KN: Zwei Punkte, souveräner Sieg - aber nicht mehr
Kiel. Ein vorösterliches Handball-Festival blieb aus. Ein für den THW Kiel zuletzt typischer Leistungseinbruch nach Spitzenspiel-Erfolgen aber auch. Die Zebras lösten am Donnerstagabend eine Pflichtaufgabe, besiegten den VfL Gummersbach nach 60 zuweilen hektischen Minuten mit 29:23 (14:12, siehe THW-Spielbericht). Es war ein souveräner Sieg – und immerhin das ist keine Selbstverständlichkeit mehr.
THW Kiel setzt sich gegen Gummersbach spät ab
Eine Szene veranschaulicht den Charakter dieses Rekordmeister-Altmeister-Duells: In der 34. Minute gelang VfL-Kreisläufer Moritz Preuß der 14:14-Ausgleich. Der Kreis war bis dahin (und danach) die empfindlichste Stelle im THW-Deckungsgefüge. Trotzdem keimten auch jetzt nirgendwo Zweifel am Erfolg. In einer Saison mit Pleiten wie dem Hinspiel in Gummersbach ein bemerkenswertes Zeichen für die spät, aber rasant ansteigende Formkurve des Teams von Alfred Gislason.
Die sportlichen Rahmenbedingungen des Sieges sind schnell erzählt. Der THW begann mit einer 6:0-Deckung, in der Sebastian Firnhaber keinen guten Tag erwischte (Gislason: "Ich war nicht zufrieden"), also stellte der Kieler Coach nach einer Viertelstunde auf 3:2:1 mit Domagoj Duvnjak an der Spitze um. So weit, so gut: Die Zebras legten einen Zahn zu, setzten sich auf 10:6 ab (8.) und hatten alle Trümpfe in der Hand, als sie ab der 25. Minute zwei Minuten lang in doppelter Überzahl auf dem Feld standen. Schlechtes Überzahlspiel und miese Chancenauswertung am Ende gelungener Taktiken (Bilyk an den Pfosten/21., Nilsson an die Latte/24., Ekberg scheitert per Siebenmeter an Puhle/27.) brachten den VfL mit dem starken Halblinken Stanislav Zhukov und U 23-Akteur Marcel Timm im Innenblock bis zur Pause wieder heran. Gislason nannte diese Phase später "extrem dumm".
Sein VfL-Pendant Denis Bahtijarevic setzte noch einen drauf, titulierte die Fehler seines Teams nach besagtem 14:14 als "idiotisch". Hier begann die stärkste Kieler Phase mit einem Zarabec-Schlagwurf (15:14/34.), einem tollen Duvnjak-Anspiel auf Wiencek (17:15/37.) und einem Santos-Steal inklusive Gegenstoß-Veredelung (19:15/38.). Sicherheit sah zwar weiterhin anders aus. Doch Gislasons ressourcenschonende Rotation sorgte immerhin für breite Präsenz in der Torschützenliste. Ein erneuter Zwischenspurt zum 25:19 (Wiencek/47.) sorgte für die frühe Entscheidung. Und dass es nach einem Tempogegenstoß-Finish über das Tor einen aufmunternden Klaps auf den Oberschenkel (von Christian Dissinger) gibt, sieht man ja auch nicht alle Tage.
Es war auch ein Zeichen für Gelassenheit vor dem Achtelfinal-Rückspiel in Szeged, zu der besonders der bärenstarke Torhüter Niklas Landin mit 17 Paraden mehr beizutragen wusste als die Schiedsrichter mit teils wenig nachvollziehbaren und teils ausbleibenden Pfiffen. Die so in den letzten zehn Minuten aufkommende Hektik änderte am Ergebnis aber nichts mehr.
(Von Tamo SChwarz und Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 30.03.2018, Foto: Sascha Klahn)