fbpx

THW Kiel gewinnt Thriller in Hannover

Bundesliga

THW Kiel gewinnt Thriller in Hannover

Der THW Kiel hat auch ohne drei verletzte Leistungsträger die schwere Auswärtshürde bei der TSV Hannover-Burgdorf übersprungen: Nach einem kuriosen Spielverlauf, bei dem die "Zebras" einen Vier-Tore-Rückstand mit einem 9:0-Lauf in einen Fünf-Tore-Vorsprung verwandelten, wurde es in der Schlussphase noch einmal richtig spannend. Der THW rettete, unterstützt von einer lautstarken Fan-Schar, mit großem Kampf beim 27:26 (13:12) zwei ganz wichtige Punkte. Der überragende Marko Vujin steuerte acht Treffer bei, auch Niclas Ekberg traf 8/5 Mal. Rückhalt der Kieler war Torhüter Andreas Wolff, der 14 Würfe parierte.

THW ohne drei Leistungsträger

Während Hannover zum ersten Mal in dieser Spielzeit nahezu in Bestbesetzung antreten konnte, mussten die "Zebras" in der ausverkauften TUI-Arena verletzungsbedingt erneut auf ihren Kapitän Domagoj Duvnjak (Knie) und Rene Toft Hansen (Adduktoren) verzichten. Patrick Wiencek, der aus dem Achtelfinal-Hinspiel gegen die Löwen eine Verletzung an der Oberlippe davon trug, meldete sich aber einsatzbereit für das Spiel. Kurzfristig passen musste allerdings auch Steffen Weinhold: Ein hartnäckiges Problem in der Nackenmuskulatur, das den Rückkehrer bereits beim Königsklassen-Spiel gegen die Löwen gehandicapt hatte, verhinderte einen Einsatz des Europameisters in Hannover. Kurzfristig beorderte THW-Trainer Alfred Gislason deshalb Nachwuchs-Mann Sebastian Firnhaber in die niedersächsische Landeshauptstadt. Der 22-Jährige kam sogar in der Abwehr zum Einsatz und feierte damit seine ersten Spielminuten in der DKB Handball-Bundesliga.

Hannover liegt mit vier Toren vorn

Ob der angespannten Personal-Situation war Gislason erneut zum Improvisieren gezwungen. Er wechselte viel durch, und nachdem Hannover in eine 3:2-Führung der Kieler in ein 5:3 verwandelt hatte, setzte der Isländer auf Routinier Blazenko Lackovic, der dem Angriffsspiel mehr Ruhe verleihen sollte. Nikola Bilyk wechselte dafür auf Halblinks, während Marko Vujin auf der halbrechten Seite im Angriff den Alleinunterhalter mimte. Und wie: Der Serbe traf zum 5:6, stellte nach dem 5:8 nach Schneller Mitte den Anschluss her und war auch in der Folge omnipräsent. Allerdings: Vor allem im Angriff unterliefen den Kieler viele Fehler, die die 2017 noch sieglosen Gastgeber durch schnelle Gegenstöße umgehend bestraften. So dauerte es nach Lackovic' Traumpass auf Ekberg zum 8:9 (22.) ganze 90 Sekunden, bis die selbst ernannten "Recken" nach Kieler Fehlern auf 12:8 davon gezogen waren.

Kieler Pausenführung

25 Minuten waren da gespielt, und Gislason versammelte seine Mannen in der Auszeit um sich. Vehement und bis unter das Hallendach ersichtlich forderte er von seiner Mannschaft mehr Aggressivität in der Abwehr und mehr Konsequenz im Angriff ein und brachte Ilija Brozovic fortan auch im Angriff. Der Weckruf von Gislason zeigte Wirkung: Brozovic holte einen Siebenmeter heraus, den Ekberg verwandelte. Bilyk ging mit Dampf auf die Abwehr und traf aus halbrechter Position. Die nun auf wesentlich schnelleren Beinen deckenden "Zebras" zwangen die TSV-Akteure zu Fehlern - und hatten in Wolff einen starken Rückhalt. Der Keeper hielt in dieser Phase gegen Olsen, Häfner und Patrail. Und dann war da ja auch noch Marko Vujin: Bei angedrohtem Zeitspiel jagte er den Ball aus elf Metern zum 11:12 in die Maschen, traf einen Angriff später aus dem Stand aus zehn Metern zum Ausgleich, den der THW sogar noch in eine Pausenführung verwandeln konnte: Wolff schnappte sich einen Olsen-Wurf, Bilyk stürmte nach vorn und bediente Brozovic, der mit dem Pausenpfiff zum 13:12 traf.

