Siegesserie hält: THW Kiel bleibt nach deutlichem Sieg gegen Minden an der Tabellenspitze

Bundesliga

Siegesserie hält: THW Kiel bleibt nach deutlichem Sieg gegen Minden an der Tabellenspitze

Sechster Sieg im sechsten Spiel: Der THW Kiel setzte seine makellose Erfolgsserie in der DAIKIN Handball-Bundesliga am Donnerstag gegen GWD Minden fort. Beim 33:25 (17:9)-Sieg gaben die Kieler dem ersatzgeschwächten Aufsteiger in der Festung Wunderino Arena nicht den Hauch einer Chance und blieben durch den Erfolg verlustpunktfreier Tabellenführer in der stärksten Liga der Welt. Hatte der THW Kiel in den vergangenen Spielen vor allem mit atemberaubender Angriffseffizienz und Toren über der 40er Schallgrenze geglänzt, so überzeugten die Zebras gegen den Altmeister aus Ostwestfalen mit einer konsequenten Abwehrleistung. Andreas Wolff profitierte davon und war mit 15 Paraden ein großer Rückhalt seiner Mannschaft. Highlight des Spiels war eine Premiere: Der 18-jährige Younster Rasmus Ankermann erzielte sein erstes Bundesliga-Tor.

Kieler brechen GWD-Widerstand in der ersten Halbzeit

Ein Handballspieler in einem schwarz-weiß gestreiften Trikot springt zum Wurf, während er von einem Spieler in einem grünen Trikot mit dem Namen VAILULIN und der Nummer 55 verteidigt wird. Im unscharfen Hintergrund ist eine Menschenmenge zu sehen.Mit ihrer Abwehrarbeit und dem hohen Tempo im Spiel nach vorn brachen die Kieler den Widerstand des Gegners vor allem in der ersten Halbzeit, als Torhüter Wolff & Co. lediglich neun Gegentore zuließen. THW-Trainer Filip Jicha nutzte das überlegene Spiel gegen den Aufsteiger auch, um seinem gesamten Kader Spielanteile zu geben - und in den letzten zehn Minuten durften auch die Youngster ran. Rasmus Ankermann und Leon Nowottny nutzten diese Chance, der junge Ankermann traf zweimal selbst ins GWD-Tor, außerdem holte der18-Jährige einen Siebenmeter heraus. Torhüter Nowottny "ärgerte" den Gast mit zwei sehenswerten Paraden, darunter einem gehaltenen Siebenmeter. Als bester Torschütze beim deutschen Rekordmeister zeichnete sich Eric Johansson aus. Der Schwede traf sechsmal ins Mindener Gehäuse traf. 

Entspanntere Personallage

Ein männlicher Handballspieler in einem schwarz-weiß gestreiften Trikot bereitet sich darauf vor, den Ball zu werfen, während ein anderer Spieler in einem grünen Trikot ihm auf einem Spielfeld gegenübersteht."Unsere Offensive war zuletzt hervorragend, heute hat die Abwehr das Spiel gewonnen", analysierte Andreas Wolff die überzeugende Leistung seiner Defensivkräfte und blickte gleich nach vorn: "Sechs Spiele, sechs Siege, der Saisonstart war prima, aber für mich geht’s erst im Oktober richtig los. Dann kommen die richtig schweren Gegner. Dann müssen wir uns beweisen. Die gute Defensivarbeit von heute stimmt mich für die Zukunft aber sehr optimistisch." Die Personallage beim THW entspannt sich, bis auf die Langzeitverletzten Hendrik Pekeler (Achillessehne) und Gonzalo Perez de Vargas (Kreuzbandriss) hatte Filip Jicha alle Mann an Bord. Auch Rückraumspieler Nikola Bilyk, dessen Muskelverletzung ausgeheilt ist, war zurück im Kader, kam in beiden Halbzeiten zum Einsatz. Jicha setzte im Rückraum zunächst auf ein Trio aus Johansson, Elias Ellefsen à Skipagötu und auf der rechten Seite erstmals mit Harald Reinkind.

Starker Johansson mit fünf Treffern vor der Pause

Zwei Handballspieler in weißen und schwarzen Trikots stoßen während eines intensiven Spiels mit zwei Spielern in grünen Trikots zusammen. Ein Spieler in weißer Uniform ist in der Luft, während ein anderer am Boden liegt. Die Zuschauer im Hintergrund schauen zu.À Skipagötu brachte den THW mit der ersten Angriffswelle schnell in Front. Doch der Aufsteiger versteckte sich nicht, konterte durch die Treffer von Diekmann und Vorlicek, legte nach dem 2:2 von Rune Dahmke durch Antanavicius erneut vor. Es sollte die letzte Führung für das Team aus der ostwestfälischen Handball-Hochburg sein. Dahmke war zur Stelle, läutete mit seinem Treffer von der Linksaußenposition einen 5:0-Lauf für die Zebras ein. Die Kieler packten in der Abwehr jetzt bissiger zu, Andreas Wolff wurde zum großartigen Rückhalt - und schon rauschte der THW-Express bis zur 12. Minute auf 7:3 davon. Die Kieler Torschützen neben Dahmke: Harald Reinkind (2), Lukas Zerbe und der färingische Mittelmann. Die schnelle klare Führung war wenig später aber schon wieder geschmolzen: Zerbes verworfener Strafwurf und einige technische Fehler brachten die Gäste auf 7:8 heran, der Doppelschlag des starken Eric Johansson war die treffliche Antwort. Zunächst traf der wurfgewaltige Schwede mit einem krachenden Stemmer, wenig später glänzte der 25-Jährige mit sehenswertem Solo, netzte in der 19. Minute zum 10:7 ein.

