Spitzenspiel, Derby und Final-Stimmung: Am Sonntag ist die SG Flensburg-Handewitt zu Gast
Es ist das Spitzenspiel des 27. Spieltags in der LIQUI MOLY HBL, die Partie, auf die Handball-Deutschland blick: Wenn am Sonntag um 14:05 Uhr der Rekordmeister THW Kiel die SG Flensburg-Handewitt zum 108. schleswig-holsteinischen Landesderby empfängt, geht es nicht nur um viel Prestige, sondern vor allen Dingen um zwei ganz wichtige Zähler im spannendsten Titelrennen der jüngeren Vergangenheit. Das brisante Derby hat also einmal mehr auch Final-Charakter - mehr geht nicht. Die "weiße Wand" ist seit Wochen ausverkauft, 10.285 Fans wollen und müssen die Wunderino Arena in einen Hexenkessel verwandeln. "Gegen Berlin und Magdeburg war es brachial laut", sagt THW-Rechtsaußen Yannick Fraatz, der voller Vorfreude auf sein erstes Derby-Heimspiel ist, und fordert auch auf den Tribünen vollen Einsatz: "Gegen Flensburg ist es besonders wichtig, dass unsere Fans das noch einmal toppen, noch lauter und druckvoller sind als zuletzt!" Sky und der NDR übertragen das Handball-Spektakel live aus Kiel.
Landin: "Derby ist ein Endspiel - für beide"
Ganz Schleswig-Holstein freut sich auf das Landesduell, und ganz Handball-Deutschland wartet gespannt auf den Anpfiff des ewigjungen Duells zwischen dem TWH Kiel und der SG Flensburg-Handewitt. "Es ist schon so etwas wie ein Endspiel - für beide", ordnet THW-Kapitän Niklas Landin das Derby am Sonntag ein. Sein Gespann-Partner Tomas Mrkva kann den Anpfiff kaum erwarten: "Die Vorfreude ist riesig, zumal mein erstes Derby im Trikot des THW Kiel alles andere als gut verlaufen ist", erinnert sich Mrkva nur ungern an die historische - weil höchste – 23:36-Pleite im Hinspiel. Im Dezember waren die Zebras nach einem guten Start gegen 17-Paraden-Mann Benjamin Buric Stück für Stück ins Hintertreffen geraten und hatten 20 Minuten vor dem Ende abreißen lassen müssen. "Natürlich haben wir noch eine Rechnung mit Flensburg offen", gesteht Mrkva, "aber dieses Spiel am Sonntag ist viel wichtiger als irgendwelche Revanchegelüste. Wir wollen uns diese zwei eminent wichtigen Punkte holen, um weiter oben zu stehen!" Denn genau darum geht es am Sonntag: Der THW Kiel liegt als Tabellenführer zwei Punkte vor der SG, die mit dem besten Torverhältnis aller vier Top-Clubs auf Rang vier steht. Nach der Partie wollen die Kieler den Abstand auf vier Punkte ausgebaut haben.
Flensburg in der Liga seit Anfang Dezember ungeschlagen
Leicht wird dieses Unterfangen bestimmt nicht. Denn die Flensburger werden nach den jüngsten Ereignissen, dem Halbfinal-Aus im Pokal und dem Verpassen des EHF-Pokal-Final-Fours in eigener Halle, extrem gallig an die Kieler Förde reisen, um mit einem Derbysieg vieles wieder zurechtzurücken. Bisher spielte die SG nach einem kurzen Herbst-Blues eine überragende Serie, gewann vor der Niederlage in Köln gegen den späteren Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen 21 Pflichtspiele in Folge. Beste Torschützen der SG sind Außen Emil Jakobsen, aktuell mit 144 Treffern auf Platz vier der Liga-Bestenliste, und Kapitän Johannes Golla (112). SG-Trainer Maik Machulla weiß um die Stärken seiner Mannschaft und die Position im Meisterschaftskampf: "Wenn wir alle Spiele gewinnen, können wir noch Meister werden", sagte der Flensburger Coach vor kurzem. In der Tat ist die SG, die die beste Abwehr der Liga stellt und seit dem 4. Dezember 2022 in der LIQUI MOLY HBL nicht mehr verloren hat, weiter am Drücker, spielt noch gegen alle Titelkandidaten. Und Machullas Team weiß, wie Spitzenspiele gehen: In dieser Saison bekamen das in der Flensburger Arena bereits die Füchse Berlin (31:31), der SC Magdeburg (35:24) und nicht zuletzt der THW Kiel bei der 23:36-Abfuhr kurz vor Weihnachten leb- wie schmerzhaft zu spüren.
