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Charakterstarke Zebras kassieren nach wilder Tempojagd erste Niederlage in der Königsklasse

Champions League

Charakterstarke Zebras kassieren nach wilder Tempojagd erste Niederlage in der Königsklasse

Jetzt hat es auch den THW Kiel in der Königsklasse erwischt: Im fünften Spiel der Machineseeker EHF Champions League unterlagen die Zebras am Donnerstagabend dem norwegischen Titelträger Kolstad Handball nach einer wilden Tempojagd mit 30:34 (16:19).  Dabei agierten beide Teams in einer temporeichen, hochklassigen Partie absolut auf Augenhöhe. Pech für die Zebras, die Charakter zeigten, dass das Schiedsrichtergespann aus Island nicht immer im Bilde war, die Kieler in der entscheidenden Phase mehrfach benachteiligte. Pech aber auch, dass Ex-Zebra Sander Sagosen einen herausragenden Tag erwischte und mit acht Treffern entscheidender Akteur der Gastgeber war. 

Starke Torhüter auf beiden Seiten

Dabei erlebten über 7000 Fans im Spektrum von Trondheim beim Wiedersehen mit Ex-Zebra Sander Sagosen Werbung für ihre Sportart. Großartige Leistungen riefen auf beiden Seiten die Torhüter ab, Tomas Mrkva glänzte mit elf Paraden in 45 Minuten, auf der anderen Seite hatte auch Torbjörn Bergerud einen starken Abend erwischt, hielt insgesamt zehn Bälle an und wurde gerade in der Schlussphase zum starken Rückhalt seiner Mannschaft. Bester Kieler Torschütze war Niclas Ekberg, der zehnmal ins norwegische Tor traf, viermal von der Strafwurflinie. Zehnmal erfolgreich war auch Kolstads Rechtsaußen Björn Gudjonsson. Sander Sagosen traf gegen seine ehemaligen Mitspieler achtmal.

Aberwitziges Tempo

Und ausgerechnet Sander Sagosen setzte das erste Ausrufezeichen, brachte die Gastgeber mit 1:0 in Front. Nikola Bilyk glich aus und war in der dritten Minute erneut zur Stelle, egalisierte die erneute Kolstad-Führung durch Johannessen zum 2:2. Die Spieler von Trainer Christian Berge zeigten in der Folge ein irres Tempospiel, erhöhten in kurzer Zeit auf 6:3, ehe THW-Torhüter Samir Bellahcene erstmals die Hände an den Ball bekam. Rune Dahmke war zum 6:4 zur Stelle. Doch Kolstad drückte weiter aufs Tempo, Sander Sagosen traf nach 13 Minuten zum 11:6, die erste Fünf-Tore-Führung: Die Fans im Spektrum waren begeistert. In der 16. Minute markierte Gudjonsson den 13:8-Zwischenstand, doch die Zebras packten jetzt in der Abwehr fester zu, allen voran Patrick Wiencek. Da auch Tomas Mrkva, ab der 14. Minute zwischen den THW-Pfosten, starke Paraden bot, unter anderem die Strafwürfe von Gudjonsson und Lyse unschädlich machte, bliesen die Kieler zur Aufholjagd. 

Kieler Aufholjagd

Möglich wurde diese durch Steals von Hendrik Pekeler, der gleich zweimal ahnte, was Sagosen vor hatte. Ekberg traf von der Siebenmeterlinie, außerdem nach Tempogegenstoß, Magnus Landin war zweimal von Linksaußen erfolgreich: In der 22. Minute hatten sich die Zebras auf 13:12 herangekämpft. Die Partie war wieder völlig offen. Hart dann die Doppel-Zeitstrafe, die das isländische Gespann gegen Bilyk und kurz darauf gegen Duvnjak aussprach: Die Gastgeber nutzten die Chance, zogen bis zum Pausenpfiff auf 19:16 davon. 35 Tore in der ersten Halbzeit, die Fans in der Arena und an den Fernsehschirmen sahen ein echtes Tore-Spektakel.

Zu viele technische Fehler 

Nach dem Wechsel waren die Kieler von Beginn an hellwach, stellten das bessere Team, glänzten in der Abwehr und kämpften sich Tor um Tor heran. Tomas Mrkva zeigte seine Klasse, Rune Dahmke war zweimal mit spektakuläre Steals zur Stelle. Doch im Angriff hakte es bei den Zebras, technische Fehler schlichen sich ein, die Folge war der 20:24-Rückstand nach einem Kracher unter die Latte von Sagosen. Doch die Zebras kämpften sich ein weiteres Mal zurück ins Spiel, packten einen weiteren 4:0-Lauf aus. Sie trafen zweimal durch Harald Reinkind, Nikola Bilyk und dann durch Patrick Wiencek, der sich am Kreis durchsetzte und in der 43. Minute zum 24:24 ausglich. Ausgerechnet jetzt unterliefen den Zebras einige technische Fehler, die Kolstad gnadenlos bestrafte, erneut mit 28:25 vorne lag. Doch die Kieler konterten. Niclas Ekberg traf von Rechtsaußen, brachte den deutschen Meister dann mit frechem Dreher in der 49. Minute auf 27:28 heran. Kolstads Trainer Berge tippte auf den Buzzer, griff zur Auszeit. 