Alles oder nichts in Mannheim

Für die "Zebras" beginnt am Montag die Vorbereitung auf das alles entscheidende Rückspiel im Achtelfinale der "VELUX EHF Champions League": Am Mittwoch reisen sie per Bahn nach Mannheim, wo es dann am Donnerstag (19 Uhr, live auf Sky Sport) bei den Rhein-Neckar Löwen um alles oder nichts geht. THW-Fans, die ihre Zebras in Mannheim unterstützen möchten, können sich online Tickets für den Gästeblock 412 sichern (hier direkt online bestellen). Nach der 24:25-Hinspiel-Niederlage müssen die Kieler mit zwei Toren Unterschied gewinnen, erzielen sie mehr als 25 Auswärtstore reicht ein Erfolg mit einem Treffer Unterschied zum Einzug in das Viertelfinale der Königsklasse. "Ein Tor Rückstand ist im Handball nichts", sagt Linkshänder Marko Vujin. "Wir brennen auf das Rückspiel." Auf geht's, Kiel!

9:0-Lauf der Zebras

Eine Führung, die dem THW Selbstbewusstsein gab. Mit Wiederanpfiff machte Lackovic kurzen Prozess, Wolff hielt einen Häfner-Wurf fest, Ekberg verwandelte einen von Vujin herausgeholten Strafwurf, ließ kurz darauf nach einer doppelten Pfosten-Einlage von Vujin und Bilyk einen weiteren Siebenmeter-Treffer folgen. Dann klaute Brozovic hinten den Ball, um sich vorn in Position zu bringen und zum 17:12 zu treffen. Mit einem halbzeitübergreifenden 9:0-Lauf hatten die "Zebras" sich aus einem Vier-Tore-Rückstand in eine komfortabel wirkende Fünf-Tore-Führung gekämpft - und damit den Gegner zutiefst verunsichert. Olympiasieger Mortensen warf einen Siebenmeter neben das Tor, um dann in der 40. Minute die eine Viertelstunde lang andauernde Torflaute der Gastgeber zu beenden. Dennoch: 20 Minuten vor dem Ende waren die "Zebras" am Drücker.

THW übersteht doppelte Unterzahl

Auch, weil Ekberg weiter für Unruhe in der gegnerischen Defensive sorgte. Der Rechtsaußen kurbelte zwischenzeitlich aus dem Rückraum das Spiel an und traf nach einem Eins-gegen-Eins zum 18:13. Dann wurde es allerdings übersichtlich in den Zebra-Reihen: Erst bekam Lackovic zwei Minuten, dann unterlief den Kielern nach Vujins humorlosem 14:19 ein Wechselfehler, für den Bilyk ebenfalls auf der Bank Platz nehmen musste. Die doppelte Unterzahl ficht die Kieler allerdings nicht an, weil Wolff gegen Johannsen brillierte und Vujin erneut traf: 20:14, wenig später - ebenfalls noch in Unterzahl - netzte Ekberg vom Kreis zum 21:15 (43.) an. Allerdings: Jetzt waren es wieder die Schwarz-Weißen, die ihrerseits den Gastgeber einluden. Zwei technische Fehler und zwei Böhm-Gegenstöße später witterten die Recken ihre Chance.

Zebras machten Fehler

Andreas Wolff sicherte mit seinen Paraden den VorsprungDie Zebras liefen sich in der TSV-Defensive fest gleich acht Minuten lang sollten sie in dieser Phase ohne Torerfolg bleiben. Die Gastgeber bedankte sich, Häfner legte spät, aber dann doch eindrucksvoll den Schalter auf Angriff um und traf zum 18:21, ehe Patrail nach einem THW-Ballverlust in Unterzahl den Ball ins leere Tor warf: 19:21, elf Minuten vor dem Ende kündigte sich wie in den vorherigen Partien erneut eine dramatische Schlussphase an. Und die gab es, weil der THW trotz mehrfacher Chance, von drei auf vier Tore davonzuziehen, den Sack nicht zumachte. Weil Hannover aufdrehte und in Meyer nun auch einen Torhüter mit starken Paraden hatte. 

Dramatik in den Schlussminuten

Dennoch sah es nach Vujins Treffer aus zwölf (!) Metern zum 26:23 (56.) nach einem Sieg des THW aus. Doch Ekberg vergab im Gegenstoß gegen Meyer die Möglichkeit, diesen auch unter Dach und Fach zu bringen. Eine von Gislason genommene Auszeit kam zur Unzeit, weil Ekberg zuvor einen verloren gelaubten Ball im Netz untergebracht hatte. So kam es, wie es zuletzt immer kommen musste: Böhm traf nach 58:43 Minuten zum 26:27-Anschluss für die TSV, 20 Sekunden später ging bereits der "Zeitspiel-Arm" der Schiedsrichter hoch. Der sechste und letzte Pass erreichte Wiencek, der aber in Meyer seinen Meister fand. 30 Sekunden blieben der TSV, um den Ausgleich zu erzielen. Doch endlich hatten die "Zebras" in dieser Saison auch einmal das Glück auf ihrer Seite: Hannover verzettelte sich, und Olsens Pass landete im Aus. Erleichtert feierten die Zebras danach zwei wichtige Punkte - gemeinsam mit den gut 400 THW-Fans, die mit nach Hannover gereist waren.