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Sieg bei Heimpremiere gegen Lemgo

Bundesliga

Sieg bei Heimpremiere gegen Lemgo

Nervosität, Anspannung, Vorfreude: Lange mussten die Zebras und ihre Fans auf die Saison-Premiere vor heimischem Publikum warten. Mehr als drei Monate durfte in der Sparkassen-Arena kein Pflichtspiel-Tor des THW Kiel mehr bejubelt werden. Gegen den TBV Lemgo Lippe endete diese Zeit nach exakt 98 Sekunden: Rune Dahmke erzielte das erste Heimtor der neuen Spielzeit. Der Treffer war der Auftakt eines Spiels, in dem der THW Kiel vor der Pause dominierte, sich dann eine Schwächephase erlaubte, um am Ende beim 28:24 (14:9)-Sieg doch souverän die Punkte einzufahren. Im Mittelpunkt standen mit Patrick Wiencek, Andreas Wolff und Hendrik Pekeler drei THW-Nationalspieler: Wiencek verkündete vor dem Anpfiff seine Vertragsverlängerung bis 2023 (siehe Extra-Artikel), Wolff hielt 14 Bälle, Neuzugang Pekeler erzielte bei seiner Rückkehr ins THW-Trikot zehn Tore. 

Zebras früh in der Spur

Pushte sich, sein Team und die Fans: Andreas Wolff

Stimmungvoll war der Kieler Hexenkessel von Beginn an - und das nicht nur wegen der guten Nachrichten von Patrick Wiencek. Denn die Zebras sorgten ihrerseit früh für richtig Alarm. Auf 4:1 waren sie nach sieben Minuten bereits davongezogen, da hatte Pekeler schon zwei Treffer auf seinem Konto. Hinten machte die Abwehr kurzen Prozess mit dem Angriff der Lipperländer, was auf den Rängen mit Szenenapplaus gefeiert wurde. Und dann war da auch noch Andreas Wolff: Der Kieler Keeper hatte früh Betriebstemperatur erreicht, parierte und pushte sich und die Fans nach vorn. Nach dem 3:4-Anschluss des TBV nutzte der THW eine Überzahlsituation durch zwei schnelle Pekeler-Tore zum 5:3, Neuzugang Harald Reinkind legte nach, ehe Wolff einmal mehr hielt, den Ball schnell machte und so das 8:3 durch Pekeler ermöglichte. Nach 15 Minuten waren die Kieler in der Spur, und die Fans jubelten. Über Wolffs Glanztat gegen Hornke, über Duvnjaks perfektes Anspiel auf Pekeler zum 11:6, über die Lattenkracher-Vorlage von Ebner, die Dahmke aufnahm und Niclas Ekberg das 14:9 ermöglichte. Es lief rund - auch wenn die Zebras vielleicht die ein oder andere Möglichkeit mehr hätten nutzen können. So profitierten sie bis zum Wechsel auch nicht mehr von den beiden grandiosen Wolff-Paraden gegen den frei vor ihm auftauchenden Theuerkauf: Es blieb beim Fünf-Tore-Vorsprung.

Fahriger Neustart

Erzielte das erste THW-Heimtor der Saison: Rune Dahmke

Der zweite Durchgang trieb dann allerdings einige Sorgenfalten auf die Gesichter der Verantwortlichen und der Zuschauer. Denn die Pause hatte den Kieler sichtlich nicht gut getan. Zwar traf Nikola Bilyk nach einem energisch von Miha Zarabec angezogenen Angriff zum 16:11 (33.), doch fortan machte der Fehlerteufel einen dicken Strich durch einen entspannten Abend. Und das offensiv wie defensiv. Vorn ließ der THW mit zum Teil einfachen Fehlern oder unkonzentierten Würfen die Möglichkeiten liegen, und hinten fehlte der bis dato sattelfesten Abwehr plötzlich der Zugriff. Wie bei Ebners Torerfolg nach Zarabec' 102-km/h-Schlagwurf zum 18:15: Vom Pfosten prallte der Ball nach vorn ab, wo Ebner unbedrängt abstauben konnte. Und die Lücken im Zebra-Deckungsverband wusste vor allem einer zu nutzen: Donat Bartok traf dreimal in folge für seine Farben und sorgte so dafür, dass sich die Kieler trotz guter Chancen nicht absetzen konnten. Alfred Gislason reagierte mit einer Auszeit und justierte neu: Fortan sollte die 3-2-1-Variante mehr defensive Sicherheit bringen.

