Zwei Tage nach der Rückkehr vom Champions-League-Final4 in Köln hat der THW Kiel am Mittwochabend zwei ganz wichtige Zähler in der DKB Handball-Bundesliga geholt: Beim ThSV Eisenach gewannen die "Zebras" dank einer über weite Strecken tollen Leistung klar mit 31:19 (16:7), beendeten ihre "Negativ-Serie" nach zuletzt drei Liga-Niederlagen in Folge, gewannen erstmals im Jahr 2016 eine HBL-Auswärtspartie und sicherten sich damit endgültig Platz drei. Überragend in der ausverkauften Werner-Aßmann-Halle waren die Torhüter: Niklas Landin (16 Paraden) und Nikolas Katsigiannis (9/1) hielten stark, vorne trafen "Geburtstagskind" Domagoj Duvnjak, Rune Dahmke und Niclas Ekberg (je 5) am erfolgreichsten.
In der 40. Minute ist alles klar
Angesichts der klaren Führung geriet der zweite Durchgang trotz der von einem unfassbar anstrengenden Wochenende müden Bein zu einer lockeren Angelegenheit. Und das auch, weil die "Zebras" konzentriert blieben und sich auch nicht von einem Zeitstrafen-Festival gegen beide Mannschaften rund um die 35. Minute aus dem Konzept bringen ließen: Im Duell von jeweils vier Feldspielern machte Duvnjak das 19:10 und ließ kurz darauf das 20:11 folgen. Dann bediente Vujin Ekberg, der zum 21:11 einnetzte. Hinten klaute Spielmacher Duvnjak dann den Ball, den Dominik Klein im Gegenstoß zum 22:11 verwertete, ehe Vujin nach Kleins Steal ebenfalls per Konter zum 23:11 traf. Eisenachs Auszeit nutzte Gislason, um 20 Minuten vor dem Ende vor allem denjenigen Akteuren Zeit auf der Platte zu geben, die zuletzt wenig spielten.
Anreise in einer geschichtsträchtigen Maschine
Entspannt gestaltete sich dieses Mal die Anreise der "Zebras": Aufgrund der hohen Belastungen und des großen Reisestresses durch das "VELUX EHF Final4" in Köln hatte der THW-Partner "Red Bull" den Kielern aus der Flotte der "Flying Bulls" mit der "Douglas DC-6B" eines der schönsten und seltensten Flugzeuge mit Geschichte zur Verfügung gestellt. Mit der Maschine, die einst Jugoslawiens Staatschef Tito für den Transport illustrer Gäste und Staatschefs luxuriös ausstatten ließ, ging es direkt vom Flugplatz Hohn nach Eisenach, was den "Zebras" eine erneute stundenlange Bustour ersparte.
Starker Patrick Wiencek
Dementsprechend gut starteten die Kieler in Partie: "Geburtstagskind" Domagoj Duvnjak eröffnete den Torreigen im 56. Pflichspiel der Saison, aber bis zum 2:2 konnten die Gastgeber noch mithalten, weil die "Zebras" mit ihren Gelegenheiten etwas zu sorglos umgingen. Dann aber legte der THW-Express los: Hinten stand die Abwehr sicher, Niklas Landin knüpfte an die starken Leistungen der vergangenen Wochen an, und vorne wurde variantenreich agiert. Stark: Patrick Wiencek holte im ersten Durchgang bei fünf Ballkontakten vier Siebenmeter und versenkte Ball fünf zum 10:3 (20.).
Zebras spielen "Hölle" kalt
Zuvor hatte Duvnjak den Ball übers komplette Feld ins Tor getragen (5:2, 10.), Christian Dissinger Verkic im Eisenacher Tor zum 7:2 (16.) verladen und Rune Dahmke einen Leger zum 9:2 versenkt. Satte zwölf Minuten blieben die Gastgeber ohne Treffer, satte 16 Minuten benötigten sie für ihr erstes Feldtor nach dem 2:2: Schliedermann traf zum 5:11 (22.), Dahmke legte mit einem Dreierpack zum 14:5 (24.) nach - die gefürchtete "Hölle" Werner-Aßmann-Halle glich zu diesem Zeitpunkt stimmungsmäßig eher einer Freundschaftsspiel-Kulisse.
Sonntag endet eine kraftraubende Saison
Für die "Zebras" endet am Sonntag eine der intensivsten Saisons aller Zeiten: 58 Pflichtspiele wird der THW Kiel nach Abpfiff der Partie gegen den TVB 1898 Stuttgart absolviert haben, und hatte in den zurückliegenden Monaten 13 langwierige Verletzungen seiner Leistungsträger zu beklagen. Fünf Spieler mussten deshalb für einen Kader, der sich eh schon im Umbruch befand, nachverpflichtet werden - so viele wie noch nie. Trotzdem hielten die "Zebras", die im August 2015 mit einem Sieg im Supercup in die Saison gestartet waren, im Titelrennen lange mit und erreichten als einzige deutsche Mannschaft das "VELUX EHF Final4". Mit einer Party auf dem Europaplatz wollen sich die Spieler des Rekordmeisters am Sonntag nach der Abschluss-Partie (15 Uhr) gegen Stuttgart für die Unterstützung durch die THW-Fans bedanken (siehe Extra-Bericht), zuvor soll diese schwierige Spielzeit mit einem Sieg gegen den Aufsteiger versöhnlich beendet werden. Auf geht's, Kiel!
Klare Führung zur Pause
Die Kieler hätten sogar für vollkommene Ruhe unter den 3.100 Zuschauern sorgen können, wenn sie ihre Möglichkeiten noch konsequenter genutzt hätten. Aus diesem Grund nahm Alfred Gislason nach 28 Minuten eine Auszeit und schwor seine Mannen beim Stand von 14:7 auf die Schlussphase der ersten Halbzeit ein - mit Erfolg: Landin hielt weiter, Niclas Ekberg verwandelten den vierten Siebenmeter etwas glücklich zum 15:7, und Dahmke traf per Heber von Außen zum 16:7-Halbzeitstand.
Klein erzielt letztes Auswärtstor der Saison
So agierte der THW im Rückraum mit Erlend Mamelund, Dominik Klein und Dener Jaanimaa, Vujin rückte auf Außen und Igor Anic an den Kreis. Katsigiannis löste Landin ab und sorgte so für eine Formation, die in dieser Form noch nie zusammengespielt hatte. Das machte sich natürlich bemerkbar, die Gastgeber verkürzten ungeachtet des klaren Rückstandes und dem damit bereits zu diesem Zeitpunkt feststehenden Abstiegs auf 16:26 (51.). Weil Jaanimaa an alter Wirkungsstätte hammermäßig traf, Anic am Kreis auftrumpfte, Mamelund seinen Gegenspieler auswackelte und Katsigiannis sich mit einem gehaltenen Siebenmeter und einer Dreifach-Parade gegen Luther und Urban Sonderapplaus von den Kollegen abholte, setzte sich der THW Kiel bis zum Schluss wieder ein wenig ab. Der letzte Auswärtstreffer der Saison gehörte dem Spieler, der nach zehn Jahren den Club verlassen wird und eine Ära mitprägte: Mamelund spielte Dominik Klein mit einem Kempa-Pass frei, den der Linksaußen sicher verwandelte. Ein toller Schlusspunkt dieser abwechslungsreichen Partie!