Mangelnde Angriffs-Effizienz: Zebras unterliegen Aalborg Handbold deutlich
Der THW Kiel hat in der Machineseeker EHF Champions League am siebten Gruppenphasen-Spieltag seine zweite Niederlage kassiert. Gegen die dänische Weltklasse-Mannschaft Aalborg Handbold waren die Zebras trotz eines starken Samir Bellahcene zwischen den Pfosten und einer soliden Abwehrleistung chancenlos, weil ihnen im Angriff die Effektivität fehlte. Ex-Zebra Niklas Landin mit einer Glanzleistung sowie viele technische Fehler der Kieler in der Vorwärtsbewegung gaben letztlich den Ausschlag zur deutlichen 18:27 (6:11)-Heimniederlage.
Rückspiel bereits in einer Woche
Einziger Trost für die Kieler Fans unter den 7723 Zuschauern: Die Zebras verteidigten trotz der Niederlage mit zehn Pluspunkten Rang eins in der brutal engen Gruppe A der Machineseeker EHF Champions League. Die Dänen rückten mit nunmehr neun Punkten auf Platz zwei vor. Die Chance zum Bessermachen bietet sich für die Zebras bereits in rund einer Woche: Am Mittwoch kommt es zum Rückspiel in der dänischen Handball-Metropole. Immerhin stellten die Kieler mit Niclas Ekberg auch den erfolgreichsten Torschützen der Partie. Der Schwede zog wie seine Nebenleute zwar auch am Fahrkartenschalter, versenkte am Ende aber dennoch sieben Bälle im Tor von Niklas Landin. Auffälligster Kieler Spieler war hingegen ebenfalls ein Torhüter: Samir Bellahcene hielt die Niederlage seiner Zebras mit Glanzparaden am Stück noch in halbwegs erträglich Grenzen. Ein Lob gebührte außerdem dem großartigen THW-Publikum, das die ernüchterten und niedergeschlagenen Zebras am Ende der einseitigen Partie lautstark anfeuerte und mit Beifall in die Kabinen begleitete.
Zebras erwischen guten Start
Jubel gab es schon lange vor dem Anpfiff in der Wunderino Arena - nicht nur für die Zebras. Als Niklas Landin "sein" ehemaliges Parkett zum Warmmachen betrat, wurde er von herzlichem Beifall empfangen: Die THW-Fans haben natürlich nicht vergessen, was er für den THW war, als Torhüter der absoluten Sonderklasse und als Mensch. Doch am Donnerstagabend trug Landin das Trikot von Aalborg. Und der ehemalige THW-Schlussmann entpuppte sich bereits in den ersten 30 Minuten als Schreckgespenst für seine Ex-Mitspieler und Freunde. Ekberg scheiterte als erstes Zebra an Landin, von Rechtsaußen. Hendrik Pekeler machte es besser, traf kompromisslos zum 1:0, und Magnus Landin ließ wenig später das 2:0 folgen. Er traf von Linksaußen gegen seinen Bruder im Tor von Aalborg. Hoxer erzielte den 1:2-Anschluss, auf den Nikola Bilyk die schnelle Antwort zum 3:1 fand. Auf der anderen Seite glänzte derweil Samir Bellahcene im Kieler Kasten, der Franzose war gegen Antonsen, Hoxer, Juul und Mikkel Hansen auf dem Posten. So nutzte Nikola Bilyk einen Kieler Ballgewinn zum 4:2 in der zehnten Minute - ein guter Start.
Insgesamt nur 17 Tore zur Pause
Dann aber herrschte Flaute im THW-Angriff: Juul, Möllgaard und Björnsen drehten den Spielstand auf 5:4 für den Tabellenführer der dänischen Liga, der dank der Paraden von Landin mehr und mehr an Sicherheit gewann. Im Gegenzug atmete Ekberg zunächst einmal durch, erzielte sein erstes Tor im vierten Versuch gegen Niklas Landin. 5:5 hieß es nach 15 Minuten. Die Torhüter waren die Helden auf dem Spielfeld, bestimmten den Spielstand und nötigten den gegnerischen Angreifern Respekt ab. Für den THW folgten dann die schlimmsten 13 Minuten der gesamten Saison: Alles, was sie vor dem Aalborger Tor versuchten, blieb erfolglos. Zu den Landin-Paraden gesellten sich technische Fehler und Würfe neben das Tor. Aalborg zog vom 5:5 auf 11:5 davon, Ekberg durchbrach den Negativlauf erst in der 27. Minute mit dem verwandelten Siebenmeter zum 6:11. Das war aber auch schon der insgesamt torarme Halbzeitstand, weil den Kieler Angriffsbemühungen auch noch der Pfosten im Weg stand. Am Ende der ersten Halbzeit hatten Landin und Bellahcene je elf Paraden.
Aufmunternder Applaus der Kieler Fans
Und nach dem Wechsel? Kam leider nicht die Wende. Barthold, Hoxer und Björnsen waren innerhalb von zwei Minuten für die Dänen erfolgreich, bei einem Gegentreffer von Harald Reinkind hieß es nach 33 Minuten 7:14 aus Kieler Sicht. Als der ehemalige Kieler Nilsson, der an dem Aalborger Jubeltag Geburtstag feierte, zum 17:10, Björnsen zum 18:10 einnetzte, nahm Filip Jicha seine vorletzte Auszeit, forderte vehement mehr Einsatz seiner Mannen. Doch es blieb dabei: Immer dann, wenn die Kieler zumindest ein kleines Momentum in ihren Händen zu halten schienen, warfen sie es wieder weg.
