Zebras steigern sich gegen Brest zu zwei Punkten
Eine Halbzeit lang stotterte der Zebra-Motor im 15. Pflichtspiel innerhalb von nur 39 Tagen, dann zündete der THW Kiel in der Sparkassen-Arena zwischenzeitlich den Turbo und feierte am Ende gegen den weißrussischen Meister HC Meshkov Brest einen ungefährdeten 31:23 (13:12)-Erfolg. Eine ganz starke Leistung zeigte Dario Quenstedt: Der THW-Torhüter parierte insgesamt 16 Würfe und gab damit seiner Mannschaft Sicherheit. Im Angriff setzten Rune Dahmke und Patrick Wiencek mit jeweils fünf Treffern die zahlenmäßig größten Akzente.
Ausgelassene Möglichkeiten und Brester Führung
Mit der 6-0 kehrte die Stabilität zurück
Schon nach 36 Sekunden eröffnete Harald Reinkind, nach Steffen Weinholds langfristigem Ausfall Alleinunterhalter im rechten Kieler Rückraum, vor 7506 Zuschauern den Torreigen - dem viele weitere Tore bereits in der Anfangsphase hätten folgen können. Allerdings waren die Zebras auf der Suche nach der Feinjustierung für das Visier, ließen zahlreiche Chance liegen. Auf der anderen Seite sorgte Quenstedt mit tollen Paraden unter anderem für die Basis zum Zwischenspurt auf 5:2, ein Doppelschlag von Kankaras brachte die Weißrussen wieder heran. Und doch machten die Kieler bis zum 9:7 einen stabilen Eindruck, THW-Trainer Filip Jicha sorgte mit seinen Wechseln für Lastverteilung. Allerdings musste Magnus Landin nach einem Zusammenprall mit einem Pferdekuss vom Feld, Brest nutzte jeden Kieler Fehler eiskalt: Mit einem 5:0-Lauf zogen die Gäste auf 11:9 davon. Nach 23 Minuten zog Jicha erstmals den grünen Karton.
Knappe Pausenführung
Kraftvoll setzte sich Domagoj Duvnjak in Szene
Mit Miha Zarabec und Duvnjak im Rückraum sorgte der Tscheche für neue Impulse - und mehr Tempo im Kieler Angriffsspiel. Zudem beorderte er die zu große Lücken lassende Defensive auf die 6-0-Linie zurück. Maßnahmen, die Erfolg hatten: Quenstedt hielt einen Gegenstoß von Selvasiuk, Niclas Ekberg verwandelte einen Strafwurf. Die Abwehr trieb die Weißrussen ins Zeitspiel, Zarabec und Dahmke spielten Doppelpass zum 11:11- Und nach einem Tipp-out von Hendrik Pekeler war es es Reinkind, der sich im starken Eins-gegen-Eins zur 12:11-Führung durchtankte. Und dem Kapitän war es überlassen, nach Baranaus' neuerlichem Ausgleich die Halbzeitführung unter Dach und Fach zu bringen: Duvnjak traf mit 102 km/h zum 13:12.
Klasse Neustart
Dreimal erfolgreich: Harald Reinkind
Mit mehr Elan und Energie kamen die Zebras dann aus der Kabine zurück: Reinkind fackelte zum 15:13, Patrick Wiencek stahl hinten den Ball, den Duvnjak vorne zum 16:13 ins Netz drosch. Quenstedt hielt gegen den freien Außen Baranau, vorn bediente Zarabec Kreisläufer Wiencek, der sich kraftvoll zum 17:13 durchsetzte. Ein Neustart mit Signalwirkung, auch wenn weiterhin nicht alles rund bei den Zebras lief. Aber die nun konsequenter zupackende Abwehr stelte die Gäste zunehmend vor Probleme, und der Angriff nutzte seine Möglichkeiten. Hendrik Pekeler und Duvnjak trafen zur ersten Fünf-Tore-Führung, Dahmke netzte einen seiner unglaublichen "Um die Ecke"-Würfe ein - und trotzdem konnte Brest noch einmal auf 19:22 verkürzen.
