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ZEBRA: Von Verletzungen, dem Supercup und Handball-Robotern

Bundesliga

ZEBRA: Von Verletzungen, dem Supercup und Handball-Robotern

3.490 Handballminuten hat der THW Kiel in den 58 Spielen der abgelaufenen Saison hinter sich gebracht. Titellos, wie viele Zeitungen schrieben, war diese Spielzeit nicht. Denn gleich zu Beginn sicherten sich die "Zebras" den Supercup. Trotzdem überwiegt in der Bilanz die Schattenseite: Der THW Kiel hatte in der Saison 2015/2016 mit einer Rekordzahl an Verletzungen zu kämpfen.

Supercup-Sieg in einer ansonsten titellosen Saison

Zwar meldeten Radio- und Fernsehsender, die Zebras würden erstmals seit 2003 ohne Titel aus einer Saison galoppieren. Aber das kann nicht sein. Nach Spiel eins stand am 20. August vergangenen Jahres im Flensburger Tageblatt geschrieben: "Erster Titel: Kiel schnappt sich den Supercup". Haben wir uns also alle vertan, etwa geirrt? Nein! Auch die Kieler Nachrichten schrieben: "Super: THW schnappt sich den Cup". Weiter im Text hieß es, "sehr freuten sie sich über ihren ersten Titelgewinn kurz vor dem Auftakt der 50. Handball-Bundesligasaison". Na klar: Der Supercup ist nicht der größte Titel, auch nicht der bedeutendste. Da sind die deutsche Meisterschaft, der Sieg im DHB-Pokal und der Erfolg in der "VELUX EHF Champions League" deutlich höher angesiedelt. Aber trotzdem ist der Supercup ein Titel.

Verletzungen ziehen sich durch die Saison

Patrick Wiencek verletzte sich Anfang Oktober am KnieDass es am Ende einer langen Spielzeit nicht mehr zu feiern gab, hatte Gründe. Einer dieser sind mit Sicherheit die vielen Verletzten. So hatte Torsten Jansen, der vom HSV kam, erst mit der Wade, dann mit der Achillessehne und später mit der Bandscheibe zu kämpfen. Patrick Wiencek zog sich erst eine Adduktorenverletzung und später einen Kreuzbandriss zu. Im Gruppenspiel gegen RK Celje gesellten sich Blessuren bei Christian Dissinger (schwere Rippenprellung), Joan Cañellas (Schleimbeutel-Entzündung in der Schulter) und eine Rippenprellung bei Domagoj Duvnjak (später noch Bänderanriss) hinzu. Dem Comeback von Dominik Klein nach seinem Kreuzbandriss folgte eine Kreuzbandzerrung. Dann erwischt es Rene Toft Hansen kurz vor dem Jahreswechsel. Der Abwehrchef und Kreisläufer zog sich ebenfalls einen Kreuzbandriss zu.

Nationalmannschaft kein gutes Terrain

Sorgenkind: Christian Dissinger kämpfte in einer starken Saison mit einer Vielzahl an VerletzungenSchließlich war die Nationalmannschaft ein weiteres unglückliches Terrain für die THW-Akteure. Kurz vor der Europameisterschaft in Polen verletzte sich Christian Dissinger an der Wade. Während der EM kassierte Steffen Weinhold gegen Spanien durch einen Kopftreffer eine Gehirnerschütterung und brach sich den Schneidezahn ab. Später zog sich der Rückraumspieler einen Muskelabriss im Adduktorenbereich zu, während Dissinger mit einer ähnlichen Verletzung ebenfalls mehrere Wochen ausfiel. Als "Disse" gerade wieder in der Spur war, blockierte beim Nationalmannschafts-Lehrgang ein eingeklemmter Meniskus das Knie und machte eine Operation nötig. In diesem Zusammenhang wollte die Öffentlichkeit vom Muskelfaserriss bei Niclas Ekberg Ende April kaum noch Notiz nehmen.

Zum Schluss zwei gebrochene Hände

Eine gebrochene Hand: Steffen Weinhold verpasste auch die letzten Partien und das "VELUX EHF Final4"Schließlich war wieder Weinhold dran. Der Linkshänder brach sich im Champions-League-Viertelfinal-Hinspiel gegen Barcelona die Mittelhand, spielte sogar noch das Rückspiel und ließ sich erst dann operieren. Für die Teilnahme am "VELUX EHF Final4" reichte es dann nicht mehr. Dass dann auch Blazenko Lackovic sich seine rechte Wurfhand brach, setzte dem Ganzen verletzungspech der Kieler noch die Krone auf. Angesichts von 19 schweren Verletzungen bei zehn Spielern - Dissingermit vier ist trauriger Rekordhalter - sagte THW-Trainer Alfred Gislason: "Die Belastung der Nationalspieler ist absurd. Eigentlich müsste ich an die Nationalspieler appellieren, auf Länderspiele zu verzichten."

Fünf Spieler nachverpflichtet

THW-Geschäftsführer Thorsten Storm musste mit Dener Jaanimaa, Igor Anic, Ilija Brozovic, Blazenko Lackovic und Dragos Opera fünf Nachverpflichtungen tätigen. Schon lange fordert Gislason von der DKB Handball-Bundesliga eine Erhöhung der Kadergröße pro Bundesliga-Spiel von 14 auf 16, um die Belastungen während des Spiels auf mehreren Schultern verteilen und Talenten bei klaren Spielständen auch Spielpraxis geben zu können. Manager Thorsten Storm unterstützt diesen Vorschlag und schlägt in die gleiche Kerbe: "Wir waren teilweise nur noch wie Handball-Roboter unterwegs." (Aus dem THW-Arena-Magazin "Zebra" zum letzten Saisonspiel gegen den TVB 1898 Stuttgart)