Teil eins im Kampf der Giganten: THW Kiel am Mittwoch zu Gast bei Paris Saint-Germain
Paris Saint-Germain gegen den THW Kiel. Die Neuauflage des letztjährigen Viertelfinal-Krachers in der EHF Champions League. Fünf Teilnahmen am EHF Final4 gegen sieben. Weltklasse gegen Weltklasse. Ein Viertelfinal-Kampf der Giganten in zwei Akten: Teil eins steigt am Mittwoch in der französischen Hauptstadt, Teil zwei dann am Donnerstag, 19. Mai, in Kiel (Tickets). "Wir haben Mittwoch die Chance, uns eine gute Ausgangslage für das Rückspiel zu schaffen", sagt THW-Linkshänder Harald Reinkind vor dem Hinspiel in Paris. Das wird Mittwochabend um 20:45 Uhr angepfiffen, DAZN und ServusTV Deutschland übertragen live aus dem Stade Pierre de Coubertin. THW-Kapitän Domagoj Duvnjak fasst die Gemütslage der Zebras vor dieser wichtigen Partie zusammen: "Wir warten schon lange auf dieses Spiel und können es kaum erwarten, dass es endlich losgeht!"
Vorfreude und positive Anspannung
Vorfreude, positive Anspannung vor dem Kampf der Giganten - die Zebras sind bereit für das Viertelfinale in der Königsklasse. "Für diese Art von Spielen trainieren wir jeden Tag", sagt Harald Reinkind. "Wir wissen, dass es eine richtig schwere Aufgabe wird, denn PSG hat eine Weltklasse-Mannschaft. Aber wir wollen zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind." Auch Linksaußen Rune Dahmke kann es kaum erwarten, dass das Viertelfinale endlich startet: "Wir müssen uns nicht verstecken. Wir haben eine hohe Qualität, und wenn wir an unser Maximum kommen, können wir jede Mannschaft schlagen."
Neuauflage des letztjährigen Viertelfinal-Spektakels
Die beiden Spiele gegen die französische Weltklasse-Auswahl geben den "Zebras" auch die Möglichkeit zur Revanche, scheiterten sie doch exakt vor einem Jahr im Viertelfinale eben an PSG. "Wir brauchen keine zusätzliche Motivation, wenn es ums EHF Final4 in Köln geht", erklärt Dahmke, räumt aber ein: "Trotzdem ist eine runde Geschichte, dass es wieder gegen Paris geht." Damals hatten die Kieler das Hinspiel in der Wunderino Arena vor Geisterkulisse mit 31:29 gewonnen, aber Patrick Wiencek nach einem Zusammenprall mit Luc Steins durch einen Wadenbeinbruch verloren. In der französischen Hauptstadt unterlagen die Zebras in einer hitzigen Partie deutlich mit 28:34 (Spielbericht) und verpassten dadurch das EHF Final4 in Köln, während sich die Franzosen die fünfte Teilnahme in den vergangenen sechs Jahren sicherten. In Köln gelang ihnen der große Wurf hingegen erneut nicht: Im Halbfinale unterlag man Aalborg, am Ende reichte es für PSG dann immerhin noch zur Bronzemedaille. Ein Protagonist, der im vergangenen Jahrzehnt das Spiel der Franzosen prägte, wird am Mittwoch allerdings fehlen: Der dänische Superstar Mikkel Hansen, mit 75 Treffern bester PSG-Königsklassen-Torschütze, wird nach Komplikationen im Anschluss an eine Knie-Operation in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen, im Sommer wird der dreimalige Welthandballer dann Aalborg Handbold in Dänemark wechseln.
