Heimsieg gegen Szeged: Der THW Kiel steht im Viertelfinale!
Der Sprung in das Viertelfinale der Handball-Champions-League ist geschafft! Nach dem 33:28-Hinspielsieg vor Wochenfrist bei MOL-Pick Szeged erledigte der THW Kiel auch seine Hausaufgaben in der Wunderino Arena mit Bravour und schickte den ungarischen Vizemeister mit einer 28:33 (15:18)-Niederlage auf die lange Heimreise. Bei den Kielern überragte der quirlige Sander Sagosen, der es auf insgesamt neun Tore brachte, Niclas Ekberg und Patrick Wiencek kamen ihm mit jeweils sieben Treffern am nächsten. Bei den Ungarn war Rechtsaußen Bogdan Radivojevic mit sieben Toren am erfolgreichsten.
Pekeler und Quenstedt wieder dabei
THW-Trainer Filip Jicha hatte bis auf seinen Langzeitverletzten Rückraumspieler Nikola Bilyk seinen gesamten Kader dabei, also auch Abwehrchef Hendrik Pekeler, der nach einer Überstreckungs-Stauchung im Sprunggelenk erste Gehversuche auf dem Parkett machte und sich zudem in die Torschützenliste eintrug, zweiter Kieler Torhüter war nach einer Oberschenkelzerrung wieder Dario Quenstedt, Torwarttrainer Mattias Andersson, der in den zurückliegenden Spielen einspringen musste und dem Team mit großartigen Paraden helfen konnte, unterstützte seine Mannschaft im Rückspiel vom heimischen Sofa aus und schaute sich das Spiel im Fernsehen an.
Sagosen überall
Sieben Treffer erzielte Sander Sagosen allein vor dem Wechsel
Seinen nahezu kompletten Kader hatte auch Gäste-Coach Juan Carlos Pastor dabei, so starteten die Ungarn mit Tempo und hoch konzentriert in die Partie, wollten das kleine Wunder mit dem Einzug ins Viertelfinale noch realisieren. Kasparek, Banhidi, Källman, Sostaric und Bodo trafen in der Anfangsphase zur 5:3-Führung, für Kiel war es bis zu diesem Zeitpunkt einzig Sander Sagosen, der mit Einzelaktionen aus dem Rückraum gegenhielt und die ersten vier Treffer erzielte. Auch beim folgenden 5:0-Lauf der Kieler war der Norweger neben Steffen Weinhold und zweimal Niclas Ekberg an der schnellen Wende beteiligt. Einfach sehenswert, wie der Norweger seine kraftvollen, dynamischen Aktionen mit eleganter Leichtigkeit verknüpfte. Weil auch die Kieler 6:0-Abwehr jetzt fester zupackte, Niklas Landin im THW-Tor erneut eine starke Leistung ablieferte, rissen die Zebras das Geschehen ab der 15. Minute an sich und gingen mit 8:5 in Führung.
Drei-Tore-Führung zur Pause
Niklas Landin steuerte wichtige Paraden zum Heimsieg bei
Anders jedoch als im Hinspiel blieb MOL-Pick Szeged in der Wunderino Arena spielerisch und kämpferisch auf Augenhöhe, lieferte dem THW Kiel einen leidenschaftliches Duell. Auffälligster Akteur war dabei Mittelmann Dean Bombac, der mit Anspielen und eigenen Toren ein ständiger Gefahrenherd für die Kieler blieb. Er selbst sorgte in der 26. Minute beim 13:13 für den Ausgleich, Ekbergs Antwort beantwortete der ehemalige Kieler Joan Canellas eine Minute später zum 14:14. Szeged glaubte wieder an sich, aber der THW Kiel tat es den Ungarn gleich: Harald Reinkind traf, Niklas Landin hielt gegen den frei vor ihm auftauchenden Bombac, Ekberg verwandelte einen Siebenmeter. Beim Stand von 17:15 und Ballbesitz acht Sekunden vor dem Seitenwechsel nahm Filip Jicha noch eine Auszeit, bestimmte einen Spielzug, den seine Schützlinge exakt wie geplant überfallartig ausführten. Und so traf erneut Sander Sagosen mit seinem siebten Treffer vor dem Pausenpfiff zum beruhigenden 18:15.
