine Reaktion zeigen, haben uns erst schwer getan, waren am Ende aber auch souverän. Es war uns allen wichtig, dass wir dieses Spiel gewinnen, damit die Spieler, die uns verlassen, dies auch mit einem guten Gefühl tun können. Abschiede fallen einem immer schwer, gerade bei unserem Rhythmus. Wenn man dann die Reden hört, merkt man eigentlich erst, was schon wieder alles in der Zwischenzeit passiert ist.