
Titelverteidiger THW Kiel steht nach intensivem Pokalfight in Balingen im Viertelfinale!
Der Pokal hat seine eigenen Gesetze, Auswärtsspiele in Balingen sowieso. Und so war es auch kaum überraschend, was sich am Mittwochabend in der pickepackevollen Balinger Arena abspielte: Die Gastgeber, im letzten Jahr sensationell Dritter des Pokal-Wettbewerbs, lieferten dem Titelverteidiger THW Kiel einen Kampf auf Biegen und Brechen. Träumte angesichts einer 28:26-Führung in der 41. Minute sogar vom großen Coup. Doch die Zebras blieben ruhig, hielten nach nur einer Trainingseinheit als Vorbereitung auf diesen Kampf voll dagegen. Es entwickelte sich eine Partie, die mitreißend war wie die Vorstellung des angeschlagenen Elias Ellefsen á Skipagötu: Der traf in den letzten 22 Minuten sieben Mal, legte seinen Mitspielern Tore auf und holte Zeitstrafen heraus. Am Ende jubelte der THW Kiel mit seinen lautstarken Fans, unter die sich auch Ex-Kapitän Patrick Wiencek gemischt hatte, über einen 41:36 (21:17)-Erfolg und den Einzug ins Viertelfinale. Bester Torschütze der Kieler war Harald Reinkind mit acht Treffern.
Johansson bestimmt erste Hälfte
Die Zebras waren vor der schweren Aufgabe in Balingen gewarnt, zudem sich die personelle Lage bei den Kieler nicht unbedingt entspannt hatte. Denn á Skipagötu ging angeschlagen ins Spiel, Petter Överby musste verletzt ebenso passen wie der erkrankte Leon Nowottny. Für ihn reiste der 18-jährige A-Jugend-Bundesligatorwart Markus Hanns mit nach Baden-Württemberg, der am Ende der Partie sogar noch einige Einsatzminuten bekam. Wohin die Reise in Balingen gehen würde, zeigte sich von Beginn an: Es wurde um jeden Zentimeter gekämpft, die Gastgeber gingen sogar in Führung - und das, obwohl THW-Torhüter Andreas Wolff stark in die Partie fand. Vorne gehörten die ersten Minuten Eric Johansson - im Guten, wie auch im nicht ganz so Guten: Der Schwede produzierte zwar einige technische Fehler, erzielte aber auch die ersten drei Kieler Treffer und insgesamt sechs bis zur Pause. Vor dieser hatten sich die Schwarz-Weißen sukzessive abgesetzt, waren von 13:10 (Johansson, 19.) über 17:13 (Bence Imre im Gegenstoß) und Reinkinds Treffer in Unterzahl auf 21:16 davon gezogen.
Kieler kommen gut aus der Pause
Nach einem weiteren HBW-Gegentreffer nahmen die Kieler einen Vier-Tore-Vorsprung mit in die Kabine. Aus dieser kehrten sie spektakulär zurück: Johansson bediente Reinkind zum Rückraum-Kempa. Und als Lukas Zerbe, der später am Fuß verletzt vom Feld getragen wurde, per Siebenmeter sicher zum 24:19 (33.) verwandelte, schienen die Zebras die Halle beruhigt zu haben und einem sicheren Erfolg entgegen zu streben. Doch wie schnell es in Balingen gehen kann, die Arena wieder auf Betriebstemperatur zu bringen, zeigte sich wenig später: Die HBW-Abwehr brachte noch mehr Härte ins Spiel, hinter ihr zeichnete sich das ehemalige Jungzebra Magnus Bierfreund einige Male aus. Balingen nutzte das, kam durch Sascha Pfattheicher und Yonatan Dayan zu schnellen Toren. Mit einem 4:0-Lauf verkürzte HBW auf 23:24 und drehte die Partie.