Die Kieler stemmten sich den Aalborger Angriffen entgegen, scheiterten vorn aber immer wieder an Landin und ihren Nerven. Jicha ließ schon in der 46. Minute die letzte Auszeit folgen. Die Zebras sollten die Partie mit Würde zu Ende bringen. Und sie wehrten sich, verhinderten nach Nilssons 14:25 (51.) immerhin noch eine zweistellige Niederlage. Komplett unsportlich die Auszeit von Aalborgs Trainer Stefan Madsen in der 59. Minute bei einer Acht-Tore-Führung für sein Team. Gefährlich das ungeahndete und überflüssige Foul an Magnus Landin wenig später. Am Ende aber blieben das unschöne Randerscheinungen eines verdienten Aalborger Siegs, während die Zebras schließlich nach dem 18:27 mit hängenden Köpfen vom Feld schlichen. Immerhin getragen vom aufmunternden Beifall der treuen THW-Fans.
Hartes Spiel gegen die Füchse am Sonntag
Am Sonntag wartet auf die Zebras das nächste harte Spiel: In der Wunderino Arena empfangen sie dann den ungeschlagenen Tabellenführer der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, die Füchse Berlin. Die Partie ist weitestgehend ausverkauft, Resttickets gibt es online unter www.thw-tickets.de, bei CITTI und in der THW-FANWELT. Der Zweitmarkt von Fans für Fans ist bereits geöffnet. Anpfiff gegen die Mannschaft um Superstar Mathias Gidsel, die aktuell Meisterschaftsanwärter Nummer eins ist, mit viel Selbstvertrauen anreist und sich vier Tage auf das Spiel in Kiel vorbereiten konnte, ist um 14:05 Uhr. Neben Dyn ist das Spiel auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen live zu sehen: Der NDR und der RBB übertragen parallel aus Kiel. Weiter geht’s gegen Berlin, Kiel!
Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn
Machineseeker EHF Champions League, 7. Spieltag: THW Kiel - Aalborg Handbold (DEN) 18:27 (6:11)
THW Kiel: Mrkva (42.-50. und 2 Siebenmeter, 1 Parade), Bellahcene (1.-42., 50.-60., 14/1 Paraden); Ehrig, Duvnjak (1), Reinkind (1), M. Landin (2), Battermann (n.e.), Øverby, Wiencek, Ekberg (7/4), Johansson (1), Gurbindo, Wallinius, Bilyk (4), Pekeler (1), á Skipagøtu; Trainer: Jicha
Aalborg Handbold: N. Landin (1.-60., 19/3 Paraden), Norsten (n.e.); Nilsson (4), Wiesmach, Barthold (5), Hald (2), Hoxer (3), Thurin (1), Larsen, Vlah (1), Björnsen (4), Möllgaard (1), Antonsen (1), Jul (2), Hansen (3/3), Munk; Trainer: Madsen
Schiedsrichter: Daniel Accoto Martin / Roberto Accoto Martins (POR)
Siebenmeter: THW: 7/4 (N. Landin hält Ekberg (4.), M. Landin (23.), á Skipagøtu (26.)) / Aalborg: 4/3 (Bellahcene hält Hansen (57.))
Zeitstrafen: THW: 2 (Duvnjak (40.), Pekeler (60.)) / Aalborg: 1 (Björnsen (27.))
Spielfilm: 2:0 (3.), 2:1 (5.), 4:2 (10.), 4:5 (12.), 5:5 (15.), 5:11 (26.), 6:11 (27.);
2. Hz.: 7:12 (31.), 7:14 (32.), 10:16, 11:18 (40.), 11:20 (42.), 14:22, 14:25 (52.), 17:25 (56.), 18:27.
Zuschauer: 7723 (Wunderino Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Glückwunsch an Aalborg zu diesem mehr als verdienten Sieg. Mit unserer Effizienz im Angriff kann man solch ein Spiel nicht gewinnen. Das ist hart zu schlucken, aber heute war leider nicht unser Tag.
THW-Kapitän Nikola Bilyk: Wir sind sehr enttäuscht. Das war nicht die Art und Weise, wie wir uns hier gegen Aalborg präsentieren wollten. Der Sieg für Aalborg war absolut verdient.
Aalborg Trainer Stefan Madsen: Es ist immer eine Freude, in dieser Arena zu spielen. Diese Atmosphäre gibt es in nicht vielen Hallen in Europa. Ich bin natürlich sehr zufrieden mit dem Sieg und unserer Leistung gegen diese großartige Mannschaft. Wir haben genau das gespielt, was wir uns vorgenommen haben. Deshalb bin ich glücklich.
Aalborgs Ex-Zebra Lukas Nilsson: Es ist immer etwas Besonderes für mich, in dieser Halle zu spielen. Deshalb war es auch ein besonderes Spiel für mich. Wir haben die heutige Aufgabe angenommen, gut gespielt und sind deshalb sehr zufrieden mit dem Resultat.
THW-Kapitän Patrick Wiencek: Wir hatten eigentlich gehofft, dass wir unsere Fehler abstellen können. Heute haben wir sie aber wieder gemacht. Samir hat in der ersten Halbzeit überragend gehalten, die Abwehr stand auch nicht schlecht. Vorn hatten wir gute Chancen, haben aber das Tor nicht gemacht. So konnte sich Aalborg absetzen. Das Spiel haben wir nicht in der Abwehr verloren, sondern im Angriff. Wir haben nicht unser Gesicht gezeigt, nicht das, was wir draufhaben. Jetzt stehen wir wieder hier und müssen uns hinterfragen.