Strahlende Zebras
Tempo und tolle Anspiele: Miha Zarabec
Doch die Zebras reagierten kühl - und trotzdem mit heißem Herzen: Miha Zarabec, der für viel Tempo in der Kieler Offensive sorgte, fing einen Gegenstoß-Pass ab und flitzte durch die komplette Brester Deckung zum 24:19 (52.), und auch wenn die Gäste - wie bei Panic' Kempa - frech blieben, so behielt der THW in der turbulenten Schlussphase mit zahlreichen Paraden auf beiden Seiten doch den Überblick: Zarabec auf Wiencek - 25:20. Wiencek nach Parade Matsekevich zum 26:20, Ekberg per Gegenstoß nach Quenstedts 15. Parade zum 27:20. Die Punkte waren unter Dach und Fach, die Zuschauer feierten die Zebras für ihre couragierte Leistungen in den vergangenen Wochen. Und natürlich für den 31:23-Erfolg, der die Kieler zwischenzeitlich auf Platz eins der Vorrundengruppe B in der VELUX EHF Champions League hievte. Lang anhaltender Applaus - und die Aussicht auf ein paar freie Tage nach der Terminhatz der vergangenen Wochen ließen die Kieler Handballer strahlen.
Mittwoch: alles oder nichts in Wetzlar
Nach dem siebten Spiel in 22 Tagen ist der Handball-September für die Zebras Geschichte - das erste spielfreie Wochenende seit dem Start der Saisonvorbereitung Mitte Juli werden die Kieler Handballer zum Durchschnaufen nach dem irren Auftakts-Ritt nutzen. Kräfte bündeln ist auch deshalb angesagt, weil am kommenden Mittwoch ein "alles-oder-nichts-Spiel" ansteht: Um 20 Uhr bestreitet der Titelverteidiger das Achtelfinale bei der HSG Wetzlar. Die Partie wird nicht in Live-Bildern oder im Stream zu sehen sein, für THW-Fans in der Region gibt es noch Karten (direkt zum HSG-Online-Shop).
Nächstes Heimspiel am 10. Oktober
Rune Dahmke erzielte fünf Tore gegen Brest
Das nächste Heimspiel des THW Kiel wird nach der Auswärtstour zum TBV Lemgo Lippe (Sonntag, 6.10., 16 Uhr live bei Sky) am Donnerstag, 10. Oktober, um 19 Uhr in der Sparkassen-Arena angepfiffen. Für die Begegnung gegen den Aufsteiger HSG Nordhorn-Lingen gibt es - dank des Clubsales von Fans für Fans - noch Tickets in nahezu allen Kategorien. Diese sind in der THW-FANWELT (Ziegelteich 30), an allen bekannten Vorverkaufsstellen (in Kiel zum Beispiel bei CITTI, im Ticketcenter der Arena oder in den famila-Märkten mit Ticketverkauf), an der telefonischen Hotline 01806 30 02 34 (0,20 Euro/Anruf aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 Euro/Anruf aus dem deutschen Mobilfunknetz) und rund um die Uhr im Online-Ticketshop erhältlich. Dieser bietet - so verfügbar - bis kurz vor Anpfiff noch Karten an, durch das Print@Home-Prinzip kann man das gekaufte Ticket sofort selbst ausdrucken. Weiter geht's, Kiel!
