Elias Ellefsen á Skipagötu führt starken THW Kiel zum klaren Auswärtssieg in Hannover

Bundesliga

Elias Ellefsen á Skipagötu führt starken THW Kiel zum klaren Auswärtssieg in Hannover

Sieg Nummer vier im vierten Spiel: Die weiße Weste des THW Kiel in der noch jungen Saison in der stärksten Liga der Welt bleibt unbefleckt. Nach einem atemberaubenden Schlussspurt in einem ebenso atemberaubenden Tore-Festival siegten die Zebras auch beim Nordrivalen TSV Hannover-Burgdorf mit 40:34 (19:19). Dabei begeisterte die neuformierte Zebraherde die mitgereisten Fans mit nimmermüdem Kampfgeist und großartigen Angriffsaktionen. Überragend dabei: Elias Ellefsen á Skipagötu: Der junge Färinger erzielte 14 Treffer, bereitete weitere vor und führte einen insgesamt starken THW Kiel zu verdienten zwei Punkten. Damit bleibt der THW Kiel neben dem Titelfavoriten aus Magdeburg die einzige Mannschaft ohne Minuspunkt in der DAIKIN HBL. 

Zebras lassen sich nicht beirren

Ein männlicher Handballspieler in einem weiß-schwarz gestreiften Trikot mit der Nummer 71 gestikuliert während eines Spiels leidenschaftlich auf dem Spielfeld, mit einer unscharfen Zuschauermenge und einem gegnerischen Spieler im Hintergrund.Die Kieler ließen sich in Hannover auch nicht von einer zu harten roten Karte gegen ihren mit sieben Treffern zweitbesten Torschützen Magnus Landin beirren. Auch, weil Torhüter Andreas Wolff seiner Mannschaft gerade gegen Ende der zweiten Halbzeit mit ganz wichtigen Paraden den Rücken stärkte. So spielten die Zebras ihren Gegner in der letzten Viertelstunde an die Wand, verwandelten die mit rund 9000 erwartungsfrohen Fans gefüllte ZAG-Arena in einen ob der schwarz-weißen Offensivstärke staunenden Ruheraum mit einer kleinen, laustark feiernden weißen Enklave unter dem Dach. THW-Trainer Filip Jicha, der mit feiner taktischer Klinge seinem Team immer wieder neue Impulse gab, freute sich nach dem Abpfiff über und für seinen Haupttorschützen. "Elias war enorm wertvoll für uns. Ich freue mich für ihn, weil er nach zwei schweren Jahren da ist, wo er hinwill. Er arbeitet auch an seinem Körper. Das ist total wichtig, hat ihn nach vorn gebracht. Die ganze Mannschaft steht hinter ihm. Auch das ist ein wesentlicher Faktor. Elias begeistert uns alle mit seiner Freude am Spiel." 

Offensive Abwehr gegen Hannoveraner Überzahl

Ein männlicher Handballspieler in einem weiß-schwarz gestreiften Trikot mit der Nummer 7 läuft mit geballter Faust über einen Hallenplatz. Im Hintergrund sind ein Tor, Werbetafeln und Zuschauer auf der Tribüne zu sehen.Dabei waren die Kieler mit Sorgen nach Hannover gefahren: Neben den Dauerverletzten Hendrik Pekeler (Achillessehne) und Gonzalo Perez de Vargas (Kreuzband) musste auch Rückraumspieler Nikola Bilyk wegen muskulärer Probleme aus dem Hamburg-Spiel auf die Fahrt an die Leine verzichten. So schickte Filip Jicha zunächst seine "drei E's", Eric Johansson, Elias Ellefsen á Skipagötu und Emil Madsen, auf das Parkett. Auf den Außenpositionen begannen Magnus Landin und Bence Imre, am Kreis ackerte Neuzugang Lukas Laube. Die erste bemerkenswerte Aktion war der gehaltene Siebenmeter von Wolff, der Marius Steinhausers Wurf parierte, sich aber ärgerte, dass der Abpraller dem TSV-Rechtsaußen wieder in die Hände fiel. So ging Hannover in Führung, dem schnellen Ausgleich ließ Steinhauser mit dem jetzt sicher verwandeltem Siebenmeter, einem von neun (!) Strafwürfen für die Hausherren, die erneute TSV-Führung folgen. Hannovers Trainer Christian Prokop setzte von Beginn an für das eigene Angriffsspiel auf die 7:6-Variante, die zunächst auch erfolgreich war - bis Taktik-Fuchs Filip Jicha seine mutige Defensive auf das offensive 3-2-1 stellte.

