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Mittwoch die nächste hohe Hürde: Spitzenspiel in Wetzlar

Bundesliga

Mittwoch die nächste hohe Hürde: Spitzenspiel in Wetzlar

Für den THW Kiel bleibt keine Zeit, um sich über den klaren 29:23-Sieg im Nord-Duell gegen den HSV Hamburg zu freuen: Bereits am Mittwoch sind die "Zebras" wieder in der DKB Handball-Bundesliga gefordert. Bei der HSG Wetzlar, der Überraschungs-Mannschaft der Saison, geht es um zwei ganz wichtige Punkte. Anpfiff in der ausverkauften Rittal-Arena ist um 20.15 Uhr, Sport1 überträgt die Partie live im Fernsehen. Über aktuelle Spielstände informiert der Ticker auf der THW-Homepage.

In zehn Spielen nur einmal verloren

Die HSG ist die Überraschungsmannschaft der diesjährigen Spielzeit. Nach einem schwachen Start mit Niederlagen gegen die Füche und in Gummersbach verlor die HSG in den folgenden zehn Partien nur noch bei den Rhein-Neckar Löwen. Im Gegenzug setzte die HSG einige Ausrufezeichen: So besiegte das Team von Trainer Kai Wandschneider in der Rittal-Arena unter anderem die SG Flensburg-Handewitt (24:21) und den SC Magdeburg (27:23). Am vergangenen Spieltag ließ Steffen Fäth die Mittelhessen bei den heimstarken Göppingern jubeln: Der Nationalspieler verwandelte nach dem Schlusspfiff einen direkten Freiwurf zum 29:28-Siegtreffer, der Wetzlars vierten Tabellenrang festigte. 

Dominik Klein stößt zur Mannschaft

Klar, dass angesichts der Tabellen-Konstellation der Fokus der Kieler sofort nach dem Erfolg gegen Hamburg auf die nächste Partie gerichtet war. Mittwoch geht es zum Tabellenvierten Wetzlar - und die "Zebras" erwartet in Mittelhessen ein ganz harter Gang. "In der Liga ist dieses Jahr alles sehr dicht beeinander", sagt THW-Trainer Alfred Gislason. "Wir werden in Wetzlar sehr, sehr gut spielen müssen, um die Punkte zu holen." Um eine optimale Vorbereitung auf die Partie zu gewährleisten, reisen die Kieler deshalb bereits am Dienstag nach Wetzlar. Mit an Bord sein wird zum ersten Mal seit seinem Kreuzbandriss Ende März Dominik Klein: "Schön, dass ich jetzt wieder zur Mannschaft stoße. Ich freue mich auf die Auswärtstour und bin gespannt, wie es wird, das richtige Gefühl wieder zu bekommen", sagt der Linksaußen, der in den vergangenen acht Reha-Monaten hart für diesen Moment trainiert hat.

Sechs Abgänge nach toller Saison

Dabei hatten nicht wenige Handball-Experten der HSG, die im vergangenen Jahr mit Platz acht eine tolle Platzierung einfuhr, eine schwierige Spielzeit vorhergesagt. Grund dafür war der Abschied von drei Rückraumspielern: "Welthandballer" Ivano Balic tauschte das HSG-Trikot mit dem Anzug eines Offiziellen beim kroatischen Verband, und den letztjährigen 135-fachen Torschütze Kent Robin Tönnesen zog es aus Mittelhessen in die Hauptstadt zu den Füchsen. Adnan Harmandic schloss sich dem ambitionierten Zweitligisten HSC 2000 Coburg an. Auch Torhüter-Oldie José Hombrados verließ den Verein, Kreisläufer Jens Tiedtke beendete seine Karriere und Dejan Manaskov, der Wetzlar in der Rückrunde verstärkt hatte, ging zurück nach Skopje, um fortan für Vardar auf Torejagd zu gehen. 