Deutliches 17:9 nach 30 Minuten

Ein männlicher Handballspieler in einem schwarz-weiß gestreiften Trikot springt in der Luft, um während eines Spiels einen gelben Ball zu werfen, mit einem unscharfen, überfüllten Stadionpublikum im Hintergrund.Mindens Welle konterte zwar zum 8:10, aber nun agierte fast nur noch der THW Kiel: Nachdem Reinkind in der 21. Minute die 12:9-Führung herausgeworfen hatte, schickte Filip Jicha gleich drei neue Spieler aufs Feld: Er brachte Emil Madsen, Bilyk und Veron Nacinovic. Der THW-Express kam in der Folge richtig ins Rollen, schockte die Mannschaft des ehemaligen THW-Spielers Aaron Ziercke mit einem erneuten Run - dieses Mal mit einem 6:0-Lauf zum 17:9-Pausenstand. Basis war die Paradenflut von Andreas Wolff, der seinen Kasten praktisch zunagelte. Vorne trafen Madsen (2), Lukas Zerbe (2) und noch einmal Johansson. Acht Tore Vorsprung zur Pause: Der THW begeisterte seine rund 9700 Fans in der Wunderino-Arena, machte früh wichtige Schritte zum Sieg.

Entscheidung nach 36 Minuten

Ein Handballspieler in einem schwarz-weiß gestreiften Trikot springt, um den Ball in Richtung Tor zu werfen, während ein Torwart in einem lila Trikot und ein weiterer Verteidiger in Grün sich darauf vorbereiten, ihn zu blockieren. Die Szene spielt sich in einer überfüllten Arena ab.Die Mindener versteckten sich aber nicht, kamen mutig aus der Kabine, starteten mit einem Doppelschlag durch Donker und Kranzmann: 17:11. Die Antwort: Madsen traf per Siebenmeter, Bence Imre war von Rechtsaußen erfolgreich. An der frühen Vorentscheidung war dann Elias Ellefsen à ` Skipagötu maßgeblich beteiligt: Der Färinger bediente zunächst Imre mit glänzendem Pass, um danach zweimal selbst ins Mindener Tornetz zu treffen. Nach 36 Minuten führten die Zebras mit 22:12, hatten erstmals zehn Tore zwischen sich und den Aufsteiger gelegt. Aaron Ziercke reagierte mit einem Schlag auf den Buzzer, rief seine Mannschaft zur letzten Auszeit zusammen. Die drohende Abfuhr für seine Mannen blieb aus, der Aufsteiger kämpfte mit allen Kräften - aber auch fair (insgesamt verteilten die Unparteiischen nur zwei Zeitstrafen an GWD, eine an den THW Kiel) um ein ehrenvolles Ergebnis beim deutschen Rekordmeister.

Mit Freude am Spiel die Siegesserie ausgebaut

Und die Zebras? Fanden Zeit und Gelegenheit, mit dem klaren Vorsprung im Rücken alle Spieler einzusetzen, Abwehrformationen zu testen. Sie genehmigten sich im Angriff allerdings auch ein paar Fahrkarten. Die Fans hatten dennoch ihren Spaß, die Zebras weiterhin Freude am Spiel. Und als Ankermann in der 54. Minute sein erstes Bundesliga-Tor erzielte und Nowottny den Siebenmeter von Gruszka hielt, war der Jubel sogar ohrenbetäubend: Der THW Kiel hat seine Siegesserie zum Saisonstart auf sechs Erfolge ausgebaut und steht als einzige verlustpunktfreie Mannschaft an der Spitze der stärksten Liga der Welt. 

Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen voraus

Ein männlicher Handballtorwart in einem blauen Trikot springt mit erhobenen Armen, um einen auf das Tor zukommenden Ball abzuwehren.Die nächste Partie der Kieler ist ein echtes Spitzenspiel: Am Sonntag, 5. Oktober, sind die Rhein-Neckar Löwen zu Gast an der Förde. Die Mannschaft um ihren neuen Trainer Maik Machulla ist mit ihren zahlreichen namhaften Neuzugängen wie Dani Baijens (von Paris Saint-Germain), Lukas Sandell (kam aus Veszprem) und Haukur Thrastarson (aus Bukarest) gut in die Saison gestartet. Gleich zum Auftakt beendeten die Mannheimer die mehr als zwei Jahre andauernde Siegesserie der MT Melsungen in eigener Halle, zu Hause sind die Löwen nach drei Partien noch ungeschlagen. Anwurf zum Top-Spiel am Sonntag ist um 16:30 Uhr, der Handball-Streamingdienst Dyn überträgt das Spiel, für das es unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT noch einige Tickets gibt, live. Weiter geht’s gegen die Löwen, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

DAIKIN HBL, 15. Spieltag: THW Kiel – GWD Minden: 33:25 (17:9)

THW Kiel: Nowottny (51.-60., 2/1 Paraden), Wolff (1.-52., 15/1 Paraden); Duvnjak (1), Reinkind (4), Landin, Överby, Laube (1), Johansson (6), Ankermann (2), Dahmke (3), Zerbe (3), Madsen (3/2), Bilyk (1), á Skipagötu (4), Imre (4), Nacinovic (1); Trainer: Jicha
GWD Minden: Semisch (1.-30., 10/2 Paraden), Ivanisevic (31.-60., 7/1 Paraden); Diekmann (3), Kranzmann (5), Franz (1), Antanavicius (3), Korte (1/1), Weber, Gruszka (4/2), Vorlicek (3), Heitkamp (1), Welle (1), Schulz, Donker (2), Valiullin (1); Trainer: Ziercke

Schiedsrichter: Konrad Gimmler / Jannik Rips
Zeitstrafen: THW: 1 (Ankermann (55.)) / GWD: 2 (Welle (22.), Valiullin (60.))
Siebenmeter: THW: 5/2 (Semisch hält Zerbe (16.) und Madsen (29.), Ivanisevic hält Imre (60.)) / GWD: 5/3 (Wolff hält Korte (27.), Nowottny hält Gruszka (55.))
Spielfilm: 1:0, 2:3 (3.), 7:3 (10.), 7:5 (14.), 8:7, 11:9 (20.), 17:9 (28.);
2. Hz.: 17:11 (31.), 19:12 (35.), 22:12 (36.), 22:14, 25:17 (47.), 28:20 (53.), 30:22 (55.), 33:25.
Zuschauer: 9692 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin mit meinem Team, diesem Spiel und dem September sehr zufrieden. Wir hatten uns vorgenommen, im September voll durchzuziehen kein Spiel zu verlieren. Das haben wir erreicht. Heute waren meine Spieler erst etwas verwundert über den Seitentausch beim Anpfiff, aber das hat die Stimmung vor dem Spiel richtig entfacht. Ich freue mich, dass ich heute alle Spieler aufs Feld schicken konnte. Und ich freue mich, dass Rasmus Ankermann sein erstes Bundesliga-Tor erzielen konnte. Er hat dafür einige Anläufe gebraucht, heute hat’s endlich geklappt. Das war ein Highlight heute, das ganze Team hat sich mit ihm gefreut. Die Abwehrarbeit hat mir heute gut gefallen, Andi hat gut gehalten, das Tempo war auch gut. Aber die Angriffsquote war nicht ausreichend, um wieder über 40 Tore zu kommen, obwohl wir die Möglichkeiten dazu hatten.

GWD-Trainer Aaron Ziercke: Ich bin eigentlich zufrieden nach den schweren Tagen, die wir mit Erkrankungen und Verletzungen hatten. Ein Riesen-Kompliment an meine Mannschaft, wie sie das heute gemacht hat und alles in der Halle gelassen hat. Wir waren bis zum 9:11 auf Tuchfühlung, dann verlassen wir aber unseren Plan, auch, weil ich wechseln musste und von der Bank wenig Unterstützung kam. Kiel zieht dann weg, aber meine Jungs zeigen auch in der zweiten Halbzeit, dass sie zeigen wollen, zur ersten Liga zu gehören. Auch die zweite Halbzeit war daher aller Ehren wert, aber der Sieg für den THW Kiel war natürlich verdient.

THW-Rechtsaußen Lukas Zerbe: Für mich persönlich waren die Derbys gegen Minden früher immer etwas Besonderes, deshalb war ich heute ein bisschen extra motiviert und deshalb freue ich mich heute auch über meinen persönlichen Derbysieg. Im ernst: Wir haben eine gute Abwehr gestellt, und wir haben uns auf uns konzentriert. Denn jedes Spiel in dieser Liga ist gefährlich, deshalb wollten wir heute unsere Leistung bringen und gerade Zuhause auch wieder Spaß haben. Wir wissen, wie schwer jeder einzelner Sieg in der Bundesliga ist, wir wollen daher solange wie möglich oben stehenbleiben. Dass jetzt ein paar Top-Spiele kommen, freut uns. Denn es macht einen Riesen-Spaß, sich mit den Besten zu messen.