Kieler bewahren Ruhe
Beim 28:26 für die Gastgeber glich die Halle einem Tollhaus, in dem sich THW-Trainer Filip Jicha bei einer Auszeit Gehör verschaffte. Er verordnete seinen Mannen mit dem siebten Feldspieler wieder etwas mehr Ruhe im Angriffsspiel und brachte á Skipagötu, der mit viel Tempo sofort in die Partie fand. Er traf zum 27;28 und kurz darauf bei drohendem Zeitspiel zum Ausgleich (44.). Rune Dahmke machte nach einem Ballgewinn der Abwehr das 29:28. Á Skipagötu traf zum wichtigen 30:28 über Halbrechts - die Zebras bekamen die Partie langsam wieder unter Kontrolle. Auch, weil sich Wolff jetzt wieder auszeichnen konnte. Und auch, weil Reinkind im Eins-gegen-Eins zum 35:31 (51.) einnetzte. Spätestens nach Lukas Laubes 33:37 und á Skipagötus 33:38 (55.) waren die Zebras wieder auf der Siegerstraße.
Viertelfinale wird am Donnerstag ausgelost
Endgültig den Deckel auf den Viertelfinal-Einzug schraubte Veron Nacinovic, der einen Wurf blockte, den Ball sicherte und so das 40. Kieler Tor durch Dahmke ermöglichte. Den Schlusspunkt setzte Elias Ellefsen á Skpiagötu mit einem tollen Anspiel auf Lukas Laube, der zum 41:36 traf. Der Titelverteidiger bleibt nach intensiven 60 Achtelfinal-Minuten also im Rennen um das Lidl Final4. Auch der THW Kiel ist am Donnerstagabend also im Topf, wenn die Viertelfinal-Partien, die am 17./18. Dezember ausgetragen werden, gelost werden. Die Auslosung findet direkt nach der letzten Achtelfinal-Partie zwischen den Füchsen Berlin und dem ThSV Eisenach (Anwurf 19 Uhr) statt und wird live bei Dyn übertragen.
Heimspiel am Sonntagnachmittag
Knapp drei Wochen nach dem bisher letzten Heimspiel gegen die MT Melsungen spielen die Zebras am Sonntagnachmittag endlich wieder zu Hause in der Wunderino Arena: Zu Gast ist ab 16:30 Uhr der Bergische HC, der als Zweitliga-Meister den direkten Wiederaufstieg in die "stärkste Liga der Welt" schaffte. Der BHC, bei dem mit Yannick Fraatz auch ein ehemaliges Zebra spielt, zahlte zum Saisonstart ein wenig Lehrgeld in der DAIKIN HBL, ist jetzt aber angekommen im Kampf um den Klassenerhalt und steht wie der THW Kiel im Viertelfinale des DHB-Pokals. Die Zebras wollen ihre weiße Weste gegen die Gäste aus dem Bergischen Land unbedingt wahren und mit zwei wichtigen Heimpunkten Anschluss halten an das Spitzenduo. Anpfiff ist um 16:30 Uhr, für die Begegnung gibt es bei CITTI, online unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT (Sonntag ab 13:30 Uhr bis zum Anpfiff geöffnet) noch Karten in nahezu allen Kategorien. Weiter geht’s gegen den Bergischen HC, Kiel!
Fotos: HBW/Heinrich Müller / Marco Wolf
Die Achtelfinal-Resultate
TVB Stuttgart- SG Flensburg-Handewitt: 29:36 (12:17)
TBV Lemgo Lippe - VfL Gummersbach: 30:27 (17:18)
HSG Nordhorn-Lingen - SC DHfK Leipzig: 27:28 (11:14)
HC Elbflorenz Dresden - MT Melsungen: 30:32 n.V. (25:25, 14:12)
Bergischer HC - TSV Hannover-Burgdorf: 40:38 n. 2. V. (33:33, 28:28, 15:12)
HBW Balingen-Weilstetten - THW Kiel: 36:41 (17:21)
TV Großwallstadt - SC Magdeburg: 27:45 (11:23)
Füchse Berlin - ThSV Eisenach (Donnerstag)
DHB-Pokal, Achtelfinale: HBW Balingen-Weilstetten - THW Kiel: 36:41 (17:21)
HBW Balingen-Weilstetten: Kornecki (1.-19., 47.-50., 2 Paraden), Bierfreund (19.-47., 50.-60., 6 Paraden); Locher (2), Raguse (3), Strobel, Grüner (1), Wente, Bänsch, Flügel (4), Flad, Heinzelmann (8), Pfattheicher (8/3), Dayan (4), Leimeter (2), Pöhle (4), Bauer; Trainer: Flohr
THW Kiel: Hanns (58.-60., keine Parade), Wolff (1.-58., 12 Paraden); Duvnjak, Reinkind (8), Landin, J. Dahmke (n.e.), Laube (5), Johansson (6), Ankermann (n.e.), R. Dahmke (2), Zerbe (5/4), Bilyk (4), á Skipagötu (7), Imre (4/1), Nacinovic; Trainer: Jicha
Schiedsrichter: Thomas Kern / Thorsten Kuschel
Zeitstrafen: HBW: 7 (Pöhle (2.), Leimeter (11.), 2x Wente (29., 46.), Bauer (31.), 2x Heinzelmann (33., 55.))/ THW: 5 (Laube (8.), Duvnjak (27.), Johansson (33.), 2x Nacinovic (50., 59.))
