fbpx

Hitziger Viertelfinal-Kracher, Teil 1: THW Kiel erkämpft sich Unentschieden bei PSG

Champions League

Hitziger Viertelfinal-Kracher, Teil 1: THW Kiel erkämpft sich Unentschieden bei PSG

Spannung bis zur letzten Sekunde, aber mit heißem Herzen und kühlem Kopf Teil eins des Viertelfinal-Krachers in der EHF Champions League gegen Paris Saint-Germain mit einem Unentschieden beendet: Der THW Kiel hat am späten Mittwochabend den ersten Schritt auf dem Weg zum EHF Final4 in der Handball-Königsklasse gemacht, erzwang bei PSG Paris nach aufregenden, extrem intensiven, hitzigen und hochklassigen 60 Minuten ein wichtiges 30:30 (16:14)-Unentschieden beim französischen Titelträger. Am Donnerstag, 19. Mai, müssen die Zebras nun in der Wunderino Arena gewinnen, um sich den Traum von der Kölner Lanxess-Arena zu erfüllen. "In diesem Spiel muss unsere Halle zur Hölle werden", hofft Sander Sagosen, mit sechs Treffern an alter Wirkungsstätte bester Torschütze der Kieler, auf eine mindestens genauso emotionale "weiße Wand" wie die Stimmung von den PSG-Fans, die ihrem Team noch zu einem Unentschieden verhalfen.  

Starke Kieler Abwehr

Mit Niklas Landin als Rückhalt stellten die Zebras eine starke Abwehr, spielten im Angriff routiniert ihr System herunter und führten nahezu über die gesamte Begegnung. Zwei, drei klare Fehlentscheidungen der Unparteiischen am Ende der Begegnung verhinderten gar den möglichen Sieg des Deutschen Rekordmeisters.  Erfolgreichster Kieler Torschütze war neben Sagosen Kreisläufer Henrik Pekeler mit fünf Torerfolgen, für Paris war Nedim Remili am erfolgreichsten, der achtmal ins Kieler Tor traf. "Das Unentschieden ist genau das, was wir uns gewünscht haben", freute sich Kiels Sportlicher Leiter, Viktor Szilagyi. "Wir sind in einer hitzigen Atmosphäre souverän geblieben, die Mannschaft hat das fantastisch gemacht, wir waren über weite Strecken sogar das bessere Team. Es waren Kleinigkeiten, die den Sieg verhindert haben. Jetzt hoffen wir natürlich alle mit unseren Fans im Rücken, dass wir den Schritt nach Köln machen können."

Schreck vor dem Anpfiff

Einen heißen Tanz hatten die Kieler in Paris erwartet, natürlich. Nikola Karabatic und Co. verschenken nichts, sind zudem bekannt für eine harte Gangart, versuchten Hektik ins Spiel zu bekommen. Die äußeren Bedingungen im Pariser Stade Pierre de Coubertin taten ein Übriges: Das Thermometer in der Heimstatt des französischen Serienmeisters kletterte nach 21 Uhr noch locker über die 30-Grad-Marke. Hinzu kamen einige Bengalos, die im Ultra-Block von Paris gezündet wurden, während die Kieler Anhänger vor dem Spiel die mitgrbrachten Tröten abgeben mussten - die Begründung: zu laut.  Dass die Partie dann mit 15-minütiger Verspätung begann, lag daran, dass ein Ultra von der Tribüne direkt auf zwei Fotografen gestürzt war. Ein Schreck vor dem Anpfiff, beide wurden behandelt und ins Krankenhaus gebracht, dann ging es los.