Dahmke trifft zum Pausen-Ausgleich

Ein männlicher Handballspieler in einem weiß-schwarz gestreiften Trikot springt, um den Ball in Richtung Tor zu werfen, während der Torwart in einem orangefarbenen Trikot und andere Spieler in grünen Trikots aufmerksam zusehen. Die Zuschauer sitzen im Hintergrund.Das brachte den THW Kiel nach Hannovers 9:8 (12.) in die Spur: Domagoj Duvnjak störte den TSV-Aufbau massiv, Ballgewinne der Zebra-Abwehr und Würfe ins leere Gastgeber-Tor bedeuteten leichte Tore, die keine Kraft kosteten. Die erste Kieler Führung markierte Eric Johansson in der 15. Minute, als er den Ball Lässig am guten Birlehm im TSV-Tor vorbeimogelte: 10:9. Es folgten Treffer von Magnus Landin, und in der 17. Minute traf á Skipagötu zum 12:9, Prokop war zur Auszeit gezwungen. Ein paar Birlehm-Paraden brachte die TSV zurück ins Spiel, Steinhausers Treffsicherheit und Fischer sorgten für den erneuten Ausgleich. 13:13 hieß es nach 21 Minuten. Für den erneuten Führungswechsel war dann nicht nur eine Kieler Unterzahl, sondern einer der vielen verwandelten Siebenmater von Steinhauser verantwortlich (25.). Weil Andreas Wolff keinen Zugriff bekam, beorderte Jicha kurz vor der Halbzeitpause Leon Nowottny zwischen die THW-Pfosten. Eine gute Idee: Der Nachwuchsmann rettete kurz vor der Halbzeit gegen den allein vor ihm auftauchenden Feise, Rune Dahmke erzielte fast mit dem Pausenpfiff gedankenschnell den 19:19-Ausgleich. 38 Tore in einer Hälfte - ein Spektakel.

Es bleibt umkämpft

Ein Handballspieler in einem weiß-schwarzen Trikot bereitet sich während eines Spiels auf den Wurf vor, während das Publikum auf der Tribüne hinter ihm zusieht.Mit schnellen Toren ging es zunächst in den zweiten 30 Minuten weiter. Die Gastgeber starteten mit einem Stürmerfoul, der THW reagierte mit einem schnellen Gegenstoß und Treffer von, ja: Elias Ellefsen á Skipagötu, Treffer Nummer sechs. Jetzt vernagelte auch Andreas Wolff seinen Kasten, avancierte in der zweiten Hälfte zum starken Rückhalt. Und Emil Madsen hatte genau wie Eric Johansson seine Treffsicherheit wiedergefunden, beide kamen am Ende auf fünf Treffer. Jicha setzte in der Abwehr jetzt auch auf Veron Nacinovic: Der Kroate fand schnell rein in die atemberaubende Partie und verstärkte die Defensive. Einmal noch, in der 39. Minute, legte die Gastgeber durch Uscins auf 25:24 vor, jene Aktion, die zur Roten Karte gegen Magnus Landin führte. Aber auch ohne den abwehrstarken und treffsicheren Dänen blieben die Zebras cool: Rune Dahmke netzte das großartige á Skipagötu-Anspiel zum Ausgleich ein. In der Folge schlossen die Kieler die Landin-Lücke, der 3:0-Lauf durch einen Johansson-Doppelschlag und á Skipagötus Tor ließ die Zebras nach 49 Minuten wieder auf drei Tore zum 32:29 enteilen. Sie lösten jetzt endgültig alle Tempo-Bremsen.

Jichas taktischer Kniff sorgt für die Enscheidung

Zwei männliche Handballspieler in schwarz-weiß gestreiften Trikots stehen nebeneinander auf einem Spielfeld, einer hat den Arm um den anderen gelegt. Beide wirken konzentriert, im Hintergrund ist eine verschwommene Menschenmenge zu sehen.Großartig, wie Wolff mit einem Hecht Hannovers Treffer ins leere Tor verhinderte. Vorn behielt Bence Imre die Nerven, traf von der Siebenmeterlinie. Und jetzt folgte der entscheidende taktische Kniff von Filip Jicha: Auch er setzte jetzt auf den siebten Feldspieler, stellte Harald Reinkind auf die Mitte - und á Skipagötu ging über halbrechts durch die TSV-Defensive, wie das heiße Messer durch die Butter. Dann entnervte Wolff gar Marius Michalczik, fing den Wurf des TSV-Rückraumschützen. Alles Puzzleteile, die zu einem großen Ganzen wurden. Wie auch Reinkinds Tor zum 37:32 (56.), Duvnjaks Steal und Dahmkes Gegenstoß oder á Skipagötus 14. und letztes Tor zum 38:33 in der 57. Minute. Harald Reinkind war es dann überlassen, den 40. Treffer zu erzielen - was auf dem Feld und der Kieler Bank für breites Grinsen sorgte, muss der Routinier doch nun die obligatorische Getränkespende folgen lassen.

