THW dreht Partie in Göppingen: 31:27-Auswärtssieg!
Sieben Spieler verletzt oder angeschlagen
Traumstart folgt Torflaute
Trotzdem starteten die Kieler stark in die Partie, glichen die frühe 2:1-Führung der Gastgeber nach einem starken Zusammenspiel von Patrick Wiencek und Steffen Weinhold aus, gingen kurz darauf durch den erneut hinten wie vorne ackernden Wiencek in Führung und bauten diese durch Blazenko Lackovic und Ekberg sogar auf 5:2 aus. Ein Traumstart, doch zur Beruhigung trug dieser nicht bei. Weil die "Zebras" schnell wieder in alte Muster verfielen und sich durch die zunehmend aggressiver agierende Göppinger Abwehr zu Fehlern zwingen ließen. Satte sieben Minuten dauerte es, bis Vujin nach schneller Mitte den Torbann brechen konnte - zwischenzeitlich waren die Gastgeber mit einem 4:0-Lauf wieder in Führung gegangen.
THW mit Pausenrückstand
Mit einem erneuten Doppelschlag brachte Frisch Auf erstmals zwei Tore zwischen sich und den Rekordmeister, der früh mit dem Durchwechseln begonnen hatte, um die enormen Belastungen auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Nach 16 Minuten hatte Gislason alle auf der Bank sitzenden schwarz-weißen Feldspieler eingesetzt, doch die Grün-Weißen blieben am Drücker, auch wenn Ekberg beim 11:11 wieder den Ausgleich markieren konnte. Denn zwei technische Fehler des Schweden ließen Göppingen zu zwei Gegenstoß-Toren kommen, fortan lief der THW einem Rückstand hinterher. Dass dieser bis zur Pause auf nicht mehr als zwei Treffer anwuchs, war auch ein Verdienst von Ilija Brozovic: Der Kreisläufer holte einen Siebenmeter heraus, den Vujin verwandelte, traf selbst zum 14:15 und offerierte mit einem erneut erkämpften Strafwurf dem THW die Chance, nach Fontaines Hammer zum 16:14 noch vor dem Wechsel zu verkürzen. Allerdings scheiterte Vujin an Rutschmann - die "Hölle Süd" war on fire.
Göppingen zieht weg
Christian Dissinger spielte in der offensiven Abwehr eine starke SpitzeIn den zweiten Abschnitt starteten die Kieler mit Bilyk auf der Regisseurs-Position, allerdings konnte auch Dahmkes toller Treffer nicht verhindern, dass sich Frisch Auf sukzessive absetzte. Prost hielt einen Wurf des unglücklich agierenden Lukas Nilsson fest, aber auch Andreas Wolff zeigte gegen Schiller und Späth seine Klasse. Gegen den Gegenstoß-Heber von Halen hatte er dann aber keine Chance - Göppingen führte mit 19:15 (36.). Sofort nahm Gislason eine Auszeit, brachte Christian Dissinger auf Halblinks, Weinhold für die Mitte und Marko Vujin für den rechten Rückraum - trotzdem tauchte Späth frei vor Wolff auf und netzte zum 20:15 ein. Weil den Kielern auch das Wurfpech treu blieb, bekamen die Gastgeber immer mehr Oberwasser. Doch im Handball kann sich das Blatt schnell wenden: Vujin traf zum Anschluss, Kneule scheiterte am Pfosten, was Ekberg zum Konter nutzte - der THW war urplötzlich wieder auf drei Tore dran.
Direkt nach Barcelona
Barcelona macht Stimmung
Auf die Kieler Abwehr und Andreas Wolff kommt am Sonnabend eine Herkules-Aufgabe zuNach dem 28:26-Hinspielerfolg des THW Kiel machten die Katalanen bereits ordentlich Stimmung, um ihre Arena zu füllen: Während sich Trainer Xavier Pascual und Kapitän Victor Tomas in der offiziellen Pressekonferenz nach dem Spiel nicht äußerten, giftete direkt im Anschluss vor allem der Coach via spanische Medien: "Wenn die Schiedsrichter normal gepfiffen hätten, hätten wir dieses Spiel gewonnen", wird Pascual in der Sportzeitung "AS" zitiert, "vielleicht gibt es ein Interesse, dass eine deutsche Mannschaft beim Final4 in Köln auf dem Poster steht." Gegenüber Catalunya Ràdio soll der Coach von einer "Schande" und "Respektlosigkeit der Schiedsrichter" gesprochen haben. Bisher nicht gekanntes Vorgeplänkel des spanischen Rekordchampions vor dem Klassiker, der Sonnabend ab 18:30 Uhr live bei Sky Sport übertragen wird - und ein Vorgeschmack dessen, was den THW im Palau Blaugrana erwarten wird: Eine überhitzte Atmosphäre mit 60 Minuten Dauerdruck. Auf geht's, Kiel!