Sieben-gegen-Sechs schafft Ãœberzahl
Die Kieler Abwehr leistete gegen Szeged einmal mehr Schwerstarbeit
Auch im zweiten Durchgang behielten die THW-Spieler die Kontrolle über das Spiel, legten einen Traumstart nach dem Wechsel hin: Magnus Landin, Wiencek und erneut Landin trafen zum 21:15 (33.). Jicha ließ seine Mannschaft in der Offensive über weite Strecken mit sieben Feldspielern agieren, auch bei Ballverlusten und Treffern ins verwaiste Kieler Tor durch Banhidi und Radivojevic hielt Jicha an seiner Marschroute fest. Mit Erfolg: Immer wieder fand der stets aufs Tempo drückende Mittelmann Miha Zarabec Lücken oder den freien Mitspieler, den wohl schönsten Angriff der Partie schloss Wiencek zum 25:21 ab (42.). Spätestens beim 28:23 in der 50. Minute durch Niclas Ekberg war das Rennen gelaufen, jetzt durften auch Malte Voigt, Oskar Sunnefeldt und Sven Ehrig einmal mehr Champions-Luft schnuppern. Nach zwei Traumanspielen von Zarabec auf Wiencek war es dann dem jungen Schweden Sunnefeldt überlassen, mit zwei Toren aus dem Rückraum das verdientente 33:28-Schlussresultat für den Titelverteidiger zu erzielen.
Zufriedener Jicha
Der THW Kiel steht im Viertelfinale!
"Kiel ist eine sehr starke Mannschaft, das hat man auch heute wieder gesehen“, sagte Pick-Torhüter Roland Mikler, "aber entscheidend war schon unsere Heimniederlage mit fünf Toren und einer überragenden ersten Kieler Halbzeit. Der Rückstand war einfach zu hoch." Zufrieden war natürlich THW-Trainer Filip Jicha: "Meine Spieler haben in beiden Spielen sehr gut agiert. Wir waren auch heute sehr fokussiert, weil wir wussten, dass Szeged eine sehr starke Mannschaft hat. Schon im Vorfeld hatten wir großen Respekt vor den Ungarn. Meine Mannschaft hat einen tollen Job abgeliefert.“ Im Viertelfinale treffen die Kieler aller Vorraussicht nach auf Paris Saint-Germain: Die Franzosen hatten das Achtelfinal-Hinspiel beim slowenischen Titelträger RK Pivovarno Lasko Celje mit 13 Toren für sich entschieden - Celje bräuchte im Rückspiel am Donnerstag in Paris also ein Handball-Wunder, um noch in die nächste Runde einzuziehen.
Samstag in Hannover
Kapitän Domagoj Duvnjak geht mit seinen Zebras jetzt auf Auswärts-Tour
In der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga werden die Zebras in diesem Monat vor allem auswärts gefordert sein - kein Wunder, hatte der Spielplan in der "stärksten Liga der Welt" doch bisher vor allem Heimspiele für die Kieler vorgesehen: 13 der insgesamt 20 ausgetragenen Partien absolvierte der THW Kiel bisher in der Wunderino Arena, jetzt reist er am Samstag nach Hannover. Bei der TSV Hannover-Burgdorf, die nach einer Corona-bedingten Quarantäne am Donnerstag wieder ins Training einsteigen wird, geht es um zwei wichtige Punkte im Kampf um die Tabellenspitze. Das Hinspiel in Kiel konnten die Zebras nach einem Rückstand zur Pause noch knapp mit 34:31 für sich entscheiden (siehe Spielbericht). Anwurf in der ZAG-Arena, wie die Halle auf dem ehemaligen Expo-Gelände inzwischen heißt, ist um 20:30 Uhr, Sky überträgt live. Weiter geht's in Hannover, Kiel!