Kohlbacher eine der Entdeckungen

Auf Halbrechts hat Joao Ferraz die Fans längst Tönnesen vergessen lassen: Der 1,98 Meter große Portugiese kam vom FC Porto hat bisher 50 Tore erzielt. Auf der Mitte zieht Filip Mirkulovski die Fäden: Der Mazedonier kam vom Champions-League-Teilnehmer Metalurg via Hannover nach Wetzlar. "Er verfügt über diel Erfahrung, ist ein kompletter und kreativer Profi", lobt Wandschneider den Neuen. Für die Torwart-Position entschied man sich in Wetzlar für ein Urgestein: Nikolai Weber, schon von 2005 bis 2013 ein Wetzlarer, kehrte nach zwei Jahren aus Hannover zurück. In den Blickpunkt rückte zuletzt Neuzugang Nummer vier: Kreisläufer Jannik Kohlbacher kam vom TV Großwallstadt und machte in Wetzlar einen Riesensprung bis in die Nationalmannschaft. Beim Supercup spielte Kohlbacher wie THW-Linksaußen Rune Dahmke groß auf und bildete mit dem zukünftigen Kieler Torwart Andreas Wolff (Vertrag ab 2017) und Fäth ein Wetzlarer Trio im DHB-Dress. 

35. Bundesliga-Begegnung

Die Bilanz zwischen beiden Mannschaften spricht eindeutig für die Kieler: In bisher 34 Bundesliga-Begegnungen gewannen die "Zebras" 28 Mal, drei Mal trennten sich der THW Kiel und die HSG Wetzlar unentschieden. Der letzte HSG-Sieg liegt mehr als 13 Jahre zurück, seitdem siegten die Kieler 24 Mal (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv). Doch davon will man sich an der Förde nicht blenden lassen: "Wetzlar spielt die beste Saison seit Jahren, und sie werden gegen uns topmotiviert zur Sache gehen", sagt THW-Rechtsaußen Christian Sprenger. "Das wird ein richtig hartes Spiel. Aber wir werden alles geben, um bei der HSG zwei Punkte zu holen." Schiedsrichter des Spitzenspiels am Mittwoch sind Fabian Baumgart und Sascha Wild. THW-Fans in Wetzlar können sich am mobilen Fanshop, der links vom Haupteingang aufgebaut wird, mit Fanartikeln eindecken und auch in der Rittal-Arena ihr schwarz-weißes Herz zeigen. Auf geht's, Kiel!

"Abenteuer" ist Erfolgsgeschichte

Kein Wunder, dass auch Trainer Kai Wandschneider vor dieser Spielzeit nicht genau wusste, wo die HSG Wetzlar steht. "Leider haben wir eine hohe Fluktuation. Nach Platz sieben 2013 gingen sieben Leistungsträger. Das haben wir zu spüren bekommen. Jetzt sind es nach Platz acht wieder sechs Abgänge." Als Saisonziel hatte der Coach den frühzeitigen Klassenerhalt ausgegeben. "Es gibt sehr viele gleichwertige Teams, für Wetzlar ist das immer ein Abenteuer." Dass dieses bis jetzt einer Erfolgsgeschichte gleicht, liegt auch an der cleveren Transferpolitik der Mittelhessen: Vier der fünf Neuzugänge schlugen richtig ein. Lediglich der montenegrinische Nationalspieler Stevan Vujovic konnte sich nicht durchsetzen, er hat den Verein inzwischen in Richtung Schweiz verlassen. 

"Die Chemie stimmt"

Eine Erklärung für den momentanen Erfolg der HSG hat auch der Top-Torschütze Maximilan Holst, der bisher 84 Treffer erzielte, nicht wirklich: "Die hat noch nicht einmal unser Trainer Kai Wandschneider. Und der kann eigentlich alles begründen", sagte der Linksaußen mit mit einem Augenzwinkern - und versuchte sich letztlich doch darn: "Wir haben viele Partien knapp für uns entschieden und uns somit eine gewisse Abgezocktheit angeeignet. Die Chemie in der Mannschaft passt. Wir sind eine solide Truppe, wo jeder einmal in einer Begegnung mit guten Leistungen hervorstechen kann." 