Siebenmeter: HBW: 3/3 / THW: 6/5 (Zerbe an die Latte (39.))
Spielfilm: 1:0, 1:2, 4:3 (8.), 6:6 (11.), 6:8, 8:11 (16.), 10:11 (17.), 10:13, 13:15 (22.), 13:17 (23.), 15:19 (25.), 16:21 (28.), 17:21;
2. Hz.: 17:22, 19:24 (33.), 23:25 (37.), 28:26 (41.), 28:30 (45.), 30:32 (47.), 30:34 (49.), 32:36 (51.), 33:38 (55.), 35:40 (57.), 36:41.
Zuschauer: 2320 (ausverkauft) (MEY Generalbau-Arena, Balingen)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Ich werde es immer betonen, wenn wir in Balingen spielen: Ich bin froh, gewonnen zu haben. Balingen hat eine besondere DNA, hier geht es immer mit viel Härte, viel Intensität zu – und das gegen eine eingeschworene Truppe. Ich mag Balingen, ich mag die Halle, ich mag die Emotionen. In unserer einzigen Trainingseinheit habe ich versucht, meine Mannschaft auf das, was hier passiert, einzustellen. Denn HBW war nicht umsonst beim Final4 im letzten Jahr. Ich bin erleichtert, dass wir uns nach der Nationalmannschaftswoche und diesem intensiven Pokalfight mit dem Viertelfinale belohnen konnten. Für den Endspurt im November und Dezember liegt jetzt noch viel Arbeit vor uns, die angeschlagenen Spieler müssen an ihren Körpern arbeiten, um in eine gute Verfassung zu kommen. Bei Lukas Zerbes Verletzung müssen wir abwarten, was die Untersuchungen zutage fördern. Elias war angeschlagen, auch er muss an seinem Körper arbeiten, was bei der Nationalmannschaft vielleicht etwas zu kurz kam. Heute habe ich ihm Mitte der zweiten Halbzeit gesagt: Sei nicht beleidigt, wenn du nicht spielst. Aber sei bereit, wenn die Mannschaft dich braucht. Die Mannschaft hat ihn gebraucht, und Elias hat Wille, Explosivität und ein starkes Eins-gegen-Eins gezeigt.
HBW-Trainer Matthias Flohr: Heute haben wir gegen eine der besten Mannschaften der Welt gespielt. Und ich habe einen Riesen-Respekt davor, wie der THW Kiel nach der Nationalmannschafts-Woche an seine zuvor gezeigten Leistungen anknüpfen konnte. Ich bin superstolz, wie wir im Angriff gegen beide Formationen gespielt haben, wie wir Situationen kreiert haben. Die 41 Gegentore sind dem Tempo und der enormen Qualität des THW Kiel geschuldet. Da kommt dann ein Elias Ellefsen á Skipagötu und zeigt sofort, warum er derzeit einer der besten Spieler der Bundesliga ist. Trotzdem bin ich sehr stolz auf das, was wir heute bei diesem Angriffsspektakel abgeliefert haben. Und ich freue mich für Magnus Bierfreund über dessen Leistung, seine Paraden haben mit dazu beigetragen, dass wir mit zwei Toren in Führung gehen konnten.












