Zebras bei der EM: Direktes Kieler Duell zum Auftakt
Zehn Spieler des deutschen Handball-Rekordmeisters THW Kiel weilen derzeit bei der Handball-Europameisterschaft. Für fünf weitere von ihnen wurde es am Freitag ernst: Während Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek mit Deutschland (34:23 gegen die Niederlande) sowie Domagoj Duvnjak (27:20 gegen Montenegro) bereits am Donnerstag in die Handball-Europameisterschaft starteten, zogen bis auf die dänischen Kieler alle anderen im Nationaltrikot einen Tag später nach. Im Fokus dabei: Natürlich die gastgebenden Teams aus Österreich, Norwegen und Schweden. Das erste direkte Zebra-Duell entschied ein wie entfesselt aufspielender Nikola Bilyk für sich: Mit zwölf Treffern führte Bilyk Österreich zum 32:29-Erfolg über Pavel Horaks Tschechen.
Gruppe A: Duvnjak "Player of the match"
In der Gruppe A, die ihre Spiele im THW-Trainingslager-Ort Graz austrägt, setzten sich die Favoriten aus Kroatien gleich am ersten Spieltag an die Spitze. Während Weißrussland mit dem überragenden neunfachen Torschützen Artsem Karalek, der beim Kieler Champions-League-Gegner PGE Vive Kielce spielt, Serbien mit 35:30 bezwang, legte Kroatien am Abend gegen Montenegro nach. Bis zur Pause hatten die Kroaten große Probleme, ins Turnier zu finden. Mit einem 4:0-Lauf von 13:14 auf 17:14 (37.) legte die Mannschaft von Trainer Lino Cervar dann aber den Grundstein für den letztlich klaren 27:21-Erfolg, bei dem Kroatien im zweiten Durchgang nur acht Gegentreffer kassierte. Das war auch ein Verdienst von Domagoj Duvnjak: Der Kieler Kapitän stand insgesamt 35 Minuten auf dem Platz und machte vor allem mit seinem starken Defensiv-Auftritt von sich reden. Am Ende der Partie wurde "Dule", der einen Treffer erzielte, deshalb auch zum "Player of the match" gewählt.
Gruppe B: Bilyk gegen Horak
Mit Spannung wurde der erste Spieltag in der Gruppe B und die damit verbundene Premiere für Gastgeber Österreich erwartet: Vor den Augen von Vikor Szilagyi in der ausverkauften Wiener Stadthalle trafen mit Österreichs Kapitän Nikola Bilyk und dem Tschechen Pavel Horak gleich zwei Zebras im direkten Duell aufeinander. Mit Ales Pajovic und Mattias Andersson auf rot-weiß-roter und Daniel Kubes auf tschechischer Seite waren auch an der Seitenlinie ehemalige Kieler mitten im Geschehen. Und das bot von Beginn an Hochspannung pur: Nachdem Österreich lange Zeit der ersten Hälfte in Führung lag, drehten die Tschechen in den letzten fünf Minuten der ersten Halbzeit die Partie und gingen mit einem 14:13 in die Kabine. Aus dieser kamen dann die Gastgeber besser heraus - und das hatte seinen Grund: Zebra Nikola Bilyk spielte wie entfesselt, traf allein im zweiten Durchgang acht Mal. 50 Minuten stand der Kieler auf dem Feld, hatte am Ende nur einen Fehlwurf und zwölf Treffer auf dem Konto. Trotzdem waren die Tschechen, bei denen Pavel Horak 40 Minuten auf der Platte stand und einmal traf, in der 56. Minute beim 28:29 in Reichweite: Mit einem Doppelschlag machte Bilyk, nach der Partie zum "Player of the match" gewählt, dann alles klar und sorgte für einen minutenlangen Jubel-Orkan auf den Rängen. In der zweiten Partie gewann Nordmazedonien am Abend mit 26:25 (13:10) gegen die Ukraine.
Gruppe C: Sagosen erzielt zwölf Treffer für Norwegen
Gastgeber der größten Europameisterschaft aller Zeiten, die erstmals mit 24 statt 16 Mannschaften in drei Ländern ausgetragen wird, ist auch der norwegische Kieler Harald Reinkind. Im ausverkauften Spektrum in Trondheim, Geburtsstadt des Bald-Kielers Sander Sagosen, spielten die Skandinavier zum Auftakt gegen die Auswahl Bosnien-Herzegowinas und hatten erwartungsgemäßg keine Probleme: Mit 32:26 (17:12) gewann Norwegen die Partie, Sagosen traf zwölf Mal und avancierte damit zum Matchwinner. Harald Reinkind kam hingegen nicht zum Einsatz. Am frühen Abend hatte der dreifache Europameister Frankreich einen klassischen Fehlstart hingelegt: Gegen Portugal, mit insgesamt neun Spielern des Kieler Champions-League-Gegners FC Porto angetreten, verloren die Franzosen mit 25:28 (11:12). Für die Portugiesen traf Diogo Branquinho fünf Mal, für Frankreich war Dika Mem mit ebenfalls fünf Toren erfolgreichster Torschütze.
Gruppe F: Slowenien gewinnt
Keine Gruppe ohne Zebras: Auch die im Gastgeberland Schweden beheimatete Gruppe F startete am Freitag in den Wettbewerb. Kiels Rückraumspieler Lukas Nilsson und die Schweden bekamen es dabei mit der Schweiz zu tun und hatten keinerlei Probleme mit den Eidgenossen, die bereits beim 13:20 zur Pause chancenlos waren. Am Ende feierte Schweden einen 34:21-Kantersieg, bei dem Lukas Nilsson rund 19 Minuten auf der Platte stand. Erfolgreich in die Vorrunde gestartet ist auch THW-Spielmacher Miha Zarabec: Slowenien, an der Seitenlinie erstmals bei einem Turnier von Ljubomir Vranjes betreut, gewann gegen Polen mit 26:23 (13:11). Zarabec steuerte in 25 Minuten Einsatzzeit 2/1 Treffer bei, vergab aber auch einen Siebenmeter und kassierte eine Zeitstrafe. Beste Torschützen bei den Slowenen waren Blaz Blagotinsek und Borut Mackovsek (je 5), bei den Polen traf Arkadiusz Moryto (Kielce) acht Mal. Moryto war es auch, der direkt nach Anpfiff die einzige polnische Führung erzielte. Slowenien ging schnell klar in Führung, verpasste aber zur Pause eine Vorentscheidung. Diese fiel dann erst acht Minuten vor Schluss, als Zarabec zum 24:19 traf.