Starker Zebra-Start

Und zwar mit einem THW, der vor einer lautstarken Kulisse einen Traumstart erwischte, nach sieben Minuten mit 5:1 Toren vorne lag. Großen Anteil daran hatte Torhüter Niklas Landin, der gleich gegen Sole, Steins und Prandi glänzte. Auf der anderen Seite nutzten Hendrik Pekeler, Sander Sagosen (2) , Harald Reinkind und Magnus Landin ihre Chancen konzentriert, ließen Torhüter Vincent Gerard zunächst keine Chance. PSG-Trainer Raul Gonzalez zog bereits nach acht Minuten zum ersten Mal Grün, nahm eine Auszeit. Doch Kiel ließ sich nicht aus dem Rhythmus bringen, blieb auf der Erfolgswelle, zog im Angriff seinen Plan durch und führte stets mit drei, vier Toren. THW-Trainer Filip Jicha setzte dabei zwischenzeitlich auf das Überzahlspiel Sieben gegen Sechs, hatte damit Erfolg. Probleme machte nur der kleine holländische Wirbelwind in Reihen der Pariser Riesen, Luc Steins.

Hellwacher Neustart

Hellwach kehrten die Kieler auch in die zweite Halbzeit zurück. Niclas Ekberg wurde gefoult, den fälligen Siebenmeter setzte der Schwede selbst in die Pariser Maschen, Niklas Landin war dann gegen den 2,15-Meter-Mann Kristopans zur Stelle, hielt gegen den oft ruppig zu Werke gehenden und permanent provozierenden 2,07-Meter langen Kreisläufer Kamil Syprzak, und Patrick Wiencek sowie Rune Dahmke erhöhten erneut auf 19:14. Dahmke tat dies übrigens mit einer Bärenruhe, sammelte einen schwierigen Ball auf und überlistete Schlussmann Gerard mit einem sehenswerten Leger. Unterstützt vom eigenen Anhang  kämpften sich die Pariser um Spielmacher Luc Steins dann langsam wieder heran. Eine eigene Führung brachten Karabatic und Co. aber nicht mehr zustande.

Unentschieden nach Teil eins

Als Steffen Weinhold und Hendrik Pekeler Kiel in der 54. Minute erneut mit zwei Toren in Front brachten, schien gar ein Sieg in der Höhle des Löwen möglich. Fragwürdige Schiedsrichter-Pfiffe ließen diesen Triumph dann nicht mehr zu. So sprang Kounkoud Rune Dahmke an, der Kieler musste für zwei Minuten auf die Bank. Hinzu kam Siebenmeter Nummer zehn für die Gastgeber, den Syprzak zum 29:29 verwandelte. Weinhold konterte, Kounkoud traf zum Ausgleich. Beim letzten Kieler Angriff wurde den Kieler ein Strafwurf versagt - unentschieden geht das Duell am kommenden Donnerstag in eine neue Runde. „Ein super Spiel vor einer tollen Kulisse“, freute sich Sander Sagosen nach dem Schlusspfiff. "Wir hätten auch gewinnen können. Jetzt habe ich die Hoffnung, dass Kiel eine richtige Hölle für Paris wird."

Heimspiel am 19. Mai

Die Zebras werden am Donnerstagvormittag Paris wieder verlassen und sich in Kiel auf Teil zwei des „Kampfes der Giganten“ vorbereiten. „Ich freue mich riesig auf das Rückspiel. Ich glaube, mit unserer 'weißen Wand' im Rücken können wir es nach Köln schaffen - aber dafür muss die Halle sprichwörtlich brennen“, sagt Domagoj Duvnjak. Die Entscheidung über die Teilnahme am EHF Final4 fällt am Donnerstag, 19. Mai, in der Wunderino Arena: Für die Partie, die um 20:45 Uhr angepfiffen wird, sind noch einige Plätze in der "weißen Wand" frei. Tickets gibt es in der THW-FANWELT und online unter www.thw-tickets.de! Weiter geht’s zu Hause, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Joachim Azouze/PSG

EHF Champions League, Viertelfinal-Hinspiel: Paris Saint-Germain – THW Kiel: 30:30 (14:16)

