KN: Säbelrasseln einmal anders
Drei Kieler Weggefährten vor dem Gruppenfinale zwischen Deutschland und Kroatien – Alle Augen auf Duvnjak
Eine warme Umarmung zur Begrüßung, man kennt sich, man vertraut sich. Säbelrasseln vor einem wichtigen WM-Duell geht anders. Andi Wolff (25) und Domagoj Duvnjak (28) setzen trotzdem gezielte Nadelstiche. Wolff gibt sich selbstbewusst, habe die kroatischen Wurfbilder genauestens studiert, das von „Dule“ Duvnjak kenne er sowieso. Der erfahrene Kroate quittiert Wolffs humorvolles Balzgehabe mit einem herrlichen Lachen. „Ich wünsche Euch viel Spaß bei der Fahrt nach Montpellier“, sagt Duvnjak trocken. In die südfranzösische Stadt am Mittelmeer muss der Tabellenzweite der Gruppe C – als der Unterlegene des finalen Duells – reisen. Duvnjak, Welthandballer 2013, ist unangefochtener Leader der Kroaten, Dreh- und Angelpunkt und von der deutschen Delegation als Gefahrenquelle Nummer eins ausgemacht. „Er ist ein Spieler von einer ganz seltenen Sorte, hat eine Wahnsinns-Übersicht, ist der kompakteste Spieler der Welt“, sagt Wolff. „Er wird für jeden zum Problem“, weiß auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson („Kroatien taktisch stark, eine Mannschaft auf höchstem Niveau“), weswegen er von seiner Mannschaft einen ganz neuen Dreiklang fordert: „Mehr Leidenschaft, mehr Kampf, mehr Handball.“ Ein großer Titel blieb THW-Kapitän Duvnjak mit seinem Land bisher verwehrt. Nach drei Vize-Titeln bei den Europameisterschaften 2008 und 2010 sowie der WM 2009 und der Bronzemedaille bei der EM 2016 ist die Erwartungshaltung am Balkan wieder einmal groß. „Diese Jungs werden bald die Welt dominieren“, prophezeit die Zeitung „Vecernji List“ bereits, während sich Duvnjak bescheidener gibt: „Noch ist das Anspruchsdenken in der Heimat hoffentlich nicht allzu groß. Wir haben eine junge neue Mannschaft, allein vier Debütanten stehen bei uns im Kader. Unser Minimalziel ist das Viertelfinale.“ Bisher überzeugt das Team von Trainer Zejko Babic als Kollektiv, blieb ebenso wie die deutsche Mannschaft viermal siegreich, zog ungefährdet in das Achtelfinale ein. Für den Showdown mit den Deutschen schonte Babic seinen Superstar, setzte ihn beim klaren 37:22 gegen Chile gar nicht ein. Schonzeit, die Duvnjak auch beim THW so oft zu brauchen scheint. Der Kapitän unterstützte sein Team von der Seitenlinie, gab den jungen Akteuren Input und legte die Schalter nach dem Abpfiff sofort um mit Blick auf das Duell am Freitag: „Jetzt konzentrieren wir uns auf Deutschland. Das wird ein sehr schwieriges Spiel, aber wir wissen auch, wie stark wir sind“, sagte er. „Wir können ihnen wehtun.“ Auch Patrick Wiencek rechnet mit einem harten Fight: „Morgen werden wir uns dann vor dem Spiel auch nicht mehr großartig begegnen“, sagt der Kieler Abwehrchef. Doch am Tag davor gab es drei Café Noisette unter Freunden. Unaufgeregt, herzlich, schön. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2017, Foto: Archiv/Sascha Klahn)