Offensive Abwehr zwingt FAG zu Fehlern
Allerdings wehrten sich die Grün-Weißen mit ihrer seit langer Zeit wohl besten Leistung und hielten den Vier-Tore-Vorsprung, legten immer nach. Bis Nikola Bilyk in Unterzahl mit einem großartigen Wackler endlich die Lücke in der FAG-Abwehr fand, Weinhold kurz darauf einen Siebenmeter rausholte, und Ekberg zum 21:23 traf (46.). Eine Viertelstunde vor Schluss kehrte der Kampfgeist endgültig zurück in die müden Kieler Knochen, was sich auch in der aufopferungsvoll ackernden offensiven Abwehr äußerte: An deren Spitze machte Christian Dissinger Meter um Meter, stellte sich dem Frisch-Auf-Angriff schon kurz hinter der Mittellinie in den Weg, zwang die Göppinger, die zuvor viel aus der Bewegung getroffen hatten, zum Standhandball. Und es war ausgerechnet Dissinger, der das wichtige 22:23 erzielte: Nach einem Weinhold-Steal machte die monatelang verletzte Nummer 15 im Gegenstoß kurzen Prozess.
Wolffs Jubel-Urschrei
Und dann kam der Wolff: Erst lenkte der Keeper einen Halen-Wurf an den Pfosten, Dahmke hechtete dem Abpraller hinterher und ermöglichte so das 23:23 durch Ekbergs Siebenmeter. Dann parierte Wolff gegen den frei vor ihm auftauchenden Sesum, doch noch immer war aus Kieler Sicht nicht alles gut. Weil nach einem Pass ins Aus mit dem Kieler Einwurf direkt Halen bedient wurde, der sich mit dem 25:24 für diesen Fauxpas bedankte. Und weil dem THW auch vorn wieder Fehler unterliefen - allerdings wurden die Gastgeber durch die Kieler Defensive zusehends zermürbt. Sechs Minuten vor dem Ende neigte sich das Spiel dann endgültig in schwarz-weiße Richtung: Weinhold traf nach einem FAG-Pass ins Aus mit der zweiten Welle, dann klaute der Linkshänder den Ball und bediente Dahmke zum 26:25. Wolff hielt einen Ball von Kneule und ließ mit seinem folgenden Jubel-Urschrei die EWS-Arena erbeben. Allerdings überwand Pfahl kurz darauf den Keeper. Ausgleich. Noch sechs Minuten zu spielen.
Spiel gedreht
Bilyk zog einen Strafwurf, Ekberg war wieder sicher vom "Strich". Göppingen wurde ins Zeitspiel getrieben, Sesum verzog mit dem letzten möglichen Ballkontakt über das Tor. Und vorne zeigte Bilyk mit einer unfassbaren Drehung und dem 28:26 einmal mehr, wie wichtig der 20-Jährige für den THW ist. Frisch Auf zeigte Nerven, Schiller traf nur den Pfosten, im Gegenzug leitete der von zwei Abwehrspielern umklammerte Wiencek den Ball zu Vujin weiter, der mit dem 29:26 (59.) alles klar machte. Danach war Schluss für den Linkshänder, der nach der zweiten Energieleistung innerhalb von 72 Stunden mit einem Krampf behandelt werden musste. So sah der überragende Mann, wie Weinhold gegen die offensive Deckung alles klar machte und Wolff nach seiner zwölften Parade mit seinem vierten Bundesliga-Tor für den THW den Endstand erzielte. Der Jubel der müden Kieler fiel allerdings verhalten aus - zu sehr hatte das 51. Saisonspiel einmal mehr an ihren Kräften gezehrt.