Paris Saint-Germain: Gerad (1.-60., 13 Paraden), Genty (1 Siebenmeter, 1/1 Parade); Steins (5), N’Tanzi, Keita, Kristopans (1), Kounkoud (2), Sole (1/1), Toft Hansen (1), Remili (8/2), Grebille (3), L. Karabatic, Syprzak (7/4), N. Karabatic (2), Prandi, ; Trainer: Gonzales
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 12/3 Paraden), Quenstedt (n.e.); Ehrig, Duvnjak (2), Sagosen (6), Reinkind (2), M. Landin (1), Weinhold (2), Wiencek (3), Ekberg (3/3), Ciudad (n.e.), Dahmke (3), Zarabec (3), Horak (n.e.), Bilyk (n.e.), Pekeler (5); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Mattias Wetterwik / Mirza Kurtagic (SWE)
Zeitstrafen: PSG: 3 (N. Karabatic (5.), Kristopans (18.), L. Karabatic (42.)) / THW: 6 (Duvnjak (2.), 2x Pekeler (9., 27.), Sagosen (14.), Wiencek (54.), Dahmke (58.))
Siebenmeter: PSG: 10/7 (Landin hält Syprzak (2.), Remili (23.), Sole (35.)) / THW: 4/3 (Genty hält Ekberg (54.))
Spielfilm: 1:0, 1:5 (6.), 3:7, 5:9 (14.), 7:9, 9:11 (20.), 11:11 (21.), 13:13 (25.), 13:15 (28.), 14:16;
14:19 (34.), 16:20 (38.), 19:20 (40.), 21:21 (44.), 25:25 (52.), 25:27 (53.), 27:27 (56.), 29:30 (60.), 30:30.

Zuschauer: 4016 (Stade Pierre de Coubertin, Paris)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Das war ein Champions-League-Spiel, wie ich es von früher kenne: Viel Taktik, viel Kampf, viel Hektik, ein unglaublicher Wille - und meine Jungs haben gekämpft wie die Schweine, wenn man das so sagen darf. Es war eine brutale Hitze in der Halle, die unglaublich viel Energie geraubt hat. Ein bisschen hat PSG wohl mit diesem Kraftverlust spekuliert, hinzu kam die frühe zweite Zeitstrafe für Peke. Jetzt müssen wir das Rückspiel gegen diese Weltklasse-Mannschaft aus Paris gewinnen, und es wird ein sehr enges Spiel, in dem wir auch mal zurückliegen können. Wir brauchen unsere Fans in diesem Spiel wie lange nicht mehr. Die Fans können ein Prozente mehr rauskitzeln, und meine Jungs haben sich diese Unterstützung durch ihre starken Auftritte wie gegen Magdeburg und jetzt in Paris mehr als verdient. Das wird für alle wie ein großes Finale: Und wir brauchen eine Halle, die noch lauter als die in Paris ist. 

PSG-Spieler Nedim Remili: Unsere Fans haben uns das Unentschieden gerettet. Durch unsere Arena sind wir gegen sehr starke Kieler zurückgekommen. Ich hoffe, dass wir unsere Defensiv-Probleme bis in acht Tagen gelöst bekommen.  

PSG-Trainer Raul Gonzalez: Wir hätten gerne gewonnen, aber Kiel hat sehr gut gespielt, Nun müssen wir uns auf das Rückspiel konzentrieren - wir haben die Chance, auch dort zu gewinnen. Dafür müssen wir uns aber noch besser vorbereiten als auf die heutige Partie.

THW-Toptorschütze Sander Sagosen: Das war ein geiles Spiel vor einer Super-Kulisse. Wir wussten, dass es hier sehr schwer werden würde. PSG verliert zu Hause fast keine Spiele. Schade, dass wir nicht gewonnen haben. Aber wir sind zufrieden, jetzt hoffe ich, dass die Hölle in Kiel eine richtige Hölle für Paris wird.