Dahmke: "Wir können jeden Gegner schlagen"
THW-Trainer Filip Jicha lässt sich daher von den jüngsten Negativ-Erlebnissen der Flensburger nicht beirren: "Tabellensituation und vorherige Ergebnisse - all das wird am Sonntag vergessen sein: Da spielen zwei Clubs aus Schleswig-Holstein gegeneinander, zwei geschichtsträchtige Vereine aus direkter Nachbarschaft duellieren sich. Ganz Deutschland fiebert dem Spiel entgegen - das wird wieder ein einzigartiges Spiel." Das ein oder andere Team auf das Favoritenschild zu heben, empfinde er angesichts des Tabellenstands und der fortgeschrittenen Saison als respektlos, so Jicha: "Wir haben großen Respekt vor der SG, aber wir wollen am Sonntag zeigen, dass wir nach dem Spiel unbedingt als Sieger vom Platz gehen wollen." Dem pflichtet der "Kieler Jung" Rune Dahmke bei: "Die letzten Wochen tun am Sonntag nichts zur Sache. Das ist ein Derby!" Flensburg spiele "mit einer hohen Passgeschwindigkeit und unglaublichem Tempo nach vorn", so der Linksaußen weiter. "Aber wenn wir unser Potenzial ausschöpfen, können wir jeden Gegner schlagen."
Mrkva: "Wir hoffen, dass unsere Fans das Dach wieder wegfliegen lassen"
Viel wurde in den vergangenen Tagen über den vermeintlichen Vorteil gesprochen, den der THW Kiel durch die 14-tägige Pause nach dem Unentschieden gegen Magdeburg haben könnte. "Ich spiele lieber jeden dritten oder vierten Tag, um im Rhythmus zu bleiben", erklärt THW-Torhüter Niklas Landin. Und auch sein Gespannpartner Tomas Mrkva weiß nicht, ob die ungewöhnlich lange Pause eher ein Vor- oder ein Nachteil für die Zebras gewesen sein könnte: "Das werden wir erst am Sonntag sehen. Wir haben sehr hart trainiert und uns gut auf den Endspurt in der Liga vorbereitet, denn auch nach dem Derby kommen noch viele wichtige Spiele. Wir wollen alle gewinnen!" Fehlen wird den Kielern dabei am Sonntag neben Karl Wallinius und Sven Ehrig leider auch Steffen Weinhold, der aufgrund seiner Schulterverletzung nicht zum Einsatz kommen kann. Trotzdem freut sich Mrkva auf das Spiel und eine außergewöhnliche Atmosphäre: "Wir haben in den vergangenen Spielen schon erlebt, dass die Stimmung in unserer Arena ausschlaggebend sein kann. Wir hoffen, dass unsere Fans das Hallendach wieder wegfliegen lassen, die Halle bebt und es richtig laut ist!"
Derby live bei Sky und im NDR
Sky zeigt die Partie, die von den beiden Top-Schiedsrichterinnen Tanja Kuttler und Maike Merz geleitet wird, live. Die besondere Strahlkraft des Derbys unterstreicht das NDR-Fernsehen, das die 108. Auflage des Schleswig-Holstein-Duells live im Free-TV zeigt (siehe Extra-Bericht). Infos wie bei einem Liveticker hält die THW-Watch-Party auf dem kostenlosen Twitch-Kanal des THW Kiel. bereit. Die Wunderino Arena ist seit Wochen restlos ausverkauft, die Wartezeit auf den Anpfiff können sich THW-Fans mit einem Besuch in der THW-FANWELT verkürzen, die ab 11 Uhr geöffnet ist. Auch bei Rune Dahmke ist das Derby-Fieber längst ausgebrochen: "Wir sind heiß auf das Spiel und freuen uns riesig, zu Hause zu spielen. Unsere Fans können in diesem engen Duell den Unterschied ausmachen. Denn wenn uns die 'weiße Wand' nach vorn peitscht, gibt uns das Extra-Energie." Kiel ist bereit: Weiter geht's mit dem Derby, weiße Wand!