5:0-Lauf sorgt für die Entscheidung

Domagoj Duvnjak und die Zebras hatten zeitweise einen schweren Stand

Und das tat es auch - mit einiger Verzögerung, weil sich Duvnjak eine Zeitstrafe einfing. Diese konnten die Zebras durch einen Siebenmeter-Treffer von Ekberg erträglich gestalten, denn so verhinderte man den Ausgleich durch den TBV. Gislason brachte Lukas Nilsson zurück auf die Platte und ersetzte den bis dato starken Andreas Wolff durch Niklas Landin. Zwei Schachzüge, die ihre Wirkung ebenfalls nicht verfehlten. Nilsson bretterte den Ball hart bedrängt zum 23:21 unter die Latte, spielte dann einen Traumpass auf Pekeler zum 24:21. Lemgos Trainer Florian Kehrmann setzte alles auf eine Karte, brachte den siebten Feldspieler. Aber Landin kaufte sich einen freien Ebner-Wurf von Außen, was Steffen Weinhold mit einem strammen Wurf in den Winkel veredelte.Und dann spritzte Ekberg in einen TBV-Pass, lief bis zum gegnerischen Kreis, verwandelte ins leere Tor und feierte mit den Fans das 26:21, dem Pekeler nach erneutem Nilsson-Zuckerpass das entscheidende 27:21 folgen ließ. Ein 5:0-Lauf zur rechten Zeit, der im stimmungsvollen Rund der Arena die Lautstärke auf Orkan-Niveau einpegeln ließ. Zwar konnten die Lipperländer noch einmal Ergebniskosmetik betreiben - die Punkte blieben aber in Kiel. Am Ende gab es viel Applaus für die Zebras, die mit zum Teil erfrischendem, temporeichen Handball ihre Schwächephase eindrucksvoll überwunden hatten.

Samstag erstes Derby der Saison

Zusammenstehen: Samstag ist Derby!

Für die Kieler geht es am Sonnabend mit einem Saison-Highlight weiter: Sie reisen zum zum Titelverteidiger nach Flensburg. Das 98. Landesderby zwischen den beiden Erzrivalen elektrisiert dabei nicht nur Spieler und Fans: Die ARD Sportschau zeigt die Partie ab 18:10 Uhr live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, auch Sky wird wie gewohnt live berichten. Auch der dänische Sender TV3 Sporten hat sich für das ausverkaufte Spiel angekündigt. Rund 200 Kieler Fans werden ihre Mannschaft am Sonnabend in der Flensburger Arena unterstützen. Für Sie hat der THW-Hauptsponsor star eine besondere Aktion ins Leben gerufen: Zur Stärkung vor oder nach der Partie gibt es an den star Tankstellen in Rendsburg, Tarp, Fahrdorf, Fockbek, Flintbek, Eckernförde, Flensburg, Böklund und Schleswig gegen Vorlage eines THW-Fanartikels und einer Derby-Eintrittskarte für das Spiel am Sonnabend eine Bockwurst und einen Energy-Drink gratis. Auf geht's, Kiel!

Statistik: DKB Handball-Bundesliga, 3. Spieltag, 04.09.18: THW Kiel - TBV Lemgo Lippe: 28:24 (14:9)

THW Kiel: N. Landin (48.-60., 2 Paraden), Wolff (1.-48., 14 Paraden) ; Duvnjak (1), Reinkind (2), M. Landin, Weinhold (3), Dissinger (n.e.), Wiencek, Ekberg (4/2), Rahmel (n.e.), Dahmke (2), Zarabec (2), Vujin (n.e.), Bilyk (2), Pekeler (10), Nilsson (2); Trainer: Gislason

