KN: Mit Henrik Lundström in den Handball-Hit

Bundesliga

KN: Mit Henrik Lundström in den Handball-Hit

Kiel. Vor dem Bundesliga-Gipfel gegen die Rhein-Neckar Löwen (morgen, 17.15 Uhr, Sport1) reißen die schlechten Nachrichten beim Handballmeister THW Kiel nicht ab. So wird wie zuletzt gegen Erlangen (36:22) und den Bergischen HC (32:17) erneut Torhüter Johan Sjöstrand (Grippe) fehlen. Außerdem steht hinter dem Einsatz von Linksaußen Rune Dahmke (Außenbandanriss) ein Fragezeichen. Grund zur Freude gab es trotzdem: Gestern kehrte Ex-Zebra Henrik Lundström mit seiner fünfköpfigen Familie zurück.

Comeback des Schweden macht dem THW Kiel vor Löwen-Spiel Mut

Als der Schwede auf der Geschäftsstelle seinen Antrittsbesuch machte, wurde er dort von Dominik Klein und dessen Frau Isabell empfangen. Die Familien sind eng befreundet, Colin, der Sohn der Kleins trägt seinen Namen, weil der älteste Sohn der Lundströms so heißt. Am vergangenen Sonntag zog sich Klein einen Kreuzbandriss im linken Knie zu. Der Verein wurde auf der Suche nach Ersatz schnell fündig. "Ich freue mich riesig, dass Henrik das macht", sagt Klein, der sich mit ihm acht Jahre lang die linke Seite teilte. Klein selbst wirkte, einen Tag nach seiner Entlassung aus dem Mare-Klinikum in Kronshagen, sehr gefasst. "Ich bin klar im Kopf", sagt der 31-Jährige, der bis dato eine überragende Saison gespielt hatte. "Ich habe das Gefühl, meinen Teil zum Erfolg beigetragen zu haben. Zudem habe ich großartige Hilfe." Isabell Klein, Linkshänderin in Diensten des Bundesligisten Buxtehuder SV, kehrte nach einem Kreuzbandriss sogar wieder in die Nationalmannschaft zurück. "Es heißt es ja, dass man nach einer solchen Verletzung noch stärker zurückkommt", sagt Klein. "Aber Isi und Rune meinten, dass das in meinem Fall gar nicht möglich ist. Das hat mich sehr berührt." Während Klein mit Krücken zum Spiel kommen wird, trägt Lundström ein Trikot mit der für ihn ungewohnten Nummer „5“. Seine Zahl, die „6“, erbte Kreisläufer Fynn Ranke. "Ich hoffe nicht, dass Kim jetzt sauer ist", sagt Lundström und lacht. "Mir war es egal, das hat der Verein entschieden." Mit der "5" schrieb zuletzt Kim Andersson THW-Geschichte. Lundström beendete im Mai 2014 seine Karriere und arbeitet als Manager des schwedischen Erstligisten Redbergslid Göteborg, der sich gerade überraschend als Tabellensechster für die Play-Offs qualifiziert hat. "Ich werde bei diesen wichtigen Spielen zwar physisch nicht anwesend sein", sagt der 35-Jährige, "aber ich kümmere mich von Kiel aus weiter um meine Aufgaben". Wie sehr er seinem Ex-Verein helfen kann, wird sich nach dem heutigen Abschlusstraining herausstellen. "Ich fühle mich fit und habe keine 20 Kilogramm Übergewicht", sagt Lundström, der wahrlich aussieht, als hätte er sich konserviert. "Aber ob ich schon gegen die Löwen spiele, entscheidet ja Alfred (Gislason, d. Red.)." Der Trainer der Kieler hatte ihm unmittelbar nach der Verletzung von Klein eine SMS geschickt. Als die Diagnose feststand, riefen auch Filip Jicha und Landsmann Andreas Palicka an. Klein schickte ihm eine SMS, in der er den Wunsch äußerte, sein Freund möge ihn doch bitte ersetzen. „Das hat mich alles sehr berührt“, sagt Lundström, dessen Verein sofort zustimmte. "Es ist für mich eine große Ehre, noch einmal für den THW spielen zu dürfen." Auch seine Frau Isabel und die drei Kinder stimmten zu. Colin habe sogar gehofft, dass der Umzug von Dauer sei. "Er war sehr traurig, dass er am Montag schon wieder fahren muss", sagt Lundström, der bis zum Saisonende bleibt. Gislason ist fest davon überzeugt, dass er eine Hilfe sein wird. "Wenn er sein Handgelenk nicht einbetoniert hat, bin ich da sehr zuversichtlich." Er habe nur Bedenken, ihn sofort in die 3:2:1-Deckung zu stellen. "Die ist unsere Lebensversicherung." Und da nach einer erneuten MRT-Untersuchung von Palicka (Sehnenanriss) feststeht, dass die Pause des Torhüters sich noch mindestens um zwei Wochen verlängert, wird sie das bleiben müssen. (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.04.15)