Auswärts bei einem Weltklasse-Team: Mittwoch stellen sich die Zebras der Herausforderung Kielce
Nach zuletzt zwei schweren Partien in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga startet jetzt auch die europäische Königsklasse wieder durch. Für den THW Kiel steht in der Machineseeker EHF Champions League dabei gleich ein Top-Spiel auf dem Programm. Mittwochabend sind die Zebras bei Industria Kielce gefordert. Bei einer Mannschaft, gegen die zuletzt im März 2011 auswärts etwas Zählbares für die Kieler heraussprang. "Für uns ist das eine enorm wichtige Partie, weil wir den ersten Platz in der Gruppe verteidigen wollen", sagt THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler. Anwurf in der ausverkauften "Hala Legionow" in Kielce ist um 20:45 Uhr, Dyn und DAZN übertragen live.
Erfolg beim BHC hat Kraft gekostet
Drei-Tages-Rhythmus, kombiniert mit weiten Reisen: Das ist der Takt, der für die Zebras im Monat Februar gnadenlos schlägt. Nach einer anstrengenden Europameisterschaft, bei der elf Kieler Handballer unzählige Minuten auf dem Feld verbrachten, geht es ohne Pause weiter. "Wir haben in unserer Entwicklung noch einen langen, steinigen Weg vor uns", sagte THW-Trainer Filip Jicha am Sonntagabend nach dem hart erkämpften 29:25-Erfolg beim Bergischen HC. Der Erfolg hatte Kraft gekostet. Ein Umstand, mit dem man beim THW Kiel gerechnet hatte. Deswegen machten sich die Zebras nach der Partie auch nicht auf die mehrstündige Rückreise mit dem Bus, sondern blieben in Düsseldorf.
Zebras reisen direkt von Düsseldorf nach Kielce weiter
Am Montag wurde die Vorbereitung auf Kielce im BHC-Trainingszentrum in Solingen gestartet. Am Dienstag fliegt die Zebraherde dann nach Warschau. Von dort geht es mit dem Bus weiter ins rund 200 Kilometer entfernte Kielce, wo am Abend das Abschlusstraining stattfindet. Eine logistische Meisterleistung des Teams hinter dem Team, um den THW-Handballern eine bestmögliche Vorbereitung angesichts des engen Terminkalenders zu ermöglichen. Denn nicht nur Jicha weiß, dass den Zebras auswärts eine Herkules-Aufgabe bevorsteht: "Es ist ewig her, dass wir mal in Kielce gewinnen konnten. Da war ich selbst noch Spieler..." Trotzdem reise man nach Polen, so der Trainer weiter, um die Big-Points mitzunehmen. "Aber Favorit sind wir allein schon mit Blick auf die Historie sicherlich nicht. Daher brauchen wir auch keine Angst vor der Herausforderung haben, weil wir in Kielce eigentlich nur überraschen können."
Kielce sitzt dem Führungsduo im Nacken
Mit aktuell 12 Punkten sitzt die polnische Weltklasse-Mannschaft von Trainer Talant Dujshebaev, deren Kader wir bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorgestellt hatten, den Zebras (15 Punkten) und Aalborg (ebenfalls 12 Punkte) im Nacken. Bei Punktgleichheit entscheidet der direkte Vergleich zwischen den beteiligten Teams, hier haben die Zebras durch den 35:31-Erfolg im Oktober vorgelegt. Damals hatte der THW Kiel in einer wahren Königsklassen-Partie einen Halbzeit-Rückstand noch gedreht und das Spiel auch dank zahlreicher Paraden von Tomas Mrkva, acht Treffern von Elias Ellefsen á Skipagötu und nicht zuletzt der unglaublichen Unterstützung von den Rängen gewonnen. "Wir müssen und werden unsere Lehren aus diesem Spiel ziehen", hatte Dujshebaev damals angekündigt.
Polen wollen wieder an die Spitze
Doch weil Kielce in der Folge gegen Pick Szeged (27:27) und in Zagreb (22:22) nicht über ein Unentschieden hinauskam und am letzten Spieltag vor Weihnachten nach dramatischen 60 Minuten mit 25:26 in Szeged verlor, überwinterte der Titel-Favorit „nur“ auf Platz drei. In der engsten und spannendsten Gruppenphase aller Zeiten haben die Polen trotzdem alle Möglichkeiten, sich in den verbleibenden vier Partien noch durch das Erreichen von Platz eins oder zwei die direkte Viertelfinal-Qualifikation zu sichern.
Wolff und Dujshebaev sind zurück
Umso mehr freut es Talant Dujshebaev, seit zehn Jahren in Kielce am Ruder, dass die Verletzungsmisere der Hinrunde zumindest auf zwei Schlüsselpositionen Geschichte ist: Im Hinspiel fehlte Kielce mit Linkshänder Alex Dujshebaev und Torhüter Andreas Wolff zwei Leistungsträger des Weltklasse-Ensembles. Beide mischen aktuell wieder mit und sollen am Mittwoch helfen, die beeindruckende Heim-Serie des 20-fachen polnischen Meisters gegen den deutschen Rekordmeister auszubauen: Seit fast 13 Jahren warten die Zebras in der "Hala Legionow" auf ein Erfolgserlebnis. Damals, am 6. März 2010, hatte Andreas Palicka mit 19 Paraden den Grundstein zum Sieg gelegt, das heutige Trainer-Duo aus Filip Jicha (4) und Christian Sprenger (2) insgesamt sechs Mal beim 36:27-Erfolg getroffen.
Gegner ist bereit für die Zebras
Am Samstagnachmittag hat sich Kielce schon einmal warmgeworfen für den THW Kiel: Ohne die angeschlagenen Tomasz Gębala, Hassan Kaddah und Artsem Karalek gewann Kielce in der Orlen Superliga auswärts mit 39:28 bei Azoty Pulawy. Co-Trainer Krzysztof Lijewski war zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft: "Wir haben vor allem in der Abwehr gut gespielt. Und das ist ein ganz wichtiger Punkt vor dem bevorstehenden Champions-League-Spiel gegen den THW Kiel." Bester Werfer in Kielces Mannschaft sind der wurfgewaltige polnische Halblinke Szymon Sicko (45 Tore), der kroatische Mittelmann Igor Karacic (32) und die französischen Europameister Dylan Nahi (Linksaußen, 31) und Nicolas Tournat (29).
Ausverkaufte Halle in Kielce
Geleitet wird das Top-Spiel der Machineseeker EHF Champions League von den beiden serbischen Unparteiischen Marko Boricic und Dejan Markovic, für die EHF sitzt der Slowene Tomo Vodopivec am Kampfgericht. Anwurf im mit 4200 Zuschauern ausverkauften Hexenkessel „Hala Legionow“ ist um 20:45 Uhr, Dyn und DAZN übertragen live. "Kielce hat eine absolute Top-Mannschaft", erwartet Hendrik Pekeler einen heißen Tanz in Polen. "Im Hinspiel konnten wir sie schlagen, da haben aber auch Alex Dujshebaev und Andreas Wolff gefehlt. Deshalb wird das am Mittwoch ein komplett anderes Spiel." Eines, in dem die Zebras überraschen wollen. Auf geht’s nach Kielce, Kiel!