Eine der besten Mannschaften der Welt
Doch selbst ohne Hansen ist das Team von Cheftrainer Raul Gonzales eine der besten Mannschaften der Welt, die auch den Kern des amtierenden Olympiasieger Frankreich stellt. Angeführt wird die Mannschaft von Superstar Nikola Karabatic, der seiner riesigen Titelsammlung unbedingt noch einen weiteren Champions-League-Erfolg mit einer französischen Mannschaft hinzufügen möchte. Herausragend sind natürlich auch das 2,15 Meter große Rückraum-Ungetüm Dainis Kristopans und der 2,07 Meter große Kreisläufer-Riese Kamil Syprzak, der seine herausragende Form mit bis dato 73 Treffern in der Königsklasse unterstrichen hat. Ihm folgen Rückraum-Linkshänder Nedim Remili mit 56 Treffern und der nur 1,72 Meter große Wirbelwind Luc Steins (47). "Von Luc Steins geht alles aus, er ist sehr schnell, spielt sehr viel Eins-gegen-Eins", weiß Duvnjak. Nationalspieler Elohim Prandi, der im Rückspiel in der vergangenen Saison neun Treffer gegen die Zebras erzielte, besetzt die "Königspostition" im linken Rückraum. Im Tor stehen mit Vincent Gerad und Yann Genty zwei Olympiasieger, und auch die Flügelzangen aus Adama Keita, Ferran Solé, Benoit Kounkoud und Mathieu Grebille gehören wie das Kreisläufer-Trio aus Syprzak, Luka Karabatic und Henrik Toft Hansen zur absoluten Weltklasse.
Paris ungeschlagen zur Meisterschaft
Beide Teams gehen selbstbewusst in den Kampf der Giganten, und beide Mannschaften haben bereits einen Titel gewonnen: Der THW Kiel feierte in Hamburg seinen zwölften DHB-Pokalsieg, PSG gewann am vergangenen Freitag deutlich mit 37:33-Sieg im Prestigeduell gegen Montpellier HB, ebenfalls Viertelfinal-Teilnehmer in der Königsklasse. Durch den Erfolg sicherten sich die Pariser vorzeitig zum achten Mal in Folge die französische Meisterschaft – ungeschlagen und mit der perfekten Bilanz von 25 Siegen in 25 Partien. In der heimischen Liga und in der EHF Champions League war die PSG-Offensive der Schlüssel zum Erfolg: In der Gruppenphase der Königsklasse stellten die Franzosen mit 452 erzielten Treffern hinter Aalborg (453) den zweitbesten Angriff und die viertbeste Defensive. "Paris geht ein extremes Tempo, was sich auch in der Toranzahl widerspiegelt", analysiert Dahmke. "Unser Ziel muss es sein, PSG in den Positionsangriff zu zwingen. Denn dagegen ist unsere Abwehr eine der besten der Welt."
Heimstarke Franzosen
In der starken Gruppe A lief das heimstarke PSG nach einem spannenden Rennen auf Rang drei ein, verlor nur das bedeutungslose letzten Gruppenspiel gegen Telekom Veszprem zu Hause. Im Verlauf der Vorrunde hatte Paris unter anderem unentschieden gegen Barca und bei der SG Flensburg-Handewitt gespielt, die im Rückspiel in Paris mit 33:30 besiegt wurde. Dass man in der französischen Hauptstadt auch gehörig unter die Räder kommen kann, mussten unter anderem der FC Porto (19:33) und Dinamo Bukarest (30:41) erfahren. Im Achtelfinale schalteten die Franzosen mit einem 37:30-Heimsieg Elverum Handball aus (siehe Bericht).
Spiel live im TV
Die Zebras reisen am Dienstag von Kiel aus in die französische Hauptstadt, wo sie dann am Mittwoch im engen "Stade Pierre de Coubertin" ein echter Hexenkessel erwarten wird. "Es wird extrem laut in der Halle. Zu den wichtigen Spielen werden die Fußball-Ultras eingeladen, die singen dann 60 Minuten", weiß Dahmke aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre. "Aber genau das sind die Bedingungen, die wir auch wollen: Dieses Auswärts-Gefühl, dass wir alleine gegen alle spielen, wird uns noch enger zusammenrücken lassen!" Geleitet wird das Viertelfinal-Hinspiel von den beiden schwedischen Unparteiischen Mattias Wetterwik und Mirza Kurtagic, als EHF-Delegierte sind der Belgier Klaus Dieter Convents und der Slowene Tomo Vodopivec in Paris. Anpfiff ist um 20:45 Uhr, DAZN und ServusTV Deutschland übertragen live. Auf geht's nach Paris, Kiel!