VELUX EHF Champions League, 3. Spieltag, 25.09.2019: THW Kiel - HC Meshkov Brest: 31:23 (13:12)
THW Kiel: N. Landin (n.e.), Quenstedt (1.-60., 16 Paraden); Duvnjak (4), Reinkind (3), M. Landin (1), Kristjánsson (1), Wiencek (5), Ekberg (4/2), Rahmel (2), Dahmke (5), Zarabec (1), Horak, Bilyk (4), Pekeler (1); Trainer: Jicha
HC Meshkov Brest: Pesic (1.-43., 7/1 Paraden), Matskevich (43.-60., 7 Paraden); Kankaras (5), Kulak, Panic (6), Shkurinskiy (3), Yurynok (1), Obradovic, Accambray (1), Shumak (1), Baranau (1), Razgor (1), Selvasiuk (1), Djukic (1/1), Vailupau, Malus (2); Trainer: Alonso
Schiedsrichter: Jesper Kirkholm Madsen / Henrik Mortensen (DEN)
Strafzeiten: THW: 1 (Dahmke (30.)) / Brest: 2 (Shumak (12.), Kankaras (24.))
Siebenmeter: THW: 3/2 (Pesic hält Ekberg, der den Nachwurf verwandelt (9.)) / Brest: 1/1
Spielfilm: 1:0, 2:2 (4.), 5:2 (10.), 5:4 (13.), 7:4 (15.), 7:6, 9:7 (19.), 9:11 (23.), 12:11 (28.), 13:12;
14:12, 14:13 (32.), 17:13 (38.), 18:15 (40.), 20:15 (40.), 21:16, 22:17 (45.), 22:19 (50.), 24:19 (52.), 24:20, 27:20 (56.), 28:21, 29:22 (59.), 29:23, 31:23.
Zuschauer: 7506 (Sparkassen-Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Wir sind glücklich mit dem Resultat, aber ehrlicherweise hat Brest das heute richtig gut gemacht. Wir hatten mit unserer 3-2-1 einen guten Start, haben dann aber irgendwie die Energie und die seitliche Bewegung verloren. So kam Brest zurück ins Match. Mit unserer 6-0-Abwehr haben wir dann versucht, den Fokus zurückzugewinnen. Das hat irgendwie geklappt, bis wir dann im Angriff zuviele Fehler gemacht haben und Brest mit seinen Steals und Gegenstößen uns noch einmal in Bedrängnis gebracht hat. Insgesamt bin ich aber sehr glücklich, wie wir das dann in der zweiten Halbzeit gelöst haben.
Brests Coach Raul Alonso: Glückwunsch an Filip und den THW Kiel zum Sieg. Insgesamt bin ich ein wenig enttäuscht über das Ergebnis, das sich ein wenig enger anfühlte als es letztlich war. Wir haben versucht, das Spiel bis zum Ende offen zu gestalten, haben den THW Kiel in die 6-0-Defensive gedrückt und in der ersten Halbzeit einen guten Job gemacht. In der zweiten Halbzeit haben wir dann zuviele Würfe ausgelassen, zudem hat Dario ein super Match gespielt. Aber einige unserer Würfe kamen ja nicht einmal aufs Tor ... So konnte Kiel uns auskontern und seine überragende Qualität ausspielen.
Brests Simon Razgor: Kiel hat verdient gewonnen. Es war klasse, in der berühmtesten Arena der Welt zu spielen. Aber wir sind hier nicht mit der weißen Fahne in der Hand angereist, wir wollten dieses Spiel gewinnen. Wie in den letzten Champions-League-Partien haben uns dann die letzten 15 Minuten geärgert. Wir müssen da hungriger sein und mehr an uns glauben - schließlich spielen wir gut.
Rune Dahmke: Es war richtig toll, gegen meinen ehemaligen Jugendtrainer Raul zu spielen. Wir haben insgesamt im ersten Durchgang zu viele Fehler gemacht, haben viele Bälle verloren und Brest so zu Gegenstößen eingeladen. Später standen wir stabiler in der Abwehr, Dario hat eine tollen Job verrichtet, und im Angriff haben wir strukturierter gespielt. Unser Einsatz in der zweiten Halbzeit hat gepasst, aber insgesamt haben wir heute nicht so gespielt, wie wir vor unseren tollen Heim-Fans spielen wollen.