Nächster Stopp: Leipzig

Eine Gruppe von männlichen Sportlern in Sporttrikots sitzt zusammen, lächelt und feiert. Auf dem Rücken eines Spielers steht der Name JAHMKE und die Nummer 23. Im Hintergrund ist eine unscharfe Menschenmenge zu sehen.Doch auch das war an diesem Abend nebensächlich - wichtig waren die zwei Punkte im von Jicha zuvor ausgerufenen "Vier-Punkte-Spiel in einer Acht-Punkte-Woche". THW-Jubel und Siegestanz folgten, die kleine Schar an Kieler Fans und Zebraclub-Mitgliedern feierte ihre Helden auf der Tribüne. Nach der Partie machten sich die Kieler umgehend auf die Heimreise, denn der Zwischenstopp in Altenholz ist nur von kurzer Dauer: Bereits am Samstag geht die Zebraherde mit „KI-EL 1“ wieder auf Tour, denn das nächste schwierige Auswärtsspiel steht bereits in den Startlöchern: Am Sonntag wartet der SC DHfK Leipzig auf die Zebras. Diese Partie wird um 18 Uhr angepfiffen, der Handball-Streamingdienst Dyn überträgt wie gewohnt live. Für Kieler Fans in Leipzig reist der mobile Fanshop an. Das nächste Mal mit seiner"weißen Wand" im Rücken spielt der THW Kiel dann am kommenden Donnerstag, 25. September. Für das Heimspiel gegen GWD Minden gibt es noch auch Eintrittskarten unter www.thw-tickets.de, bei CITTI und in der THW-FANWELT. Weiter geht’s in Leipzig, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: TSV/Jan Günther

DAIKIN HBL, 3. Spieltag: TSV Hannover-Burgdorf – THW Kiel: 34:40 (19:19)

TSV Hannover-Burgdorf: Gade (48.-60., 1 Parade), Birlehm (1.-48., 11/1 Paraden); Tissier (2), Poulsen, Uscins (4), Orlov (2), Steinhauser (13/7), Dietzsch, Michalczik (1), Aho, Stutzke, Solstad (3), Fischer (8), Feise (1), Weber, Rodriguez; Trainer: Jansen
THW Kiel: Nowottny (24.-30., 1 Parade), Wolff (1.-24., 31.-60., 10/2 Paraden); Duvnjak, Reinkind (2), Landin (7/3), Överby, Laube, Johansson (5), Ankermann (n.e.), Dahmke (3), Zerbe (n.e.), Madsen (5), á Skipagötu (14), Imre (4/2), Nacinovic; Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Martin Thöne / Marijo Zupanovic
Zeitstrafen: TSV: 4 (3x Feise (5., 20., 59.), Uscins (46.)) / THW: 3 (2x Landin (19., 27.), á Skipagötu (25.))
Rote Karten: Landin (THW, grobes Foulspiel (39.)), Feise (TSV, 3. Zeitstrafe (59.))
Siebenmeter: TSV: 9/7 (Wolff hält 2x Steinhauser (2., 34.)) / THW: 6/5 (Birlehm hält Imre (5.))
Spielfilm: 1:0, 2:2 (3.), 4:2 (6.), 4:4 (7.), 9:8 (12.), 9:12 (17.), 10:13, 13:13 (21.), 15:16 (24.), 17:16 (25.), 19:18 (30.), 19:19;
2. Hz.: 19:20, 21:21 (32.), 21:23 (34.), 22:24 (36.), 25:24 (39.), 27:26 (41.), 27:28 (43.), 29:29, 29:32 (47.), 30:34 (52.), 32:35, 32:37 (56.), 34:40.
Zuschauer: 8312 (ZAG Arena, Hannover)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Rückraumspieler Elias Ellefsen á Skipagötu bei Dyn: Ich fühle mich gut, war lange nicht verletzt. Jetzt fühlt sich der Körper besser an, und ich kann viel spielen. Das macht alles viel aus. Das Spiel war lange ausgeglichen. Es geht immer schnell im Handball, erst bei plus sechs zwei Minuten vor dem Ende war ich mir sicher, dass wir das Spiel gewinnen werden.

