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THW Kiel holt nach einem Riesen-Fight zwei wichtige Punkte in Hamburg

Bundesliga

THW Kiel holt nach einem Riesen-Fight zwei wichtige Punkte in Hamburg

Der THW Kiel hat in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga den nächsten, wichtigen Schritt gemacht: Am Samstag setzten sich die Zebras im kleinen Nordderby beim Handball Sport Verein Hamburg nach einer souveränen Leistung mit 34:30 (20:16) Toren durch. Durch den Erfolg im Nachholspiel des 19. Spieltags festigten die Kieler ihre Tabellenführung. 12.000 Zuschauer in der ausverkauften Barclays Arena hatten auf die Sensation gehofft, wollten einen Überraschungssieg des Tabellensechsten gegen den Spitzenreiter sehen. Aber die Kieler, leidenschaftlich unterstützt von rund 500 mitgereisten Fans, stellten wieder einmal eine überragende Abwehr, hinter der nach 20 Minuten mit Tomas Mrkva ein überragender Torhüter den Rückhalt gab.

Nikola Bilyk bester Torschütze

Überragender Kieler: Nikola Bilyk

Bester Torschütze beim Sieger war Nikola Bilyk. Der Österreicher traf insgesamt neunmal, zeigte eine unglaubliche Präsenz im Angriff und war vor allem immer dann zur Stelle, wenn seine Tore gebraucht wurden. Für die Hamburger traf Rechtsaußen Frederik Anderson siebenmal ins Kieler Tor, war bester Werfer seiner Mannschaft, die allerdings schon nach zehn Minuten Tobias Schimmelbauer in der Abwehr verlor. Schimmelbauer sah nach einer harten Attacke gegen THW-Kapitän Domagoj Duvnjak die Rote Karte, fehlte fortan im Hamburger Mittelblock. Die Kieler waren nach dem Schlusspfiff glücklich: "Es hat unheimlich Spaß gemacht, in dieser großartigen Halle mit der tollen Atmosphäre zu spielen", sagt Tomas Mrkva nach der kämpferisch starken Kieler Vorstellung. "Es war nicht einfach gegen diesen Gegner. Dass im Sport viel passieren kann, hat man am Nachmittag in der Fußball-Bundesliga gesehen. Der HSVH hat es heute richtig gut gemacht, wir haben ein wenig Zeit gebraucht, haben dann unsere Aufgabe souverän gelöst."

Spiel auf Augenhöhe

Niclas Ekberg erzielte acht Treffer

THW-Trainer Filip Jicha musste mit Sven Ehrig (Kreuzbandriss), Steffen Weinhold (Schulter-OP) und Eric Johansson (Mittelhandbruch) weiterhin auf drei wichtige Spieler verzichten, dennoch starteten die Kieler gut in die Partie, kassierten zunächst das 0:1 durch Mortensen, aber Sander Sagosen glich postwendend aus. Kreisläufer Weller brachte die Hamburger erneut in Front, ehe Niclas Ekberg seinen ersten Treffer im HSV-Tor unterbrachte, glänzend angespielt von Domagoj Duvnjak. In den ersten 20 Minuten war es ein Spiel auf Augenhöhe, der HSV legte stets vor, Kiel konterte, glich aus. So Nikola Bilyk, der nach acht Minuten nach fantastischem Solo das 4:4 markierte. Wenig später war es Patrick Wiencek vom Kreis - überragend angespielt von Nikola Bilyk. Dann kam es zu der unschönen Szene: Schimmelbauer traf Duvnjak im Gesicht, und die Unparteiischen Schulze/Tönnies griffen zurecht zur roten Karte.

