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KN: Filip Jichas Tschechen-Check

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KN: Filip Jichas Tschechen-Check

Zagreb. Filip Jicha betrachtet die Europameisterschaft in Kroatien aus der Ferne. Diese Woche gehört der Familie in Barcelona, in der nächsten steht ein B-Trainer-Lizenzlehrgang in Deutschland auf dem Programm. Den Hype, der in Tschechien nach dem Hauptrundeneinzug der Nationalmannschaft ausgebrochen ist, spürt auch er. "Diese Leistungen sind ein kleines Wunder", sagt der ehemalige Welthandballer vom THW Kiel und macht vor dem Auftakt der Hauptrunde gegen Deutschland den ultimativen Tschechen-Check.

"Diese Leistungen sind ein kleines Wunder"

Die Auferstehung
"Das waren zwei Welten. Tschechien startete mit einem 15:32 gegen Spanien ins Turnier. Danach haben alle gesagt: So dürfen wir uns nicht präsentieren. Was dann kam, kann ich noch gar nicht richtig verstehen: ein 28:27 gegen Olympiasieger Dänemark und das 33:27 gegen Ungarn."

Das Herz ist der Star
"Wir sehen hier eine echte Mannschaft, die gut strukturiert ist. Sie hat viel zu gewinnen und nichts zu verlieren – das ist das Motto. Einige spielen in Deutschland Zweite Liga oder in der tschechischen Liga - das ist wie Dritte Liga in Deutschland. Sie haben Energie und Herz. Und die Trainer sagen: 'Seid frech!' Einige von den jungen Spielern haben einen Mikkel Hansen oder Niklas Landin ja in ihren Leben noch nie gesehen."

Die Achse des Erfolgs
"Ganz ohne Stars kommt die Mannschaft dann aber doch nicht aus. In den wichtigsten Positionen haben Spieler unglaubliche Erfahrung und ziehen die anderen mit. Pavel Horák (35): Er hat so lange Bundesliga gespielt, ist jetzt bei Meshkov Brest, hat so viel Niveau in der Abwehr, läuft aber auch zweite Welle und wirft überragende Tore. Jan Landa (31): Jan wollte schon aufhören mit Handballspielen, geht ganz normal arbeiten, hat aber wegen der EM noch ein Jahr drangehängt. Er bildet mit Horak den Mittelblock. Oder Torwart Martin Galia (38): Egal, ob Mikkel Hansen oder wer auch immer - du musst alles geben, um ihn zu überwinden."

Balla Balla, Zdráhala!
"Ondrej Zdráhala ist der Kapitän, spielt in St. Gallen, ist aber schon ewig in der Nationalmannschaft dabei. Er führt mit 25 Toren das EM-Ranking an, hat allein gegen Ungarn 14-mal getroffen, als fünfter Spieler bei einer EM überhaupt (einer davon ist Filip Jicha, d. Red.). Es ist unglaublich, ihn zu beobachten, er spielt am Limit, ist auch ein Teamplayer."

Die Trainer
"Jan Filip und Daniel Kubes teilen sich die Arbeit. Kubes kümmert sich ein wenig mehr um die Abwehr, Filip um den Angriff. Sie haben eine klare Spielphilosophie."

Jetzt gegen Deutschland
"Ob das Wunder weitergeht? Die Trainer werden die Mannschaft einstellen, und dann kann sie vielleicht weiter für Ärger sorgen. Ich glaube, die Mannschaft ist sehr gesund, steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Alle müssen hart arbeiten, Opfer bringen. Mir gefällt bisher die Körpersprache. Deutschland wird das schwerste Spiel der Hauptrunde für uns. Die geben nie auf, dürfen sich aber auch nichts mehr erlauben. Finn Lemke bringt ihnen mehr Sicherheit in der Deckung. Der Mann ist einfach gut. Natürlich ist Deutschland gegen uns der große Favorit."

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 19.01.2017, Foto: Archiv/Sascha Klahn)