TSV-Trainer Christian Prokop: Glückwunsch an Filip und den THW Kiel zu am Ende verdienten zwei Punkten, weil die Kieler einfach nicht nachgelassen haben, sehr stabil, sehr stark und mit der nötigen Ruhe das Spiel durchgezogen haben. Aber Kompliment auch an meine Mannschaft, weil wir weit weit über 45 Minuten den THW Kiel in richtig starker Form absolut Paroli geboten haben – mit einigen taktischen Sachen, aber auch mit der nötigen Emotionalität. In der ersten Halbzeit bringen wir über 75 Prozent Angriffseffektivität aufs Parkett - mit dem siebten Feldspieler, aber auch anderen Dingen. Was nicht funktioniert hat war der Rückwärtsgang vor allen Dingen gegen eine Person, die uns immer wieder vor Probleme gestellt hat, der leichte THW-Tore ermöglicht. Im Sechs-gegen-Sechs war unsere Abwehr gut, ab á Skipagötu hat so viel Tempo entwickelt, so dass wir ihn zu selten bekommen haben. Bis zum 26:26 ist das Spiel sehr offen, dann steigert sich auch Andreas Wolff und uns geht so ein bisschen die Puste aus. Beim 30:32 haben wir die Chance auf das leere Tor, lassen diese aber aus. Filip stellt dann auch auf Sieben-gegen-Sechs, und da hat á Skipagötu dann noch mal unter Beweis gestellt, welche Form er aktuell hat. Dagegen hatten wir keine Mittel. Am Ende verlieren wir es zu hoch, aber ich möchte das Positive mitnehmen: Energie und Kampf dieser Mannschaft, das verbesserte Angriffsspiel. Heute war der Rekordmeister noch eine Nummer zu groß.

TSV-Rückraumspieler Lukas Stutzke bei Dyn: Wir machen ein gutes Spiel, bekommen aber viele schnelle Tore von Kiel. Á Skipagötu bekommen wir überhaupt nicht in den Griff, er hat uns heute fast im Alleingang fertiggemacht. Wir erzielen genug Tore, um das Spiel zu gewinnen. Bekommen aber viel zu viele Gegentore. Mit 40 Gegentreffern kannst du zu Hause kein Spiel gewinnen. Wir müssen wieder mehr Härte in unsere Abwehr bringen.

THW-Trainer Filip Jicha bei Dyn: Ich habe in dieser Woche meine Mannschaft immer wieder darauf hingewiesen, dass wir hier einen unglaublichen Angriff benötigen. Mit dem Angriff kommt die Abwehr. Die Recken kamen mit ihrem Sieben-gegen-Sechs zu vielen Treffern, hatten aber auch viel Respekt vor unserer Abwehr. Die stand dann auch gut, wir haben unglaublich gearbeitet. Wir waren mutig, haben mit der 3-2-1 das Sieben-gegen-Sechs verteidigt, Dule war am Ende wie ein Duracell, Andi am Ende mit wichtigen Paraden. Das war eine entschlossene Mannschaftsleistung, und ich freue mich für meine Mannschaft, dass sie sich zum zweiten Mal in Folge in der Crunshtime so belohnen konne. Das ist wichtig für den Zusammenhalt und die Arbeit, die wir vor uns haben. Aber trotzdem möchte ich diesen Sieg nicht überbewerten, vor uns liegt noch viel Arbeit, damit wir auf dem Weg sind, auf dem wir uns sehen wollen.
Wir haben vor zwei Jahren den Umbruch begonnen, das ist ein Prozess, der immer weiter geht. Letztes Jahr haben wir Schritte in die richtige Richtung gemacht in dieser Bundesliga, die ein Haifischbecken ist. Der Sieg heute war sehr wichtig, in vier Tagen haben wir das nächste Vier-Punkte-Spiel in Leipzig. Da müssen wir wieder voll da sein, und ich freue mich darauf, mit meiner Mannschaft nach Leipzig zu fahren.
Elias ist sehr wertvoll für uns. Ich freue mich für den Jungen, dass er nach zwei schweren Jahren in Deutschland angekommen ist, dass er Spaß am Handball hat, dass er Sachen beherzigt. Wenn er dann mit so viel Power und Geschwindigkeit kommt, dann ist er schwer zu stoppen. Elias arbeitet an seinem Körper, in den ersten beiden Jahren brauchte er dafür immer mal einen Tritt in den Allerwertesten. Jeder junge Mensch, der aus einer anderen Kultur zu einem Verein in Deutschland kommt, bei dem es nur um Resultate geht, braucht die Zeit für seine Entwicklung, braucht die Zeit, um sich anzupassen. Diese Momente wie heute sind deshalb unglaublich wertvoll und ich freue mich, dass Elias wieder diese Freude am Spielen hat. Er belebt die Mannschaft damit.