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KN: Ein hartes Stück Arbeit

Bundesliga

KN: Ein hartes Stück Arbeit

Stuttgart. Die Handballer des THW Kiel haben ihren wohl schwersten Brocken im März-Endspurt aus dem Weg geräumt. Mit 30:27 (siehe THW-Spielbericht) besiegten sie den TVB Stuttgart, mussten für die beiden Punkte aber hart kämpfen - vor allem gegen den überragenden Stuttgarter Keeper Johannes Bitter (18 Paraden). Durch den Sieg bleibt der THW in der Tabelle im Gleichschritt mit Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt.

Die Zebras gewinnen mit Mühe 30:27 beim TVB Stuttgart

"Highway to Hell" dröhnte aus den Boxen der Porsche-Arena, als die selbst ernannten "Wild Boys" in Stuttgart ihr mit 5760 Zuschauern gut gefülltes Wohnzimmer betraten. Eine wilde Partie erlebten dann auch die Zebras. Zuerst, weil es schnell ging: Steffen Weinhold, Rune Dahmke per Gegenstoß, Niclas Ekberg von Rechtsaußen - drei Minuten, drei THW-Tore. Und Stuttgart? Statt höllisch gefährlich präsentierte sich die Mannschaft von Trainer Jürgen Schweikardt zunächst eher zittrig nervös im Angriff. 

Ihre Rettung stand im Tor: Johannes Bitter, ehemaliger Nationaltorhüter, 36 Jahre alt, Spezialist darin, 100-prozentige Chancen zu vereiteln. Das bekam vor allem Dahmke zu spüren, der zweimal in Folge seinen Meister in Bitter fand. Der THW-Lauf war gestoppt, der TVB fand ins Spiel - vor allem durch David Schmidt, der im rechten Rückraum in Abwesenheit von Robert Markotic (Entzündung im Knie) besonders viel Verantwortung schulterte. Stuttgart fand nun seine Wege durch die Kieler 3:2:1-Abwehr, die durch mangelnde Abstimmung und Aggressivität Löcher offenbarte. Zweimal profitierten die Zebras davon, dass TVB-Trainer Jürgen Schweikardt Max Häfner, den jüngeren Bruder von Nationalspieler Kai, als siebten Mann in den Angriff brachte. Ein Extra-Ansporn für THW-Keeper Niklas Landin, der einmal Dahmke auf die Reise schickte und einmal selbst ins leere Tor traf. 

Doch wieder stoppte Bitter den möglichen THW-Lauf. Erst einen Siebenmeter von Niclas Ekberg, dann einen Wiencek-Gegenstoß, schließlich den Wurf des frei am Kreis angespielten Zarabec’ parierte er. Fünf Minuten lang fand der THW keinen Weg, den Ball an ihm vorbei ins Tor zu zirkeln - der Grundstein für die erste Zwei-Tore-Führung der Gastgeber (12:10/19.). THW-Trainer Alfred Gislason schickte Nikola Bilyk im linken Rückraum aufs Feld, am Kreis ackerte längst Hendrik Pekeler für den weitgehend abgemeldeten Patrick Wiencek. Bilyk brachte Schwung in den Rückraum, trotzdem blieb zur Pause unterm Strich das 16:16-Remis. 

In die zweite Hälfte startete der THW mit seiner 6:0-Abwehrvariante. Daran biss der TVB sich zunächst die Zähne aus. Eine gute Gelegenheit für die Kieler, sich abzusetzen, wenn nicht Bitter wieder wie wild pariert hätte. Pekeler, Magnus Landin, Ekberg...

"In meiner Statistik hat er 18 Bälle gehalten - und 15 davon waren freie", sagte Gislason später. Er lachte dabei das Lachen eines glücklichen und letztlich auch verdienten Siegers. Denn ab der 50. Minute, nachdem Ekberg einen vom Block abgeprallten Duvnjak-Wurf zum 24:21 ins Tor geschlenzt hatte, hatte der THW das Spiel im Griff - auch weil das Zusammenspiel zwischen Andreas Wolff und der stabilisierten Abwehr nun griff. Der TVB hatte sich ausgetobt, der THW den vierten Bundesliga-Sieg in Folge sicher. Und angesichts des Ergebnisses war dann auch alles nicht mehr so wild in Stuttgart.

(Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 22.03.2019, Foto: Sascha Klahn)

Stimmen zum Spiel aus den Kieler Nachrichten:

THW-Trainer Alfred Gislason: "Stuttgart war schon in den letzten Spielen gut, wir wussten also, was auf uns zukommt. Wir mussten heute alles geben, um zu gewinnen. In der ersten Halbzeit war unsere Abwehr nicht aggressiv und nicht beweglich genug. Im Angriff haben wir eigentlich gute Chancen herausgespielt, aber Jogi Bitter hat etliche freie Würfe gehalten."

Jürgen Schweikardt, TVB-Trainer: "Ich bin zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Jogi Bitter hat herausragend gehalten. Vieles von dem, was passen muss, wenn man gegen den THW etwas mitnehmen will, hat heute bei uns gepasst. In der letzten Viertelstunde haben wir es nicht mehr geschafft, den Druck aufrecht zu erhalten und einige Dinger liegen lassen."

Johannes Bitter, TVB-Torwart: "Eigentlich spiele ich gar nicht so gerne gegen Kiel, weil man da so oft verliert. Aber ich liebe es, gegen gute Spieler zu spielen. Durch die beiden Gegenstöße war ich von Anfang an im Spiel. Wir wussten, dass der THW gerade nicht seine konstanteste Phase hat und haben ein tolles Spiel gezeigt. Am Ende fehlte wohl vor allem ein bisschen Kraft."

Patrick Wiencek, THW-Kreisläufer: "Das war kein gutes Spiel von uns. Wir haben uns das ganze Spiel über gute Chancen erspielt, aber Jogi Bitter war sofort in unseren Köpfen. Ich weiß nicht, wie oft wir frei gegen ihn verworfen haben. Ich weiß auch nicht, ob er einfach gut gehalten hat oder wir so schlecht geworfen haben. Die nächsten Spiele müssen besser werden."

Steffen Weinhold, THW-Rückraumspieler: "Nach dem 3:0 am Anfang hatte ich eigentlich ein gutes Gefühl. Wir haben uns auch danach weiter gute Chancen erspielt. Aber als Jogi so gut ins Spiel kam, haben wir angefangen zu denken. In der Abwehr waren wir in der ersten Halbzeit nicht aggressiv genug, da stimmte auch die Körpersprache nicht immer."