Zebras übernehmen das Zepter

Magnus Landin war dreimal zur Stelle

Hamburg ließ sich davon aber zunächst nicht schocken, Rechtsaußen Fredrik Bo Andersen netzte an Niklas Landin vorbei zum 10:9 für den HSV ein. Es war die letzte Hamburger Führung. Filip Jicha beorderte Tomas Mrkva für den gewiss nicht schlechten Landin zwischen die Kieler Pfosten. Und der Tscheche wurde sofort zum starken Rückhalt für sein Team. Es folgte der 3:0-Lauf von Magnus Landin, Niclas Ekberg und Patrick Wiencek: Die Kieler zogen auf 12:10 davon, mussten aber per Doppelschlag von Magaard binnen Sekunden den Ausgleich hinnehmen. Dann traf Mortensen in der 23. Minute zum 14:14, Niclas Ekberg brachte die Zebras mit seinem sechsten Tor per Siebenmeter erneut in Front. Dann war es der kurz zuvor eingewechselte Miha Zarabec, der die HSV-Abwehr mit großartigen Anspielen, viel Tempo und eigenem Abschluss vor unlösbare Probleme stellte. Das 16:14 erzielte der Slowene selbst, dann folgte sein bravouröses Anspiel auf Petter Överby, der per Rückhandwurf zum 17:14 traf. Zeit für HSV-Trainer "Toto" Jansen, eine Auszeit zu nehmen.

THW vor und nach der Pause stark

Tomas Mrkva glänzte mit zahlreichen Paraden

Andersen verkürzte wenig später auch, doch dann tankte sich Nikola Bilyk in unnachahmlicher Weise durch die HSV-Abwehr: Der überragende Kieler traf zum 18:15 und ließ wenig später das 19:15 mit einem "Hammer" aus dem Rückraum folgen. Als Magnus Landin per Tempogegenstoß gar zum 20:15 für Kiel einwarf, waren die Zebras enteilt. Andersen brachte die Gastgeber kurz vor dem Halbzeitpfiff zwar noch auf 16:20 heran, doch trotzdem konnten die Kieler mit breiter Brust in ihre Kabine gehen. Nach dem Wechsel wurde Tomas Mrkva dann entgültig zum Spielverderber für HSVH-Spieler und -Fans, verhinderte die erhoffte Aufholjagd mit Glanzparaden gegen Andersen, Mortensen und Co. Hellwach war auch Sander Sagosen, der direkt nach Wiederanpfiff zum 21:16 einwarf. Dann waren Ekberg, Bilyk und der starke Patrick Wiencek zur Stelle, nach 39 Minuten lagen die Kieler mit 24:18 vorn. Pech dann für Rune Dahmke, der Magnus Landin auf Linksaußen ablösen sollte, aber sich nach wenigen Minuten an den rechten Oberschenkel fasste und das Parkett mit einer Zerrung vorzeitig verlassen musste.

THW Kiel bleibt ruhig und souverän

Die Kieler Defensive stand sicher

Doch die Kieler machten davon unbeirrt weiter. Und immer wieder war der überragende Österreicher zur Stelle: Nikola Bilyk traf per unwiderstehlichem Solo in der 41. Minute zum 26:19. Die Kieler führten mit sieben Toren, der HSVH kämpfte allerdings verbissen gegen die drohende Niederlage. Vor allen Dingen Jens Vortmann kam nun ins Spiel, der Hamburger Keeper entschärfte reihenweise freie Würfe. In der 50. Minute waren die Hansestädter nach dem 24:28 ein wenig auf Tuchfühlung, doch die Kieler behielten die Ruhe. Sie blieben souverän, erstickten etwaige HSV-Hoffnungen immer im Keim. Harald Reinkind machte schließlich den Deckel auf den Kieler Sieg: Er hechtete zunächst in der eigenen Abwehr erfolgreich nach dem Ball, um diesen dann wenig später zum 33:29 ins HSV-Tor zu schmettern. Die Zebras strahlten um die Wette, die THW-Fans feierten und Filip Jicha freute sich riesig über zwei ganz wichtige Punkte. "Wir hatten großen Respekt vor dieser Aufgabe", sagte der THW-Trainer, "aber wir haben die Aufgabe großartig gelöst. Ich bin stolz auf meine Jungs. Jetzt gebe ich ihnen erst einmal zwei Tage frei, und dann bereiten wir uns auf den nächsten Gegner vor."