KN: THW Kiel beim Überraschungsteam gefordert

Kiel. Keine Zeit, sich über den klaren Sieg über den HSV zu freuen: Der THW Kiel muss heute (20.15 Uhr) zum nächsten Kracher bei der HSG Wetzlar ran. Die Mittelhessen spielen eine überzeugende Saison, großen Anteil daran hat ein zukünftiger Kieler. Als am Sonnabend in Göppingen die reguläre Spielzeit abgelaufen war, hatten sich alle schon mit einem Remis abgefunden. Doch Steffen Fäth hatte etwas dagegen: Der Wetzlarer schnappte sich den direkten Freiwurf und verwandelte zum 29:28. Die HSG festigte damit Tabellenplatz vier und bestätigte ihren Lauf. "Das ist vielleicht glücklich, aber wir haben uns dieses Glück auch erarbeitet", sagt Andreas Wolff. Der Torhüter ist einer der Erfolgsgaranten bei den Mittelhessen. Spätestens ab Sommer 2017 wird der 24-Jährige das THW-Trikot tragen, doch bis dahin gilt die volle Konzentration der HSG. Dass Wetzlar in der Bundesligatabelle so weit oben steht, ist auf den ersten Blick überraschend. Doch dahinter steckt ein klares Konzept. Der Verein kann mit den Top-Teams der Liga vor allem finanziell nicht mithalten und setzt daher gleich auf junge Spieler. Dass die große Qualität haben, zeigt die konstant gute Leistung der HSG - und nicht zuletzt die Nominierung von Wolff, Steffen Fäth und Jannik Kohlbacher für die Länderspiele im Rahmen des Supercups. Dazu kommt: Als Ziel war der Klassenerhalt ausgegeben, mit nun bereits 17 Punkten ist der so gut wie sicher. "Wir können befreit aufspielen. Und wenn der Kopf frei ist, kommt der Rest von allein", beschreibt Wolff. Die Härte dieser Leichtigkeit haben auch die SG Flensburg-Handewitt und der SC Magdeburg zu spüren bekommen. "Klar braucht man da Glück, um solche Mannschaften auf dem falschen Fuß zu erwischen", sagt Wolff. Unverdient waren die Siege trotzdem nicht, das Team spielt konstant stark. "Steffen Fäth ist wahrscheinlich in der Form seines Lebens", würdigt THW-Trainer Alfred Gislason den Rückraumspieler der HSG. Wenn nun der THW Kiel in Wetzlar aufläuft, wird es für das nächste Spitzenteam gefährlich. "Der THW ist sicher der schwerste Gegner. Aber warum sollen wir sie nicht auch schlagen?", fragt Wolff selbstbewusst. Dass das Spiel für ihn persönlich eine spezielle Komponente bereithält, beschäftigt ihn nicht übermäßig. "Klar ist es besonders, mit seinem aktuellen gegen seinen zukünftigen Verein zu spielen. Aber ich schlafe deswegen nicht schlecht", sagt er. Negative Reaktionen auf die Bekanntgabe des Wechsels hat er nicht erfahren. "Die Leute freuen sich für mich, es war ja auch keine Überraschung mehr. Außerdem wechsle ich nicht zu einem Klub, den die Wetzlarer nicht mögen", erklärt der Nationalkeeper. Das Saisonziel der jungen Truppe korrigiert Wolff vorsichtig nach oben: "Ein einstelliger Tabellenplatz soll es am Ende sein." Die Fluktuation im Sommer merkt man der HSG kaum noch an, dabei verließen mit Ex-Welthandballer Ivano Balic, Kent Robin Tönnesen und Adnan Harmandic drei Rückraumleistungsträger den Verein. Die Neubesetzungen schlugen ein: Joao Ferraz aus Porto, Filip Mirkulovski von Metalurg Skopje und nicht zuletzt Kohlbacher, dem nach seinem Wechsel aus Großwallstadt in Wetzlar der Sprung in die Nationalmannschaft gelang, zeigten ihr Potenzial. Speziell die Leistungen des jungen Kreisläufers sind auch Gislason nicht entgangen: "Kohlbacher hat sich sehr gut eingefunden, er ist stark im Angriff." Es wird eine harte Aufgabe für den THW, der zuletzt im Oktober 2002 in Wetzlar verlor. "Ich erwarte ein enges und sehr intensives Spiel. Wetzlar hat vor allem die Heimspiele zuletzt souverän gewonnen", sagt Gislason. Der Coach sieht den Schlüssel zum Erfolg in der Defensive. "Es wird auf die Abwehrreihen ankommen, auch auf das Torhüterduell. Es ist extrem wichtig, wie unsere Abwehr steht." (von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 18.11.2015)