TBV Lemgo Lippe: Wyszomirski (1.-30., 4 Paraden), Johannesson (31.-60., 5 Paraden); Kogut (1), Guardiola, Ebner (6), van Olphen (1), Theuerkauf (1), Hornke (2), Hübscher (2/1), Carlsbogard (1), Suton (4), Bartok (6), Rose, Jebram,, Klimek, Zieker; Trainer: Kehrmann

Schiedsrichter: Nils Blümel / Jörg Loppaschewski

Zeitstrafen: THW: 2 (Dahmke (8.), Duvnjak (46.)) / TBV: 2 (Bartok (9., 12.))
Siebenmeter: THW: 3/2 (Ekberg an den Pfosten (9.)) / TBV: 1/1
Spielfilm: 1:0, 2:1 (2.), 4:1 (7.), 4:3, 8:3 (14.), 9:4, 11:6 (23.), 13:8 (26.), 14:9 (28.);
14:10, 16:11 (33.), 16:14 (35.), 17:15, 19:16 (39.), 19:18 (40.), 21:20 (46.), 22:21 (48.), 27:21 (57.), 28:22 (58.), 28:24.   
Zuschauer: 10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason: Die erste Halbzeit war sehr gut, Andi Wolff war überragend. Trotzdem haben wir auch da schon Fehler im Angriff gemacht. Direkt nach der Pause haben wir dann gleich gute Chancen liegen gelassen, gleichzeitig sind wir in der Abwehr ins Schwimmen geraten - auch, weil Bartok immer wieder die Halben überlaufen konnte. So wurde es ein enges Spiel, in dem der TBV sehr schlau agiert hat. Durch die 3-2-1-Deckung haben wir am Ende wieder Sicherheit gewonnen, sind zu so genannten leichten Toren gekommen, haben insgesamt im Angriff wieder bessere Entscheidungen getroffen. Es ist schön, dass wir gewonnen haben, aber wir müssen weiter hart arbeiten, um zu mehr Stabilität zu kommen. Gefreut hat mich, dass es Dule immer besser geht. Und Hendrik Pekeler war heute natürlich Weltklasse.

TBV-Coach Florian Kehrmann: Bei 9:4 für den THW Kiel nach 16 Minuten haben viele an einen ruhigen Abend gedacht. Wir vielleicht auch, deshalb hat dann hinten heraus ein wenig die Kraft gefehlt. Aber: Wir haben bis zur Pause den Rückstand in Grenzen gehalten, haben uns dann in kleinen Schritten, mit einer guten Abwehr und besseren Lösungen im Angriff in der zweiten Hälfte an den THW herangearbeitet. Knackpunkt war die Umstellung der Kieler auf die 3-2-1-Abwehr, da sind wir drei, vier Angriffe nicht mit klargekommen. In den letzten sieben Minuten müssen wir dann Risiko spielen, leider verwerfen wir gleich den ersten freien, und das war es. Wenn Du in Kiel gewinnen willst, muss alles passen. Heute haben ein paar Dinge aber nicht so funktioniert, dass alles passte.

Viktor Szilagyi, Sportlicher Leiter THW Kiel: Ich bin froh, dass wir unsere Heimpremiere gewinnen konnten. Die erste Halbzeit war ein sehr guter Auftritt, nach der Pause haben wir dann den Zugriff veroren. Die Umstellungen von Alfred, personell wie taktisch, haben gefruchtet: Obwohl Andi überragend gehalten hat, hat Alfred Niklas Landin gebracht, der dann gleich zwei wichtige Bälle hält. Mit Domagoj Duvnjak sind wir wieder besser ins Tempospiel gekommen, und Hendrik Pekeler war einfach überragend. Eiskalt, wie er die zehn Dinger verwandelt hat. Aber auch seine Art in der Abwehr hilft uns. Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben.

TBV-Geschäftsführer Jörg Zereike: Wir haben uns hier gut verkauft - vor allem, nachdem wir hier in den letzten fünf, sechs Jahren hier jedes Mal eine Klatsche kassiert haben. Wenn Du aber hier etwas mitnehmen willst, musst du alle Chancen reinmachen. Wir haben leider zuviel liegen gelassen. Jetzt geht unser Blick auf das Gummersbach-Spiel am Donnerstag - und da steht es derzeit 0:1, weil wir hier viel Kraft gelassen haben.