Zebras am Sonntag in Düsseldorf gefordert

Großartige Unterstützung: Die weiße Wand in Hamburg

Für die Kieler geht der lange Liga-Endspurt am kommenden Sonntag in Düsseldorf weiter: Um 14 Uhr empfängt der Berlin-Bezwinger Bergischer HC den THW Kiel zur Spitzenpartie des 32. Spieltags. THW-Fans, die ihre Mannschaft im PSD Bank Dome unterstützen möchten, können im Online-Ticketshop des BHC noch Eintrittskarten erstehen - die Begegnung ist noch nicht ausverkauft, und die Kieler freuen sich auf ihre #weisseWand auch in der Fremde. "Das wird erneut ein packendes Spiel", sagt THW-Kapitän Patrick Wiencek. "Natürlich wollen wir die Punkte mit auf die Heimreise ne wird vor der Arena seine Türen öffnen. Für alle, die nicht live dabei sein können, überträgt Sky aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Das letzte Heimspiel findet am Mittwoch, 7. Juni, um 19 Uhr in Kiel statt: Für diese Partie gegen die HSG Wetzlar sind unter www.thw-tickets.de nur noch ganz wenige Plätze erhältlich. Aber jetzt gilt der Fokus erst einmal dem BHC: Weiter geht’s in Hamburg, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Thorge Huter/Claus Bergmann

LIQUI MOLY HBL, 19. Spieltag: Handball Sport Verein Hamburg - THW Kiel 30:34 (16:20)

Handball Sport Verein Hamburg: Vortmann (1.-21., 31.-60., 8/1 Paraden), Pinski (21.-30., keine Parade); Schimmelbauer, Magaard (2), Mortensen (5), Tissier (2), Weller (4), Ossenkopp, Axmann (1), Andersen (7/1), Niemann, Bergemann (2), Feit, Valiullin (2), Baijens (5); Trainer: Jansen
THW Kiel: N. Landin (1.-21., 4/1 Paraden ), Mrkva (21.-60., 11/1 Paraden); Duvnjak, Sagosen (3), Reinkind (2), M. Landin (3), Øverby (1), Wiencek (5), Ekberg (7/5), Pabst (n.e.), Fraatz (1), Dahmke, Zarabec (2), Wallinius (n.e.), Bilyk (9), Pekeler (1); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies
Zeitstrafen: HSVH: 1 (Axmann (3.)) / THW: 2 (Pekeler (5.), M. Landin (10.))
Rote Karte: Schimmelbauer (HSV, grobes Foulspiel (10.))
Siebenmeter: HSVH: 3/1 (Landin hält Mortensen (10.), Mrkva hält Andersen (38.)) / THW: 6/5 (Vortmann hält Ekberg (56.))
Spielverlauf: 1:0, 2:1 (3.), 5:4 (9.), 10:9 (16.), 10:12 (20.), 12:12 (20.), 14:14 (23.), 14:17 (26.), 15:20 (30.), 16:20;
17:21 (32.), 17:23 (34.), 19:24 (39.), 19:26 (41.), 21:27 (44.), 23:27 (46.), 24:30 (51.), 25:31 (53.), 27:32 (55.), 29:32 (58.), 30:34.
Zuschauer: 12.000 (ausverkauft) (Barclays Arena, Hamburg)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin sehr froh, ich bin auch sehr glücklich, dass wir an diesem Tag in Hamburg gewinnen konnten. Es war nicht einfach, gerade an diesem Sporttag mit den vielen Fußballbegeisterten auch in unserer Mannschaft. Man spricht darüber, was im Fußball passiert ist, und das beeinflusst einen schon unterbewusst. Deshalb bin ich stolz auf meine Jungs, dass wir gewinnen konnten. Der HSVH ist mir sympathisch, er steht nicht umsonst auf dem Platz, wo er steht. Davor muss man Respekt haben. Deshalb bin ich in gewissem Maße auch erleichtert, wie wir das heute umsetzen konnten. Uns bleiben noch drei Spiele, ich werde jetzt alles von meiner Mannschaft fernhalten, was nun auf uns zukommt. Wir werden uns nur auf Handballspielen konzentrieren - das ist die Aufgabe für die kommende Woche.

HSVH-Trainer Torsten Jansen: Das erwartet schwere Spiel für den THW Kiel, ich bin überwältigt von der Leistung meiner Mannschaft. Ich hätte das nicht erwartet, weil wir auf Rückraum rechts schon dezimiert sind. Das haben wir super kompensiert. Wir hatten leider in den Phasen, in denen der THW Kiel ein bisschen geschwächelt hat, hatten wir zuviele Fehlwürfe und auch technische Fehler. Ein absolut verdienter Sieg, aber Kompliment für meine Mannschaft, wie sie die Halle mitgenommen hat und wie sie einfach immer weiter gemacht hat. Wir haben gegen eine Weltklasse-Mannschaft dagegen gehalten - einfach super.