KN: Nikola Bilyk schultert die Hoffnungen Österreichs
Herning. Nikola Bilyk ist einer der jüngsten Mannschaftskapitäne bei der Handball-Weltmeisterschaft. Im November ist er 22 Jahre alt geworden. In der deutschen, schwedischen oder norwegischen Nationalmannschaft könnte er der Spieler sein, der auf der Königsposition im linken Rückraum eine Goldmedaillen-Ära prägt. Doch Bilyk ist Österreicher. Und er kämpft mit seinem Team weiter um den Einzug in die Hauptrunde.
"Niko ist einfach so weit"
Schuld daran ist vor allem die desolate Leistung gegen Chile am zweiten Spieltag. Eine nicht einkalkulierte Niederlage für das ÖHB-Team. Trotzdem klang die Analyse von Nationaltrainer Patrekur Johannesson wie ein Loblied auf Bilyk. "Niko war der Einzige, der mal eine Eins-gegen-eins-Situation gewonnen hat. Und er war der Einzige, von dem mal ein paar Anspiele auf die Außen kamen."
Bilyk selbst sieht das ganz anders. "Mir ist es nicht gelungen, uns da raus zu holen", sagt er mit Blick auf den Kollektiv-Blackout. Auch bei der Elf-Tore-Niederlage gegen Dänemark, die erst in der zweiten Halbzeit so deutlich wurde, war Bilyk weitestgehend abgemeldet.
Wenn Bilyk über die Verantwortung spricht, die er in Österreich hat, sagt er nie, dass er sie übernehmen muss oder soll. Er sagt: "ich darf". Das Kapitänsamt sieht er nicht als Bürde. "Es ist der nächste Schritt in meiner Karriere", sagt er einfach, gibt aber zu: "Ein bisschen hat es mich schon überrascht. Es ist ja schon unüblich, dass man als junger Spieler Kapitän wird."
Für Johannesson ist es einfach nur logisch. "Seit Viktor Szilagyi aufgehört hat, hatten wir einige Wechsel in diesem Amt", sagt er. "Niko ist einfach so weit. Er ist zwar jung, aber schon ein absoluter Führungsspieler."
Bilyk will nach eigener Aussage vor allem auf dem Feld vorangehen. Verantwortung bedeutet für ihn aber auch, nichts erzwingen zu wollen. Bei dieser Endrunde hapert es am Wurfglück des sonst so wichtigen Torgaranten. Also stellt Bilyk sich um. "Ich habe gemerkt, dass es im Abschluss nicht so läuft, also habe ich zuletzt versucht, meine Mitspieler besser in Szene zu setzen." Inzwischen ist Bilyk mit 14 Assists bester Passgeber im ÖHB-Team. Im entscheidenden Spiel heute gegen Tunesien werden aber auch seine Shooter-Qualitäten gefragt sein. Österreich braucht zwingend einen Sieg - und gewonnen hat es bei diesem Turnier bisher nur gegen Saudi-Arabien - als Bilyk Top-Torschütze war.
(Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 17.01.2019, Foto: Archiv/Sascha Klahn)