EHF Champions League, Achtelfinale: THW Kiel - MOL-Pick Szeged: 33:28 (18:15)
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 9/2 Paraden), Quenstedt (n.e.); Ehrig, Duvnjak (1), Sagosen (9), Reinkind (2), M. Landin (2), Sunnefeldt (2), Weinhold (2), Wiencek (7), Ekberg (7/3), Dahmke (n.e.), Zarabec, Voigt, Horak. Pekeler (1); Trainer: Jicha
MOL-Pick Szeged: Mikler (31.-60. und 2 Siebenmeter, 5 Paraden), Alilovic (1.-30., 6 Paraden); Källmann (1), Bodo (1), Canellas (2), Radivojevic (7/2), Gaber (1), Sostaric (1/1). Banhidi (3), Kasparek (2), Vujin (2), Stranovsky (1), Bombac (5), Rosta, Mackovsek (2), Zhitnikov; Trainer: Pastor
Schiedsrichter: Jesper Kirkholm Madsen / Henrik Mortensen (DEN)
Zeitstrafen: THW: 4 (Weinhold (19.), 2x Wiencek (23., 46.), Sunnefeldt (55.)) / Szeged: Gaber (12.), Sostaric (14.), Källmann (16.), Banhidi (42.))
Siebenmeter: THW: 4/3 (Ekberg überweg (16.)) / Szeged: 5/3 (Radivojevic vorbei (46.), Landin hält Canellas (55.))
Spielfilm: 1:0, 1:2 (4.), 3:3 (7.), 3:5 (10.), 8:5 (15.), 8:7 (16.), 9:8, 11:8 (21.), 11:10 (24.), 13:11, 13:13 (27.), 14:14, 17:14 (30.), 18:15;
21:15 (33.), 21:17 (36.), 24:19 (40.), 24:21 (42.), 25:22, 27:22 (49.), 29:24 (53.), 29:26 (55.), 31:26 (58.), 33:28.
Zuschauer: keine (Wunderino Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel
THW-Trainer Filip Jicha: Wir hatten einen Riesen-Respekt vor dieser Aufgabe. Nun bin ich glücklich, dass wir sie erfolgreich abgeschlossen haben. Meine Spieler haben in beiden Partien einen großartigen Job abgeliefert. Heute waren wir sehr fokussiert und sind dann mit dem 7-6 in den zweiten Durchgang gestartet, weil wir wussten, dass Juan Carlos Pastor etwas Spezielles gegen uns versuchen würde. Ingesamt war es ein großartiger Abend für uns.
Szegeds Trainer Juan Carlos Pastor: Glückwunsch an den THW Kiel zum Erreichen des Viertelfinales. Dieses Duell war mehr oder weniger nach dem Hinspiel entschieden. Heute hat meine Mannschaft von Beginn an gekämpft, um am THW Kiel dranzubleiben und eventuell zu ärgern. Dann aber hat Kiel eine Drei-Tore-Führung mit in die Pause genommen. Auch im zweiten Durchgang haben wir alles gegeben, um wieder zum THW Kiel aufschließen zu können - aber es war unmöglich. Jetzt ist die Champions-League-Saison, die mit einer Menge politischer Probleme begann, für uns beendet. Das wichtigste aber in diesen Tagen: Szeged gegen Kiel - das waren zwei faire Matches!
THW-Torhüter Niklas Landin: Wir sind richtig glücklich, dass wir es ins Viertelfinale geschafft haben. Dieses Achtelfinale bot zwei richtig gute Spiele gegen einen richtig guten Gegner. Jetzt freuen wir uns auf das Viertelfinale, wo wahrscheinlichn Paris auf uns warten wird. Heute hatten wir über 60 Minuten alles unter Kontrolle, und wir haben das sieben gegen sechs gut ausgespielt. Eine persönliche Anmerkung hätte ich noch: Ich bin richtig glücklich, nach diesen 14 Tagen Quarantäne wieder auf dem Platz stehen zu können!
Szegeds Kreisläufer Bence Banhidi: Wir haben dieses Achtelfinal-Duell in Szeged verloren. Wir sind nach Kiel gekommen, um uns zu verbessern und gemeinsam zu kämpfen. Wir haben in diesem harten Match alles versucht, aber es war nicht genug. Mein größter Wunsch für die nächste Saison: Ich hoffe, dass dann Covid19 endlich Geschichte ist.
THW-Toptorschütze Sander Sagosen: Wir hatten Respekt, Szeged hat eine sehr starke Mannschaft, und es war auch das erwartet schwere Spiel. Entscheidend aber war unser Sieg in Ungarn, da haben wir die beste erste Halbzeit der gesamten Saison abgeliefert.