KN: Andreas Wolff: "Ich hoffe, dass wir Europameister werden"
Ein positiv Verrückter sei der Keeper. Wie Torhüter eben so sind. Ab und zu, weiß Rechtsaußen Tobias Reichmann, müsse sich Wolff darum "schon mal einen Spruch anhören". Auf dem Feld ist er ein Vulkan, hat Carsten Lichtlein in den bisherigen EM-Partien in den Schatten gestellt, sorgt für den Explosionsfaktor im deutschen Team. Für die Schweden war er der böse Wolff im deutschen Tor, parierte 42 Prozent aller Bälle, wurde als bester Spieler geehrt. "Er war unser Matchwinner, hat uns noch nie enttäuscht", sagt Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Abseits des Feldes kommt das Lamm im Wolf(f)spelz zum Vorschein. Nach Abpfiff der Partie suchte Wolff als erstes seine Eltern in der Halle. Auch die Großeltern sind nach Breslau gereist. "Es ist schön, dass sie da sind." Seine Rituale vor einem Spiel will das Zebra in spe nicht verraten, aber eine Regel hat er: "Ich würde niemals schlecht über einen Gegner sprechen." Doch Wolff plappere zu viel? Zimmerkollege Jannik Kohlbacher sagt das. Der Torwartriese muss offenbar zu allem seinen Senf dazu geben. Ein Mann der Gegensätze: mag deutschen Hiphop, aber auch harte Kost wie Slipknot und Rammstein; Pfannkuchen, aber bloß kein Gemüse. Böse ist er gewiss nicht, liebt aber Thriller, entspannte nach dem Schwedenschocker mit dem Roman "Krähenmädchen" (Erik Axl Sund). Adrenalin zum Runterkommen. Für den Mann, der in die Weltspitze, aber nach zwei starken Auftritten nicht in die Start-Sieben drängt. Er, der Silvio Heinevetter aus dem Kader schubste, sagt: "Never change a running system." Soll heißen, Wolff wolle gegen den 35-jährigen Routinier Carsten Lichtlein nicht aufbegehren. "Carsten hat mehr als 200 Länderspiele. Nur weil er in zwei Spielen von der Abwehr im Stich gelassen wurde, werde ich an seinem Status nicht rütteln." Dieser Wolff wartet auf seine Chance, und dann explodiert er. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2016, Foto: Sascha Klahn)