Kolstad macht den entscheidenden Schritt

Die Zebras hatten es jetzt in eigenen Händen, die Partystimmung in Trondheim zu crashen. Doch wenn man kein Glück hat, kommt oft auch noch Pech dazu: Es folgten erneut zwei unverständliche Schiedsrichterentscheidungen, so bei Hendrik Pekelers Wurf aufs leere Tor, bei dem er klar behindert wurde. Der fällige Pfiff blieb genauso aus wie beim Stoßen gegen den sich in der Luft befindlichen Duvnjak. Die Gastgeber nutzten die Gunst der Stunde, machten mit Gegenstößen den letzten Schritt zum gefeierten Sieg über eine starke Kieler Mannschaft.

Heimspiel gegen den TBV Lemgo Lippe am Sonntag

Zwischen den beiden Auswärtsspielen in der Königsklasse, nächste Woche geht es für die Kieler nach Paris, haben die Zebras noch ein wichtiges Heimspiel in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga vor der Brust. Am Sonntag empfangen sie den TBV Lemgo Lippe zum Kampf um wichtige Ligazähler. Die Partie wird um 15 Uhr angepfiffen und live im Free-TV bei BILD.tv und bei Dyn zu sehen sein. Der Zweitmarkt für Tickets von Fans für Fans ist bereits geöffnet, Eintrittskarten für dieses Heimspiel gibt es bei CITTI in Lübeck, Flensburg und Kiel, unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT. Diese hat am Sonntag bereits ab 12 Uhr geöffnet. Weiter geht’s gegen Lemgo, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Kolstad Handball

Machineseeker EHF Champions League: Kolstad Handball - THW Kiel 34:30 (19:16)

Kolstadt Handball: Eggen (45.-50. und 1 Siebenmeter, keine Parade), Bergerud (1.-45., 50.-60., 10/1 Paraden); Eck, Sagosen (8), Rönning, Aalberg (4), Langeland, Björkas, Setterblom, Gullerud (2), Sögard (5), Lyse, Hernes (1), Gudjonsson (10), Johnsen, Röd (4); Trainer: Berge
THW Kiel: Mrkva (14.-60., 11/2 Paraden), Bellahcene (1.-14., 3 Paraden); Ehrig, Duvnjak, Reinkind (4), Landin (3), Øverby, Wiencek (2), Ekberg (10/4), Johansson (1), Dahmke (4), Gurbindo, Wallinius, Bilyk (4), Pekeler (1), á Skipagøtu (1); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Jonas Eliasson / Anton Palsson
Siebenmeter: Kolstad: 6/4 (Mrkva hält Gudjonsson (19.) und Lyse (28.))/ THW: 5/4 (Bergerud hält Ekberg (55.))
Zeitstrafen: Kolstad: 4 (Gullerud (4.), 2x Sögard (14., 35.), Sagosen (43.)) / THW: 5 (2x Øverby (12., 19.), Bilyk (18.), Duvnjak (28.), Wiencek (36.))
Spielfilm: 1:0, 3:3 (3.), 6:3 (5.), 8:4 (8.), 9:6 (10.), 11:6 (12.), 13:8 (15.), 13:12 (23.), 15:14 (26.), 17:16 (28.), 19:16;
2. Hz. 20:17, 21:19 (37.), 23:19, 24:20 (40.), 24:24 (43.), 27:24 (46.), 28:25, 28:27 (50.), 33:27 (56.), 34:28 (58.), 34:30
Zuschauer: 7120 (Trondheim Spektrum, Trondheim (NOR))

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Glückwunsch zum Erfolg an Kolstad. Es war ein sehr intensives Match, das unglaublich viel Kraft gekostet hat. Ich habe meine Mannschaft heute mit viel Charakter, viel Körpersprache und einem enormen Teamgeist gesehen. Leider waren wir nicht in der Lage, in der entscheidenden Phase für besondere Momente zu sorgen. Dafür haben wir zu viele technische Fehler gemacht in diesen Minuten. Die Niederlage ist hart zu schlucken.

THW-Toptorschütze Niclas Ekberg: Es ist eine harte Phase für unseren Club und für uns. Wir haben wieder Charakter auf dem Feld gezeigt, aber letztlich zu viele Fehler gemacht. Es war ein wirklich hartes Spiel. Wir müssen jetzt weiter arbeiten und uns mit Siegen belohnen, um die Köpfe wieder hoch zu bekommen.

Kolstads Trainer Stian Nielsen: Wir hatten einen großen Respekt vor dieser THW-Mannschaft. Wir haben vor allen Dingen in der ersten Halbzeit eine großartige Leistung gezeigt. 19 Tore gegen die starke THW-Abwehr war ein Statement. Ingesamt war es ein Spiel mit hohem Tempo, wir hatten das vorbereitet. Wir sind sehr zufrieden mit dem Resultat – das hat Spaß gemacht.

Kolstads Außen Sigvaldi Gudjonsson: Es war ein hartes Spiel, mit einem hohen Tempo. Wir haben sehr gut gespielt, wir waren im Angriff strukturiert und hatten in der Abwehr Kontrolle über das, was wir kontrollieren wollten. Dazu gehörten vor allen Dingen die Kieler Gegenstöße mit zwei Kreisläufern. Ich bin sehr beeindruckt von meinen Mitspieler, wir haben großen Charakter gezeigt.